Davide, lass uns mit allgemeineren Dingen abseits eurer Neuvorstellungen beginnen. Gegenwärtig hat die Fahrradindustrie immer noch einige Probleme nach der Pandemie, es ist gerade nicht die beste Zeit. Was sagst du aus eurer Sicht? Wie geht es Campagnolo als Unternehmen im Moment? Wie seid ihr durch die Pandemie gekommen?
Ich denke, dass unsere Aufgabe darin besteht, diese schwierige Situation wie alle anderen Wettbewerber und Marktteilnehmer zu meistern, indem wir uns auf neue Produkte und neue Funktionen dieser neuen Produkte stützen. Unserer Meinung nach ist das der beste Weg, diese herausfordernde Zeiten zu überwinden. Denn am Ende sind die Geschäfte der Händler immer noch voller Ware. Und ihr vorrangiges Interesse ist es, diese Lagerbestände loszuwerden, weil es eine Frage der Finanzen ist.
Also ist es im Grunde nur möglich, sie von neuen Produkten zu begeistern, wenn es sich um neue, sehr attraktive Produkte handelt. Das ist im Endeffekt das, was wir versuchen zu tun – natürlich in unserem kleinen, an den Markt angepassten Maßstab. Neue Dinge, interessante Produkte anbieten. Das ist unser Weg, um diesen schwierigen Moment zu meistern.
Du hast erwähnt, dass die Präsentation der neuen Super Record 2×13 Schaltung etwas Besonderes war. Ich denke, das ist ein bisschen mehr als nur ein neues Produkt. Es ist eher eine ganze Reihe von Produkten. Kannst du uns ein bisschen über diese Idee erzählen?
Im Grunde haben wir uns angeschaut, was die Wettbewerber sehr gut gemacht haben – und sie sind sehr gut – und wir wurden, in unserer eigenen Art, von ihnen inspiriert. Sie arbeiten seit Jahren mit Plattformsystemen, und das war bisher kein Teil unserer Kultur. Wir haben diese neue Herangehensweise übernommen, die definitiv funktioniert, wie die Ergebnisse zeigen. Außerdem ist das ein System, das auch im Automobilsektor und in anderen Fertigungssektoren sehr bekannt ist. Das ergibt Sinn, weil es eine Möglichkeit für das Unternehmen ist, effizienter in den Investitionen und Projekten zu arbeiten, da man bereits Entwickeltes skalieren und anpassen kann – nach unten oder oben.
Im Grunde machen wir bei Campagnolo auf unsere Art nur das, was die anderen bereits getan haben. Wir haben vor eineinhalb Jahren angefangen, daran zu arbeiten und die Basis der neuen Plattform zu legen. Und bisher haben wir nur einen kleinen Teil davon gezeigt, denn es werden noch weitere Kapitel dieser Geschichte folgen. Alles hängt mit der neuen Plattform zusammen. Im Grunde ist die Plattform, das Mutterprojekt, die Basis für alles, was noch kommt.
 
        
        „Bisher haben wir nur einen kleinen Teil der neuen Plattform gezeigt, es werden noch weitere Kapitel dieser Geschichte folgen.“
Die neuen Produkte sehen wirklich gut aus. Wie ich höre, sollen sie auch ziemlich gut funktionieren. Sie sind zudem auf denselben Preisniveaus wie die Konkurrenz. Aber wir sehen nicht viele Fahrräder, die damit ausgestattet sind. Ich habe in den vergangenen Wochen mit einigen Produktmanagern gesprochen, die schon mit der neuen 2×13 Gruppe gefahren sind, und sie toll fanden. Auf meine Frage, welche Bikes damit kommen werden, waren sie jedoch sehr zurückhaltend. Sie meinten, sie warten erst mal ab, was passiert und wie der Markt reagiert. Wie sind eure Pläne und wie beabsichtigt ihr die Nachfrage nach euren Produkten zurückzugewinnen, sodass die Hersteller ihre Fahrräder wieder mit Campagnolo-Gruppen ausstatten wollen?
