Warum mieten die überhaupt Windkanäle an? Das ist doch zu
100% rausgeschmissenes Geld. Die Aerodynamik auf dem Rad wird praktisch ausschliesslich vom Fahrer und dessen Sitzposition bestimmt. Das Fahrrad hat da so gut wie keinen Anteil dran. Sitzposition ist das einzige was vom Fahrrad bestimmt wird, aber die ist beim jedem Fahrer anders. Da müsste also schon der Fahrer in den Windkanal.
Von so einer Geldverschwendung hat der Kunde keinen Nutzen, es macht also auch keinen Sinn, die kosten aufs Rad draufzuschlagen.
Wenn man genügend Räder verkauft sind allerdings auch 40k€ kein Betrag, der das Rad spürbar verteuert.
Das ist ja eine ganz andere Diskussion, ob das die richtige Richtung ist. Da kann man ja durchaus Zweifel anbringen. Ich bin mit meinem modernen Aero schneller als mit einem älteren Non-Aero mit ähnlich aggresiver Sitzposition. Ist der Unterschied groß? Nein, nicht bei mir. Ist das aussagekräftig? Nein, rein anekdotisch. Wie viel davon könnte man mit einfachem Aero-Design und reinem CFD erreichen? Weiß ich nicht, aber vermutlich käme man dem schon erstaunlich nahe.
Klar, hier wird unglaublich viel Geld verwendet und ich bin auch der Meinung, dass das großteils verschwendet ist. Mein Punkt war lediglich, dass da reale Kosten dahinter stehen. Natürlich sind da auch noch teilweise deutliche Gewinnmargen drauf, nur eben nicht Faktor 10. Faktor 2 ist bei manchen Rädern allerdings sicher drin.
Wie viele Tage die Räder im Windkanal letztendlich sind, kann ich nicht sagen, aber ich gehe von mindestens drei Terminen aus, wobei der letzte hoffentlich nur zur Überprüfung der Konvergenz ist und das sollte in unter einer Stunde machbar sein, da die Messdauer selbst bei 10 min maximal liegen sollte.
Ich sehe das eigentlich so lange unkritisch, wie es eben ein HighEnd-Produkt ist, das nur von Sponsoren und Wohlhabenden gekauft wird und nicht zentraler Teil der Normalausrüstung ist. Wer das zahlen will und kann, soll es doch gerne tun. Klar, man kann mit dem Geld altruistisch Besseres tun, man kann es aber auch deutlich schlechteren Sektoren zuschieben. Ich habe auch den Luxus, dass ich bis zu 16 000e für meine bisherigen Räder ausgegeben habe, wobei das ein deutlicher Ausreißer nach oben ist im Vergleich zu meinen sonstigen Rädern. Mir ist vollkommen bewusst, dass das mehr Wunsch als Vernunft war und zumindest fahre ich es jetzt doch schon eine Weile mit großer Freude.
Problematisch ist aber tatsächlich, dass das Einstiegssegment auf einmal sehr abgeschlagen ist und das Mittelsegment sich so sehr nach oben verschoben hat. Ich habe 2010 ein Rad mit voller Ultegra Ausstattung für einen dreistelligen Betrag gekauft. Das ist heute auch inflationsbereinigt wohl kaum vorstellbar. Gute Räder um 1200e und vernünftige um 600e, das ist ein Ziel, dass ich wichtig finde. Nach oben die Limits zu setzen, nun, das kann sich jeder selbst.
Das Gute daran ist ja, dass dann eine Firma wie z.B. Colnago sich die Kosten für den Windkanal spart und die Räder trotzdem so teuer wie die im Windkanal optimierte Konkurrenz verkauft
Disclaimer: Ich fahre selbst so ein unfahrbar unaerodynamisches Colnago
Ja klar, solche Firmen gibt es sicher auch, die einfach nur profitieren. Das gilt wohl für alle Produktkategorien der Welt. Mir kann auch keiner erklären, warum das Brot auf dem Markt aus der Großbäckerei kommt und auf einmal 10e den Laib kostet.... Das Produkt muss ja auch gar nicht zwangsläufig schlechter sein. Meine Erfahrung (nicht in der Radbranche, da habe ich keinen beruflichen Bezug, aber mit anderen Randgruppen der Aeronutzung) ist, dass meistens eh nur Konvergenzen zur CFD geprüft werden, und nicht im Windkanal selbst optimiert wird. Das wäre dann doch deutlich zu teuer. Wenn man also nicht nachkorrigieren muss, ist das Rad, dass den Windkanal nie gesehen hat, eigentlich nicht mal im Nachteil.
War das nicht ein gesponserter Promi für feine Katalogbilder? Wenn tatsächlich mit solcherlei Kanonen auf Spatzen geschossen wird, dann dreht die Fahrradbranche wirklich am Rad.
Es wird schon echte Arbeit verrichtet. Wie viel, ist sicher sehr Herstellerabhängig.
Dann doch noch einen obendrauf und zurück zum Threadthema. Wie kann diese Branche solche Summen im Windkanal verbraten und dann Breitreifen bei Rennrädern als aerodynamisch verkaufen? Mit meinen kostengünstigen Tests auf der Bahn kommt immer wieder dünn, schmal und tief schneller als dick, breit genau so tief raus. Und halte keiner mir vor ich verstehe nichts von der Sache.
Tut die Branche das. Alles was ich bisher, abseits von Produktbeschreibungen natürlich, gehört habe, war eigentlich nur, dass man das aerodynamische Punishment der breiteren
Reifen mit entsprechenden
Felgen versucht zu reduzieren, sodass es in der Summe auf "normalen Straßen" (ja klar, hier kann man sich jetzt schon endlos drüber ergehen, was das eigentlich ist) in der Summe schneller ist.
Auf der Bahn fahre ich übrigens auch schmalere
Reifen als auf der Straße. Fahre aber auch nur selten Bahn, vielleicht 4-5 Mal im Jahr und dann mit Vereinsrädern, nicht mit eigenem Material.