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Grundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz

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Grundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz
Winter = Grundlagentraining => hohe TF.

Das ist die Grundweisheit. Stimmt das eigentlich?

Warum überhaupt hohe Trittfrequenz?
 
AW: GGrundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz

argument A - die beanspruchung:
natürlich sind 300 watt immer 300 watt, egal mit welcher frequenz.
aber die beanspruchung ist eine andere:
niedrige trittfrequenz = höhere muskuläre beanspruchung,
hohe Tf = höhere beanspruchung des herz-kreislaufsystems
Oder - anders ausgedrückt - der wirkungsgrad der muskulatur und des herz-kreislaufsystems ändert sich mit der Tf.

argument B - die orthopädie:
hoher druck = schlecht für's knie (so heisst es).

1) druck ist kraft pro fläche.
fläche ist konstant.

2) gleiche geschwindigkeit, einmal hohe, einmal niedrige frequenz
-> unterschied: pro pedalumdrehung zu erbringende kraft (bzw. drehmoment, wobei hier ja auch proportional, da hebel auch konstant)

aus 1) und 2) folgt: hohe Tf = weniger kraft pro zyklus = weniger druck
 
AW: GGrundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz

Hallo Dubbel,

welche TF ist denn angemessen für Grundlagentraining? ich fahre meist zwischen 80 und 90.
 
AW: GGrundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz

Ganz grobe Grundregeln zur TF:

Die ganz normale TF im Grundlagenbereich sollte so um die 90 liegen. Das bedeutet: Wenn Du ganz entspannt auf dem rennrad unterwegs bist und dann "zufällig" mal auf die TF-Anzeige schaust, sollte die bei +-90 stehen.

Warum ist schon erklärt worden, trotzdem nochmal:
1: Dicke Gänge sind eine größere Belastung für die Gelenke, insb. Knie
2: Viele Wiederholungen mit wenig Kraft = hohe TF sind gut für die Ausdauer.

Um das zu trainieren, sollte man seine "normale" TF kontinuierlich steigern, bis man "normal" eben mit 90 unterwegs ist. dazu muss man als Anfänger meist von 70 auf 90 hoch. Und die Steigerung der TF ist v.a. ne Gewöhnungs- und eine Technikfrage. Trainieren kann man das, indem man ganz konzentriet z.B. 100 TF für ein paar Minuten versucht. Einfacher ist es, "einfach" hin und wieder einen Gang runterzuschalten (da man ja eher zu dick fährt).

Es kann sinnvoll sein, gerade im Winter eher 100er TF zu fahren....aber das ist dann ne Frage des individuellen Trainingsplans
 
AW: GGrundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz

Komisch. Bei einem Sportwagen kommt auch keiner auf die Idee, von 1500 u/min hochzubeschleunigen. Da ist jedem klar, das runtergeschaltet wird.

Warum muss man hohe TF überhaupt trainieren?!?!?
Klar, die Obergrenze ist da, wo man anfängt, auf dem Sattel rumzuhopsen. Mit ein wenig Übung lässt sich aber nach und nach auch mal ein Sprint mit 120 ruhig durchkurbeln.
Es geht also darum, den Bewegungsablauf auch bei hohen Frequenzen rund zu halten.
 
AW: GGrundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz

Der Wirkungsgrad steigt, und die Muskelkräfte sinken bei gleicher Leistung/Geschwindigkeit. Und dadurch ermüden dir die Muskeln nicht so schnell. Dein Herzkreislaufsystem wird stärker belastet, höhere Hf, aber im Endeffekt kann das Ausdauerbelastungen viel besser ab.

Zum Thema Wirkungsgrad. Nimm an du kannst mit deinem Körper dauerhaft Energie aufbringen, aus Verdauung, Leberzucker und Fettabbau, im Bereich von 800Watt. Dann kannste bei einem Wirkungsgrad von 25% 200Watt Dauerleistung auf die Strasse bringen.
Wenn du aber nur 23% Wirkungsgrad hast, wegen niedriger Kadenz, sinds halt nur 184Watt Dauerleistung die dir möglich sind.

Da hat der Ingmar E. recht, auch wenn er es recht unscharf begründet bzw. vorbeiredet.
Der Punkt warum man bei höherer TF langsamer ermüdet ist der:
In der Phase der Muskelkontraktion wird die kapilläre Blutversorgung des Muskels kurz unterbrochen, die 0² und Glucose Zufuhr ist kurzfristig unterbrochen, der C0² Abtransport und der Abtransport von Stoffwechselendprodukten ist ebenfalls unterbrochen. Deswegen ermüdet man bei isometrischen Muskelkontraktionen (versuche einen Maßkrug waagrecht mit ausgestrecktem Arm zu halten) so schnell. In der Phase der Muskelerschlaffung funktioniert die kapilläre Blutversorgung zum Muskel wieder, 0² + Glc. strömen an, C0² und Lactat u.v.a.m. werden mit dem Blut abtransportiert. Wenn man eine 50er TF fährt sind die Kontraktionsphasen wesentlich länger als wenn man mit einer 90er TF fährt, so daß die Ischämiezeit pro Minute bei der niedrigen TF wesentlich höher ist. In der Summe ist pro Minute wegen der kürzeren Muskelkontraktionszeit bei hoher TF die Zeit in der der Muskel mit Blut versorgt werden kann also wesentlich länger, weswegen man langsamer ermüdet.

