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Cinelli Rahmen 1956?

AW: Cinelli Rahmen 1956?

Aber um hier etwas Butter bei die Fische zu tun:

Es ist natürlich, ohne die Möglichkeit den Rahmen in natura zu beäugen sehr schwierig, aber ich würde ins Auge fassen, die tatsächlich originalen, silbernen Teile des Rahmens incl. der Decals und des Chroms zu belassen und aufzuarbeiten sowie die anderen Teile in entsprechender Farbe (silbergrau) nachzulackieren. Vorher könnte für Reproduktionszwecke eine genaue Vorlage der Decals angefertigt werden, die den Rahmen später wieder zieren sollen. Dazu könnten die nicht mehr vorhandenen Decals, die aber original an diesen Rahmen gehören, ergänzt werden. Ergebnis wäre ein seinem Sinn entsprechender, voll funktionstüchtiger Fahrradrahmen, der seine Geschichte nicht verleugnet und zusätzlich, so die Arbeiten perfekt ausgeführt werden, in den nächsten Jahrzehnten noch viel Freude im "harten" Einsatz auf der Straße machen kann. Sollte dem Eigentümer der Sinn mehr nach "Wandbehang" stehen, so würde der Rahmen diesen Zweck dann auch besser erfüllen als derzeit.
 
AW: Cinelli Rahmen 1956?

Ich dachte immer wie debattieren hier über Fahrräder, nicht über Wandbehänge.



Wer genau definiert diese "aktuelle Sichtweise", ...



wann ist "früher" und wie definiert sich dieses "früher" in 30 Jahren? Warum in aller Welt sollte es urplötzlich nicht mehr nötig sein, dass ein solches Rad zuverlässig funktioniert? Was genau ist geschehen, dass dieser Rahmen seine eigentliche Funktion eingebüßt hat? Was kann die Funktion eines solchen Rahmens in diesem (sorry Hugo) runzigen Zustand ansonsten sein?
Warum hat derjenige, der dort völlig widersinnig den Lack abgekratzt hat ein auch noch erhaltenswertes Stück Geschichte erschaffen?

Fragen über Fragen, uglyripper

IMHO ist der entscheidente Augenblick dann, wenn das zukünftige Sammelgut aus dem Alltagsgebrauch oder Schattendasein im Keller, Dachboden usw., durch den Sammler erkannt und ín den sammelwürdigen Status überführt (geadelt ?) wird.
Ab dann sollten Veränderungen meiner Meinung nach wohlbedacht sein.
Davor gilt ..was ich nicht weiss macht mich nicht heiß..

Alles natürlich im Gesamtkontext ''Liebhaber alter Räder'' zu sehen.
Für alle andere ist es eh nur ein alter Göppel der im Weg rumsteht wenn man seine Schier aus dem Keller holen will.
Allerdings gerät man nur aufgrund des Desinteresses weiter Teile der Bevölkerung hin und wieder an solch verstaubten Schläfer unter der Treppe.

Deweiteren habe ich nichts gegen ein schönes Rad einzuwenden das an der Wand hängt und hin und wieder mal bei gutem Wetter ausgeritten wird um dessen Funkionalität auch noch nach 40 Jahren zu bestaunen.
Ist für mich mehr Kunst als ein DIN A O ''Kunstdruck'' von IKEA.

Gman
 
AW: Cinelli Rahmen 1956?

Für die Cinelli Kleber dieser Generation gibt es übrigens zwei Quellen, um einen Greg in Australien, sind wohl Vinyl-Kleber, zum anderen von Lloyd's in England sogar als Wasserscheibebilder. Hier die Liste
Da muss man nix reproduzieren, außer den Donald vielleicht.
Die Weltmeister-Streifen bei den Cinellis dürften im übrgen Standardkelber gewesen sein, die mehrer Hersteller verwendet haben. Dies schließe ich daraus dass mein B-Modell die gleiche Streifen wie eine Cicli-Moser aus den 50ern. Bei meinem ist der goldene Schriftzug "Champion du Monde" enthalten, auf anderen Cinellis gab es auch eine Variante "Campione di Mondi" (oder so).
 
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Blieben die Sonderklasse und die olympischen Ringe.
Der Donald könnte u.U. ja sogar belassen werden.
Hast du Ahnung wie die Qualität der Wasserschieber von Lloyd ist - oder was gelesen?
 
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Olympische Ringe hat er auch, aber die sind bei dem Cinelli definitv nicht original, schon gar nicht auf dem Oberrohr.
Die Llloyd's-Kleber sind bestes was es gibt, nech.....
Brutal was die alles auf der Liste haben, vor allem wenn man einen Engländer restaurieren will.
 
AW: Cinelli Rahmen 1956?

Klar gehören die nicht original dahin, aber man könnte sie als Teil der Geschichte des Rades betrachten...

Das Mod.B Klebchen steht leider nicht drauf, auf seiner Liste.
 
AW: Cinelli Rahmen 1956?

Das Mod.B Klebchen steht leider nicht drauf, auf seiner Liste.

