Ein paar Watt darüber oder darunter machen Dein Training nicht ungültig. Der Körper kennt keine Zonen und Bereiche, also nicht verrückt machen lassen.
Der Puls ist durch die Störfaktoren und seiner Langsamkeit nur bedingt für Training auf dem Rad geeignet.
FTP-Test alle 6-8 Wochen ist nicht "ständig" und es müssen keine Wartebereiche "haargenau" getroffen werden. Du hast da vielleicht etwas nicht ganz verstanden.
Wenn ich eine lange Grundlagenfahrt mache, spielt die Langsamkeit des Pulses aus meiner Sicht eine eher untergeordnete Rolle. Bei Intervallen gebe ich dir allerdings völlig recht – da ist die Pulssteuerung tatsächlich weniger präzise.
Was mich aber interessiert: Welche „Störfaktoren“ machen das Training nach Puls deiner Meinung nach ungeeignet? Das würde ich gern verstehen.
Nach meinem Kenntnisstand gibt es keine echten Störfaktoren, sondern nur normale Varianzen des Pulses, die tagesformabhängig sind. Genau diese Schwankungen sehe ich sogar als wertvolle Rückmeldung des Körpers.
Wenn ich zum Beispiel merke, dass mein Puls an einem Tag nicht „hochkommt“, ist das für mich ein klares Signal, dass ich keine harte Einheit erzwingen sollte. Dann fahre ich lieber locker – statt mit Gewalt die geplanten Wattwerte zu erreichen.
Ich trainiere also bewusst mit dem Körper, nicht gegen ihn. Der Puls ist dabei für mich ein zentraler Indikator – er zeigt an, wie belastbar mein System in dem Moment wirklich ist, während Watt nur das zeigt, was ich mechanisch leiste.
Watt misst, was du leistest – Puls zeigt, was dich das kostet. Und ich finde das wirklich wichtig, denn der Puls zeigt deutlich, im Zweifelsfall noch am nächsten Tag, die Härte des Trainings vom Vortag.
Was das „genaue Treffen der Bereiche“ betrifft: Das ist ja beim Watttraining ähnlich – man versucht, in einem bestimmten Zielbereich zu bleiben. Draußen finde ich das allerdings oft schwierig, weil die Wattmessung viel sensibler auf jede kleine Veränderung reagiert. Der Puls reagiert zwar träger, aber genau das sorgt in meinen Augen für ein „flüssigeres“ Training.
Ich beziehe meine Aussagen bewusst auf Outdoor-Training, weil ich fast ausschließlich draußen fahre – bei jedem Wetter. Klar, drinnen ist alles kontrollierter und präziser messbar. Aber draußen trainiert man andere Fähigkeiten, etwa die Resilienz gegenüber Wetter, wechselnden Bedingungen und unvorhersehbaren Situationen. Auch das ist natürlich eine Frage der persönlichen Einstellung.
Ich denke, hier stoßen zwei grundsätzliche Philosophien zusammen. Eine wirklich dezidierte, technische Ausrichtung für eine hohe Professionalität- oder halt einfach Bock drauf, so professionell arbeiten zu vollen, gegen ein eher funktionales Training. Was aber ebenfalls für viele Sportler vollkommen ausreicht.