AW: RRN Triathleten - Trainingsgruppe(n) - Teil 8
Cologne226 - Langdistanz die erste,
Wo soll ich eigentlich anfangen? Ich bin gestern Abend wieder in HH angekommen und ich muss sagen, dass es mir schon wieder relativ gut geht. Bis auf die Beine. Die montier´ ich ab und hol´ sie Ende der Woche wieder raus.
Samstag abend habe ich zusammen mit meinem Bruderherz eingecheckt. Er hatte direkt am See gezeltet. Es herrschte schon eine angenehme Stimmung, die Sonne schien, nicht zu heiß, nicht zu kalt. Vorher hatte ich noch mal kurz eine Runde auf dem Rad gedreht und 10 min. gelaufen, um zu sehen, ob es noch geht. Das wenige Training in den Tagen vor dem Rennen, war die Hölle !
Die Aufregung hielt sich sehr in Grenzen. Irgendwie konnte ich das alles sehr gut verdrängen. Nach 6 Stunden Schlaf klingelte der Wecker und ich kam hoch wie eine Sprungfeder. Von einem auf den anderen Moment hellwach. Der erste Satz war: "Das wird ein großartiger Tag !"
Vor dem Start gab es dann nicht mehr soviel zu tun. Es war ziemlich kalt und ich beschloss, beim 1. Wechsel ein Radtrikot anzuziehen. Es wenig am Rad rumgefriemelt, in den Neo geglitten und zur Startlinie. Kurz vorher war die Sonne aufgegangen.
Mit einem Feuerwerk und dem Startschuß ging es dann endlich los auf die Schwimmstrecke. Es war wie im Schwimmbad. Ich hab´mich sofort frei geschwommen und dann brauchte man sich nur noch 2 km an den Leinen und Bojen der Regattastrecke orientieren. Anschließend den gleichen Weg wieder zurück. Als ich rauskam wurde Zeit u. Platzierung durchgesagt. Da war ich schon mal mit zufrieden. Punktlandung, genau nach Plan.
Da die Sonne schon schien, habe ich dann auf´s Radtrikot verzichtet. Das war ein großer Fehler. Es können in der ersten Stunde nicht mehr als 8 - 10°C gewesen sein. Nach ein paar km waren wir zu dritt und haben uns mit regelgültigem Abstand u. abwechselnd über die Strecke bewegt. Ab km 80 wollte einer von denen aber nur noch hinten fahren u. ich habe die Flucht nach vorne angetreten, um dann auch konstant gleichmässiges Tempo zu fahren. Immer mit gebremstem Schaum und der 37 - 38 km/h auf dem Tacho. In der 3. Radrunde kam dann auch frischer Ostwind vom Rhein auf, aber die Temperaturen waren mittlerweile auf angenehm warm gewechselt. Ach ja, das geilste war, dass am Radwendepunkt im Zentrum dem Sprecher die roten Lycra-Überschuhe aufgefallen waren und er jedes Mal lautstark darauf hinwies.
Kurz vor dem 2. Wechsel habe ich dann auf eine höhere Trittfrequenz gewechselt und das Tempo rausgenommen.
"Mal sehen, wie es jetzt so geht", dachte ich mir auf den ersten Laufmetern. Ziemlich blauäugig. Das war es wieder, das gekonnte Verdrängen wider besseres Wissen, dass jeder irgendwann anfängt richtig zu leiden.
Egal, erstmal bin ich viel zu schnell losgelaufen. Selbst mit dieser Erkenntnis konnte ich anfangs nicht das Tempo auf meinen angepeilten Schnitt von 5min/km drosseln. Nach ein paar km hatte ich mich dann aber auf das richtige Tempo eingestellt. "Jetzt nur noch halten" war das Motto bis km 20. Dann ging es zum 2. Mal hin- u. zurück über die verdammte Deutzer Brücke. Kann doch gar nicht sein, dass die 100 m hoch ist !
Von da an ging es stetig bergab. Mit dem Tempo und der Moral. Hauptsache nicht anfangen zu gehen und durchlaufen. Die Uhr sagte, dass es dann trotzdem immer noch im Bereich meiner Zielzeit war. Die Platzierung war mir erstmal völlig egal. Mich haben auch so viele andere Läufer überholt (waren alle quasi schon vorher teilweise mehrfach überrundet), dass man nicht den Überlick behalten konnte. Irgendwie habe ich es dann zum letzen Mal über die Brücke geschafft. Die Quadrizepsi extrem verhärtet und die Fußsohlen brannten. Man, was für ein Selbstmitleid ! Nicht mal meinen Bruder habe ich auf der Brücke gesehen, als er mir entgegengekommen ist !
Übrigens war die Energieversorgung nie das Problem. Ich habe nie das Gefühl gehabt, einen "Hungerast" zu bekommen. Kein Wunder, denn das war ja auch akribisch durchkalkuliert. Das limitierende Element war die verhärtete Beinmuskulatur. Leider stehen die Schmerzen der Verkrampfung in der Intensität einem richtigen Hungerast in nichts nach und es drückt genauso auf die Moral.
Mit der Zeit bin ich sehr zufrieden. Allerdings dauert es immer eine Zeit bis die Zufriedenheit um die Ecke kommt. Beim Zieldurchlauf war ich zu einer emotionalen Regung überhaupt nicht fähig. Aber das kam dann nach dem ersten Erdinger-Alkoholfrei. An Essen war erst gar nicht zu denken. Auch später waren nicht mehr als kleine Happen nicht drin.
Am Abend habe ich mich dann gefühlt, als wenn ich eine Grippe hätte. Ich bin überzeugt davon, dass ich leichtes Fieber hatte, allerdings geistig noch hochkonzentriert, ohne diese grippeähnliche Benommenheit. Aber das ist wohl normal.
So, das war´s erstmal.
Was Lustiges fällt mir noch ein: Vorgestern erklärte ich einem Leidensgenossen im Ziel "Langstrecke ? Das ist nichts für mich !
Heute sage ich: "Vielleicht könnte man das nochmal machen. Ist ja erst nächstes Jahr wieder.
Morgen sehe ich mich schon Termine für Veranstaltungen 2011 checken.
Na, toll !
(Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich jetzt doch noch eine Erkältung anbahnt? Kein Wunder, war nach meinen 4/120/30 auch jedes Mal so.)
Saison fertig !