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" Nächster Start: HAMBURG!
Hamburger Wallfahrt
Bericht vom 17. Hamburg Wasser World Triathlon
So ganz intensiv wie erhofft, habe ich die Zeit zwischen den beiden Triathlons dann leider doch nicht mit Training füllen können. Die HWS mault immer wieder, der Stress im Job ist ganz ordentlich (was nichts anderes heißt, als dass das für Un-Ordnung sorgt ). Aber ich will da hin, zum 4. Mal als Aktiver.
Diesmal schon am Donnerstag hingefahren, damit ich etwas mehr von "meinem" Hamburg habe. Treffe mich dort mit meinem guten Kumpel Martin, der dort seinen dritten Start probiert, aber gerade mal halb so alt ist wie ich. Bisher habe ich immer die Nase vorn gehabt im persönlichen Duell - das soll auch so bleiben. Ehrensache sozusagen!
Er hat ein günstiges Hotel in Billstedt aufgetan, in dem wir nicht nur gut wohnen, sondern auch einen großen Gepäckraum für unsere Edelrösser haben und - auch nicht unwichtig - am Sonntag vor dem Wettkampf schon um halb sechs frühstücken können.
Ich reise mit der Bahn, wie meistens. Neu ist, dass ich den ICE 4 nutze, der viiiiel Platz für Gepäck und auch Fahrradeinstellplätze hat wie ein IC. Leider sind auf der Rückfahrt keine Stellplätze mehr verfügbar, so dass ich notgedrungen doch meine neue
EVOC-Radreisetasche einweihen muss. Also Rad halbwegs zerlegen und in die Tasche stopfen und gut polstern. Geht recht gut, wenn man den Bogen mal raus hat. Danngeht auch noch etwas
Werkzeug,
Helm und die Radschuhe mit rein. Dank Rollen und guten Griffen gestaltet sind das alles nicht soooo schlimm. Und im ICE 4-Großraumwagen ist sauber Platz im Gepäckregal, sodass der Koffer mit dem Rennrad gut unten rein passt. Gute Lösung!
Freitag und Samstag verbringen wir an verschiedenen Orten Hamburgs, Freitag holen wir die Startunterlagen, am Samstag schauen wir begeistert beim Sprint der Jedermänner (500 m schwimmen - 20 km Rad - 5 km laufen) zu, ferner beim TOP-Wettkampf der 25 besten Weltathleten im Rahmen ihrer ITU Weltcup-Serie. Mann! Was da für Zeiten hingelegt werden, unfassbar! mit 45 - 50 km/h durch die engen Kurven der Innenstadt, vorweg jeweils ein Kamera-Motorrad, dass Bilder weltweit liefert, aber auch auf die Riesenbildschirme am Rathausmarkt. Spannend!
Am Vormittag hatte ich mit Martin von Billstedt nach Bergedorf und eine Radausfahrt gemacht. Beine lockern, das Rad nach dem Zusammenbau testen, die Klickies noch etwas härter einstellen, ein paar Sprints anziehen, Tempo fühlen. Das war bei kurzen Sprints bis 40 km/h vergleichsweise gemütlich gegen das, was die Elite da hinlegt.
Samstag Nachmittag decke ich mich auf der Messe auch noch mit allerlei mehr oder weniger wichtigen Dingen ein. Ein sehr günstiges neues Rad-Trikot (schickes Teil!), eine neue Radbrille (ein Traum!); im Paket natürlich noch günstiger. Was macht 35 plus 25? Richtig: 50 EUR!
Auch eine fehlende Feder an einer Schnellspannachse kann ich erstehen. Und vor allem: MASSAGE !!! Mein schmerzender Nacken wird sicherlich sonst am Sonntag die Strapazen nicht durchhalten; an Seitatmung beim Schwimmen ist nicht zu denken. Von Aerohaltung beim Rad ganz zu schweigen.
Aber es hilft. und lockert, so dass ich (mit IBU-Unterstützung) wenigstens halbwegs schlafen kann. Halbwegs muss auch reichen, als der Wecker um 5 Uhr verkündet, dass es jetzt ernst wird. Zum Glück haben wir unsere Startbeutel, Neoprenanzug etc, schon am Vorabend gepackt bzw. hingelegt, so dass es jetzt zügig geht. Nach dem Frühstück zur U-Bahn, mit der U4 zum Jungfernstieg. Nacken und Schultern haben zu funktionieren, beschließe ich.
Rad einchecken, Wechselzone am Ballindamm (750 m lang!!) einrichten, nochmal Luft nachtanken ... Und dann passiert's:
Je mehr ich in das Hinterrad
pumpe, deste weicher wird es. Bis es leer ist. Was ist denn hier los??????
In einer Stunde ist Start und ich drohe hier schon zu scheitern. Ich entdecke, dass die kleine Rändelschraube am Ventilkopf weg ist... wohin denn nur?? Das restliche Ventil lässt sich ganz in die Hohlkammerfelge scheiben. Ach du grüne Neune!
