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nen vetta wieder auf vordemann bringen

harpersoul

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nen vetta wieder auf vordermann bringen

guten abend klassikergemeinde,

ich wollte mich kurz vorstellen und nicht einfach so nach der anmeldung nach hilfestellung oder teilen in der suche-ecke fragen.

schon seit 3 jahren schiele ich nach einem rennrad und hab dann in den letzten monaten ernsthafter geschaut. klar war immer, dass es stahl sein muss. ich fahre viel rad, kann modernen rädern allerdings überhaupt nichts abgewinnen. hab mittlerweile 2 hollandräder im keller, weil ich es nicht übers herz bringe, sie weg zu geben. ein drittes rad, ein batavus favourit, wird täglich gefahren. im letzten sommer hab ich manchmal abends, wenn schluss war und bei schönem wetter ne runde (so zw. 20 und 50 km) hier in und um berlin auf einem der hollandräder gedreht und für dieser jahr sollte es nun ein rennrad sein.

mit dem gebot, nichts zu kaufen, was ich nicht vorher gesehen hatte, 2 räder angeschaut (ein mairag 3-sterne war dabei), die zu teuer waren oder von der geometrie nicht passten. von dem dritten gab's nur photos, wirkte aber vielversprechend. shimano 600, gabel und hinterbau in chrom, hochflanschnaben, ital. rahmen mit gravuren und ... das gebot doch verletzt.

naja, als es dann hier war, schon ein schock, in welch einem miserablen zustand das rad sich befindet.
das einzig vernüftige wäre, ein bisschen drüber zu wischen, evtl. zu polieren und bei ebay anzubieten. bei den preisen, die gezahlt werden, bin ich sicher, dass ich wieder auf plus minus null kommen würde und raus aus der geschichte wär. aber darum soll es nicht gehen, vielmehr soll ein rad wieder hervorgeholt werden, das unter dreck, ein bisschen rost und farbe schlummert. also rob van plas "die fahrradwerkstatt" bestellt.

vielleicht erstmal zu den komponenten:

rahmen vetta columbus aelle, komplett unterverchromt, wie es scheint und schwarz lackiert.

bremsen und bremshebel: shimano 600-6208
schaltwerk: 600-6208
schalthebel: " 600-6208
umwerfer: shimano golden arrow
kurbel: 600-6207
ritzel und freilauf: shimano mf-6208
steuersatz: 600
naben: dura ace hochflansch in schwarz
felgen: fir el20 für drahtreifen.
sattel. brooks professional

die felgen kann ich vergessen: vorne riefig an den bremsflanken, hinten ist ein riss in der felge, so dass eine speiche droht
auszubrechen. die naben würd ich allerdings gern wiederverwenden und neu einspeichen lassen in a) rigida chrina oder b) gebrauchte felgen schwarz eloxiert (sagt man eloxiert?) für drahtreifen.

zweites großes, wohl noch größeres problem: der -oder einer der- vorbesitzer hat zu einem zeitpunk großflächig lack ausgebessert und zwar sehr sorglos. er hat nicht mal den bremszug vom oberrohr genommen und auch gleich teilweise den mit lackiert. an den hinterbaustreben ist der lack in tropfen verlaufen. lack ist auch z.b an den speichen.
der rahmen soll entlackt werden, pulver scheidet anschließend aber aus, weil ich finde, dass dem rad damit das verloren geht, wofür ich stahlrahmen mag.

an alle die jetzt sagen: neu lackieren, das lohnt bei dem rahmen nicht. ich weiß, dass es "nichts besonderes ist", aber man kann es auch andersrum sehen. es ist mein erstes projekt. wenn was schief geht, dann war's kein columbus slx oder was weiß ich, irgendwas wertvolles und/oder seltenes. lackieren hab ich in letzter zeit mal gemacht und traue ich mir zu.

erste amtshandlungen waren heute: never dull und lederfett gekauft. der brooks sattel hatte anscheinend lange keine pflege bekommen.

meine erste frage ist:
welchen abbeizer kann ich für den rahmen benutzen, damit der chrom darunter geschütz wird? war heute im baumarkt, die hatten bloß einen da und der verkäufer hat auf nachfrage gesagt, dass der chrom angegriffen wird. hab in der suche gute ergebnisse gefunden, allerdings stand nie ein produkt eines herstellers dabei, außer den nicht frei erhältlichen. um die firma neuser hier in berlin weiß ich. die bieten chem. entlackung an, dachte aber es würde sich lohnen, den abbeizer einmal zu kaufen, da ich gleich nen zweiten rahmen mit entlacke.

