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Being Jan Ullrich auf der ARD: Doku-Serie über den ehemaligen Radstar

Der Doku gelingt einiges. Natürlich zeigt sie zuvorderst den Menschen Jan Ullrich als Extrem. Aber wie sollte es auch anders sein? Wie sonst kommst du dahin, die Tour de France zu gewinnen?

Neben den journalistisch richtigen Erkenntnissen und Einordnungen der Geschichte um Ullrich und auch zum Thema Doping zeigt sie aber auch ein Peloton der Selbstgerechtigkeit – Ex-Trainer Becker und moralische TV-Instanz Beckmann vorne weg. Doch es gibt einen, der das Feld weit distanziert. Der "gute" Lance. Der reuige Sünder. Der, der ganz amerikanisch den Pfad den Erleuchtung bei Oprah Winfrey gefahren ist – und der dann dem gefallenen Gegner gottgleich seine Hand reicht. Verdammt. Das hätte sich Reinhold für seinen Stern am Talkmasterhimmel doch auch so sehr gewünscht. Und der macht das einfach nicht, der Ulle.

Das Duell Ullrich – Armstrong ist bis heute nicht geendet. Lance strahlt umso heller, desto tiefer sich Ullrich in Dunkelheit hüllt. Die fotografischen Bilder, die Armstrong als "stützender Freund" Ullrichs produziert – u.a. wie er ihn auf dem Rad an die Hand nimmt –, triefen nur so vor Berechnung. Ullrich liegt bewusstlos und alkoholkrank im Krankenhaus in Mexiko? "Here we go!", für Lance der Jackpot, der sich bestens erzählen lässt.

Googelt man nach dem Namen der Doku "Being Jan Ullrich", wirken nämlich vor allem die sprachlichen Bilder, die Armstrong hinterlässt. Nahezu jede Schlagzeile die es zu der Doku gibt, zitiert ihn – wie er mit Details über den tiefen Fall von Ullrich schockiert. Das "System Armstrong" funktioniert bis heute. Hinterlist fliegt nämlich vor allem dann nicht auf, wenn man mit dem Finger auf andere zeigt – und alle nur noch da hin schauen.

Sucht ist ein großes Thema bei Ullrich, Selbstsucht bei Armstrong. Nur lässt sich letzteres viel besser verkaufen: "Being better, Lance Armstrong".
 
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Hilfreichster Beitrag geschrieben von grueni2

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Der Doku gelingt einiges. Natürlich zeigt sie zuvorderst den Menschen Jan Ullrich als Extrem. Aber wie sollte es auch anders sein? Wie sonst kommst du dahin, die Tour de France zu gewinnen?

Neben den journalistisch richtigen Erkenntnissen und Einordnungen der Geschichte um Ullrich und auch zum Thema Doping zeigt sie aber auch ein Peloton der Selbstgerechtigkeit – Ex-Trainer Becker und moralische TV-Instanz Beckmann vorne weg. Doch es gibt einen, der das Feld weit distanziert. Der "gute" Lance. Der reuige Sünder. Der, der ganz amerikanisch den Pfad den Erleuchtung bei Oprah Winfrey gefahren ist – und der dann dem gefallenen Gegner gottgleich seine Hand reicht. Verdammt. Das hätte sich Reinhold für seinen Stern am Talkmasterhimmel doch auch so sehr gewünscht. Und der macht das einfach nicht, der Ulle.

Das Duell Ullrich – Armstrong ist bis heute nicht geendet. Lance strahlt umso heller, desto tiefer sich Ullrich in Dunkelheit hüllt. Die fotografischen Bilder, die Armstrong als "stützender Freund" Ullrichs produziert – u.a. wie er ihn auf dem Rad an die Hand nimmt –, triefen nur so vor Berechnung. Ullrich liegt bewusstlos und alkoholkrank im Krankenhaus in Mexiko? "Here we go!", für Lance der Jackpot, der sich bestens erzählen lässt.

Googelt man nach dem Namen der Doku "Being Jan Ullrich", wirken nämlich vor allem die sprachlichen Bilder, die Armstrong hinterlässt. Nahezu jede Schlagzeile die es zu der Doku gibt, zitiert ihn – wie er mit Details über den tiefen Fall von Ullrich schockiert. Das "System Armstrong" funktioniert bis heute. Hinterlist fliegt nämlich vor allem dann nicht auf, wenn man mit dem Finger auf andere zeigt – und alle nur noch da hin schauen.

