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Der ultimative Stahlrahmen - Qualitätsmerkmale

Es gab auch schon immer viel Schrott (verzogene Rahmen, weiche Tretlager, Rahmenbruch, etc.). Sowas merkt man nicht bei 15min Testfahrt. Als Profi würde ich alle Möglichkeiten ausschöpfen, einen Defekt zu vermeiden. Und die Psyche spielt für den Gewinn eine große Rolle: Deshalb nur vom Besten!
 

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Re: Der ultimative Stahlrahmen - Qualitätsmerkmale
In der Summe aller Möglichkeiten muss der ultimative Stahlrahmen also:
  • fehlerfrei gefertigt sein
  • keine Konstruktionsfehler aufweisen
  • in Abmessungen und Geometrie zu Fahrer und Einsatzgebiet passen
  • dem Fahrer gefallen
  • und eine Weile halten

Im Grunde hat Knobi das Wesentlichste gesagt. Das meiste, was der "Fan" seinen "Lieblingen" so zuschreibt gehört wirklich in das Reich der Legenden, die ja reichlich gestrickt werden oder es werden Erzählungen Bedeutungen zugemessen, die so gar nichts mit den physikalischen Eigenschaften zu tun haben können: Exclusiv-Überlassungen bestimmter Muffen, Buddy-Geschichten - nur gute Freunde durften Material XY verwenden oder Rahmen von Meister Soundso brauchen viel länger um "weich getreten zu werden" und mehr solcher Geschichten.

Nüchtern betrachtet ist ein Stahlrahmen auch "nur" eine Schlosser-Arbeit, die eben materialgerecht ausgeführt sein muß. Wenn die noch sauber ausgeführt ist, dann umso besser. Davon sind viele italienische, aber auch französische Rahmen weit entfernt gewesen. Wenn ich den Vergleich aus den reichlich bearbeiteten Klassikern ziehen soll, dann sind global gesehen, Niederländer und Japaner in der Hinsicht besser - im Einzelfall sieht das natürlich wieder anders aus....... und um noch fieser zu werden: So mancher Taiwan ( oder auch China-) Rahmen von heute schlägt in Sachen Verarbeitung und Exaktheit viele der geliebten Klassiker um Längen.

Auch ein beliebtes Stammtisch-Thema sind sog. "Rohrsätze". Der Informationsgehalt von Rahmenaufklebern ist eher gering, aber je "prominenter" der Aufdruck, um so mehr wird dem Geröhr gehuldigt.
Nicht jeder Aufkleber bezeichnet einen "Rohrsatz", sondern lediglich eine Rohrqualität - Legierung, Behandlung und daraus resultierend die relative Zugfestigkeit - die es aber in -zig Wandstärken und Dimensionen geben konnte ( und kann).
"Rohrsätze" waren zum Einen eine Marketingmasche ( Rohraufkleber!!) und zum anderen konnten sich Rahmenbauer damit die Arbeit etwas vereinfachen: was man daraus baute hatte erwartbare Eigenschaften.
Aber das zieht sich bis heute: wie oft bin ich schon mit der Frage konfrontiert worden, ob es auch Rahmen gibt die nicht aus den allgegenwärtig scheinenden 4130cromo sind und ich einen Rahmen aus Columbus oder Reynolds Rohr präsentierte und ein Strahlen provozierte, dass gleich wieder erlosch, wenn ich dem Interessenten erklärt hatte, dass sich das bei diesen bestimmten durch die Bank um 25cromo4 handelt und auch noch alle in Taiwan gezogen wurden.
Oder: im Marketing-Geblubber eines aktuellen Produzenten wird was von einem "Blend of Columbus Life and Spirit" schwadroniert. Beides die selben Legierungen, nur Columbus hat jeweils etwas andere Dimensionen zugeordnet.
Also damit kann man den geneigten Kunden immer noch kirre machen.

Unterm Strich machen es ein paar wenige, aber entscheidende Faktoren aus.