Jo, hab ich auch schon vergeblich gesucht, fehlt bei mir auch, weiß aber ned ob das da je drauf war.
Ein Ami hat übrigens mal eine ganze Seite ins Netz gestellt, nur mit den verschiedenen Weltmeisterstreifen an den alten Cinellis. Mal sehen ob ich Seite wiederfinde.
 
AW: Cinelli Rahmen 1956?

Such, such...
Hund102.gif


:D
 
AW: Cinelli Rahmen 1956?

Aber um hier etwas Butter bei die Fische zu tun:
Es ist natürlich, ohne die Möglichkeit den Rahmen in natura zu beäugen sehr schwierig, aber ich würde ins Auge fassen, die tatsächlich originalen, silbernen Teile des Rahmens incl. der Decals und des Chroms zu belassen und aufzuarbeiten sowie die anderen Teile in entsprechender Farbe (silbergrau) nachzulackieren. Vorher könnte für Reproduktionszwecke eine genaue Vorlage der Decals angefertigt werden, die den Rahmen später wieder zieren sollen. Dazu könnten die nicht mehr vorhandenen Decals, die aber original an diesen Rahmen gehören, ergänzt werden. Ergebnis wäre ein seinem Sinn entsprechender, voll funktionstüchtiger Fahrradrahmen, der seine Geschichte nicht verleugnet ...
Doch, damit würde man bewußt und vorsätzlich einen wichtigen Teil der Geschichte auslöschen - jedenfalls, wenn ich Dich richtig verstehe: Du willst das "falsche", "nicht originale" Grün weg haben, und fehlende Abziehbilder ergänzen, und würdest damit einen Zustand erreichen, der weder dem "originalen" Auslieferungszustand, noch dem im "normalen" (nicht klassiker-induzierten) Gebrauch entstandenen authentischen Zustand entspricht.

Natürlich - das müssen wir hier sicher nicht diskutieren - darf jeder prinzipiell erst mal mit seinem Rad/Rahmen machen, was er will (ihn auch PULVERN lassen oder wichtige Teile ABFLEXEN, um ein FIXIE daraus zu basteln :cool:), aber wir reden ja hier über einen angemessenen und verantwortungsbewußten Umgang mit einem Rahmen, den offenkundig viele hier gerade wegen seiner Patina und der ablesbaren historischen Spuren für interessant (und vielleicht sogar für besonders wertvoll) halten.

Und: Mit der technischen "Fahrbarmachung" des Rades hat diese Diskussion ja überhaupt nichts zu tun, den Punkt können wir eigentlich gleich mal abhaken - das Rad läßt sich ja problemlos uneingeschränkt einsatzfähig aufbauen, ohne irgend etwas am Lack oder den Abziehbildern zu ändern.

Es geht also eigentlich um ästhetische Fragen, und eben um die Frage, was in so einem Fall angemessen sein könnte. Wie sich schon angedeutet hat, wird das heute anders gesehen als vor 10 oder 20 Jahren, und man mißt generell in der Auto- und Motorrad-Oldtimerszene (der die Alt-Rad-Szene immer um Jahre hinterherhinkt) heute den historischen Spuren eine ganz andere und sehr viel größere Bedeutung zu als noch vor einigen Jahren, als man alles am Liebsten in einen Besser-als-neu-Zustand gebracht hat - "voll restauriert" war da ein wichtiges Verkaufsargument.
Heute hingegen erzielt die "letzte unrestaurierte BMW-Vorkriegs-Werksrennmaschine" (eine R 51 von 1938) einen Rekordpreis (ich habe es mir nicht genau gemerkt, glaube aber, dass es etwa 125.000 Euro waren), den rekonstruierte und komplett restaurierte Exemplare bei weitem nicht erreichen. Und warum ist das so ? Weil nur wirklich originale Fahrzeuge eben tatsächlich etwas über die Geschichte erzählen und in gewisser Weise einen individuellen Charakter haben, während die voll (oder umfangreich teil)restaurierten Fahrzeuge eben weder "Fisch noch Fleisch", weder "schön neu", noch wirklich authentisch von der Ausstrahlung her sind. Das sieht man auch sofort, wenn "restaurierte" neben weitgehend originalen Exemplaren stehen. Vor 20 Jahren haben die Leute dann über das originale Exemplar gesagt: "Iih, wie sieht denn das aus ?? Das muss aber dringend mal gemacht werden !"; heute finden eben alle das möglichst original erhaltene Fahrzeug sehr viel interessanter und ansprechender als den fesch auflackierten "Neuwagen". Natürlich hängt das auch damit zusammen, dass es inzwischen so viele "totrestaurierte" Oldtimer gibt, und die Zahl der authentischen Originale rasant abgenommen hat.

Vor diesem Hintergrund hat sich dann auch die Überzeugung durchgesetzt, dass man so viel wie möglich von der originalen Substanz und den zeitgenössischen Gebrauchsspuren zu erhalten versucht, und nur das tut, was für den jeweiligen Einsatzzweck tatsächlich erforderlich ist - das umfaßt natürlich bei einem "Standobjekt" im Museum andere Arbeiten als bei einem Oldtimer, der bei Rennen/Rallyes gefahren werden soll.

