Campa forever
Nur echt mit 53 Zähnen! ;
AW: Erste Fahrt - echt genial
Na gut, du hast mich überzeugt.
Also wie war das doch gleich mit meinem ersten Rennen?
Ach ja...
Alles begann mit der verrückten Idee, besser "am Berg" zu werden. Ich fasste den verrückten Plan in einem Jahr 100 000 HM zu fahren, beginnend vom 20.Oktober 2007 weg bis zum 20.Oktober 2008.
Da ich mittlerweile aber ins ABSOLUTE Flachland umgezogen war und Berge á la Rusel hier nicht existierten, musste ich meine Trainingsstrecken über mehrere Hügel einplanen, die zwischen 30-150 HM bereit hielten, wobei die Mehrzahl zw. 30-60 HM hatte.
Dennoch, schon nach wenigen Monaten fuhr ich die kurze Strecke mit 40 km und 640 HM in einem 29er Schnitt, ohne mich sonderlich anstrengen zu müssen. Jeder gefahrene Höhenmeter lockerte die künftigen Steigungen auf.
"Sehr gut", dachte ich, aber das war ausbaufähig. Ich fuhr die Gegend ab und fand zwei sehr kurze (113 HM 980 m und 126 HM 1,2 km) aber knackige Steigungen, die ich bei Bedarf einfließen lassen konnte und fasste einen Plan. Wenn ich diese lange Strecke mit 92 km und 1139 HM in einem 30er Schnitt schaffe, dann fahre ich ein Rennen.
.
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Ich schaffte auf Anhieb und mit der Motivation des mittlerweilen auf knapp unter 7 Kilo abgemagerten und mit Record bestückten CR1 nen 32,8er Schnitt.
Aber nun konnte ich nicht mehr aus, ich MUSSTE das Rennen fahren, von dem ich noch nichteinmal den Namen, geschweige denn den Startort wusste. Das Internet gab nichts her, die Gegend ist renntechnisch tot, da man hier lieber einer Lederkugel hinterherläuft, als Kurbeln zu treten.
Verdammt, wo soll ich denn nur starten und dann an einem Montag Abend wurde ich fündig... Eddy Merckx Marathon in Salzburg! Es war wie eine Eingabe! Das ist DEIN Rennen, zumal auch nur 79 km entfernt! Perfekt!
Die Planung begann, das Training wurde intensiviert, der Starttermin am 7. September 2008 rückte immer näher. Pro Monat fuhr ich mittlerweile knapp über oder knapp unter 1000 km und um 13000 - 15000 HM.
Knapp 6000 km mit 79000 HM in den Beinen mussten reichen und ich entschied mich kurzerhand am Samstag anzureisen und dann gemütlich und stressfrei am Sonntag morgen zu starten.
Das Objekt meiner Begierde wurde die kurze Strecke mit 110 km und 1250 HM. Grob geplant und auf den letzten Drücker noch ein Zimmer organisiert, wartete ich ungeduldig auf meine Freundin, deren Aufgabe neben dem Fahren in ihrem Kombi (in mein Auto passt weder Hund noch Rad) auch noch darin bestand mich anzufeuern bzw. vorher aufzubauen. Nein, nicht was ihr denkt , Sex jeglicher Art und hartes Training war eine Woche vorher NATÜRLICH gestrichen!
Zu allem übel hatte sie auch noch ihren Leonberger-Doggen-Mischling dabei, ein schwarzes Bild von einem Hund, riesig mit 80 cm Schultermaß und seiner Kronjuwelen beraubt, da der Arme wenige Tage vorher kastriert wurde.
Als angehende Tierärztin musste sie ihn auch überwachen, da er irgendein Wundsekret in seinem Hodensack hatte und er diese nicht abschlecken durfte, hatte er eine Halskrause in Taucherglockengröße um und eine modifizierte Windel, aus der sein schwarzer Schweif ragte. Ein Bild für Götter!
Das dachten sich in Braunau auch die Autofahrer, als wir am Mäci hielten und (weil ich mein CR1 nicht unbeaufsichtigt im Auto lassen wollte) draussen speisten. Manche hatten einen solchen Kulturschock, dass sie fast von der Hauptstrasse in den Drive-IN gefahren wären, dessen Name damit auch seine volle Berechtigung gehabt hätte!
Unverzagt fuhren wir mit einem breiten Grinsen im Gesicht weiter gen Eugendorf, dem Startort und dem Ort unserer Unterkunft.
Auf Anhieb fanden wir hin und fuhren zur Startnummerausgabe, bei der ich Siegessicher mit meinen 3 Std und 30 Min Meldezeit auf Startblock 1 oder 2 wartete. Aber was sollte das? Auf meiner Startnummer hatte irgendjemand eine 3 (in Worten DREI ! ) gedruckt! Spinnen die? Wie soll ich von ganz hinten was zerreissen? Die guten Gruppen waren doch da längst schon weg!
Es half nichts, es war wie es war und ich musste sichtlich enttäuscht das Beste draus machen.
Der nächste Schock kam an der Pension, auf deren Weg wir uns nur EINMAL ( ! ) verfahren hatten!