dienstag wird das rad dann komplett zerlegt und ich hoffe in zwei monaten fertig zu sein. entschieden, das alles hier zu schreiben, hab ich mich, weil ich es schön fand über die suche-funktion die älteren restauration nachzuvollziehn und zu sehen, was aus manchem rad wieder geworden ist.
falls jemand fragen möchte: ich würde gern photos hochladen, muss aber erst mal nach ner gebrauchten, günstigen digitalkamera suchen, ich fotographiere noch analog.

vielen dank schon mal vorab und gruß,
h.soul
 
AW: nen vetta wieder auf vordemann bringen

Na, zuerst mal herzlich Willkommen hier im Forum der Foren.
Das Vorhaben scheint mir, ohne jetzt Bilder gesehen zu haben, ganz ehrenwert zu sein. Immerhin lässt es sich gut an und die Motivazion kommt klar rüber. Du willst also nicht nur Fahren, sondern auch am Herrichten Spaß haben. Gut so.
Wie es nun halt mal so ist, kostet das ganze Drumrum oft noch mehr als die eigentliche Chose. Ein digitaler Fotoapparat z.B. Aber ohne Bilder geht hier nix. Vielleicht würde es ja sogar ausreichen, hie und da etwas auszubessern, evtl. auch eine Teillackierung wäre denkbar. Die Züge samt Hüllen würde ich sowieso erstmal neu machen, die Bremsbeläge evtl. sogar auch.
Ansonsten die Normprozedur: alles zerlegen, putzen, auf Beschädigungen kontrollieren und wenns noch i.O. ist , dann frisch gefettet wieder zusammenbauen und akribisch genau einstellen.
Aber auch wenn kein Weg an einem Neuanstrich vorbei geht, ist das Projekt gut geeignet, einen hübschen Flitzer aufzubauen. Es ist kein seltenes Sammlerstück, auch die Teile sind keine Raritäten, also kannst du da schon was Schönes damit anstellen.
Viel Spaß dabei. Und vergiss die Knippserei nicht.
 
AW: nen vetta wieder auf vordemann bringen

Wenn der Originalzustand schon zu Gunsten des Erscheinungsbildes eines verchromten Wasserkranes angetastet werden soll, solltest Du Dich in jedem Falle davon überzeugen, daß der Rahmen wirklich durchweg vor dem Verchromen hochglanzpoliert wurde, was sehr selten geschieht, denn eine glänzende Chromschicht bietet einer Lackierung einen denkbar schlechten Haftgrund, weshalb man in der Regel bei den Rohrteilen, die später lackiert werden sollen, auf einen Politur verzichtet. Eine Verchromung endet nur dann mit einem hochglänzenden Ergebnis, wenn die Metalloberfläche vor der Beschichtung glänzte, als wäre sie bereits verchromt. Für eine Mattverchromung beläßt man das Metall einfach unpoliert, was nicht nur einen ungleich besseren Haftgrund für eine spätere Lackierung ergibt, sondern den Muffen auch die erhebliche thermische Belastung wärend der Politur erspart und das dadurch im schlimmsten Falle drohende Aufschmelzen des Lotes. Für den, den dies verwundert: Ein zu polierendes Metallteil kann weitaus heißer werden als die Entflammtemperatur eines Polierfilzes, die bei etwa 400 Grad Celsius liegt, da das Werkstück permanent mit dem Polierfilz in Kontakt bleibt, die einzelnen Filzfasern sich jedoch nach Berührung mit dem Poliergut abkühlen, bevor sie wieder in Kontakt mit dem Metall kommen. Silberlot fließt bereits bei etwa 630 Grad Celsius, weshalb man auf das Polieren silberverlöteter Muffen aus Sicherheitsgründen gerne verzichtet. Ich las davon zum ersten Mal im Tour-Forum, wollte es auch zuerst es nicht glauben, bekam es jedoch von mehreren durchaus angesehenen Rahmenbauern bestätigt.

Wenn Du also wirklich mit einem komplett verchromt dastehenden Rad enden willst, solltest Du Dich zuvor genau über die Beschaffenheit des Untergrund vergewissern. Wenn Du feststellst, daß große Teile nur mattverchromt sind, also vor dem Verchromen nicht poliert wurden, wirst Du das Abbeizen bitter bereuen und eventuell doch in eine Neulackierung investieren wollen. Denke daran: Chrom ist nichts Besonderes und bei genauer Betrachtung sogar recht ordinär. In jedem Badezimmer findet sich genug davon und auch in den Auslagen türkischer Import-Export-Läden (meist in Bahnhofsnähe).

