Meine Digitalkamerageschichte
Ich bin seit dem Jahr 2000 in der Fotografie dabei. Damals in der Schule fand ich, dass Fotografie zur Dokumentation digital sein sollte – weil es einfach schneller geht, man die Bilder sofort bearbeiten kann usw. In diesem Jahr war die Digitalfotografie wirklich noch Neuland. Die Sensoren waren schlecht und reichten in puncto Bildqualität nicht an die analogen Mittelklassekameras heran. Entsprechend gaben sich die Hersteller Mühe, möglichst einfache, funktionale und überhaupt „bessere“ Digitalkameras zu bauen. Ich fand, meine Schule sollte so eine digitale Kamera haben. Also habe ich mich richtig reingehängt und die Firma Olympus angeschrieben – damals noch mit Sitz in Deutschland – und erklärt, warum wir so etwas brauchen. Und, wer hätte das gedacht: Sie haben meiner Schule eine Olympus C2000 geschenkt. Das war der Wahnsinn – etwas ganz Neues. Unglaubliche 2 Megapixel und sogar optischer 3-fach-Zoom. (Heute muss man darüber lachen.) Ein paar Jahre später konnte ich mir dann auch so eine Kamera leisten und war viele Jahre überglücklich damit.
Irgendwann später gab es dann digitale Spiegelreflexkameras. Mein großer Traum war die Olympus E-1. Das war eine Spiegelreflexkamera mit 4/3-CCD-Sensor von Kodak. Das war Olympus’ Einstieg in den digitalen Spiegelreflexmarkt – hier wollten sie zeigen, was sie konnten. Kostenpunkt: um die 1500 Euro mit einfachen Objektiven, wenn ich mich richtig erinnere. UNERREICHBAR für mich.
Ich sah mir Review-Bilder an, und mir lief das Wasser im Mund zusammen – so toll und stimmig waren die Aufnahmen. Der CCD-Sensor trug sein Übriges dazu bei: Im Gegensatz zu den CMOS-Sensoren wirkten die Bilder organischer, weicher, stimmiger.
Jetzt hatte die Digitalfotografie die analoge langsam eingeholt. Der Vorteil des „schnellen Bildes“ war bekannt, Digitalfotodienste breit verfügbar und günstig. Leider hatte auch die „Enshittification“ begonnen. Es gab Spitzenkameras, aber eben auch viele günstige, die absichtlich schlecht waren, damit sie sich gegenüber den guten Kameras abgrenzten und den Markt nicht kannibalisierten. Man sah das Rauschen des Sensors im Vorschaubildschirm mit bloßem Auge. Die Belichtung stimmte oft nicht, der Weißabgleich ebenfalls nicht usw. Davon wusste ich jedoch um 2005 noch nichts.
Es gab dann für ca. 300 Euro die Olympus E-300. Die passte zu meinem Budget. Die war von Olympus, die musste gut sein. (Oder?) Was für ein Wunderwerk an Technik! Aber irgendwie waren die Bilder nicht stimmig: zu hell, zu dunkel, zu gelb, zu weiß. Ich war auf die Enshittification hereingefallen und war traurig. Es vergingen noch ein paar Monate, und ich bemerkte, dass die E-1 abverkauft wurde. Sie kostete jetzt 500 Euro. Ich wollte sie so gerne kaufen, aber der Kauf der E-300 hatte ein Loch in mein Portemonnaie gerissen – es war leer. Mein Studigehalt betrug 630 Euro – das brauchte ich aber für Miete und Essen.
Was also tun? Ich habe kurz überschlagen, was es bedeuten würde, mir diese Kamera trotzdem zu kaufen.
Ich ermittelte, dass ich ca. 6 Wochen nur von Brot und Spaghetti leben müsste. Spaghetti kosteten damals, das weiß ich noch heute, 18 Cent pro 500 g. Also, was blieb mir übrig? – ich musste sie kaufen. Die nächsten 6 Wochen waren dann sehr ... eintönig. Ich fotografierte viel und aß ... Spaghetti mit Ketchup und Brot. Diese Kamera war mit das Beste, was ich mir je gekauft habe. Auch heute noch ist sie meine tolle Kamera. Sie macht so schöne Bilder, und ich bin so glücklich mit ihr. Heute mag man darüber lächeln: Olympus hat sich längst zurückgezogen. Mit Recht, denn die Konkurrenz machte es später so viel besser. Canon war mit seinen selbst entwickelten CMOS-Sensoren dann um Längen voraus, selbst wenn die günstigen Kameras nur kleine APS-C-Sensoren hatten. Meine Kamera hatte 5 Megapixel. 5 Autofokuspunkte. ISO 400 Standard, erweitert (extra über Menü freizuschalten) maximal ISO 1600 – dann aber mehr Rauschen als Bild ... Autofokus brauchte gerne 500 ms ... CF-Speicherkarten, Akku nach 30 Minuten leer ...
Jedoch: Es gibt wenig Technik, die mich so glücklich gemacht hat. Und sie tut es noch heute. Sie ist für mich genauso toll wie am ersten Tag.
Wer möchte, kann hier Parallelen zu den Stahlrädern sehen. Auch sie sind für mich Schmuckstücke und heute kein bisschen weniger wert, als sie es einst wohl waren. Verstehen können das in einer Welt, in der alles ein Verschleißteil ist und besser heute als morgen durch etwas Neues ersetzt wird, immer weniger Menschen ...
Zuletzt zeigte ich jemandem mein Rad mit Koga-Miyata-Rahmen von 1990. Er sah es und sagte: DAVON haben wir damals alle geträumt. Nur leisten konnten wir es uns nicht ...
Auf das Rad werde ich öfter angesprochen. (Ich zeige es hier nicht, denn Liebhaber der Klassiker würden es als Barbarei verstehen – denn ich habe es mir als modernes Gravelrad aufgebaut, mit 10-fach-Schaltung und STIs, da ich für mein Gewicht einen soliden Stahlrahmen brauche und dennoch die Effizienz von moderner(er) Technik nicht missen möchte). Die Leute fragen mich: „Was hat das gekostet?“ und ich sage: „Der Rahmen hat 70 Euro gekostet und dann war es viel Arbeit.“ Das Gespräch ist dann sofort vorbei, weil die Leute mit der (wahren) Aussage nichts anfangen können und denken, ich habe einen Dachschaden. Das Gespräch endet oft mit „Ja, ok, 70 Euro ...“ oder „Naja, müssen Sie auch nicht sagen.“
(Ich habe ChatGPT um die Korrektur von Rechtschreibung und Grammatik gebeten)