Leute, die mit Paragraphen um sich schmeißen und von ihren Rechten schwadronieren, vergessen meist, daß sie nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten haben, z.B. anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber, siehe Rechtsfahr
gebot
Rechtsfahrgebot hatte ich weiter oben ja schon geschrieben, es heißt nicht äußerst weit rechts zu fahren, sondern die rechte Fahrspur mit einem angemessenen Abstand zum Randstreifen zu befahren. Gerade für Radfahrer ist es doch unabhängig von der reinen Paragraphenreiterei oft wichtig etwas Abstand zum rechten Rand zu halten, etwa um etwas Ausweichraum bei starkem Wind (egal ob natürlich oder durch überholende/entgegenkommende Fahrzeuge) oder schlechtem Zustand der Fahrbahn zu haben. Bei Fußgängern (BGH, Az. VI ZR 66/569 -> 78 - 80 cm) und parkenden Fahrzeugen (ausreichend) ist man gar verpflichtet einen ordentlichen Abstand nach rechts zu lassen. Dass andere Fahrzeuge dadurch hin und wieder dazu gebracht werden die zulässige Höchstgeschwindigkeit kurzzeitig zu unterschreiten, ist nun einmal der breiten Fächerung an unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern auf der Fahrbahn geschuldet. Daher regelt die StVO auch:
§ 5 (6) Wer überholt wird, darf seine Geschwindigkeit nicht erhöhen. Der Führer eines langsameren Fahrzeugs muß seine Geschwindigkeit an geeigneter Stelle ermäßigen, notfalls warten, wenn nur so mehreren unmittelbar folgenden Fahrzeugen das Überholen möglich ist. Hierzu können auch geeignete Seitenstreifen in Anspruch genommen werden; das gilt nicht auf Autobahnen.
was natürlich nicht das sofortige Ausreißen eines Radlers bei nachfolgenden Verkehr bedeutet, sondern stets im Geiste der gegenseitigen Rücksichtnahme zu verstehen ist, wenn man hin und wieder eine solche Überholmöglichkeit schafft.
Ganz in deinem Sinne würde es völlig reichen, wenn sich alle Verkehrsteilnehmer ihres gesunden Menschenverstandes bedienen würde. Dieser müsste jedoch (hoffentlich) das Ergebnis erzielen, dass die Geschwindigkeit des eigenen Fortkommens nicht so wichtig wie die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer ist. Da aber einige Teilnehmer diese Erkenntnis vermissen lassen, bleibt es nur selbst so umsichtig, selbsterhaltend und vorbildlich zu fahren wie möglich. Und da dieses Verhalten nun einmal minutiös durch unzählige Paragraphen, Vorschriften und Urteile erklärt ist, kommt man in dieser Absicht fast zwangsläufig auf diese Paragraphenreiterei zurück. Auch meiner Meinung nach kann man nicht von anderen erwarten sich an die Regeln, seien sie vernünftig oder schriftlich fixiert, halten, wenn man es selbst nicht macht. Traurig ist aber (nur in diesem Zusammenhang genannt, Radler sind nicht besser oder anders), dass viele Autofahrer ein, zwei Regeln (Rechts-vor-links, Radler auf dem Radweg) kennen und sich seit ihrer viel zu einfachen Führerscheinprüfung einen Dreck um die Straßenverkehrsordnung geschert haben. 99 % der hupenden Autofahrer wissen nicht, welchen Kriterien der Radweg entsprechen muss auf den sie den Radler drängen wollen, vom indirekten Linksabbiegen hat auch noch keiner gehört und Abstände lassen die meisten nach aktueller Gemüts- und nicht Rechtslage.
Nur weil etwas streng formaljuristisch rechtens ist, heißt das noch lange nicht, daß es auch richtig ist.
All die Paragraphen, Verordnungen und Urteile sind nun einmal eine Manifestation des Kompromisses, welchen wir Gesellschaft nennen. Jedem Bürger, zumindest theoretisch, steht es offen, dieses Regelwerk zu gestalten, es zu ändern, wenn er damit nicht zufrieden ist. Was ihm aber nicht zusteht, ist einzelne Regelungen nach seinem Gutdünken nicht anzuerkennen, für gewöhnlich nennt man so etwas Straftat. Ich glaube aber, dass ich weiß, was du mit dieser Aussage meinst - Recht und Vernunft sind nicht immer dasselbe. Aber das muss jeder mit sich selbst klären, andere Meinungen sind in diesem Zusammenhang nett aber nicht entscheidend. Ansonsten führt es dazu, dass radelnden Rentnerinnen, welche bei Grün auf der Radfurt über die Kreuzung fuhren, ein Vorwurf daraus gemacht wird, dass sie vom abbiegenden LKW überfahren wurden. Der typische Grabsteinspruch: "Er hatte Vorfahrt". Ein Spruch, bei dem sich mir die Fäuste ballen. Hat sich A an die Verkehrsregeln gehalten? Hat B sie übertreten? Wer ist schuld? Alles andere hat nur A mit sich selbst zu diskutieren.
Entschuldigung für meine Rage, aber ich (und die meisten anderen bestimmt auch) sehen immer wieder Verkehrsteilnehmer, welche eine Befolgung von StVO und Vernunft vermissen lassen. Und immer gibt es auch jene, welche derartiges Verhalten relativieren.Unfälle und Versehen können passieren, aber wenn diese Ochsen meinen ihre Belange seien wichtiger als das Wohlergehen anderer, wird bei mir eine Grenze überschritten..
So, da ich ab Morgen, leider radlos, über den Jahreswechsel unterwegs sein werde, euch allen einen guten Übergang und nächstes Jahr wird bestimmt alles friedlicher, netter und auf jeden Fall besser.