Sucht ist ein großes Thema bei Ullrich, Selbstsucht bei Armstrong. Nur lässt sich letzteres viel besser verkaufen: "Being better, Lance Armstrong".
Ich gehöre eigentlich auch zu den ABSOLUTEN Anti-Armstrong-Fans! Ja er ist mit Sicherheit selbstherrlich, ein Egomane, ein Nazist und vieles unsympathische mehr. Aber dennoch habe ich irgendwie meinen Frieden mit dem Typen gemacht....ich weiß es nicht, aber ich habe das Gefühl, dass er es mit J. Ullrich tatsächlich ernst meint, ihn wirklich als eine Art Freund betrachtet.
Auch seine ganze Art hier in der Doko, gerade zu dem früheren Armstrong....mir kommt er schon ein stückweit geläutert und einsichtig vor 🤷‍♂️ mag sein, dass das alles Berechnung / Täuschung ist....ich weiß es nicht.
Aber irgendwie ist mein inneres Gefühl im gegenüber milder gestimmt....fühlt sich auch besser an!
 
Auch seine ganze Art hier in der Doko, gerade zu dem früheren Armstrong....mir kommt er schon ein stückweit geläutert und einsichtig vor 🤷‍♂️ mag sein, dass das alles Berechnung / Täuschung ist....ich weiß es nicht.
Aber irgendwie ist mein inneres Gefühl im gegenüber milder gestimmt....fühlt sich auch besser an!
Er hat seinen Fall trotz deutlich größerer Fallhöhe viel besser bewältigt als Ullrich.
Steht solide da, Eskapaden und Versumpfung wie bei Ullrich in den letzten Jahren und Monaten sind mir nicht bekannt.
 
Er hat seinen Fall trotz deutlich größerer Fallhöhe viel besser bewältigt als Ullrich.
Steht solide da, Eskapaden und Versumpfung wie bei Ullrich in den letzten Jahren und Monaten sind mir nicht bekannt.
Armstrong und Ullrich sind doch komplett unterschiedliche Typen.

Ullrich wurde vom kleinen Bub über Nacht zum besten Radrennfahrer der Welt. Ein bescheidener Junge mit alleinerziehender Mutter, wird plötzlich Superstar und Auslöser eines Radsporthypes. Falsche Freunde, fehlende Unterstützung und alleine nicht fähig mit dem Wandel umzugehen. Becker war genauso. Jung und Weltbester, aber dennoch alleine und ohne Unterstützung. Beide fallengelassen und auf dem visuellen Marktplatz geteert und gefedert, sobald die Leistung, das Gewicht oder der Alkoholpegel nicht stimmte. Viel zu hohe Anforderungen in einem harten Metier. Was das mit unreifen Personen macht, zeigte sich dann im Laufe der Jahre. Ullrich ist zu dem geworden, wozu ihn seine Umwelt gemacht hat. Wenn mit einem Schlag die Kindheit aufhört, dann kann man nicht erwarten, dass der Mensch ausgereift ist. Und beide waren mit 17 bzw. 23 noch lange nicht reif.

Armstrong war von Anbeginn an arrogant, selbstverliebt und egoistisch. Seinen Aufstieg hat er, natürlich mit viel Fleiss und Training, selbst angetrieben, aber sein Umfeld übel behandelt. Und sein Opera-Auftritt war Kalkül. Spät genug, dass Straftaten verjährten.
 
könnte es sein, dass Lance Und Jan, also beiden, ein egomanisches Teilchen innewohnt? Wenn die beiden inzwischen ne Freundschaft verbindet, dann wird es seine Gründe haben, Leidens- und Kampfgenossen.
Ich lach grad über mich selber, aber mir fiel grad "Narziss und Goldmund" von Hesse ein...:)
Und Drogen sind Mist!
 
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Ich gehöre eigentlich auch zu den ABSOLUTEN Anti-Armstrong-Fans! Ja er ist mit Sicherheit selbstherrlich, ein Egomane, ein Nazist und vieles unsympathische mehr. Aber dennoch habe ich irgendwie meinen Frieden mit dem Typen gemacht....ich weiß es nicht, aber ich habe das Gefühl, dass er es mit J. Ullrich tatsächlich ernst meint, ihn wirklich als eine Art Freund betrachtet.
Auch seine ganze Art hier in der Doko, gerade zu dem früheren Armstrong....mir kommt er schon ein stückweit geläutert und einsichtig vor 🤷‍♂️ mag sein, dass das alles Berechnung / Täuschung ist....ich weiß es nicht.
Aber irgendwie ist mein inneres Gefühl im gegenüber milder gestimmt....fühlt sich auch besser an!
Meine Einschätzung ist natürlich auch nur subjektiv. Festhalten kann man mMn aber, dass Armstrong ein jahrzehntelang erfahrener Medienprofi ist, der – wie die Doku selbst sagt – sich nur mit den Besten umgibt, ganz sicher auch in diesem Bereich. Er weiß, was jedes Bild und jedes Wort seinerseits bewirkt.