Natürlich kann und soll das nicht zu einem "Ende der Geschichte" eines Objektes führen, zu einer "geschminkten Leiche" an der Wand, sondern nur zu einem überlegten, achtungsvollen und zurückhaltenden Umgang mit dem Objekt, der zu ganz unterschiedlichen Maßnahmen (oder eben Nicht-Maßnahmen) führen kann. Eine Zurückführung auf einen (oftmals eben auch nur hypothetischen) "Originalzustand" kommt da aber eigentlich heute kaum noch in Frage.

Mit schönen Grüßen aus dem Archiv eines nicht völlig unbekannten Technikmuseums ... :)
 
AW: Cinelli Rahmen 1956?

Und warum ist das so ? Weil nur wirklich originale Fahrzeuge eben tatsächlich etwas über die Geschichte erzählen und in gewisser Weise einen individuellen Charakter haben, während die voll (oder umfangreich teil)restaurierten Fahrzeuge eben weder "Fisch noch Fleisch", weder "schön neu", noch wirklich authentisch von der Ausstrahlung her sind. Das sieht man auch sofort, wenn "restaurierte" neben weitgehend originalen Exemplaren stehen.

Ich hatte mein Schluesselerlebnis in einem Technikmuseum, in dem neben top restaurierten Dampflokomotiven eine dreckige und verranzte stand, die in genau diesem Zustand bis in die spaeten 80er noch in Russland ihren Dienst tat. Diese war wohl auch urspruenglich vom Museum zwecks Restauration angekauft worden, aber man hat sich dann anders entschieden. Warum wird einem schlagartig klar, wenn dieses Monstrum vor einem steht und einen mit seiner geballten Geschichte eindrucksvoll "umhaut".

Beides hat seinen Wert - die Darstellung, wie ein solches Produkt mal frisch ab Werk ausgesehen hat als auch die Darstellung, wie es in einem voellig unpassenden Zeitalter als Arbeitspferd seinen Dienst versah.

Man muss sich an dieser Stelle einfach fragen, welche Darstellung man bevorzugt und welche am besten zum geplanten Einsatzzweck passt.
 
AW: Cinelli Rahmen 1956?

Doch, damit würde man bewußt und vorsätzlich einen wichtigen Teil der Geschichte auslöschen - jedenfalls, wenn ich Dich richtig verstehe: Du willst das "falsche", "nicht originale" Grün weg haben, und fehlende Abziehbilder ergänzen, und würdest damit einen Zustand erreichen, der weder dem "originalen" Auslieferungszustand, noch dem im "normalen" (nicht klassiker-induzierten) Gebrauch entstandenen authentischen Zustand entspricht.

Mal abgesehen davon, dass die meisten "Spuren" an diesem Rahmen in keiner Weise durch bestimmungsgemäßen Gebrauch entstanden sind, ja.
So macht man es aktuell auch bei der Restauration von Gebäuden, man erhält noch Erhaltenswertes und ergänzt/erneuert Zerstörtes.


Natürlich - das müssen wir hier sicher nicht diskutieren - darf jeder prinzipiell erst mal mit seinem Rad/Rahmen machen, was er will (ihn auch PULVERN lassen oder wichtige Teile ABFLEXEN, um ein FIXIE daraus zu basteln :cool:), ...

Absolut.

Und: Mit der technischen "Fahrbarmachung" des Rades hat diese Diskussion ja überhaupt nichts zu tun, den Punkt können wir eigentlich gleich mal abhaken - das Rad läßt sich ja problemlos uneingeschränkt einsatzfähig aufbauen, ohne irgend etwas am Lack oder den Abziehbildern zu ändern. .

Da möchte ich gern deutlichst widersprechen. In diesem Zustand hat der Lack über weite Teile seine Funktionen Optik und vor allem Schutz komplett verloren. Das Rad ist eben nicht voll einsatzfähig, es kann höchstens bei gutem Wetter im Sommer mal vor die Türe gebracht werden. Selbst durchschnittliche artgerechte Lagerung würde zu einer Verschlechterung des Zustandes führen. Das ist nicht unbedingt der bestimmungsgemäße Gebrauch eines solchen Rahmens. Und fangt mir an dieser Stelle bitte nicht wieder mit der albernen Wachsdiskussion an.

... so viel wie möglich von der originalen Substanz und den zeitgenössischen Gebrauchsspuren zu erhalten versucht, und nur das tut, was für den jeweiligen Einsatzzweck tatsächlich erforderlich ist - das umfaßt natürlich bei einem "Standobjekt" im Museum andere Arbeiten als bei einem Oldtimer, der bei Rennen/Rallyes gefahren werden soll. Natürlich kann und soll das nicht zu einem "Ende der Geschichte" eines Objektes führen, zu einer "geschminkten Leiche" an der Wand, sondern nur zu einem überlegten, achtungsvollen und zurückhaltenden Umgang mit dem Objekt, der zu ganz unterschiedlichen Maßnahmen (oder eben Nicht-Maßnahmen) führen kann. Eine Zurückführung auf einen (oftmals eben auch nur hypothetischen) "Originalzustand" kommt da aber eigentlich heute kaum noch in Frage.

