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für Freunde der Berliner Radbaukunst

Hier nun der Auszug aus dem Berliner Adreßbuch von 1925. Etwas merkwürdig mutet an, dass Oskar Kuschkow 1922 gestorben sein soll, 1925 jedoch noch unter seiner Adresse in der Falkstraße 1 angemeldet ist... In jedem Falle war er Berufsrennfahrer, sonst wäre er wohl nicht als solcher registriert worden.

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Re: für Freunde der Berliner Radbaukunst
Das ist alles sehr interessant, aber zwischen der Rennfahrerkarriere und deinem Rahmen liegen gute 30 Jahre. Entweder hat der werte Herr viel länger überlebt oder der Rahmen kommt aus anderen Händen, zB denen seines Sohnes.
 
Möglicherweise weiß Uli Feick mehr über Kuschkow, der hat wohl auch eine Postkartensammlung zur Berliner Rad(sport-)geschichte.
 
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Das ist alles sehr interessant, aber zwischen der Rennfahrerkarriere und deinem Rahmen liegen gute 30 Jahre. Entweder hat der werte Herr viel länger überlebt oder der Rahmen kommt aus anderen Händen, zB denen seines Sohnes.
Soweit ich das überblicke, ist der Rahmen aus den 1930erJahren, nicht viel später.
 
Du schuldest uns natürlich immernoch bessere Bilder, aber das was wir da sehen können, passt sehr viel besser in die 50er. 30er würde ich ziemlich sicher ausschließen, aber ich lasse mich gerne belehren.
 
Soweit ich das überblicke, ist der Rahmen aus den 1930erJahren, nicht viel später.

Hmm, diese Form der Gabelkrone tauchte mWn erstmals mit dem Diamant 66 und somit in 1932/33 auf. Dann findet sich diese Gabelkrone auch noch im Hübner & Koch-Katalog aus 1955. Insofern gab es die Gabelkrone zumindest über einen längeren Zeitraum. Und ja, bei den bislang gezeigten Bildern würde ich auch eher auf 50er als 30er Jahre tippen.

Gibt es denn evtl. noch ein paar mehr Bilder von dem Rahmen?
 
Ah ja, wirklich sehr schön! Tatsächlich sieht das im Detail nicht nach Hans Grunow aus, worauf ich ja getippt habe. Auch meine ich, dass diese Art der Gabelkrone mit den "Dachüberstand" tendenziell früher benutzt wurde, aber das weiß Rolf sicher besser. Vielleicht schaltet sich ja auch Christoph mal ein. Ich halte es jetzt zumindest nicht mehr für unwahrscheinlich, dass es in den Dreißigern gebaut wurde.
 
Ich halte es jetzt zumindest nicht mehr für unwahrscheinlich, dass es in den Dreißigern gebaut wurde.

Die Frage ist nun, was für die 1930er spricht. Ich denke, zum Beispiel der Lack. Schwarz sehe ich in der Vorkriegszeit beheimatet. In den Fünfzigern wurden die Räder tendenziell farbiger. Ich meine auch, dass es sich bei dem Lack um polierten Nitrolack handelt - das würde auch auf Vorkrieg deuten.
Die Anlötteile sind wohl auch eher ungewöhnlich. Der Bremssteg ist kein Standardteil, oder? Ebensowenig der Halter für die Kette und die Verstärkungs-Strebe an der Tretlagermuffe. Die scheinen selbstgemacht zu sein, genau wie die Bremszugführungen am Oberrohr.
Hier noch ein paar Fotos:
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Hmm, ich bin hin- und hergerissen. Also die Merkmale wie Bremssteg und die Zughalterösen sind jetzt nicht ungewöhnlich für die 50er (ich habe ein Polauke das genauso aussieht). Ob man von der Farbe auf das Alter schließen kann, wage ich auch mal zart zu bezweifeln. Die Strebenanlegung und die Rahmennummer erinnern mich auch an diese. Da Polauke bei Grunow gelernt hat, sind die Details teilweise recht ähnlich. Die Höhe der Rahmennummer passt aber eher zu Grunow. Naja, ich bin wahrscheinlich keine große Hilfe. Wunderschöner Rahmen!
 
Der Weg zum Hersteller und zur Datierung führt wohl am ehesten über die Muffen und die Ausfallenden. Zum Vergleich mal das FBL eines Freundes, das die gleiche Gabelkrone und ganz ähnliche Ausfaller hat. Gabel und Hinterbau sind hier nur verkupfert, nicht vernickelt oder verchromt.
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Helmöler im Tretlagergehäuse waren typisch für die Vorkriegszeit. In den späten 40er Jahren sind diese dann eher vollständig verschwunden; zumindest in Deutschland. Die Ausfallenden und insbesondere das vordere sprechen übrigens auch für ein Baujahr in der zweiten Hälfte der 30er (eher wahrscheinlich) oder zweite Hälfte der 40er (frühe Nachkriegsproduktion mit vorhandenen und gebunkerten Teilen).

