Es würde mich ja doch sehr interessieren, wie Du zu diesem Schluss kommst.
Aus dem Vorliegenden ist diese Schlussforderung nämlich nicht abzuleiten.
Oder - nehmen wir ein gegenständliches Beispiel - gibt es auch keinen Regen, nur weil es - nur mal angenommen - gerade nicht regnet?
Gerechtigkeit ist ein abstrakter normativer Begriff, während Regen ein gegenständlicher ist. Freilich könnte man sich nun darüber in einen Dissens begeben ob es Regen gebe, indem man behauptet, dass der s. g. Regen doch nichts anderes sei, als das zeitlich und örtliche begrenzte von oben nach unten Fallen von Wassertröpfchen.
Bei der Gerechtigkeit liegt die Sache geringfügig anders: Sie ist weder zeitlich noch örtlich, sondern
ubiquitär. Außerdem fällt sie nicht von
oben nach
unten.
Man kann auch nicht hingehen, wie beim Ur-Meter in Paris, und sich die Gerechtigkeit ansehen.
Es
gibt sie jedoch bei allen Gesellschaften und Gesellschaftsformen. (Das ist wie bei Gott. Den gibt es ja auch! - Huch, was ist mir denn jetzt passiert

)
Ich weiß nicht wie die Gerechtigkeit entstanden ist, aber ich könnte mit vorstellen - beim Beuteverteilen.
Auf jeden Fall ist Gerechtigkeit etwas, das
intersubjektiv entsteht. Es kann also kaum einer daherkommen und
die Gerechtigkeit für sich alleine in Anspruch nehmen. Darum eignet sich Gerechtigkeit auch nicht für egozentrische Egoisten. Die können damit notwendiger Weise nichts anfangen, nicht damit umgehen, ja sie nicht einmal erkennen, wenn sie ihr
auf der Straße begegnen. Das betrifft aber nicht nur die Gerechtigkeit. Bei der Liebe ist das ähnlich.
Platon zählte die Gerechtigkeit zu den
Kardinaltugenden.