Cu Mark
 
AW: GGrundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz

Volle Zustimmung.
Hier zusätzlich noch eine evolutionäre Betrachtung:
Die Gattung Homo stammt aus Savanneflächen. Da kann man sicher auch mal einen Hügel hoch, in der Regel wird aber mehr oder weniger flach gelaufen.
Ohne die "künstliche Übersetzungsmaschine Rennrad" kann der Homo sp. nur mit sehr wenig Kraft gehen oder mit mehr Kraft rennen oder mit sehr viel Kraft sehr schnell rennen. Also langsame Bewegungen mit minimaler Kraft oder schnelle Bewegungen mit mehr oder viel Kraft. Insbesondere Rennen, also schnelle Bewegungen mit mehr Kraft, sichert ihm das Überleben in kritischen Situationen. Daher hat die Evolution darauf hin optimiert.

Beim Treten mit niedriger TF auf dem Rennrad wäre es langsame Bewegung mit mehr Kraft, - darauf ist Homo sp. evolutionär nicht optimiert.
 
AW: GGrundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz

Die Koordination bedarf einiger Übung. Wenn man bereits lange Rennrad fährt, kann man sich das kaum vorstellen, allerdings haben Anfänger mit hohen TF tatsächlich häufig arge Probleme.
Da ich noch nicht sooooo lange Rennrad fahre, daß ich mir das nicht mehr vorstellen könnte:

Kann es sein, daß sich ein gut Teil der Mythen um den "Runden Tritt" einfach auf eben die Koordination beziehen, um die 100 ohne Ecken treten zu können?
 
AW: GGrundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz

In der Phase der Muskelkontraktion wird die kapilläre Blutversorgung des Muskels kurz unterbrochen, die 0² und Glucose Zufuhr ist kurzfristig unterbrochen, der C0² Abtransport und der Abtransport von Stoffwechselendprodukten ist ebenfalls unterbrochen. Deswegen ermüdet man bei isometrischen Muskelkontraktionen (versuche einen Maßkrug waagrecht mit ausgestrecktem Arm zu halten) so schnell. ...
das ist vermutlich aus 3 gründen falsch:

erstens ist die kontraktion zu keinem zeitpunkt isometrisch. der vergleich mit dem humpen ist aus dem grund nicht angebracht.
(isometrisch = haltend-statisch, es treten intramuskuläre Spannungsänderungen auf, ohne dass es zu einer Längenänderung der Muskeln kommt.)
tatsächlich ist die kontraktion ja konzentrisch, d.h. der muskel verkürzt sich. ich bin mir auf die schnelle nicht bewusst, dass es dabei zu einer unterversorgung kommen kann.

zweitens ist der kraftbereich ja viel niedriger, als hier unterstellt wird. bei 300 watt ist die tangentailkraft irgendwo zwischen 300 und 400 N. bei einem am langen arm gehaltenen maßkrug sind das deutlich gröpßere drehmomente.

drittens: die phase, in der die tangentialkraft größer als 300 N ist, dauert nur ein paar zehntel sekunden. im größte teil des zyklus treten kräfte auf, die keiner "kraft"-beanspruchung im eigentlichen sinn entsprechen. minutenlang einen humpen stemmen ist was ganz anderes, da man dort von laktaziden kraftausdauer reden kann.
 
AW: GGrundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz

Das ganze hat auch was mit Fett-/Kohlehydratverbrennung bei Belastung zu tun.
Der Kohlehydratspeicher ist nach 2,5-3 Stunden leer, wenn man ihn mit zu hoher HF dauerhaft belastet. Mit dem GA1 Training (hohe TF, niedrige HF) bringst du den Körper in einen Bereich, wo Fett+Kohlehydrat verbrannt werden, was deiner Gesamtausdauer zu gute kommt. Idealerweise verbrennt man nur Fett, aber das kann unser Körper leider nicht. Je näher man aber an diesen Fettverbrennungsbereich heran kommt desto besser.
 
AW: GGrundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz

Kann es sein, daß sich ein gut Teil der Mythen um den "Runden Tritt" einfach auf eben die Koordination beziehen, um die 100 ohne Ecken treten zu können?