Ich muss einräumen, dass wir in der jüngeren Vergangenheit Marktanteile verloren haben – aufgrund der Marktsituation und aufgrund von Entscheidungen, die wir getroffen haben, die vielleicht nicht so hervorragend waren. Es gibt zwei wichtige Dinge zu berücksichtigen. Erstens: Der Markt benötigt seine Zeit, um zu verstehen und zu verarbeiten, was Campagnolo macht. Das ist ein Prozess, eine Lernkurve. Zweitens: Wir müssen von unten arbeiten – Endkunden und Händler dazu bringen, nach Campagnolo-Produkten zu fragen. Das ist möglich, indem man interessante Produkte schafft, aber auch, indem Komplettbikes mit Campagnolo Schaltungen von den Fahrrad-Herstellern angeboten werden. Das ist, denke ich, die größte Schwäche von Campagnolo.
Da gibt es viel aufzuholen. Auf die Vergangenheit zu schauen, bringt nichts – wir müssen nach vorne blicken. Es ist schwierig, aber wir versuchen, die Dinge positiv zu sehen: Es gibt hier Raum für Verbesserungen, weil es ein unbestelltes Feld ist, das wir erschließen können. Und es ist die Pflicht und Verantwortung des Unternehmens, das zu tun. Indem wir auf unsere neuen und die kommenden Produkte setzen, sind wir zuversichtlich, dass wir mit interessanten Angeboten und durch Menschen, die diese in den Markt bringen, vermitteln können: „Okay, Campagnolo hat sich verändert, es funktioniert, die Produkte sind interessant und sie sind immer öfter an Fahrrädern verbaut.“
Wir sind zuversichtlich, den Prozess in diese Richtung umkehren zu können. Das ist unser großes Projekt. Es ist überhaupt nicht einfach, weil wir ein kleines Unternehmen sind, fokussiert auf eine Nische in der Nische, in einem herausfordernden Markt. Aber es gibt keinen anderen Weg für uns.
Du hast gesagt, ihr habt in der Vergangenheit einige falsche Entscheidungen getroffen. Was würdest du sagen, macht ihr jetzt besser? Habt ihr euch zu sehr auf hochpreisige Produkte konzentriert?
Ich möchte nicht sagen, dass wir falsche Entscheidungen getroffen haben. Ich würde lieber sagen, dass wir Entscheidungen getroffen haben – manche waren glücklich, andere weniger. Zum Beispiel bei den Schalthebeln: Die Geschichte des Unternehmens ist eng mit unserem Daumenschalter verbunden. Als wir mit der Super Record 12-fach Gruppe herauskamen, haben wir diese Geschichte beendet und versucht, in gewisser Weise nachzuahmen, was andere gemacht haben.
Das hat nicht funktioniert, weil wir unsere Tradition respektieren müssen – unsere Art, Dinge zu tun, natürlich in moderner und erneuerter Weise. Deshalb wollten wir dieses Kapitel schließen und von Grund auf neu starten mit dem Projekt, das wir vor eineinhalb Jahren mit der neuen Plattform begonnen haben. Den Daumenschalter, das Ein-Hebel-eine-Aktion-Konzept, das als Campagnolo-Konzept bekannt ist, zurückbringen und in erneuerter Form zu optimieren. Das ist die Aufgabe, die wir haben.
 
        
        „Wir haben Entscheidungen getroffen – manche waren glücklich, andere weniger“
Produkte für Rennräder sind immer auch sehr nah am Rennsport. Wie wichtig ist der Rennsport für Campagnolo? Und was sagst du dazu, dass Team Cofidis 2026 kein WorldTour Team mehr sein wird? Wie wichtig ist der Rennsport für Campagnolo auch beim Verkauf von Produkten?
