Wobei ich Dir bei der Unterhaltungselektronik ein wenig widersprechen muß. So setzen seinerzeit SABA und Grundig auf wirklich famose Technik; Grundig war sogar mehr als innovativ (Video 2000), konnte sich damit aber im Weltmarkt nicht durchsetzen. Wega und Braun setzten dagegen mehr auf gute Technik und herausragendes Design - man war hier sogar führend. Bei Grundig waren auch noch die Radioempfangsteile herausragend gut; ebenso bei SABA z.B. in deren Receivern wie dem 9240 und 9241.
Den Todesstoß versetzte diesen vier eigentlich die heimische Presse, welche sich von den Vertrieben lenken ließ. Es waren nämlich auf einmal die Vertriebe, die die Werbeeinnahmen in den Blätterwald spielten. Einher ging auch der Know How Verlust bei den Schreiberlingen und der Blätterwald entwickelte sich weg vom Testmagazin á la Stiftung Warentest hin zum schwülstigen Befindlichkeitsbericht mit viel Unsinn und Unwahrheiten. Gerade die deutsche Presse hat diese "großen" Vier quasi kaputt und die Konkurrenz aus Japan und Übersee groß geschrieben, derweil der einzige nennenswerte Unterschied des ausländischen Mitbewerbs das andere Format (43 cm Rack-Breite) und die höheren Werbeeinnahmen war. Technisch waren die großen Vier noch lange Zeit überlegen. Das änderte sich vom technischen Standpunkt aus eigentlich erst mit Einführung des V-Fet im SONY TA-5650, TA-8650 und später TA-N7B oder Yamaha B-2.
Die Amerikaner lieferten viel Geschwurbel, unkenntlich gemachte Bauteile und vergossene Schatungseinheiten, so daß für deren Bewertung auch kein Know How mehr nützlich war. Damit forcierten Sie den Einzug des Geschwurbels in die Postillen zusätzlich - es gab ja nix mehr, worüber man wirklich schreiben konnte, außer Befindlichkeiten, Glauben, Weissagungen und sonstigen Voodoo. Hatte man einige Monde zuvor noch energisch wegen fehlender Standards in den Schnittstellen (Schnittstellenimpednaz, Rudnfunkstandards) gestritten und hätte jeden Kabelgläubigen gesteinigt, entdeckten die Vertriebe ein neues Betätigungsfeld und massive Einnahmepotentiale. Also fütterten die Gazetten fortan den Noob nebst allem anderen technischen Unsinn und machten aus diesem die willige, kabelgläubige Melkkuh.
Auf der anderen Seite etablierten sich zwei kleine Underground Magazine - eines in Frankreich (die l´audiophile) und etwas später das zweite in der Schweiz (die HiFi Scene), welche sich von Anfang der Renaissance und der Aufklärung verschrieben hatten. In den späten 90ern erloschen leider auch diese Sterne, denn es war bereits zu spät und "der Kommerz" hatte endgültig gesiegt.