Dickie8208 schrieb:
Moin,
kürzlich haben wir ja schon den einen oder anderen Fred über wann und wieviel trainieren gehabt. Dabei habe ich mich immer gefragt, wie ihr teilweise deutlich mehr als 10 Stunden pro Woche trainieren könnt. Wenn ich Single wäre und auch sonst wenig soziale Kontakte/ Verpflichtungen hätte, würde ich es neben der Arbeit auch schaffen, aber mir Freundin, Freunden (ohne RR) und einem anderen Hobby komme ich auf zwei Ausfahrten pro Woche mit 5h Aufwand.
Sind hier alle arbeitslos oder anderweitig gesellschaftlich ausgegrenzt? Wo nehmt ihr die Zeit her?
Grüsse

rost:
Dickie
Eine absolut berechtigte Frage.
Hätte ich einen normalen Job mit 40-50 Stunden Arbeitszeit plus Fahrzeiten zwischen Wohnung und Büro (oder ähnliches), hätte ich Familie und entsprechende Verantwortung wäre ein Radtraining auch für mich unvorstellbar.
Meine Situation: bin beruflich selbständig und kann mir meine Arbeitszeit frei aussuchen, das kann also auch abends, nachts oder am Wochenende sein. Entsprechend nutze ich so gut wie jeden Sonnentag, um Rad zu fahren. Ist halt einer meiner liebsten Freizeitbeschäftigungen. Das was an Arbeitszeit pro Woche für mich anfällt, liegt im Schnitt bei 15-20 Stunden. Damit erziele ich ein ausreichendes Einkommen. Warum sollte ich mehr Arbeitszeit aufwenden, wenn es nicht notwendig ist?
Und Familie? Fehlanzeige. In dem typischen Heiratsalter (Anfang 20 bis Anfang 30) hatte ich meinen Schwerpunkt mehr in geistig-spiritueller Richtung. Die Worte "Selbstfindung" und "Selbstverwirklichung" treffen es besser. Das hat mich keinesfalls gesellschaftlich ausgegrenzt - ganz im Gegenteil.
Habe eine Zeitlang in einer Wohngemeinschaft gelebt mit Leuten, mit denen ich teilweise heute noch freundschaftlichen Kontakt habe.
Und dass man trotz Partnerschaftsbeziehung keine Familie gegründet hat - ich sehe es heute als Fügung des Schicksals.
Meine langjährige Freundin aus Frankfurt fliegt nächsten Monat mit mir nach Mallorca und begleitet mich per Mietwagen auf meinen dortigen Radtouren. Sie findet es gut, dass ich mich trotz fortgeschrittenen Alters fit halte. Und meine Bekannte in Erfurt, mit der ich im August zum Radfahren an der Weser war, fährt selbst gern Rad. Zwar kein Rennrad, aber doch engagiert. Wir sind uns dann irgendwann auf dem Weser-Radweg auf freier Strecke unterwegs begegnet.
Kinder habe ich keine und vermisse sie auch nicht. Aber ich habe großen Respekt vor allen Eltern, die verantwortungsvoll ihre Kinder großziehen. Hätte es überaus wertgeschätzt, wenn mein eigener Papa auch nur ein einziges Mal mit mir und meinem Bruder eine Radtour gemacht hätte.
Fazit: Ich bin nicht im klassischen Sinne "arbeitslos" (als Geschäftsführer im gesellschaftlichen Sinne durchaus akzeptiert) und leide nicht unter mangelnden Sozialkontakten. Wenn ich ein Vereinsmuffel bin und gerne alleine Rad fahre, fühle ich mich wohl damit und kann es in vollen Zügen genießen. Ich mag keine großen Gruppen, fühle mich viel wohler allein oder in kleinen, überschaubaren Gruppen. 15 bis 25 Stunden pro Woche für meinen geliebten Radsport sind halt machbar und dafür empfinde ich viel Dankbarkeit.