Nun, ich muss sehr klar sagen: Rennen sind nicht nur wichtig, sie sind überlebenswichtig. Denn ohne Rennsport gibt es Campagnolo in der Zukunft nicht. Rennen sind grundlegend für die Produktentwicklung, aber auch für die Sichtbarkeit der Marke und für das Vertrauen. Das können wir sehr deutlich in unseren Zahlen ablesen. Die Korrelation zwischen der Präsenz in der WorldTour und den Unternehmensergebnissen ist extrem hoch. Vermutlich deutlich stärker als in anderen Bereichen des Sports.
Diese Beziehung zwischen Rennsport und Unternehmen ist sehr tief und extrem wichtig. Wir waren jahrelang nicht in der WorldTour präsent. Zurückzukommen und wieder einzusteigen, war sehr kompliziert, weil man in gewisser Weise während der Abwesenheit das Vertrauen der Fahrer und Teams verliert. Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht und waren sehr froh, eine Partnerschaft mit Cofidis und Look gefunden zu haben. Die Beziehungen zwischen uns sind ausgezeichnet. Leider war die Saison nicht so gut, also steigt Cofidis leider aus der WorldTour ab. Aber dennoch war es für Campagnolo ein positiver Schritt, zurück in den Rennsport zu kommen.
Ich kann hier nicht allzu viel verraten, aber wir arbeiten sehr intensiv an diesem Thema. In unserer Geschichte war Campagnolo im Rennsport sehr präsent, und das war ein starkes Werkzeug, um unsere Botschaften an die Radfahrer zu transportieren. Wir müssen dahin zurückkehren. Dazu gibt es Bestrebungen. Aber die Präsenz in der WorldTour erfordert große Investitionen. In der aktuellen Marktsituation ist das kompliziert. Aber wir arbeiten an der Zukunft. Was wir heute in der Produktentwicklung entscheiden, ist etwas, das in drei Jahren sichtbar wird. So ist es auch mit den Teams. Es ist eine Beziehung, die gepflegt werden muss, ein Prozess. Also: Im Rennsport präsent zu sein, ist überlebenswichtig für Campagnolo. Campagnolo muss dort sein.
„Im Rennsport präsent zu sein, ist überlebenswichtig für Campagnolo. Campagnolo muss dort sein.“
Aber der Rennsport ist in den vergangenen Jahren sehr teuer geworden. Die Rennszene bekommt viel mehr Aufmerksamkeit. Ist es überhaupt möglich für ein kleineres Unternehmen, mit einem der großen Teams – sagen wir den Top Fünf – zusammenzuarbeiten? Ist das einfach zu teuer, oder ist es möglich?
Wir müssen das Unmögliche möglich machen (lacht). Man muss sich selbst ein herausforderndes Ziel setzen und alles tun, um dorthin zu gelangen. Ich weiß nicht, wo wir in X Jahren in dieser Hinsicht stehen werden. Aber das ist einer unserer Schwerpunkte. Wir arbeiten daran.
Ihr hattet schon die Ekar-13-Gruppe, und sie war ein großer Erfolg. Alle haben darüber gesprochen: Bringt ihr sie elektronisch? Warum nicht schneller? Warum habt ihr so lange gewartet? Gab es Pläne, die Ekar-Gruppe einfach elektronisch hochzurüsten, oder war euch klar, dass ihr eine neue Plattform entwickeln wolltet, die mit 13 Gängen auf alle Fahrräder ausgedehnt wird?
Nein, Ekar war ein schönes Kapitel, das während der Blase auf den Markt kam – und auch dank dieser großen Erfolg hatte. Aber das ist ein anderes Kapitel für das Unternehmen. Danach haben wir einige wichtige Reorganisationen im Unternehmen durchgeführt, besonders im Entwicklungsbereich. Und die neuen Produkte haben nichts mit der Ekar-Gruppe zu tun. Das ist eine andere Welt.
 
        
        Vorhin hast du vor einigen deutschen Händlern über drei Produkt-Ebenen gesprochen, um die neue Technik herunterzuskalieren und auch günstigere Schaltgruppen anbieten zu können. Wird die niedrigste Ebene dabei auf „Ultegra.Niveau“ liegen oder geht ihr noch ein Stück weiter nach unten?