Sehr schön geschrieben und völlig richtig - nur - das Fazit lässt sich nicht unbedingt auf ein/dieses Fahrrad übertragen. Der Originalzustand ist ja kein Selbstzweck, er erfüllt Funktionen. So auch z.B. der Lack. Möchte ich also das Rad seiner ursprünglichen Funktion uneingeschränkt zuführen und Teile, wie hier der in Rede stehende Lack, erfüllen ihre Funktion nicht mehr, so ist es absolut angemessen, diese wiederherzustellen, was eben nicht mit einer Schicht Wachs über der völlig lackfreien Stelle möglich ist.
Ein abgenutztes Bremsgummi, welches die Geschichte wilder Alpenabfahrten erzählt, kann ich am Rad belassen, wenn ich es ins Museum stellen will. Will ich das Rad fahren und vielleicht nochmal in die Alpen, sollte ich sie besser in den "Originalzustand" zurückführen. ;)

... Dampflokomotiven eine dreckige und verranzte stand, die in genau diesem Zustand bis in die spaeten 80er noch in Russland ihren Dienst tat ...

Als die Lok noch im Dienst stand, wurde sie nicht nur technisch gewartet (hofft man :rolleyes:), sondern auch alle paar Jahre gestrichen. Wenige Zeit später sah die Lok genauso aus wie vor der Erneuerung. Das ist eben der Unterschied - Wandbehang bzw. Museumsobjekt oder seiner Funktion entsprechend genutzter Gegenstand.
Wie schwer es ist, nach einiger Zeit mit entsprechend hinterlassenen Kampf- und Altersspuren zu entscheiden, ob nachlackiert oder nicht, zeigt doch dieses Beispiel wunderbar. Wenn es einigermaßen vernünftig gemacht worden wäre, hätte es hier niemand auch nur erkannt.
Zwischen "verachtenswürdigem" in den Originalzustand versetzen und einem Ahhh und Ohhh ob der phantastischen Geschichten, welche die Patina und die "Kampfspuren" erzählen liegen ganz schnöde - ein paar Jahre der normalen Nutzung. Obiger Ansatz versucht lediglich beidem Rechnung zu tragen.

Gruß, uglyripper
 
AW: Cinelli Rahmen 1956?

Mal abgesehen davon, dass die meisten "Spuren" an diesem Rahmen in keiner Weise durch bestimmungsgemäßen Gebrauch entstanden sind, ja.
Und das ist eben genau das, was mich an Deiner Haltung etwas stört: Du möchtest sozusagen dem Erst-(und vielleicht Zweit-)Besitzer nachträglich vorschreiben, was für dieses bzw. im Umgang mit diesem Rad seinerzeit angemessen/bestimmungsgemäß gewesen wäre - das ist im Kern eine ahistorische Haltung. Das kann man natürlich trotzdem so sehen bzw. so machen, aber das hat mit dem aktuellen Stand der Denkmalpflege/Restaurierung/Konservierung im Bereich der technischen Kulturgüter nichts zu tun, und mit "Geschichte" eigentlich auch nicht.

So macht man es aktuell auch bei der Restauration von Gebäuden, man erhält noch Erhaltenswertes und ergänzt/erneuert Zerstörtes.
Richtig, aber dabei steht immer erst mal das Vorgefundene, der Ist-Zustand im Vordergrund, die sorgfältige Begutachtung und Bewertung der historischen Substanz einschließlich aller später eingetretenen Veränderung, nicht der Wunsch, das Gebäude zu "verschönen" oder in einen (oftmals gar nicht im Detail bekannten bzw. belegbaren) "Urzustand" zu versetzen. Das war eher der Ansatz der "Denkmalpflege" des 19. Jahrhunderts - Bauten auf ihren vermeintlichen "Kern" zurückzuführen, was auch bedeuten konnte, interessante und wertvolle Barockausstattungen aus gotischen Kirchen zu entfernen oder Dächer/Türme/Zinnenkränze aufzusetzen, wo nie welche waren, damit die tatsächlich existierenden Bauten einem "empfundenen" Idealbild der Zeit näher kamen (manche Diskussionen drüben im Nachbarforum im "Klassiker des Monats" erinnern mich durchaus daran - viele originale Räder aus jener Zeit entsprechen in ihrem zeitgenössischen Zustand absolut nicht dem heutigen Schönheitsempfinden, und die richtige Stellung der Ventile auf Bildern ist den Jungs damals auch ziemlich am A...h vorbeigegangen ...). Das Ergebnis sind dann in der Regel Bauten, die viel über das 19. Jahrhundert erzählen, wenig über den tatsächlichen Ursprungsbau, und gar nichts mehr über den jahrhundertelangen Zeitraum dazwischen - da wurde also mit viel Aufwand Geschichte vernichtet, und durch langweilige synthetische Kunstideologien ersetzt. Ich bin ganz froh, dass diese Zeiten vorbei sind ...

