Servus allerseits,
ehrlich gesagt, verstehe ich nicht ganz, warum alle - oder zumindest die meisten - meinen, so ein Speichenbruch sei eine schlimme Sache. Ursprünglich konnte ich auch nicht verstehen, warum die Händler immer so ein Riesending mit der Einschickerei aus so einem - letztendlich - Alltagsproblem machen. Was die Händler betrifft, so ist mir das inzwischen klar: es geht um nachfolgende Garantie- bzw. Gewährleistungsansprüche. Mit anderen Worten, der Händler trägt das Risiko weiterer Schäden (z.B. bei künftigen Speichenbrüchen), nur weil er mal 'nen Speichenbruch repariert und vielleicht 40 Euro dafür bekommen hat. Nein, wäre ich Händler, würde ich so Zeug auch postwendend an den Hersteller weiterschicken.
Ansonsten ist so ein Speichentausch bei Campa- und Fulcrum-Laufrädern keine große Sache. Problematisch ist höchstens das Auftreiben einer Ersatzspeiche. Alles andere funktioniert ebenso wie bei klassischen Laufrädern.
So, und weil's mich inzwischen wirklich immer wieder mal nervt, ein weitere paar Worte zu den jeweils nicht gebrochenen Speichen und zum Aufwand: Daß andere Speichen bei einem Speichenbruch mal wirklich etwas abbekommen, halte ich für schon recht unwahrscheinlich, es sei denn, man strapaziert so ein Laufrad noch ewig lange nach dem Bruch. Ich halte meine zugegebenermaßen "unwissenschaftliche", lediglich auf meinem Leben und Erleben beruhende Sorglosigkeit dagegen. Diese Sorglosigkeit ziehe ich aus der Tatsche, daß ich vor ein paar Jahren begonnen habe, Campa-Systemlaufräder komplett einzuspeichen und zu zentrieren. Meist habe ich dazu den berühmten Weg "aus zwei kaputten mach ein gutes" eingeschlagen. Unter anderem ist mir auf diesem Wege mal ein Neutron-Hinterrad zugelaufen, das nach dem ersten Speichenbruch immer wieder nachfolgende hatte. Der Besitzer war schließlich so genervt, daß er das Ding nur noch loshaben wollte. Ja, und was soll ich sagen: Anfangs hatte ich auch Probleme mit dem Ding, aber dann hab ich mich entschlossen, nicht nur eine gebrochene Speiche zu ersetzen, sondern bei dieser Aktion sämtliche Speichen so richtig zu lockern, die neue gebrauchte(!) Speiche einzusetzen und das Laufrad anschließend komplett neu zu zentrieren. So, und seit diesem Tag hält das Laufrad wie ein neues und zwar hält es mich, der ich derzeit alles andere als ein Leichtgewicht bin.
Weitere und zwar nur die allerbesten Erfahrungen habe ich mit folgenden Projekten gemacht:
- Aus einem Satz Neutron- und einem Satz Nucleon-Laufräder mit abgenudelten
Felgen, hab ich mir einen Satz "Neucleons" gemacht, d.h. Neutrons mit silbernen Nucleon-Speichen.
- Aus einem Satz total fertiger Zondas - sowohl
Felgen als auch Nabenlager waren fertig - hab ich mir durch den Kauf zweier neuer
Felgen einen Satz quasi nagelneuer Zondas bei Wiederverwendung sämtlicher Speichen gebastelt.
Mein
Werkzeug? Nichts besonders: Ein wackeliger, weicher Billigzentrierständer für 50 Euro, die Campa-Zentierlehre (ich liebe sie!) und ein wirklich guter Speichenschlüssel.
Und das Zeug hält: Die
Felgen laufen mittig, und Seiten- und Höhenschläge sind höchstens mit wirklich sehr genauen Meßgeräten zu erahnen. Wenn man bedenkt, wie heruntergekommen die nun neu verbauten Teile anfangs waren, und wenn ich dazu all die überall zu lesenden Schauermärchen über die ach so sensiblen Systemlaufräder bedenke, dann grenzt es entweder an ein Wunder, daß meine Laufräder nach wie vor so gut laufen oder die Schauermärchen sind halt doch nur Schauermärchen.
Mein Schluß daraus: Systemlaufräder im Falle eines Speichenbruches selber reparieren? Kein Problem. Zumindest bei den mir bekannten Campa- und Fulcrum-Laufrädern nicht. Was sollte man im Zweifel tun? Möglichst alle Speichen wirklich vollständig lockern und das Laufrad und all seine Einzelteile damit entlasten, bevor man das Laufrad komplett neu zentriert.
Und der Aufwand? Gibt es einen Aufwand, wenn die Sache auch noch Spaß macht? Außerdem reden wir von maximal zwei zusätzlichen Stunden, die man mit besserem
Werkzeug sicherlich auf eine reduzieren kann.
Viele Grüße
Franz