Oh, ich habe nicht von drei Ebenen gesprochen. Das sind deine Worte. (Lacht) Ich habe nur vom ersten Level, der Super Record, gesprochen. Aber es ist eine logische Konsequenz, dass ein Unternehmen wie Campagnolo nicht nur im obersten Segment mit nur einer Option vertreten sein kann. Wir wären zu schwach gegenüber den anderen, wenn wir nur ein Angebot hätten. Es ist also logisch, dass Campagnolo auch auf einem niedrigeren Level vertreten sein muss.
Aber: Es ist nicht unsere Art, mit einer riesigen Produktpalette im großen Maßstab im Massenmarkt aufzutreten, wie es unsere beiden fantastischen Wettbewerber so gut tun. Das ist nicht unsere Mentalität. Unsere Mentalität ist, in einer Nische stark zu sein. Eine andere Option in der Nische zu sein, die italienischen Geschmack mit sehr leistungsstarken Lösungen bietet. Das ist unser Weg. Es wird in Zukunft weitere Optionen bei den Antrieben geben, eine nach der anderen, aber nur bis zu einem gewissen Niveau nach unten.
„Es ist logisch, dass Campagnolo auch auf einem niedrigeren Level als Super Record vertreten sein muss.“
Nach oben gibt es natürlich keine Grenze, weil wir in diesem Jahr gesehen haben, dass die Preise mancher Fahrräder unvorstellbare Höhen erreicht haben. Das klingt seltsam. Manche Leute sehen das negativ, weil: Wie kann ein Fahrrad so viel kosten wie ein Auto? Das ist zu viel. Aber das ist der Markt, nicht wir oder unsere Mitbewerber. Wir folgen nur dem Markt, indem wir das liefern, was verlangt wird – mit den besten Materialien, den besten Lösungen, der neuesten Technologie. Und Spitzen-Technologie kostet.
Aber um das klarzustellen: Ihr seht Campagnolo nicht als Luxusmarke? Manche Marken sagen: Wir sind eine Luxusmarke, wir wollen sehr hochpreisig sein. Aber ihr sagt, ihr seid klar performanceorientiert. Seht ihr Campagnolo also nicht als Luxusmarke?
Wenn ich ein Beispiel aus der Autoindustrie bemühen darf: Campagnolo will nicht Bentley sein. Wir wollen Ferrari sein. Performance ist das Schlüsselwort. Nicht Luxus. Manche mögen unsere Produkte als Luxus betrachten, aber für uns im Unternehmen steht nur ein Wort im Vordergrund: „Performance“. Lasst uns über Performance sprechen. Alles andere kommt danach. Es gibt nur dieses eine Wort.
Ihr produziert alle eure Produkte in Europa. Eure Konkurrenten produzieren in Asien. Glaubst du, das kann langfristig funktionieren? Wollen eure Kunden Produkte, die in Europa hergestellt sind, oder erschwert euch das letztlich den Wettbewerb? Oder ist es schlicht Teil eurer Identität, in Europa zu produzieren?
Das sind unsere Wurzeln. Der größte Teil des Unternehmens ist in Italien: Hauptsitz, Dienstleistungen, ein Teil der Produktion. Zum Beispiel wird die Super Record Wireless in Italien montiert und zu großen Teilen dort produziert. Außerdem haben wir zwei Werke in Rumänien, sehr nah an Italien – 1.000 Kilometer mit dem Auto. Die Sprache und Kultur sind nicht so verschieden. Wir spielen also „zu Hause“. In Fernost ist es eine andere Geschichte, man braucht eine andere Mentalität. Für uns ist es ein Mehrwert, in Europa zu bleiben – auch wenn es sehr teuer ist. Die Konkurrenz in Bezug auf Preise und Löhne ist extrem hoch. Italien oder Rumänien kann man nicht mit Kambodscha oder Vietnam vergleichen. Zwei verschiedene Spiele – aber nur ein Spielfeld. Für uns ist es wichtig, in Europa zu bleiben, und wir tun alles, um das zu halten.