Da möchte ich gern deutlichst widersprechen. In diesem Zustand hat der Lack über weite Teile seine Funktionen Optik und vor allem Schutz komplett verloren. Das Rad ist eben nicht voll einsatzfähig, es kann höchstens bei gutem Wetter im Sommer mal vor die Türe gebracht werden. Das ist nicht unbedingt der bestimmungsgemäße Gebrauch eines solchen Rahmens.
Wie gesagt - Deine Haltung, alleine über den "bestimmungsgemäßen" Gebrauch eines solchen Rahmens urteilen zu können, finde ich anmaßend, und ahistorisch. Abgesehen davon reden wir über ein Rad von (wahrscheinlich) 1956, dessen - wenn ich mich mal auf Deinen dogmatisch engen Begriff einlasse - bestimmungsgemäßer Gebrauch darin bestand, in Profirennen eingesetzt (und letztlich auch "verbraucht") zu werden. Diesen Zweck kann dieses Rad heute auch mit einer neuen Lackierung nicht erfüllen (es würde mir allerdings durchaus gefallen, wenn jemand damit bei der Tour de France 2011 antreten würde :)). Um es im Sinne Deiner Logik "bestimmungsgemäß" gebrauchen zu können, müßte man das Rad natürlich auch möglichst weitgehend modernisieren - Schremshebel, Dual Pivots, Hochprofilfelgen wären zwingend erforderlich, denn die Zeit ist ja seit 1956 nicht stehengeblieben, und Rennfahrer haben immer die modernste Technik an ihre Räder geschraubt (bzw. schrauben lassen) - mit veralteter Technik kann man keine Rennen gewinnen.

Und fangt mir an dieser Stelle bitte nicht wieder mit der albernen Wachsdiskussion an.
Ich gehöre selber nicht zur "Wachsfraktion", würde es bei diesem Rahmen auch nicht unbedingt für angemessen halten, finde Deine Bemerkung aber tatsächlich albern, da Du offenbar alle entsprechenden anderweitigen Erfahrungen und Erkenntnisse ignorierst bzw. negierst (auch wiederum die der aktuellen Denkmalpflege, übrigens). Das Wachsen scheint selbst an Winterrädern zu funktionieren, bei denen der Lack stark angegriffen ist bzw. sogar flächig fehlt - und den Einsatz eines 1956er Cinelli als Winterrad würdest wohl auch Du nicht als "bestimmungsgemäßen Gebrauch" definieren, nehme ich an.

Der Originalzustand ist ja kein Selbstzweck, er erfüllt Funktionen. So auch z.B. der Lack. Möchte ich also das Rad seiner ursprünglichen Funktion uneingeschränkt zuführen und Teile, wie hier der in Rede stehende Lack, erfüllen ihre Funktion nicht mehr, so ist es absolut angemessen, diese wiederherzustellen, was eben nicht mit einer Schicht Wachs über der völlig lackfreien Stelle möglich ist.
Der Originalzustand besteht nur einmal und kommt nicht wieder, um das mal ganz deutlich zu sagen; wenn man das Rad überlackiert, hat man allenfalls einen "Originalzustand des Jahres 2011", unter Verwendung eines alten Rahmens - man sieht ja z.B. im Aufkleber-Fred, wie weit weg die heutigen Repro-Aufkleber vom ästhetischen Eindruck der zeitgenössischen Aufkleber liegen. Und man verliert dabei mal so eben und quasi nebenbei wesentliche und aussagekräftige Teile der Geschichte bzw. des "Werdegangs" dieses Rades - das kann man machen, wie anderweitig gesagt, aber man sollte sich dabei im Klaren darüber sein, was man dabei verliert (sogar derzeit an materiellem Wert). Es gibt natürlich auch Fälle, in denen nicht mehr viel zu retten ist, oder der Verfall so weit fortgeschritten ist, dass man neu lackieren muss, aber das ist hier sicherlich nicht der Fall.

Als die Lok noch im Dienst stand, wurde sie nicht nur technisch gewartet (hofft man :rolleyes:), sondern auch alle paar Jahre gestrichen. Wenige Zeit später sah die Lok genauso aus wie vor der Erneuerung. Das ist eben der Unterschied - Wandbehang bzw. Museumsobjekt oder seiner Funktion entsprechend genutzter Gegenstand.
Wie oben schon angedeutet: die 1950er Jahre, also die Zeiten, in denen Dampfloks im Alltagsbetrieb standen, und mit solchen Cinellis ernsthaft Rennen gewonnen werden konnten, sind nun mal definitiv vorbei, insofern kann weder die Dampflok (die erwähnte Lokomotive im Deutschen Technikmuseum ist übrigens wirklich eindrucksvoll in ihrem "angehaltenen Verfallszustand"), noch dieses Cinelli heute seiner ursprünglichen Funktion entsprechend genutzt werden, und muss also auch nicht zwangsläufig von vornherein den einschlägigen Kriterien gehorchen.
Natürlich könnte man Konstellationen konstruieren, die es erzwingen, dass das Cinelli weiterhin auf dem Stand der 1950er Jahre wettbewerbsfähig bleibt (und dazu würde natürlich auch eine turnusmäßige Neulackierung gehören), aber die Wahrscheinlichkeit, dass das der Fall sein wird, ist sehr gering. Viel wahrscheinlicher ist es doch, dass es - auch wegen seiner "veralteten" Technik (wenn man es originalähnlich rekonstruiert) - doch nur zu "besonderen Gelegenheiten" und an sonnigen Sommertagen gefahren werden wird, und dieser Gebrauch läßt viel Spielraum für unterschiedliche Entscheidung in Bezug auf Konservierung und Restaurierung.
 
