Moin Leute,
ich hab mir lange überlegt, ob ich hier weiterschreiben soll, aber da ich ja noch Ziel für nächstes Jahr habe, passt auch diese Vorbereitung ins Forum...
Deswegen will ich hier in den nächsten Wochen meine Erlebnisse im Kampf gegen die Krankheit aufschreiben - auch um für mich ganz persönlich eine Möglichkeit zur Verarbeitung und "Archivierung" zu haben...
nachdem ich also am 22.9.2012 aus heiterem Himmel die schicksalshafte Diagnose von meinem Arzt bekommen haben, war ich noch ziemlich "außen vor" - schliesslich hatten eben dieser Arzt mir noch vor kurzem mitgeteilt, dass alles in Ordnung sei... Da er aber auf seine Aussage deutlich bestand und mir schon einen Termin zum Staging in Kiel gemacht hatte, blieb mir keine Alternative - ich musste ihm glauben. Also verliess ich ziemlich bedröppelt die Praxis, ohne wirklich begriffen zu haben, was da auf mich zukommt...
Auf dem Parkplatz vorm Haus kam mir gerade meine Lebensgefährtin S. entgegen und wollte gerade ins Auto des Kollegen einsteigen, mit dem Sie eine Fahrgemeinschaft nach Kiel hat. Ich bat sie in mein Auto und dann brach es aus mir heraus - hemmungslos weinend brachte ich nur "ich hab Krebs" hervor. S. blieb dann noch bis mittags bei mir, dann hab ich sie doch in die Firma gebeten - allein sein war da besser für mich... Der weitere Tag lief irgendwie an mir vorbei. Auch am WE war nicht wirklich was mit mir los... Eigentlich hätte ich auch meine Kinder gehabt, aber ich hatte meine Ex gebeten, auf Grund der Ereignisse dieses mal für mich zu übernehmen. Dafür war ich sehr dankbar - ich weiß nicht, wie ich das hätte geschafft. Auch meine Schwester hatte ich informiert, auch sie war sehr betroffen. Irgenwie kam es mir vor, dass alle, denen ich von der Krankheit erzählte, betroffener waren, als ich selbst... komisch... Meiner Mutter allerdings erzählte ich erstmal nix, schliesslich arbeitete sie als Krankenschwester lange in Hagen in der Onkologie - bis sie aus psychischen Gründen diesen Job nicht mehr machen konnte. Seitdem ist sie nicht so sehr belastbar, also erstmal noch schonen...
25.9.
Pünktlich um 9Uhr stand ich also in der 2.Medizin der Uni-Klinik Kiel in der Metzstr. zur Untersuchung. Die Unsicherheit steigt - was machen die? tut es weh? wie schlimm ist es?
Alle waren sehr nett und es ging relativ zügig durch die Räume. Gespräch mit dem Prof., Abtasten, Blutabnahme (8 verschiedene Proben)...
26.9.
Wieder nach Kiel. Heute Ultraschall-Untersuchung, so wie es alle von euch kennen, die Kinder haben. Mit dem kleinen Unterschied, dass in meinem Fall besser nix gefunden wird... Hals, Oberkörper, Bauchraum und Leisten - überall glibberiges Gel aber keine Befunde - puh...
Anschliessend zum CT (Röntgen). Vorher noch eben 2 ltr. Kontrastmittel trinken - in zwei Stunden... Warten, lesen, trinken... schmeckt wie zu dünn gemischtes High5 Energy-Drink - zum Glück nicht schlechter... Dann in die Röhre, nicht ohne vorher wieder eine Nadel in den Arm zu bekommen, denn jetzt wir auch noch Kontrastmittel gesprizt. Nicht sehr angenehm. Es wird einem sehr warm im Körper - man spürt, wo das durch die Adern läuft... und man verspürt den Drang zu pinkeln...
dann noch mal zum Prof. und weil die Blutergebnisse vom Vortag nicht so schlecht sind gleich noch zum Echokardiogramm und EKG. Die Kardiologin war etwas traurig, denn sie sagt, dass ein guter Kardiologe eigentlich immer was findet. Bei mir nur, dass mein Herz etwas größer ist, als es ein sollte. Aber ich bin ja auch etwas größer als der Durchschnitt... Also auch hier alles o.k.
Abschlussgespräch mit dem Prof. und weil alles komplikationlos verlief, wollte er schnellstmöglich mit der Chemo starten... Und das ist der 28.9. denn man muss mindestens 24 Stunden zwischen dem "Aufklärungsgespräch" in dem einem die möglichen Nebenwirkungen (Haarausfall, Unfruchtbarkeit, Fatigue-Syndrom, Herzinsuffizienz, Gewebeschäden, Tod, usw.) der Behandlung nähergebracht werden, und dem Start vergehen lassen, damit man sich das noch mal überlegen kann - man wird ja zur Chemo nicht gezwungen. Allein die Alternative ist der Tod und so bleiben recht wenig Möglichkeiten...
27.9.
Morgen beginnt die Chemo aber heute bin ich noch mal einen halben Tag in de Firma um meine Abwesenheit einigermaßen vorzubereiten... und so langsam rutscht mir der Arsch auf Grundeis... Ich hab richtig Angst uns so langsam wird mir klar, das sich mein Leben drastisch verändern wird...
den Bericht vom ersten Chemo-Tag gibts morgen...