Grüßchen zum Abend.
 
AW: nen vetta wieder auf vordemann bringen

Nachtrag: Bei nochmaligem Lesen Deines Textes ging mir auf, daß Du den Rahmen lackieren möchtest, anstatt ihn nach der Entlackung mit freistehendem Chrom zu belassen.

Ein Tip: besonders bei stumpfen, schwarzen Lacken wirkt eine Politur mit ... ich meine das Folgende durchaus ernst.. schwarzer Schuhcreme Wunder. Da es wirklich nicht viel kostet, empfehle ich Dir einfach eine Dose "Kiwi"-Schuhcreme zu kaufen und es auszuprobieren. Kiwi enthält Carnaubawachs, das auch in dem von mir favorisierte Korrosionsschutzwachs "Elaskon Aero 46 Spezial" enthalten ist, das ich Dir für eine abschließende Versiegelung empfehle.

Die Schuhcreme bereichert mattgewordene Farbe, verschafft ihr aber darüber hinaus nicht nur neuen Glanz, sondern auch Tiefe. Kratzer würd ich belassen, denn der darunterliegende Chrom ist doch durchaus präsentabel.

So bliebe Dir und vor allen Dingen dem Rad eine Neulackierung doch noch erspart.

Kiwi Schuhcreme eignet sich übrigens auch für die Farbsättigung und Politur von Kunststoffoberflächen, Holz, Metall...
 
AW: nen vetta wieder auf vordemann bringen

Auch für schwarze Sättel?

Besonders für schwarze Sättel und auch, wenn sie aus Plaste sind, wie etwa die frühen Ausführungen des Unicanitor. Es sei denn, Du möchtest in weißen Hosen fahren, dann wiederum würde ich von farbiger Schuhcreme abraten.
:)
 
AW: nen vetta wieder auf vordemann bringen

Das mit der Schuhwixe hab ich mir auch schon überlegt. In keinem Ledersattelthema wird aber je ein Gedanke daran verschwendet. Alles zielt in Richtung Original-Pflegebedarf mit dem großen "B". Dieses Produkt ist aber augenscheinlich ganz anders als Schuhpflege.
Weiter gibt es ja auch noch andere Lederartikel, wie Jacken, Sturzringe und Handschuhe oder Pedalriemen, ggf. auch Werkzeugtäschchen. Was für Schuhe gut ist, das sollte doch für all diese anderen Lederwaren billig sein, oder?
 
AW: nen vetta wieder auf vordemann bringen

Das mit der Schuhwixe hab ich mir auch schon überlegt. In keinem Ledersattelthema wird aber je ein Gedanke daran verschwendet. Alles zielt in Richtung Original-Pflegebedarf mit dem großen "B".
Ich hab' das wohl in verschiedenen Beiträgen schon erwähnt, dass man Schuhcreme verwenden kann, um die Oberfläche eines Ledersattels farblich anzugleichen und/oder glatter zu bekommen. Ich habe damit z.B. einen Brooks Champion Flyer 'Aged', dessen Oberfläche jeden einzelnen Regentropfen dokumentiert hat, etwas unempfindlicher gemacht - Brooks-Fett verwende ich natürlich trotzdem weiterhin, unabhängig davon, aber nur selten, nur auf der Unterseite, nur in angewärmtem Zustand. Das Fett macht den "Lederkörper" geschmeidig (womit man es auch übertreiben kann - ich spreche aus Erfahrung ... :eek:), während Schuhcreme eher nur die Oberfläche pflegt.

Kiwi-Schuhcreme habe ich noch nicht verwendet, habe aber schon mehrfach gehört, dass sie wegen der verwendeten Wachse für solche Zwecke besonders geeignet sein soll.

Wenn man Schuhcreme verwendet, sollte man das natürlich sparsam tun, hinterher noch mal gut verteilen/verreiben, dann später nach dem Aushärten gut auspolieren. Wer gerne mit weißen Hosen fährt, sollte dann bei den ersten Fahrten einen alten Leinenbeutel auf den Sattel stülpen und mit den Tragegriffen um die Sattelstütze verknoten. Eine Kollegin, die ihren rissigen Brooks mit brauner Schuhcreme behandelt hat, hat diesen Hinweis nicht beachtet - und braune Schuhcreme auf weißer Hose sieht im wirklich wahrsten Sinne des Wortes sch...e aus ... :p
 
AW: nen vetta wieder auf vordemann bringen

Das mit der Schuhwixe hab ich mir auch schon überlegt. In keinem Ledersattelthema wird aber je ein Gedanke daran verschwendet. Alles zielt in Richtung Original-Pflegebedarf mit dem großen "B". Dieses Produkt ist aber augenscheinlich ganz anders als Schuhpflege.
Weiter gibt es ja auch noch andere Lederartikel, wie Jacken, Sturzringe und Handschuhe oder Pedalriemen, ggf. auch Werkzeugtäschchen. Was für Schuhe gut ist, das sollte doch für all diese anderen Lederwaren billig sein, oder?