AW: Cinelli Rahmen 1956?

Hier mein seit 25 Jahren täglich und nicht zimperlich gebrauchtes Stadtrad , mir gefällt es so ausgesprochen gut, es erzählt ne ganze Menge aus seinem über 45 Jährigen Leben... ich würde es heute nicht mehr (früher hatte ich die Idee schon!) restaurieren. Und es läuft immer noch einwandfrei und macht immer noch viel Spaß beim Fahren! Hatte den Rahmen damals aus dem Sperrmüll gezogen...
 

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AW: Cinelli Rahmen 1956?

wow - harte aber sehr interessante diskussion.

ich bin sammler von 80iger rennrädern, die, wenn sie "macken haben" restauriert werden.
ich meine damit jene, die schwarz zugesprüht wurden und einen mcdonalds und specialized
aufkleber abbekommen haben.

bei diesem rahmen denke ich anders. dieser rahmen hat eine sichtbare geschichte und kann
dadurch projektor dieser geschichte werden, und uns mit dieser erfreuen und begeistern.
die grüne farbe, das sonderklasse - und olympia, sogar das donald papperl wurden mit grosser
akkuresse und stimmigkeit angebracht. es nimmt dem rad nichts von seiner "würde" sondern
verleiht im nachvollziehbare individualität, auch weil der urzustand spürbar vorhanden blieb.
an diesem punkt hört die geschichte dieses rahmens für mich auf. die kratzer im lack erzählen mir nichts,
genausowenig wie der rostfleckige chrom geschweige denn das
laienhafte abkratzen der farbe durch den vorbesitzer, der sich wahrscheinlich nie besonders
ernsthaft mit diesem rad auseinandergesetzt hat. (gottseidank keine mcdonalds papper)

grüne farbe und chrom brauchen die renovation.
papperl und originaldecals sollten so bleiben. der zustand von 1960 als das rad noch"lebendig" war
sollte meiner meinung nach das mass der renovierung sein.

also - dieser meinung bin ich im moment, kann sich ja durchaus wieder ändern.


zu den fakten der bestückung: die felgen sind scheeren standard, naben von campagnolo gran sport track
low flange mit bahnradritzel. kein schaltwerk. vorderer umwerfer suntour comp v ebenso die schalthebel.
vorbau von philip. tretlager und kurbeln von campa nuovo record. bremszangen und -griffe universal mod. 61

bild hab ich eingestellt.
 
AW: Cinelli Rahmen 1956?

die grüne farbe, das sonderklasse - und olympia, sogar das donald papperl wurden mit grosser akkuresse und stimmigkeit angebracht. es nimmt dem rad nichts von seiner "würde" sondern verleiht im nachvollziehbare individualität, auch weil der urzustand spürbar vorhanden blieb.
an diesem punkt hört die geschichte dieses rahmens für mich auf. die kratzer im lack erzählen mir nichts, [...]
grüne farbe und chrom brauchen die renovation.
papperl und originaldecals sollten so bleiben. der zustand von 1960 als das rad noch "lebendig" war sollte meiner meinung nach das mass der renovierung sein.
Das finde ich gut nachvollziehbar, und es gefällt mir persönlich auch (abseits aller Wissenschaft).

also - dieser meinung bin ich im moment, kann sich ja durchaus wieder ändern.
Auch das finde ich gut - letztlich geht es ja eben nicht darum, einen bestimmten Zustand "mit Gewalt" festzuhalten oder wiederherzustellen, sondern darum, mit dem Vorhandenen auf eine sinnvolle und angemessene Weise umzugehen und reflektierte Entscheidungen zu treffen - das könnte und würde zu anderen Zeiten und/oder an anderen Orten auch völlig anders aussehen.

Hauptsache, Donald bleibt ... :dope:
 
AW: Cinelli Rahmen 1956?

Moin,

Vorangestellt - ich maße mir hier überhaupt nichts an, außer meine Ansicht zum Thema zu äußern. Weder habe ich die Intention diese anderen aufzuoktroyieren noch benötige ich dazu irgendjemandes Absolution. Ich respektiere deine Ansichten, habe aber nicht den Eindruck, dass du bereit wärst, dies umgekehrt auch zu tun. Schade für die Diskussion finde ich allerdings, dass du die Sache hier auf die persönliche Ebene ziehst.

