Der traurigste Beitrag des Threads:
So Männer, jetzt ist es ist vorbei. Worst Case. Super-GAU.
Mein Diamant RR ist gestern von einer Autofahrerin zu Klump gefahren worden. Sie hat beim rückwärts ausparken das Rad regelrecht zusammen geschoben. Langsam und mit viel Kraft. Der Rahmen ist hin. Knicke in Sitz- und Kettenstreben, das rechte Ausfallende ist total hinüber. Mein selbst gebautes
Schaltauge – verdrillt. Das schöne neue Tectoron-Schaltwerk – zermüllert. Vom Hinterrad will ich gar nicht reden. Aber das schlimmste ist der Rahmen.
Ich war wirklich, wirklich den Tränen nahe. Ich musste auch noch alles mit ansehen und konnte nichts tun – ich war zu weit weg. „Na wegen dem ollen Diamant“, sagt sie noch. Wenn’s keine Frau gewesen wäre hätte ich wahrscheinlich ausgeholt.
Wie soll man so einen Schaden beziffern? Der ideelle Wert ist unbezahlbar, aber wird die Versicherung überhaupt was zahlen bis auf einen kleinen Obolus?
Ich kann gar nicht in meine Werkstatt gehen, es ist unfassbar. Ich hab nun wirklich dran gehangen. Ich denke jeder von euch, der sein Rad vom Innenlager bis zum
Lenkerband selbst in liebevoller Kleinarbeit in zahllosen Werkstattstunden zusammengebastelt hat, kann das nachvollziehen. Vor allem wenn’s dann noch auf Anhieb einfach passte und Spaß machte.
Ein Foto und eine ausführliche Beschreibung findet sich noch an #244 dieses Threads.
Ein Diamant RS, Baujahr 1979, Qualitätsstufe 1, mit geraden Ausfallenden, in der seltenen Rahmenfarbe Silber metallic, mit originalen Abziehbildern, musste unverschuldet von uns gehen.
Ich denke, hier ist der richtige Ort um Abschied zu nehmen:
Du warst mein bestes Pferd im Stall. Du warst mein Lieblingsrad, auch wenn das MTB das 30fache gekostet hat. Du warst mein erstes eigenes Rennrad, das nicht einem Verein gehörte.
Ich hab Dich vor dem sicheren Tod gerettet, du warst gerade genau so alt wie ich. Mit mir durftest Du noch einmal erfahren, was es heißt, unter 10 kg zu wiegen und ein Dura-Ace-Innenlager zwischen den Schenkeln zu führen.
Du warst immer ein Eyecatcher und Gesprächsmittelpunkt, egal wo man mit Dir auftauchte. Bei Laien und bei Profis. Ältere Herren mit ihren Enkeln hielten inne und staunten über Dich, ebenso wie pubertäre Dirt Street Jump weißwasich-Biker.
Entschuldigung, dass ich dich als Stadtschlampe bezeichnet habe, und dass ich Dich nach Regenfahrten öfters mal ungeputzt hab stehen lassen. Aber ich habe Dich geliebt. Ich habe Dich sogar manchmal während der Fahrt am Oberrohr getätschelt, weil Du unerwartet gut rolltest.
Gestern noch hab ich ordentlich Luft aufgepumpt. Eben noch liebevoll angeschlossen. Sonntag wollte ich Dich gründlich putzen und nächstes Jahr wollten wir zum Diamant Fahrertreffen. Alles vorbei. In drei Sekunden.
Was soll nach Dir kommen? Ein Peugeot? Ein italienischer Stahl-Klassiker? Alles nicht dasselbe. Du warst einzigartig. Unvergleichlich. Unbezahlbar.
Es sollte ein Leben lang halten. Kumpel, es war ein prima Sommer. Danke!
Ich bin untröstlich.
R.I.P.
Jenser.