Ordentliche Verarbeitung: Ein wenig mit Lot rumkleckern ist an sich nicht schlimm, nur etwas schlampig, dafür überhitzen etc, nicht pass-genau zuschneiden usw. aber um so mehr.
Ergonomie und Passform ( daran scheitern aber so manche Rahmenbauer), ganz klar mit das Wesentlichste.
Design: funktionell eben Dimensionierung der Rohre und sinnvolle Materialauswahl, daneben auch eher praktische, aber technisch weniger entscheidende Dinge wie gebogene Kettenstreben um das Eindrücken zu umgehen oder Formgebung der Rohre wie Ovalisierungen um zum Beispiel aus eine 1" Oberrohr etwas mehr Seitensteifigkeit gewinnen zu wollen, praktikable Ausfallenden usw...

Zuletzt braucht man noch jemanden, der alles zusammen, alleine oder im Team - einer zeichnet, einer lötet o.ä. - auch hinbekommt.
Alles andere sind eher Erzählungen von Feen und Elfen - was natürlich auch ganz nett sein kann......
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein wasserdichter Vergleich von X und Y auf dynamik sprich steifigkeit lässt sich nur im Labor ermitteln
Mittels Dehn u Messsreifen
 
Ein auf Maß gefertigter Rahmen wird sicher besser sein wie von der Stange. Zwei gut gemachte Rahmen aus Italien, identische Größe, kann man nicht unbedingt unterscheiden. Koga, so habe ich früher empfunden war vom Gefühl schon etwas anderst wie ein Italiener, ein besseres Gefühl wars. Aber es war eben nur ein Gefühl, kein echter Test im Labor.
 
Ein auf Maß gefertigter Rahmen wird sicher besser sein wie von der Stange.
Nun ja. Ich stand vor vielen Jahren mal bei einem Maßrahmenbauer in der Werkstatt vor zwei halbfertigen Rahmen und habe über die sogenannte Passung der zugeschnittenen Rohre ehrlich gesagt gestaunt. Das war eher "zurechtgebissen", als auf Gehrung bearbeitet und man wunderte sich dabei schon, was Fillets aus Nickellot so alles zusammenhalten können. Derjenige ist schon viele Jahre lang nicht mehr aktiv und ich werde auch keinen Namen nennen, aber seitdem ahne ich, warum die Stars der Branche in ihren Blogs immer wieder Fotos von unverlöteten, perfekten Gehrungen hochladen.
 
So ein Muffen-Rahmen ist immer die Katze im Sack, man kann nicht reingucken ob die Spalte zwischen Rohr und Muffe alle gefüllt sind. Bei einem wig-geschweißten Rahmen mit dünnem Rohrsatz, kann der Rahmenbauer nicht schummeln. Wenn da die Gehrung unsauber ist oder die Schweißnaht grobschlächtig, dann sieht man dass mit geübtem Auge.

Das Märchen vom weich getretenen Rahmen kommt letztlich auch daher dass bei vielen Muffenrahmen früher die schlecht gemachten Lötverbindungen nach und nach versagten (und natürlich vom Wunsch nach was Neuem).

Den besten Stahlrahmen de ich kenne ist der Scaoin S8. Der ist schon sehr clever konstruiert, ist leicht fahrstabil und hat einige Merkmale die man heute an modernen Rahmen findet.
 
Beziehen wir uns auf den hier gemeinten, gemufften Stahlrahmen vor 1990:
Wig war damals noch eher wenig verbreitet, kam vereinzelkt in Frankreich, häufiger in england vor.
Klassisch: wer mit Silber gelötet hat, galt als Meister. .
Ich würde drei faktoren ins Spiel bringen, die auf einen "guten" Rahmen deuten:
die Verarbeitung..

1Exakt befeilte Muffen, Verwendung bestimmter Muffensätze
2Exakt eingepasste Ausfaller, die an ihren Abschlüssen entsprechende bearbeitung aufweisen
3individuelle Lösungen bei Kettenstreben, Sitzstreben
Das und sicher andere Punkte mehr sind Möglichkeiten, den handwerklichen Aufwand zu bemessen der betrieben wurde, die auch auf das vorhandene Können schließen lassen.

natürlich sind Stahlrahmen von der Stange keine schlechteren Rahmen per se, wenn der Löter einen schlechten Tag hatte auch besser, aber es fehlte mir dann etwas, was ich gern honoriere.
 
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