Du möchtest sozusagen dem Erst-(und vielleicht Zweit-)Besitzer nachträglich vorschreiben, was für dieses bzw. im Umgang mit diesem Rad seinerzeit angemessen/bestimmungsgemäß gewesen wäre

Ich versuche nicht jemandem im Nachhinein etwas vorzuschreiben, für solch einen sinnlosen Ansatz ist mir meine Zeit zu schade. Ich bestimme für mich, denn auch meine Meinung war hier gefragt, welche Spuren ich an einem solchen Rahmen für erhaltenswert erachte. Für mich sind die Kratzspuren am Rahmen in etwa genauso erhaltenswert wie ein Tag auf der Nofretete. Den müsste man streng historisch gesehen dann ja auch erhalten.

Wie gesagt - Deine Haltung, alleine über den "bestimmungsgemäßen" Gebrauch eines solchen Rahmens urteilen zu können, finde ich anmaßend, und ahistorisch. Abgesehen davon reden wir über ein Rad von (wahrscheinlich) 1956, dessen - wenn ich mich mal auf Deinen dogmatisch engen Begriff einlasse - bestimmungsgemäßer Gebrauch darin bestand, in Profirennen eingesetzt (und letztlich auch "verbraucht") zu werden.

Das ist schlichtweg unrichtig. Damals wie heute wurden die meisten Topräder nicht an Profirennfahrer verkauft, sondern an Privatleute, Sammler, mithin Zahnärzte wie in anderen Threads gern kolportiert, bestenfalls Amateure.
Dies ist also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht das Rad mit dem Капитонов das olympische Straßenrennen 1960 bestritt.
Selbst wenn es so gewesen sein könnte, so wäre es historisch sicher falsch, dies unbelegt und entgegen aller Wahrscheinlichkeit in dieses Rad hineinzuinterpretieren.
Aus diesem Grund ist es meiner Ansicht nach ein falscher Ansatz und völlig unerheblich ob dieses Rad in Profirennen noch konkurrenzfähig wäre.
Dem bestimmungsgemäßen Gebrauch welcher vielen dieser Räder zugedacht war, dürfte der Rahmen jedoch in vielerlei Hinsicht auch heute noch gewachsen sein, warum auch nicht, wird ja immernoch sehr ähnlich gebaut. Und dazu war damals wie heute in vielen Fällen ein zumindest intakter Lack durchaus kein unsinniges Gimmick.

Um es im Sinne Deiner Logik "bestimmungsgemäß" gebrauchen zu können, müßte man das Rad natürlich auch möglichst weitgehend modernisieren - Schremshebel, Dual Pivots, Hochprofilfelgen wären zwingend erforderlich...

Zwingend erforderlich ist es für den hypothetisch angenommenen normalen Gebrauch sicher nicht, schön schon gar nicht, es wäre aber anmaßend dem Besitzer dies aus historischen Gründen abzusprechen.
Lässt man sich jedoch auf den historischen Standpunkt ein, so kommt mir ein Aspekt in der bisherigen Diskussion einfach zu kurz. Fein befeilte, verchromte Muffen und aufwändige Lasurlacke haben schon damals niemanden schneller gemacht, noch waren sie in der Lage die Substanz besser zu schützen, ganz im Gegenteil. Dies hat man jedoch in Kauf genommen, um über diese Eigenschaften und Liebe zum Detail bis in die kleinste Schraube eine gewisse Wertigkeit zu transportieren. Das war in den 50er, 60er-Jahren ein wichtiges Element der Zeit und ist sehr vielen zeitgemäßen Gebrauchsgegenständen inhärent. Man muss sich nur mal den Aufwand ansehen, den Cinelli damals mit dem Badge betrieben hat, aus feinsten Materialien aufwändig geprägt, versilbert und teilweise emailliert - diesem Aufwand wohnt ein Gedanke inne, dem man mit bloßer Rostpflege meiner Ansicht nach nicht gerecht wird. Ein komplett zerschossener Lack und rostige Muffen vermögen dies nicht in die heutige Zeit zu transportieren. Man läuft also Gefahr einen wichtigen historischen Aspekt zu negieren der diesen Gegenständen innewohnte und aus meiner Sicht unabdingbarer Bestandteil ihrer Geschichte ist.


Ich gehöre selber nicht zur "Wachsfraktion", ... finde Deine Bemerkung aber tatsächlich albern, da Du offenbar alle entsprechenden anderweitigen Erfahrungen und Erkenntnisse ignorierst bzw. negierst (auch wiederum die der aktuellen Denkmalpflege, übrigens). Das Wachsen scheint selbst an Winterrädern zu funktionieren, bei denen der Lack stark angegriffen ist bzw. sogar flächig fehlt

Nun, wir reden ja hier nicht über ein 1955er Mifa aus hervorragendem Wasserrohr, an welchem ich ebenfalls lediglich "Rostpflege" betreibe obwohl es ganzjährig beinahe täglich im Einsatz ist. Leider habe ich sehr viel mit dem Thema Rost zu tun, auch und mehrheitlich abseits der alten Rennräder. Auch habe ich mich inzwischen 3 Cinellis angenommen und habe mir aus diesen Erfahrungen ein ganz persönliches Urteil gebildet, welches du mir hoffentlich zugestehst. Daraus folgernd würde ich sagen, dass Wachs in keinem Fall einen geeigneten Lackersatz darstellt (womit korrekterweise der gesamte Farbaufbau gemeint ist) um Stahl vor Rost zu schützen. Dass man die Wirkung des Rostes verbunden mit einem deutlich erhöhten und immerwährendem Pflegeaufwand verzögern kann, habe ich nie in Frage gestellt. Verliert das Rad jedoch seinen aufopferungsvollen Pfleger, ist das mit soviel Aufwand erhaltene Geröhr schon bei durchschnittlicher, einem Rad anheimfallender Lagerung schneller dahin als man gucken kann.