Ich habe mitbekommen, dass ihr durch einige Patente von SRAM und Shimano eingeschränkt seid. Ihr könnt die UDH-Aufnahme nicht direkt nutzen, müsst unterschiedliche Akkus verwenden, ihr könnt keine Wireless-Sateliten-Shifter anbieten, keine Sateliten-Shifter mit Kabelanschluss und Plug-and-Play-Funktion, weil andere Unternehmen darauf Patente haben. Hindert euch das daran, bessere Produkte zu entwickeln? Sagt ihr: So ist es, wir müssen damit leben? Oder empfindet ihr es als unfair?
Das ist ein wichtiger Punkt. Sicher ist es gut, nur eine Batterie für mehrere Geräte zu teilen. Jede Firma hat ihre Stärken und Schwächen. Die Politik von Campagnolo ist es, die Rechte der Wettbewerber nicht zu verletzen. Wir sind sehr respektvoll, wir wollen keinen Streit mit Wettbewerbern. Wir respektieren ihre Arbeit. Das ist unser Weg. Manche können in bestimmten Punkten besser sein, und wir versuchen, in anderen Punkten besser zu sein. Es ist ein Spiel. Jeder spielt sein eigenes Spiel und versucht, besser zu sein als die anderen. Für die Kunden ist das gut, weil es die Firmen zwingt, ständig zu innovieren und die besten Produkte anzubieten. Aber wir sind sehr transparent und respektieren die Arbeit der anderen. Das ist uns sehr wichtig.
Was würdest du sagen, ist das Beste an eurer neuen Plattform – kurz gefasst?
Kurz gefasst ist schwierig. Die kürzeste Version ist: Es ist eine Plattform. Endlich eine Plattform. Und ich muss meinen Wettbewerbern danken, weil sie uns den Weg gezeigt haben, der schon seit Jahren vor uns lag, aber den wir vielleicht nicht sehen konnten oder wollten. Das ist der große Schritt, den Campagnolo gemacht hat. Und daraus entstehen viele neue Produkte. Eine Plattform zu haben, ist für ein kleines Unternehmen wie Campagnolo ein weltverändernder Schritt.
 
        
        „Das beste an unserer neuen Plattform ist, dass es eine Plattform ist.“
Schauen wir ein wenig auf die Welt. Welche sind eure wichtigsten Märkte? Italien, Deutschland, Frankreich? Und wie läuft es in Asien, wo viele Unternehemn aus der Fahrrad-Industrie stark wachsen?
Italien ist der größte Markt für uns. Nord- und Mitteleuropa, also Italien, Frankreich und Deutschland, sind der wichtigste Teil. Früher war auch Großbritannien sehr relevant, dann sind die Zahlen dort stark gefallen. Amerika ist ein wichtiger Markt, aber wir sind dort kaum präsent, auch wenn wir eine Tochtergesellschaft vor Ort haben. Andere Regeln, andere Bedingungen – da gibt es viel zu tun, großes Potenzial. China und die fernöstlichen Länder sind offen für Campagnolo, aber wir sprechen dort immer Kunden mit einer bestimmten Kaufkraft an. Italienische Produkte, italienischer Stil, Performance – das wird dort geschätzt. Aber es geht nicht nur um Produktvielfalt, sondern auch um Vertrieb und Service. Wenn wir gute Produkte liefern, erwarten die Kunden auch guten Service. Sonst verliert man sie. Da gibt es viel Verbesserungspotenzial. Es hängt alles mit der Präsenz in diesen Ländern zusammen. Sichtbar zu sein, ist sehr wichtig für Campagnolo.
Aber das ist ziemlich schwer. Man benötigt viel Personal und viel Geld, oder?
Wir denken, dass Dinge verbessert werden können. Wir haben nicht den Anspruch, Shimano oder SRAM zu werden. Das ist nicht unser Spiel. Es ist möglich, in bestimmten Ländern präsent zu sein – nicht mit Hunderten von Leuten, die sie betreuen, sondern mit einer begrenzten Anzahl, die die richtige Servicequalität bietet. Aber es ist ein Prozess. Es ist nichts, was man in kurzer Zeit tun kann, es ist ein Prozess. Der erste Schritt ist wichtig: sich dessen bewusst zu sein und zu erkennen, wo unsere Position wirklich ist.
