In der Summe aller Möglichkeiten muss der ultimative Stahlrahmen also:
- fehlerfrei gefertigt sein
- keine Konstruktionsfehler aufweisen
- in Abmessungen und Geometrie zu Fahrer und Einsatzgebiet passen
- dem Fahrer gefallen
- und eine Weile halten
Im Grunde hat Knobi das Wesentlichste gesagt. Das meiste, was der "Fan" seinen "Lieblingen" so zuschreibt gehört wirklich in das Reich der Legenden, die ja reichlich gestrickt werden oder es werden Erzählungen Bedeutungen zugemessen, die so gar nichts mit den physikalischen Eigenschaften zu tun haben können: Exclusiv-Überlassungen bestimmter Muffen, Buddy-Geschichten - nur gute Freunde durften Material XY verwenden oder Rahmen von Meister Soundso brauchen viel länger um "weich getreten zu werden" und mehr solcher Geschichten.
Nüchtern betrachtet ist ein Stahlrahmen auch "nur" eine Schlosser-Arbeit, die eben materialgerecht ausgeführt sein muß. Wenn die noch sauber ausgeführt ist, dann umso besser. Davon sind viele italienische, aber auch französische Rahmen weit entfernt gewesen. Wenn ich den Vergleich aus den reichlich bearbeiteten Klassikern ziehen soll, dann sind global gesehen, Niederländer und Japaner in der Hinsicht besser - im Einzelfall sieht das natürlich wieder anders aus....... und um noch fieser zu werden: So mancher Taiwan ( oder auch China-) Rahmen von heute schlägt in Sachen Verarbeitung und Exaktheit viele der geliebten Klassiker um Längen.
Auch ein beliebtes Stammtisch-Thema sind sog. "Rohrsätze". Der Informationsgehalt von Rahmenaufklebern ist eher gering, aber je "prominenter" der Aufdruck, um so mehr wird dem Geröhr gehuldigt.
Nicht jeder Aufkleber bezeichnet einen "Rohrsatz", sondern lediglich eine Rohrqualität - Legierung, Behandlung und daraus resultierend die relative Zugfestigkeit - die es aber in -zig Wandstärken und Dimensionen geben konnte ( und kann).
"Rohrsätze" waren zum Einen eine Marketingmasche ( Rohraufkleber!!) und zum anderen konnten sich Rahmenbauer damit die Arbeit etwas vereinfachen: was man daraus baute hatte erwartbare Eigenschaften.
Aber das zieht sich bis heute: wie oft bin ich schon mit der Frage konfrontiert worden, ob es auch Rahmen gibt die nicht aus den allgegenwärtig scheinenden 4130cromo sind und ich einen Rahmen aus Columbus oder Reynolds Rohr präsentierte und ein Strahlen provozierte, dass gleich wieder erlosch, wenn ich dem Interessenten erklärt hatte, dass sich das bei diesen bestimmten durch die Bank um 25cromo4 handelt und auch noch alle in Taiwan gezogen wurden.
Oder: im Marketing-Geblubber eines aktuellen Produzenten wird was von einem "Blend of Columbus Life and Spirit" schwadroniert. Beides die selben Legierungen, nur Columbus hat jeweils etwas andere Dimensionen zugeordnet.
Also damit kann man den geneigten Kunden immer noch kirre machen.
Unterm Strich machen es ein paar wenige, aber entscheidende Faktoren aus.
Ordentliche Verarbeitung: Ein wenig mit Lot rumkleckern ist an sich nicht schlimm, nur etwas schlampig, dafür überhitzen etc, nicht pass-genau zuschneiden usw. aber um so mehr.
Ergonomie und Passform ( daran scheitern aber so manche Rahmenbauer), ganz klar mit das Wesentlichste.
Design: funktionell eben Dimensionierung der Rohre und sinnvolle Materialauswahl, daneben auch eher praktische, aber technisch weniger entscheidende Dinge wie gebogene Kettenstreben um das Eindrücken zu umgehen oder Formgebung der Rohre wie Ovalisierungen um zum Beispiel aus eine 1" Oberrohr etwas mehr Seitensteifigkeit gewinnen zu wollen, praktikable Ausfallenden usw...
Zuletzt braucht man noch jemanden, der alles zusammen, alleine oder im Team - einer zeichnet, einer lötet o.ä. - auch hinbekommt.
Alles andere sind eher Erzählungen von Feen und Elfen - was natürlich auch ganz nett sein kann......