... den Einsatz eines 1956er Cinelli als Winterrad würdest wohl auch Du nicht als "bestimmungsgemäßen Gebrauch" definieren, nehme ich an.

Da irrst du. Auch ein Cinelli ist nicht als Sommer- und Trockenwetterrad auf die Welt gekommen und ich sehe keinen Grund, warum sich dies geändert haben sollte.

man sieht ja z.B. im Aufkleber-Fred, wie weit weg die heutigen Repro-Aufkleber vom ästhetischen Eindruck der zeitgenössischen Aufkleber liegen.

Das stimmt nicht. Mit etwas Mühe ist es möglich, Decals so originalgetreu zu reproduzieren, dass ich sie nicht vom Original unterscheiden könnte. Aufkleber und Abziehbilder sind kein Hexenwerk, die Technik damals wie heute vorhanden. Alles eine Frage des Aufwandes und der Liebe zum Detail. Der Gang zum Werbefritzen um die Ecke ist da sicher in den meisten Fällen nicht der beste Weg.
Gleiches gilt im Übrigen für Lackierungen.


Eine Frage ist aber weiterhin unbeantwortet. Wann ist der Zeitpunkt, an dem für einen Gegenstand "die Zeit stehenbleibt", wie es oben so schön ausgedrückt wurde, und wer bestimmt diesen? Wann ist die Grenze überschritten an der vordem vorgenommene Veränderungen unbedingt erhaltenswert und zukünftige nicht zulässig sind?
Wo wir vielleicht wieder beim "Gebrauch" sind, welcher

... viel Spielraum für unterschiedliche Entscheidung in Bezug auf Konservierung und Restaurierung [lässt].

Das umfasst jedoch die Totalrestauration genauso, wie die bloße Rost- und Kratzerverwaltung.

Gruß, uglyripper
 
AW: Cinelli Rahmen 1956?

.... sondern darum, mit dem Vorhandenen auf eine sinnvolle und angemessene Weise umzugehen und reflektierte Entscheidungen zu treffen....

Genau das ist der Punkt.
Letztendlich muss immer eine Entscheidung getroffen werden. Keine entscheidende Entscheidung zu treffen ist auch eine Entscheidung und hier m.E. die richtige Entscheidung. Das Sattelrohr-Ensemble ist einfach einmalig frech. Der Donald ist wohl ein aus weißer Grundfolie bestehender PVC-Sticker wie es sie in den 60er Jahren mal gab. Meine Schwester (Bj. 57) hatte so einen PVC-Donald mit anderen Disneyfiguren übrigens an ihrem Kleiderschrank im Kinderzimmer.
Ein nahezu perfekter Originalzustand ist selten und sicher ein Glücksfall. Dieser Zustand wartet gleichzeitig mit weniger Geschichte auf. Somit relativiert sich der Glücksfall sozusagen.
Es gibt aber eben auch Rahmen, die eine Vollrestauration benötigen. Das ist in der Regel erst dann der Fall, wenn vom Originalzustand nur noch die Grundsubstanz vorhanden ist oder massiv verschandelt wurde.
Wenn in diesem Fall "besser als neu" herauskommt und der Gebrauchswert dadurch gesteigert wird, hab ich grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden.
Ein schicker restaurierter Pagoden SL oder R107 mit ein paar Edelstahlschrauben extra und "zu neuem" Radio macht sicher Freude und lässt sich im Schönwetter-Alltag gut bewegen. Mit Borbet-Felgen o.ä. aber bitte nicht (ob die Kombi wohl demnächst mal eine Berechtigung bekommt?). Bei einem älteren 300 SL oder einem seltenen Aurelia Spider würde mich selbst das neuere Radio stören. Es sind immer gewisse Feinheiten, die eine Restauration in Fachkreisen als gelungen auszeichnen. Die Grenzen sind immer fließend und einer herrschenden Sichtweise unterworfen.
Auch bei Autos gilt: Ein oller Spachtelkäfer, ein runtergerockter Golf I oder der noch benutzte alte Fiat in einer italienischen Gasse kann viel spannender sein als das vollrestaurierte Pendant dazu. Wird eben immer seltener....
Sollten die vom menschlichen Geist ersonnenen Fortbewegungsmittel uns das Leben nicht leichter machen? Sind wir hier im Museum? Nein wir leben und fahren und schrauben an alten Rädern! Ein, zwei überlebende Cinelli reichen auch für die Nachwelt. ;)
Bei Hugo ist der Rahmen schon an der richtigen Adresse. :)
 
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