3LG Bericht
Die Geschichte mit den "umgeleiteten" Teilnehmern ist übel. Die Schweizer hätten das Problem besser im Nachhinein durch eine Klage gelöst und der Veranstalter hätte im Vorfeld informieren/handeln müssen. Ansonsten hab ich an der Orga wenig auszusetzen, für 50 Euro war ich mit der "Gegenleistung" zufrieden. Genug zu essen und zu trinken, an sehr vielen Stellen wurden die Teilnehmer bevorzugt durchgeschleut. Was will man mehr?
Aber hey, Sperrung hin oder her, hier ist mal mein Bericht (aus dem Mittelfeld):
Wecker 4:45, Frühstück 5:15, das System mit 7 Brötchen aufgeladen und von unserer Herberge in Reschen zum Start gerollt. Die Nacht war bedeckt deswegen war es morgens nicht so kalt, die meisten hatten unten kurz. Die Startaufstellung ist natürlich immer beeindruckend. Wir waren ca. 20 min vor dem Start da und hatten geschätzte 2000 Starter vor uns. 6 Minuten bis über die Matte, das ging zum Glück aber ganz gesittet und ohne Gedränge. Unsere Vierergruppe ist gleich nach dem Start auseinandergefallen, ist schon schwierig bei so vielen Leuten. Aber wir wollten sowieso jeder "auf eigene Rechnung" fahren, da war das nicht so schlimm. Der Anfang steigt es kurz an, dann gehts mehr oder minder flach und schliesslich eine 400 hm Abfahrt nach Prad, da kann man super im "Peloton" rollen. Erschreckend fand ich dass schon in der allerersten Kurve ein Sturz passiert ist und sogar einer über die Leitplanke ist.
Dann kommt das Filetstück, das Stilfser Joch. Die Steigung ist zunächst moderat, man reiht sich ein, es wird ruhig. Jeder sucht sein Tempo, man überholt und wird überholt. Nach der Labe in Trafoi wird es dann deutlich steiler und da zeigte sich eine leichte Schwäche in meiner Planung: Da sind über 1200 hm die durchschnittlich fast 10% haben. War mir vorher nicht klar. Bei meiner Leistungsfähigkeit heisst das 8-9 kmh, und das wiederum heisst bei 34/28 eine TF von 55-60. So eine niedrige TF fahre ich sonst für höchstens 10 min, nicht aber weit über eine Stunde. Das hat mich ein bisschen ausgesaugt. Aber wie auch immer, das Stilfser Joch ist ein wunderschöner Pass mit tollen Ausblicken in das Ortlermassiv und nach unten auf die Kehren, das entschädigt. Ich war kurz vor 10 Uhr oben, da war der Nebel komplett rausgezogen und die Sicht war super. Meine schnelleren Kollegen haben berichtet dass sie noch teilweise in der Suppe hochgefahren sind. Manchmal hats auch Vorteile, wenn man langsamer ist. ;-)
Sofort nach dem Stilfser kommt der Umbrailpass, den Anstieg merkt man kaum. Kurze Zeit später die berüchtigte Naturstrasse, halb so wild. Hier sind aber die Unterschiede in den Fahrkünsten am offensichtlichsten: Ich hab die
Bremsen so dosiert, dass ich (gefühlt) nahe an der Rutschgrenze fürs Vorderrad fahre. Das waren auf den Geraden so 35 kmh. Damit bin ich zum einen an recht vielen vorbeigefahren, zum Anderen sind aber welche an mir vorbeigeschossen in einem Tempo dass micht wirklich erstaunt hat. Das ganze dauert aber nur ein paar Minuten, dann kann man sich wieder über Asphalt freuen. Nach der langen Abfahrt folgt der unspektakuläre Ofenpass. Der Anstieg ist zweigeteilt, erst eine steile Welle, dann fast flach und zum Schluss nochmal steil zur Passhöhe. Von weitem hat man schon die "Jubelperser" gehört, die haben einem zugerufen dass die Passhöhe in Sicht sei und man ja gleich runterfahren könne. Naja, "gleich" ist relativ, hat schon nochmal ein paar Minuten gedauert bis man dann wirklich oben war. In der Abfahrt hab ich einen schönen Zug vom "Mondsee Radmarathon Team" gefunden, von der Statur her eher Rouleure, mit denen bin dann runtergekachelt. Vor dem Gegenanstieg war ich gewarnt und hab sofort reissen lassen als dieser anfing. Ab hier war dann auch mal ein paar km eher ruhig auf der Strecke.
Dann die ebenfalls berüchtigte Abfahrt durchs Engadin, berüchtigt deshalb weil es immer heisst man müsse sich da eine gute Gruppe suchen wegen Gegenwind. Der war aber vor allem oben noch nicht so stark, da gings noch gut alleine. Nach der Labe habe ich mich aber doch in eine Gruppe reingehängt die super gelaufen ist, das hat mich allerdings zu viel Strom gekostet und ich hab die Beine dann bis fast zur Norbertshöhe hochgenommen. Es war aber kein Problem, immer wieder Anschluss zu finden weil es 3 oder 4 Baustellen mit Ampeln gab, da hat sich jedesmal ein Pulk gesammelt. An der Labe vor der Norbertshöhe hab ich irgendwie ein falsches Getränk erwischt, hat geschmeckt wie eine Mischung aus Kirschsaft und Tomatensuppe. Dazu noch einen Kirsch-Powerbar und die innere Verklebung war komplett. Aber auch dieser letzte Anstieg geht vorbei (bei 660 hm/h dauerts halt etwas länger) und dann gehts in die Zielabfahrt, das fühlt sich dann schon gut an.
Im Ziel hatten die Kollegen schon ein kühles Radler parat, auch hier wieder ein klarer Vorteil der Langsamkeit. Herrlich bei Sonnenschein auf der Wiese zu liegen, dem Treiben zuzusehen, dem hirnlosen Geblubber des Sprechers zuzuhören und mal eine Weile nicht Rad zu fahren.
Alles in allem ein schöne Veranstaltung, ist eine Erfahrung. Mit der Zeit war ich zufrieden, 7:36 h Wertungszeit, davon 6 Minuten Wartezeit beim Start und insgesamt ca. 15 Minuten Standzeit. Das gibt einen Platz genau in der Mitte des Teilnehmerfeldes.