So, kurze Zusammenfassung Tag 2 (WI - KO 100km)
Nach dem Frühstück (und nochmaligem kritischem Durchforsten der Taschen und aussortieren einiges Krams) gings um 10 Uhr bei starker Bewölkung und 14 Grad los, den Berg runter durch den Schloßgarten und dann den Rhein lang, der mich jetzt fast 10 Tage lang begleiten wird.
Zunächst durchs schöne Rheingau, dessen sonnenverwöhnte Hänge offensichtlich ein wenig zu verwöhnt waren und ordentlich auf die Löffel hätten kriegen sollen, denn heute war nur grau. In Östrich-Winkel dann mit der Fähre rüber nach Ingelheim und ab da linksrheinisch weiter durch launige Wiesen, Auwälder und hübsche Weindörfer.
Kurz vor Bingen ändert sich die Landschaft dann, das Weltkulturerbe oberes Mittelrheintal grüßt mit schroffen Felslandschaften und abwechslungsreichen Kurven, die der Rhein über Jahrtausende ins Schiefergebirge gemahlen hat. Wem die Natur nicht reicht, der findet auf der Strecke auch noch ca. 40 Burgen und Schlößer, die meisten davon beeindruckend gut erhalten. Nach den ersten 10 habe ich das Fotografieren stark eingeschränkt, sonst wäre ich wohl immer noch nicht da. (angeblich kann meine Kamera Bilder ans iPhone schicken - wenn die Technik nicht mehr streikt wird nachgereicht).
In Bingen gabs eine kurze Mittagspause, danach weiter zum nächsten Teilabschnitt Richtung St Goar.
Die Loreley ist beeindruckend unbeeindruckend. Dafür war der Kuchen, den ich mir in der Kaffeepause dort gegönnt habe sensationell.
Nach St. Goar wird der Rhein langsam wieder breiter und die Berge etwas flacher. Der Rheinradweg führt hier hauptsächlich entlang der Bundesstraße und ist in Ermangelung von Deckung sehr windanfällig. Zu dem Wind gesellten sich dann noch kurze Sprühregenschauer, die mich auf dem letzten Teilstück bis Koblenz begleiten sollten.
In Boppard musste ich mich todesmutig erst durch einige wilde Japanerhorden und dann noch durch eine Meute Inder schlagen, sonst gab es keine Zwischenfälle.
Das letzte Stück hätte gerne bei Paris-Brest-Paris mitmachen wollen, durfte es aber nicht. Ganze 15km lang rüttelt sich der Weg über Pflastersteine, Schotter und etwas, das gerne Pflaster geworden wäre aber auf halbem weg aufgegeben hat. Mein armer Hintern. Zum Glück haben der stärker werdende Regen und der Gegenwind etwas vom Schmerz abgelenkt.
Eigentlich hätte ich gerne ca 25 km vor dem Ziel noch eine Limo gekauft, weil es dann doch etwas knapp wurde mit dem Zucker. Die Kioskbesitzer stellten sich allerdings als durchweg klüger als ich heraus: sie waren alle zuhause geblieben... Also gabs erst am Deutschen Eck eine Sprite und eine Karte für Mutti. Dann nur noch 1,5 km durch die Altstadt und über die Mosel und ich war endlich an meinem Ziel für die Nacht angekommen.
Von meinem Zelt aus hat man einen hervorragenden Blick auf die Festung Ehrenbreitenstein und wenn man ein paar Schritte läuft einen Postkartenwürdigen Ausblick aufs Deutsche Eck.
Da ich dank des Wetters (mittlerweile durchgehend Regen, 15 Grad) die Aussicht auf den Netto-Markt um die Ecke deutlich anregender fand, gab es nach der wohlverdienten Dusche ein kurzes Abendessen im Zelt und heute ist früh Zapfenstreich. Dank Regen wird es immerhin nicht so kalt werden, heute Nacht.