Das (längere Zeit > 40 km/h) Problem wird wohl die Mehrheit der user dieses Forums haben.
Also kein Grund zur Sorge.
Sorry, Andreas, du meinst es sicher gut. Aber wenn ich in einem Forum wie diesem, wo es ja auch erfahrene und/oder kompetente Leute gibt, eine Frage stelle, würde mich deine Antwort nicht zufriedenstellen. "... kein Grund zur Sorge" ist ein schwacher Trost, nicht mehr und nicht weniger.
Ich will jetzt nicht versuchen, die Hinweise zusammenzufassen - die meisten sind hilfreich.
Vielmehr was zu der Frage: Warum können es die einen, und warum können es die anderen nicht? Und ich fange mal "hinten" an, bei den "psychologischen" Voraussetzungen, die man mit der Erfahrung erwirbt.
Wenn du einen "alten Hasen" nimmst, also einen von diesen gar nicht so wenigen 55 - 65-jährigen, die noch aktiv Lizenz-Rennen fahren (z.B. ich bis vor ca. 7 Jahren, da war ich 56), dann sagen die oft von sich dieses:
"Wenn ich nicht will, daß du mich vom Hinterrad verlierst, dann klebe ich an deinem Hinterrad wie Sch... am Schuh!" (bezieht sich natürlich nur auf flache oder ganz leicht ansteigende Profile)
Und das ist keine "Großkotzerei", das schaffen die wirklich! Warum?
Ich habe es angedeutet: Es geht um "Übung" und es geht um "Psychologie". Aber nicht nur. Diese Ergänzung ist wichtig, denn ändern können wir die Situation ja nur a. durch Rennen fahren b. Training, also sollte es möglichst so sein, daß wir auch an den physischen Voraussetzungen was ändern können.
Was die psychologischen Voraussetzungen betrifft: Es ist eine Frage der Einstellung. Als Radrennfahrer mußt du dir so früh wie möglich (bei uns "Alten" war das meistens im Alter von 11 - 14, bei mir z.B. vor 48 Jahren, da siehst du mal: kein Kunststück!!) ein positives Verhältnis zum Hinterradfahren erarbeiten.
Demgegenüber findet man bei (ehem.) Hobbyfahrern und Quereinsteigern eher so eine seltsame Auffassung, die von falschem Ehrgefühl, richtigem Bestreben, auch schnell zu sein, wenn man die Nase in den Wind steckt, verbunden mit der vollkommen verständlichen Angst, dem Vordermann ins Rad zu fahren, vor.
Wie kann man dagegen vorgehen?
- "Es gibt nichts Gutes, außer...": Das fängt eigentlich beim Rennen an, nur dort wird man es auf Anhieb in den seltensten Fällen lernen, zu groß ist insbesondere dort die Angst "peinlich aufzufallen". Also: Was kann man im Training tun? Erste Antwort: Nicht alleine Trainieren fahren! Man kann im Training - am besten zu Zweit - z.B. folgende Übungen machen: a. abwechselnd versuchen, den anderen abzuhängen, wichtig: beide müssen ihre "Rolle" konsequent spielen. Der "Abhänger" hat da mehr Möglichkeiten, er kann mehr oder weniger allmählich "aufdrehen" oder maximal beschleunigen. Da es aber insgesamt um hohe Geschwindigkeit geht, sollte er schon einigermaßen zügig "zu Potte kommen". Die "Klette" am Hinterrad sollte einen Fehler vermeiden: Sich Zeit lassen. Das wäre nämlich eine ganz andere Übung. Also bitte: So schnell wie möglich ans Hinterrad fahren und dann dran bleiben.
Eine 2. Übung, bei der es um die Geschwindigkeit aber nicht ums Hinterradfahren geht: Nebeneinander ca. 33 - 35 km/h anfahren und dann allmählich bzw. wie man will beschleunigen auf höchstmögliche Geschwindigkeit. Das sollte bewußt nicht per maximaler Beschleunigung passieren, aber auch nicht allzu lange dauern, also höchsten 45 s.
- Alle Sprintübungen, z.B. Ortsschildsprints, tragen positiv bei.
- So viel wie möglich Rennen fahren (warum an Punkt 3., siehe oben).
Das setzt also jetzt voraus, daß man nicht alleine fährt.
Im Alleintraining kann man trotzdem einiges an den physischen Voraussetzungen tun. Da will ich jetzt nicht alles wiederholen, nur ein Wort zum vielfach genannten Intervall-Training:
- Zu allererst müssen wir uns nochmal klarmachen, worum es hier geht. Der betr. Leistungsfaktor heißt nämlich Ausdauer! Wie vereinbart sich das mit dem häufig (auch von mir) genannten Hinweis auf Schnelligkeit? Antwort: Die Frage ist, was dauernd "gebracht" werden muß. Und deshalb sprechen wir, wenn es um die häufige Wiederholung sehr kraftbetonter Bewegungen geht, wie beim Gewichtheben, von "Kraftausdauer" (Achtung: Berge mit hohen Gängen fahren ist kein Kraftausdauer-Training, dieser Unfug wird leider auch auf Trainerlehrgängen immer wieder runtergebetet!). Geht es um die Wiederholung schneller Bewegungen, sprechen wir von Schnelligkeitsausdauer.
Aber: Ausdauer!
- Es ist also nur logisch, daß unser Intervalltraining sowohl lange als auch kurze Intervalle beinhalten muß.
- Noch ein Wort zu den kurzen Intervallen: Da sollte es sowohl "mit lohnender Pause" als auch mit "vollständiger Erholung" gefahrene Intervalle geben. Diese Ausdrücke sind leider ein wenig "aus der Mode" gekommen, deshalb die Erläuterung:
"mit lohnender Pause" = man macht nur eine relativ kurze Pause zwischen den Intervallen, i.d.R. zwischen 1,5 - 1 x Intervalldauer.
"mit vollständiger Erholung" = zuerst passive (KB), dann aktive Pause bis sich Puls und Atmung vollkommen normalisiert haben, also auf GA-Niveau oder besser knapp darunter sind.
Beide Intervallmethoden sollten trainiert werden, denn einerseits geht es um Ausdauer (s.o.), andererseits geht es um die letzten "Prozentchen" bei der Geschwindigkeit.
Viel Erfolg!