Mir macht der Wind besonders bergab zu schaffen, wenn er während der Abfahrt am Lenker wackelt. Keine Ahnung warum, aber seit meinen Sturz letztes Jahr, habe ich oft ziemliche Angst bei Abfahrten. Wenn mich dabei einer zu dicht überholt oder etwas Überbergersehens passiert, fange ich an zu zittern und muss auf deutlich unter 50 abbremsen. Ich stehe mich der Sache regelmäßig, aber es wird nicht besser und ich habe keine Ahnung wie ich das in den Griff bekommen soll.
Das Blöde ist, Dein Gehirn macht eigentlich alles richtig. Denn wie wir/die meisten den Berg hinunter fahren ist eigentlich fernab jeglicher Vernunft, niemand hat zwischen 70 und 90 sein Rad noch wirklich im Griff. Das hat schon der Aldag in Höllentour schön beschrieben.
Also "im Griff haben", im Sinne von "eine Kurve anbremsen/nehmen" schon, aber sobald irgendwas Unvorhergesehenes passiert (Platzer, querendes Auto übersieht einen, starke Böe, Katze/Wildschwein/Elch vors Rad, etc., etc.) war's das mit "gesund/lebendig sein".
Bei mir geht das Risikobewusstsein altersbedingt immer weiter hoch, bzw. man könnte auch sagen, das Risiko
unbewusstsein(?) nimmt ab. Früher bin ich ohne
Helm 100 gefahren, ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, ob hinter einer Kurve ein Hindernis sein könnte, oder dass ich die Fehler von Autofahrern mit einkalkulieren muss.
Aber ich weiß nicht, ob ich mir diesen Zustand wieder herbeisehnen soll, oder daran arbeiten soll!? Grundsätzlich kommt man wieder besser in einen solchen Flow, wenn man viele Rennen oder Marathons fährt, dann rollt man irgendwie einfach mit, in Abfahrten, durch Kurven, man hat automatisch die richtige Linie und merkt auch mangels Blick auf den Tacho gar nicht, dass man grad seinen eigenen Vmax knackt.
Gleichsam kommt es aber selbst bei abgesperrten Events immer mal vor, dass sich ein Auto auf die Straße verirrt, einem entgegenkommt.. und dann gibt es halt die Radler, die bleiben immer rechts auf ihrer Seite, und die, die Kurven krass anschneiden um noch etwas schneller zu sein. Früher war ich letztere Fraktion, mittlerweile halt nicht mehr, bin allerdings auch weniger in den Bergen unterwegs. Und auch wenn ich da mal den Anschluss verpasse, um 'nen Sieg fahre ich eh nicht mit.
Was will ich sagen? Man muss vielleicht hinterfragen, ob
die Angst das Gefahrenbewusstsein irrational hoch ist, einen übertrieben ausbremst, oder ob das vielleicht doch sinnvoll ist, denn selbst bei 50 ist es nicht angenehm, von der Piste geweht zu werden. Ich habe allerdings auch schon Kandidaten eine steile Abfahrt runterschieben sehen, da muss man dann vielleicht mal tiefenpsychologisch ansetzen und ein Grundvertrauen in die Bremsanlage aufbauen.