Nein - jedenfalls nicht ein "gut" Teil - ein Teil aber schon…

Der typische Normalradler oder RR-Anfänger tritt nur nach unten. Ist ohne Hakenpedale oder Klickies ja auch recht schwer, die Pedale nach oben zu ziehen und damit zusätzliche Kraft auf die Kurbel zu bekommen. Aber auch bei nicht RRlern gibt es natürlich Unterschiede.

Der runde Tritt bedeutet vor allem, dass man eben nicht nur nach unten tritt, sondern auch nach oben zieht. Viele „Normalos“ ziehen nicht einmal das Eigengewicht des Beines nach oben sondern „treten“ mit dem linken Bein das rechte Bein hoch und umgelehrt. „Rund“ ist der Tritt dann, wenn man in allen Phasen der Kurbelumdrehung optimal für Vortrieb sorgt. Also:
- runter treten
- nach hinten ziehen
- hoch ziehen
- nach vorne treten

So zieht man aus der Tretbewegung das Maximum an Energie und verschwendet möglichst wenige „tote“ Energie. Trainieren (SuFu-Nutzen für mehr Info!) tut man den runden Tritt aber eher in niedrigen TF-Bereichen, weil man sich da besser auf die einzelnen Bewegungsabläufe konzentrieren kann.

Du hast aber Recht, dass man ohne halbwegs runden Tritt keine wirklich hohen TF hinbekommt. Je schneller man „eckig“ tritt, desto mehr wird das ein Kackstil und desto früher fängt man an zu hüpfen. Um 120er TF „locker“ zu fahren, muss man also sowohl den runden Tritt als auch hohe Frequenzen trainieren.
 
AW: GGrundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz

Rennradfahren ist bis zu einem gewissen Grad auch eine technische Sportart. Je höhere TF man sauber treten kann um so besser ist die Technik. Jemand der nicht in der Lage ist eine 90er Kadenz sauber zu treten, wird vermutlich auch nie richtig schnell werden, weil er einfach zu viel Kraft aufgrund mangelnder Technik verschwendet. Gerade im Rennen bei Rythmuswechseln ist einfach nicht immer Zeit lange rumzuschalten, da muß man dann einen Gang auch mal durchziehen können.

Wer mit kleinem Gang keine hohe Kadenz fahren kann, kann es mit einem dicken Gang erst recht nicht.
 
AW: Grundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz

- runter treten
- nach hinten ziehen
- hoch ziehen
- nach vorne treten

Der Runde Tritt ist teilweise ein Mythos. Richtig ist das man nach unten drücken und nach oben ziehen kann. Die Theorie das man zudem das Pedal nach hinten und vorne schiebt/zieht ist sinnlos, da dann Muskelgruppen gegeneinander arbeiten würden und Energie vom Körper absorbiert würde bevor sie den Antrieb erreicht.

Man hat das an einigen Profis gemessen, und niemand hat da nach vorne oder hinten geschoben. Die guten Techniker konnten halt schnell treten ohne das der Körper unruhig wurde auf dem Rad.

Biomechanisch ist der runde Tritt mit 4 oder gar mehr Phasen widerlegt.
 
AW: Grundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz

- runter treten
- nach hinten ziehen
- hoch ziehen
- nach vorne treten

Der Runde Tritt ist teilweise ein Mythos. Richtig ist das man nach unten drücken und nach oben ziehen kann. Die Theorie das man zudem das Pedal nach hinten und vorne schiebt/zieht ist sinnlos, da dann Muskelgruppen gegeneinander arbeiten würden und Energie vom Körper absorbiert würde bevor sie den Antrieb erreicht.

Man hat das an einigen Profis gemessen, und niemand hat da nach vorne oder hinten geschoben. Die guten Techniker konnten halt schnell treten ohne das der Körper unruhig wurde auf dem Rad.

Biomechanisch ist der runde Tritt mit 4 oder gar mehr Phasen widerlegt.

Hast du da ne Quelle oder noch besser ne Studie dazu?
 
AW: Grundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz

Runde tritt geht mit Sicherheit wenn man es kontroliert und übt. Aber ab einer gewissen Freuqenz ist es nicht mehr möglich richtig "Rund" zu treten. Versucht mal bei einer Frequenz von 110 dauerhaft einen sauberen Tritt hinzubekommen ;)
 
AW: Grundlagen und Grundfragen zur Trittfrequenz

Runde tritt geht mit Sicherheit wenn man es kontroliert und übt. Aber ab einer gewissen Freuqenz ist es nicht mehr möglich richtig "Rund" zu treten. Versucht mal bei einer Frequenz von 110 dauerhaft einen sauberen Tritt hinzubekommen ;)


Ich wette auch das ist wie so vieles Übungssache :)

@Kajaking Mark
Spitzenerklärung :daumen:

Jetzt leuchtet mir endlich mal plastisch ein warum mit hoher TF treten.
 
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