Und wenn ich das weiß, reihe ich als echter Freund in so einer Position nicht noch eine Eskapade an die Liste der eh schon für die breite Öffentlichkeit zur Genüge vorhandenen. Wir alle wissen ausgiebig, wie tief Jan Ullrich gefallen ist. Würde Armstrong in der Erzählung im finalen Teil der Doku zumindest ansatzweise versuchen, Ullrich in Schutz zu nehmen – nein, das tut er nicht. Er zelebriert sich selbst in der Rolle als Retter in der Not, und das als einst selbst gefallener Engel. Rise and shine. Es geht nur um ihn.

Heute heißt es in der Presse: "Armstrong verrät erschreckende Ullrich-Details!" (nur eine von vielen Schlagzeilen). Und ich finde, das Wörtchen "verrät" verrät einiges über den Zustand der "Freundschaft" der beiden.
 
Ist Deuschland nun schockiert, weil der Lance es offen gelegt hat, dass man den Herrn Ullrich vermutlich kommentarvoll
" lahm " gelegt hat?
Tief gefallen.....wie hoch sitzt denn
" Ottonormalrennradfahrer", gerne mal mit übernormaler Sondersattelerhöhung....
 
Die fotografischen Bilder, die Armstrong als "stützender Freund" Ullrichs produziert – u.a. wie er ihn auf dem Rad an die Hand nimmt –, triefen nur so vor Berechnung.
Im Prinzip kann ich Deine Sichtweise nachvollziehen. Allerdings glaube ich weniger an eine rein "mediale Berechnung" Armstrongs. Was soll es ihm bringen, in einem so fernen, kleinen und für Amerikaner weitgehend unbedeutenden Land wie Deutschland "hell zu strahlen"? In den USA hat er das nicht nötig, dort strahlt er nach wie vor - und Ulle dürfte dort nur noch den Radsportbegeisterten ein Begriff sein.
 
Ich habe mir gerade die Doku angesehen und bin beeindruckt. Man mag von Lance Armstrong halten was man will, aber Fakt ist dass er zu einem Grossteil mitgeholfen hat Jan wieder in ein ansatzweise normales Leben zurückzuholen, weil er vermutlich der einzige Mensch war vor dem Jan noch Respekt hatte. Lance hat eine sehr überzeugende Art und war deshalb genau der richtige Mensch um den recht naiven und kaputten Jan Ullrich wieder auf die richtige Spur zu bringen; kann es nicht nachvollziehen warum sich Lance dadurch nur profiliert haben soll, ich sehe es vielmehr als Win-Win Ereignis für beide
 
Würde Armstrong in der Erzählung im finalen Teil der Doku zumindest ansatzweise versuchen, Ullrich in Schutz zu nehmen – nein, das tut er nicht. Er zelebriert sich selbst in der Rolle als Retter in der Not, und das als einst selbst gefallener Engel. Rise and shine. Es geht nur um ihn.
Du solltest Dir den letzten teil nochal ansehen und vor allem auch zuhören. Lance hat gesagt dass es egal gewesen wäre was Jan gemacht und gesagt hätte, die Medien hätten ihn so oder so ans Kreuz genagelt, und das zu unrecht
 
Machen wir uns nichts vor, aber die nun alte aber eben bestens dokumentierte Rad-Sportgeschichte enthält so ziemlich alles, was es braucht um sie in jeder Form und Richtung weiter zu spinnen. So viel Material, so unendlich viele Anekdoten, so viele Protagonisten und so viele Interessen.
Und bei letztgenannten kommen wir im Hier und Jetzt an. Verfahrene (wie passend) Leben, geläuterte Sünder, Kalkül evtl. als Funktionär oder Promoter in Europa oder Arabien zukünftig Veranstaltungen zu verka... äh, zu organisieren etc.

Und nicht zu vergessen, der eigene Nimbus, an dem mensch bis heute aktiv gestalten kann.
Während L das proaktiv tut, treibt es J von einem Tiefpunkt zum nächsten (ganz egal wie sehr man ihm etwas besseres wünscht).

Kurzum, unterhaltsam ist das absolut, aber zuweilen mir doch fast zu tragisch.
 
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