Ein anderer Triathlet hilft mit einem neuen Ventileinsatz aus (ich habe natürlich diesmal keinen Ersatzschlauch dabei) - doch wie kriege ich nun den alten, abgebrochenen raus? Endlich findet sich dann doch noch jemand mit einer Zange, so dass ich den alten raus- und den neuen reindrehen kann. Luft aufpumpen - hält! PUH ... soviel Stress schon vorher braucht kein Mensch. Noch 40 Minuten. Es wird eng. Platz einrichten, Trinkflaschen füllen, Brille,
Helm und Schuhe bereitlegen, rein in den Neo, Badekappe und Schwimmbrille schnappen, Beutel für Nachher abgeben und zum Start schlendern. Noch 10 Minuten.
Um 7:26 Uhr startet Martin, ich um 8:00 Uhr. Jeweils in Gruppen zu 170 Athleten geht es ab. "Mach's gut - hau rein! Und trink mir nicht das Wasser weg...!"
Die Alster hat 20,6 Grad, also ist der Neo noch erlaubt (bis 22°). Gut so. Mit dem Schwimmen komme ich gut zurecht, wenn auch nicht überragend. 31 min sind ok, aber sub 30 wäre auf den 1,5 km besser gewesen... Das Radfahren beginnt gleich, in dem wir rechts abbiegen und in den Wallringtunnel eintauchen. "Wallfahrt" steht jeweils am Anfang und Ende - warum das?
35, 37 ... erstmal einrollen lassen, fühlt sich gut an. Die Strecke ist weitgehend flach, nur ein paar kleine Steigungen drücken das Tempo auf bis zu 19 km/h. 3 Runden statt sonst 2 sind zu fahren, dafür (leider) nicht die Elbchaussee bis nach Blankenese runter. Dafür 6 mal eine 180°-Kehr an den Wendestellen... macht auch nicht gerade schneller. Die erste Runde zum Einrollen, die zweite zum Bolzen und die dritte (möglichst ohne allzu großen Tempoverlust), um die Beine zu lockern. Dafür kann ich auf dem Rückweg jeweils bis 48, 49 km/h aufdrehen, werde aber z.T. dann noch rasant überholt. Hammer!
Nachher wird sich rausstellen, dass ich für die 40 km 1:14 h gebraucht habe. Das ist nicht schlecht. Aber andere haben es in 1:01 h geschafft - selbst in meiner AK !!
Immerhin schaffe ich es diesmal, am Ende der Strecke die Füße aus den eingeklickten Schuhen zu kriegen, locker abzusteiegn und barfuß weiterzulaufen,. Spart auch Zeit. Zurück in die WZ, das Rad an seinen Platz schieben, Laufschuhe an, Mütze und Verpflegung greifen und die Laufstrecke in Angriff nehmen. Nur noch diese elenden 10 km über bzw. unter den Lombardsbrücke durch und an der Außenalster entlang bis zum Bellevue. Und wieder zurück.
Es ziiiiieht sich ... aber irgendwie geht es dann auch rum, doch mein Wunschergebnis ist irgendwo unterwegs liegen geblieben. Um 8 gestartet, ich will vor 11 Uhr im Ziel am Rathausmarkt sein.
Als ich noch gut einen Km vor mir habe, passiere ich die berühmten Hotels an der Alster. Dort steht ein Streckensprecher , der mit seinen Sprüchen den Athleten Beine macht. Er sieht mich... sagt: "Hey, da kommt Peter, der guckt auf die Uhr. Also, wenn du wissen willst, was die Stunde geschlagen hat: Es ist 10:58 Uhr und 30 Sekunden. Jetzt gibt nochmal Gas!!"
Er hat keine Ahnung, dass er mir damit endgültig den Stecker gezogen hat. Denn in anderthalb Minuten kann ich nie und nimmer einen km laufen. Erst recht nicht mit sooo lahmen Beinen.
Jetzt ist der Kampfgeist geschrottet. Egal, weiter, ankommen. 3:03:45 h sind es am Ende, als ich auf dem blauen Teppich direkt vor dem Hamburger Rathaus durch das große Zieltor laufe. Ich muss angesichts der Umstände zufrieden sein. Am Vortag hatte ich doch noch gesagt: "Bei dem Trainings- und Gesundheitszustand irgendwas unter 3:10 std zu erwarten, wäre eigentlich eine Frechheit..." Na ja ... was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.
Ein oder zwei Erdinger bleifrei, dazu Hamburger Butterkuchen... langsam kehren die Lebensgeister zurück.
Und als ich wenig später Martin treffe, der auf mich gewartet hat, muss ich den nächsten Schock einstecken. Der ärgert sich nämlich, dass er mit 3:00:29 h die Schallmauer noch knapper verpasst hat. Aber er bekommt von mir einen kumpelhaften Rippenstoß, weil er mich endlich geschlagen hat. RESPEKT! Und das trotz schlechterer Schwimm- und Radzeit!
Später treffen wir noch Freunde, gehen Essen und finden, dass es sich wieder mal gelohnt hat. Auch bei meinem letzten Auftritt in Hamburg in der Klasse der SEN 5. Nächstes Jahr ....
... das ist eben erst nächstes Jahr!
Bilder davon gibt's im Netz auch schon reichlich.
Hier geht's lang...