Was ist deine Vision für Campagnolo? Wo siehst du das Unternehmen 2030 und noch weiter in der Zukunft?
Die Ambition ist, mehr Fahrräder ab Werk mit Campagnolo-Ausstattung zu sehen und dank dessen den Menschen zu helfen, das Radfahren anders zu genießen. Wir möchten eine andere Option für die Kunden anbieten. Das ist das große, übergeordnete Projekt, an dem wir arbeiten.
Ist es ein Vorteil, ein familiengeführtes Unternehmen zu sein, um die Dinge so zu machen, wie ihr sie macht? Ihr habt nicht den Druck, zu wachsen und zu wachsen und Dinge zu tun, die Investoren wollen.
Es kommt darauf an. Es gibt Vorteile und Nachteile. Die Familie ist sehr engagiert im Unternehmen. Dass die Familie so engagiert ist, ist wichtig, um das Ziel des Unternehmens beizubehalten, die Marke und ihre Wurzeln zu respektieren und das über die Zeit zu bewahren. Auf der anderen Seite ist es in diesen schwierigen Marktbedingungen auch eine Frage der Investitionen. Wenn Campagnolo Teil von etwas Größerem wäre, könnte Campagnolo natürlich auf größere Möglichkeiten bei den Investitionen bauen, das ist sicher. Es kommt also darauf an. Es gibt unterschiedliche Sichtweisen. Wir denken im Moment, dass es für die Familie Sinn ergibt, diese Tradition und Geschichte fortzuführen – mit Respekt vor der Vergangenheit, aber mit Blick auf die Zukunft. Die Vergangenheit ist wichtig, wir respektieren sie, aber wir müssen die Zukunft mit konkreten Dingen bauen: Produkte, Mitarbeiter, Leistung, Dinge dieser Art.
Und es gibt keine Pläne, einen großen Investor hereinzuholen, um frisches Geld zu bekommen?
Nein, im Moment gibt es keine Pläne dieser Art.
Vielen Dank für die Einblicke!
Was sagt ihr zur neuen Plattform-Strategie von Campagnolo?
 
                 
9 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumKlasse Interview! Bin gespannt, was da alles kommt. Ich fahre seit Jahren an meinen Rennrädern nur Campa und würde das am liebsten auch in der Zukunft. Auch wenn mich genug Leute für Shimano überreden wollen 😉
Tullio. Und bitte dann auch die Bildunterschrift #1 gleich mit korrigieren. Danke!
Sympathisches Interview mit Herrn Campagnolo. Der Respekt gegenüber seinen Mitbewerbern finde ich klasse. Man merkt, das er und die Firma wieder eine Vision haben und die hoffentlich durchziehen können.
Beim Auto kann ich den Begriff Plattform nachvollziehen, aber was genau ist hier eigentlich gemeint?
Was für ein Sympathischer CEO! Was für eine grandioser Produzent.
Und der Name Campyonly ist und bleibt gerade deswegen Programm;-)
Ja, ich war letztes Jahr in Vicenza und hab mich vor dem Werk mit einem sehr netten Mitarbeiter unterhalten, der extra seine Pause geopfert hatte. Auch die Promo-Jungs am Girostand in Padua waren super nett. Ein sympathisches Volk.
Wenn was kommt, baue ich mein neues RR in ein-zwei Jahren mit einer zeitgemäßen Chorus/Record auf. Momentan bin ich mit SRAM an meinen beiden Haupträdern für Sommer und Winter glücklich. Rüste demnächst meine Kreissäge (ital.) von Force d2 auf e1 um. Campa habe ich nur noch an den beiden Klassikern und an den beiden Felgenbremsern, die ich eigentlich nicht mehr fahre.
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: