Gestern erste Heimfahrt mit dem MTB durch den Wald. Ist schon was anderes.
Die ersten Kilometer vom Bahnhof bis zum Wald locker den Berg rauf gekurbelt, Luftdruck überprüft und etwas gesenkt, dann durch das große Gatter auf die Waldpiste. Die Gänge klicken durch, das Tempo steigt und ich finde mich schnell auf dem großen Blatt, das für einen Rennradler allerdings ungewohnt klein ist. Es läuft, die dicken 60er-
Reifen schlucken eine Menge, ich bemerke trotzdem, wie das Auge die unmittelbar bevorstehende Strecke nach Schlaglöchern und anderen kleinen Hindernissen absucht. Den Rennradlerblick werde ich so schnell nicht los.
Als es bergab geht, bleibe ich unwillkürlich vorsichtig. Wie viel schlucken die
Reifen wirklich? Wie zuverlässig halten sie mich auf dem teils losen Untergrund? Wie packt die Bremse zu, wenn's wirklich nötig wird? Sie packt zu. Und wie. Eine Formula Oro auf einer 203er-Scheibe vorne und hinten auf einer 180er, da muss ich mir weniger Sorgen um einen etwaigen Mangel an Bremskraft machen, aber umso mehr, sie sorgfältig zu dosieren. Mehrmals ertappe ich mich dabei, wie ich meinen Körper kräftig nach hinten drücke, damit es mich nicht nach vorne über den Lenker zieht. "Wenn Rennradler MTB fahren lernen...", denke ich still.
Überhaupt ist es wunderbar ruhig, nur das beständige Singen der
Reifen durchbricht die Stille. Vom Wald bekomme ich sonst aber nicht sehr viel mit, zu sehr muss ich mich auf die Strecke konzentrieren, auf das neue Rad, das neue Fahrgefühl. Es ist herrlich, der Spaß kommt schnell und mit ihm das Tempo. Immer wieder fordern Kurven einiges an Bremsfähigkeit, ich weiß schnell, wo ich noch viel lernen muss.
Als ich einen anderen MTBler überhole, wird mir endgültig bewusst, was ich vorher eigentlich auch schon wusste: Ich kann nicht langsam fahren. Ich kriege das einfach nicht hin. Heizen ist mein Seelenelixier, auch wenn ich innerlich ganz ruhig bin und durchs Radeln noch ruhiger werde.
Als mir ein weitere MTBler begegnet und mich freundlich grüßt, merke ich aber erneut, wie sehr ich doch Rennradler bin. Denn zurückgrüßend werfe ich einen kurzen Blick auf seine standesgemäßen Klamotten und bin mir sicher, dass er "meine" Wahrheit wohl auch gesehen haben wird: Kurzfingerhandschuhe und visierloser
Helm. Aber das ist mir alles egal, ich fliege weiter über die Waldwege und bemerke, dass ich von Kurve zu Kurve breiter grinse.
Als ich am Abend zu einem Termin muss und wieder das übliche Rennrad nehme, kommt mir alles so schmal vor. Nach einem halben Nachmittag mit einem 720er-Besenstiel ist ein 42er-Rennlenker eine echte Schmalspurnummer.