Wenn diese Dinge nicht so ausgetrocknet sind, daß sie Bedarf für reichliche Ledernahrung haben, die über das hinausgeht, was Schuhcreme bieten kann (für Zaumzeug verwende ich gerne Lederöl, gibt es im Reiterbedarf), kann man Kiwi für wirklich alles verwenden. Sogar eine Nintendo 64 Spielekonsole, die einige Jahre in einem Kinderzimmer hart bezockt worden war, habe ich damit in einen fast neuwertigen Zustand zurückversetzen können.

Das Brooks Lederfett darf nur in der Phase des Einfahrens des Sattels verwendet werden, danach sollte es eigentlich tabu sein, denn es tränkt die Lederfasern zu sehr, führt zur vorzeitigen Längung der Satteldecke, der dann wieder mit einem Nachspannen begegnet werden muß, das irgendwann nicht mehr möglich ist: entweder, weil die Nietlöcher ihren Anteil an der Streckung der Satteldecke in eine Ovalisierung umgesetzt haben; die Vernietung also nicht mehr zuverlässig ist, oder weil die Spannschraube an ihr Ende gekommen ist (ich weiß eine Technik, diese Spannschrauben gegen längere auszuwechseln). Am Anfang mag Proofide nützlich sein, für den weitergehenden Gebrauch des Sattels jedoch ist es Gift. Regelmäßiges Eincremen mit Kiwi Schuhcreme, bei Gebrauch etwa alle 6 Monate, ist genug.

Als Beispiel habe ich hier einen Brooks Swallow aus den 50er Jahren, dessen Leder noch weich ist, dessen Spannschraube aber nur etwa 2 mm weitergedreht wurde. Der Vorbesitzer schrieb mir, ihn immer nur mit Schuhcreme gepflegt zu haben. Der Sattel zeigt auf der Oberfläche deutliche Gebrauchsspuren, war also kein Ladenhüter, hat das halbe Jahrhundert seines Gebrauches jedoch perfekt überstanden, was gewiß nicht der Fall wäre, hätte man ihn regelmäßig mit Brooks Proofide gefettet. Ich habe hier noch andere Beispiele; wie etwa einen Mansfield "Ace", auch etwa 50 Jahre alt, mit deutlichen Spuren auf der Satteldecke, aber nur minimaler Längung.

Ein Tip: Fahren im durchnäßten Zustand zieht von der Lebensdauer eines Sattels mehr ab, als viele Jahre des Fahrens bei guem Wetter. Einfach immer eine Frischhaltetüte mitnehmen und gleich bei den ersten Tropfen über den Sattel stülpen.
 
AW: nen vetta wieder auf vordemann bringen

Interessant. Solche Beiträge, am besten in Essayform und illustriert, dürfen der interessierten Fachwelt nicht vorenthalten bleiben. Z.B. Martls Radklassiker-Seite wäre eine gute Plattform für Veröffentlichungen dieser Art.
Ich habe bisher meine Sättel eher nachlässig gefettet oder überhaupt gepflegt. Wenn die Decke glatt ist, dann ist sie doch noch gut, oder? Ein einziger gebraucht erworbener Sattel ist wohl ein Opfer der Backofen-Kur geworden: windelweich und bald lasch gesessen. Die Oberfläche schuppig. Gerade richtig also fürs Stadtrad.
 
AW: nen vetta wieder auf vordemann bringen

Fand den Beitrag auch interessant. Allgemein bin ich vorsichtig mit Fett an Leder seitdem ich gesehen habe was Öl mit trockenem Leder machen kann (es wird butterweich was in dem Fall aber gut war, am Sattel aber tödlich wäre).

Ich habe weiter keine Sitzprobleme auch auf Carbonschalen, müsste ich dann überhaupt Einreitfett verwenden? Solange Ledersättel schmal genug sind, fahre ich damit ohne Schwierigkeiten auch wenn sie neu sind.
 
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