Falsch. Die Unschuldsvermutung ist neben der strengen Form im Strafrecht und der Folge (Freispruch "mangels Beweisen") auch eine Frage des Anstandes.
Und der Menschenrechte, Art. 11 Abs. 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: „Jeder Mensch, der einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, ist solange als unschuldig anzusehen, bis seine Schuld in einem öffentlichen Verfahren, in dem alle für seine Verteidigung nötigen Voraussetzungen gewährleistet waren, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.“
"Motordoping" ist UCI-sportrechtlich strafbar, alleine die Bereitstellung entsprechender Räder bedeutet mittlerweile mit mind. 6 Monaten Sperre das Ende des ganzen betreffenden Teams.
Und nicht umsonst gilt ab einem gewissen Grad an Anstandsmangel Strafbewehrung: Wer in Beziehung auf einen anderen eine Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen geeignet ist, wird, wenn nicht diese Tatsache erweislich wahr ist, mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe und, wenn die Tat öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften begangen ist, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
Daher ja die ganzen umständlichen Formulierungen der Gerüchtemacher, man habe nur gehört ... um das Vorliegen einer Tatsachenbehauptung zu vermeiden. Die Gerüchtemacher bewegen sich da dichter an der Strafbarkeit als Cancellara.
Auch ich finde z.B. die Aktion von Cancellara an der Muur, wo er sitzend dem kämpfenden Boonen davonzog wie nichts, erstaunlich, auch dass er gegen die Gerüchteköche Spitzen ablässt und Anwälte vorschickt, jedoch nicht mit allen verfügbaren Rechtsmitteln vorgeht, die sich auch gegen ihn wenden könnten, kann Fragezeichen aufkommen lassen. Insofern beliefert er indirekt die Gerüchteküche. Belege sind das aber auch nicht. Und die in #117 geäußerte Idee, der Sportler müsse jederzeit nachweisen können, dass er dopingfrei ist, ist einfach nur absurd.
Solche uralten Gerüchte zu befeuern, um das eigene Buch zu verkaufen, ist jedenfalls mir nicht gerade sympathisch. Ebensowenig die Hysterie um die "selbstdrehenden" Hinterräder, die nur die Sensationsgier samt erschreckender technische Unkenntnis ihrer Verbreiter beweist .
Vor dem Hintergrund der Strafhöhe für das ganze Team und der hohen Entdeckungswahrscheinlichkeit - trotz der Testmängel - halte ich im aktuellen Radsport auf UCI-Ebene Motordoping für extrem unwahrscheinlich.