Man darf bei der Altersbestimmung allerdings nicht vergessen, daß es in der Fertigungslinie der deutschen Rahmenbauer ein gut 6 Jahre währendes Loch gegeben hat. So sind zwischen 1939 spätestens aber 1941 bis 1946/47 so gut wie keine Rennradrahmen auf deutschem Boden entstanden. Erstens mangels Fahrern, zweitens mangels Veranstaltungen und dritens mangels Rohstoffen, da die gesamte Fertigung in D auf militärische Produkte zwangsumgestellt worden ist. In den frühen Nachkriegsjahren wurde dann mehrheitlich das aufgearbeitet, modernisiert und auf Lastenfahrräder umgebaut, was nicht zerstört worden ist. Auch in diesen Jahren gab es für Radsportler wenig Gelegenheiten sich sportlich zu messen. Einerseits, da man eher mit dem Überleben kämpfte und auf heimischem Boden solche Veranstaltungen mangels verfügbarer Verpflegung für die Fahrer hat gar nicht austragen können. Andererseits wurden deutsche Fahrer auch auf keine internationalen Veranstaltungen eingeladen bzw. auch gar nicht zugelassen. Geschichten hierzu gibt es genug; sowohl in Ost wie in West.

Die Farbe ist natürlich auch so ein gern bemühtes Thema. Prinzipiell ist es sicherlich zutreffend, daß schwarz eher eine Farbe der Vorkriegszeit war. Allerdings gilt das auch für die frühe Nachkriegszeit, in der sämtliche Rohstoffe Mangelware waren. Mein Großvater z.B. requirierte seinerzeit im Bundesgebiet für die amerikanische Besatzungsmacht Rohstoffe für die Farbherstellung, damit deren im Vormarsch malträtierten Militärfahrzeuge haben aufgehübscht und deren Unterkünfte zumindest haben geweisselt werden können. Besonders interessant für die Amerikaner waren damals angeblich die Lösemittel Toulol und Xylol, welche mein Großvater als Benzinersatz für den von den Amis zur Verfügung gestellten Traction Avant verwandte, wenn die Benzinbezugsscheine mal wieder vor dem Monatesende bereits aufgebraucht waren. Aus Erzählungen weiß ich auch, daß dies häufiger vorkam und er deshalb auch immer eine größere Anzahl an Ersatz-Benzinpumpen bzw. der Pumpenmembran benötigte.

Nitrolacke bzw. korrekt Nitrozelluloselacke kamen in den 20er Jahren auf, wurden aber bis tief in die 50er Jahre auch im Automobilbau verwandt. Farben waren nicht ganz so einfach einzubringen; so gab es anfangs wirklich nur die Farbe schwarz und ab Mitte der 20er Jahre das Dupont blau.

Farblich aufgeschlossener machte dann erst die Verwendung von zweikomponentigen Acrylharzlacken, die obwohl auch schon zum Ende der 20er Jahre entwickelt, im Automobilbau so ungefähr in den 60er Jahren erst großflächig zur Anwendung kamen.

Aber eben aufgrund der schwierigen Rohstoffsituation verarbeitete man bis Anfang der 50er Jahre eher Alles, wessen man überhaupt hat habhaft werden können. Und wer Rohstoffe hatte, agb die nur gegen harte Währung heraus; das änderte sich erst mit Einführung der D-Mark und der Gründung der BRD in 1949, so daß man geregelte Arbeits- und Betriebssituationen, wie wir diese aus späteren Jahren kennen, erst so ab Ende der 40er/ Anfang der 50er wieder erwarten darf. Bis dorthin was das eher reine Improvisation und Bastelei.

Meine Nachkriegs Dürkopp Diana war z.B. rationiert und das was in Brackwede in den Ruinen produziert hat werden können, wurde die gesamten Gebiete der drei westlichen Besatzungsmächte verteilt. So kam es, daß Dürkopp vor 1950 auch über einen Wiener und ganz wenige andere österreichische Händler vertrieben wurde. Die eine Nachkriegs-Diana aus meinem Bestand wurde angeblich 1948 von Salzburg nach München geschmuggelt, was das österreichische Dürkopp-Logo auch belegen kann/ würde; ich bin mir nur mit dem Jahrgang nicht ganz so sicher.
 
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