Der Hund wurde natürlich von Taucherglocke und Windel befreit, damit die Besitzer des Hauses nicht gleich in Ohnmacht fielen, aber die Größe des Prachtburschen reichte der alten Frau schon aus immer wieder "Na der is fü´z groß! Der muass im Auto schlofa!" von sich zu geben... Da dies aber wegen seinem Hoden-Ding nicht ging, bestach ich sie mit 10 Euro. Ansatzweise erfreut und etwas mehr verängstigt holte die Frau, die sichtlich noch im Schockzustand war eine ganze Batterie von Flickerl-Teppichen, mit denen sie unser Zimmer pflasterte....
Abends kam noch ein Pärchen aus München an, die beide fest entschlossen "auf Zeit" fahren wollten und mir gutgemeinte Ratschläge gaben.
"Beim ersten Radmarathon würde ich es ruhig angehen lassen. Da du keine Gruppenerfahrung hast und das Fahren Reifen an Reifen aber geübt sein will, würde ich an deiner Stelle eher 4 Std für die 110 km anpeilen, was für einen Renn-Newbie ja bei dem Profil auch nicht schlecht ist"!
Ich bedankte mich und musste drüber nachdenken. War das wirklich so hart? Drängeln die tatsächlich auf ihre gewünschten Positionen? Soll ich lieber auf Sicherheit fahren? Naja egal, ich würde es morgen schon sehen.
Die Nacht war die Hölle! Durch die Halskrause konnte der Hund nicht gescheid atmen und röchelte wie ein alter Mann... völlig entnervt presste ich mich in das Kopfkissen und versuchte mich an die Lärmquelle zu gewöhnen. Jeder kennt das Gefühl, wenn man in einem alten VW Bus als Passagier drinsitzt und der Motor fast ungedämpft kreischt, kommt doch der Zeitpunkt, wo man sich an das Geräusch gewöhnt und man einfach schlafen kann. Genauso ging´s mir mit dem Röchel-Hund und als ich gerade eingeschlafen war... *PATSCH* ging das Licht an. "Ja ich muss ja nachschaun, dass ihm ja nichts fehlt" bekam ich dann zu hören. Ich tolerierte die Tierliebe meiner Freundin und versuchte verzweifelt wieder einzuschlafen. Leider ergab sich nun eine zweite, noch nervtötendere Lärmquelle, gar nicht so weit weg von mir... Genau, meine bessere Hälfte, sofern man sie in der Situation überhaupt noch so nennen kann, war sagen wir mal "amused" und lachte nun, da sie wusste, dass der Hund nur wegen des Trichters um seinen Kopf diese Stoßatmung hatte und mich das nervte, schubweise...
das brachte mich um den Verstand und ich erklärte ihr in ungeschönter und direkter Art, dass ich morgen ein wichtiges Rennen habe und endlich mal schlafen wolle. Doch weder Hund noch Freundin gaben auf, wenn der eine die Klappe hielt, röchelte bzw. lachte der andere. Irgendwie verausgabten mich meine folgenden cholerischen Anfälle aber dann doch dermaßen, dass ich tief und fest ins Land der Träume entschlief und morgens frisch und munter (wie weiß ich nach DER Nacht bis heute nicht) aufwachte und mich über das Frühstück hermachte.
Da ich aus kulinarischer und nicht religiöser Überzeugung seit Jahren kein Schweinefleisch mehr esse, fiel für mich das Wurstbrot aus. Hausgemachte, österreichischer Marmalade auf locker leichten Brötchen und einem phantastischem Kaffee später zog ich mich um. Von Angst oder dergleichen keine Spur. Ich war auf irgendeine komische Weise absolut abgeklärt und wusste was heute vor mir lag. "Die Strecke liegt dir, sowas bist du schon zig Mal in dem Jahr gefahren, nur die gemeldeten 3:30 machten mir Sorgen, nach dem Gespräch gestern. Ich fuhr runter Richtung Start.
Unten traf ich die beiden Münchner, Startblock 2... naja toll, die wirst du nie mehr wiedersehen. Aber ich dachte mir, deine Zeit wird doch eh erst ab Überrollen der Startlinie gewertet, da hast du von hinten, 900 Fahrer vor dir, auch ne Chance. Wie falsch das doch war. Es war ein "Gun-Start". Das heißt, ab dem Startschuss läuft die Zeit und wenn du ne Minute stehst, hast du diese Minute eben verloren.
Ich beschloss mich im Hinterland noch warmzufahren und fasste gleich ein paar Hügel ins Auge, die ich anfangs locker, später dann kraftvoll hochfuhr.
Noch eins habe ich mir vorgenommen: Alles auf dem 50er Kettenblatt zu fahren, egal wie steil es wurde, egal wie lang die Steigung war. Schließlich habe ich dicke Gänge bergauf im Wiegetritt fast bis zur Perfektion trainiert. Was im Februar noch meine Schwäche war, wandelte ich bis September zu meiner Stärke um.
Nach der erfolgreichen Kletterei fuhr ich an den Start. Es wurde eingeteilt und die "Pros" fuhren auf ihren Startblock eins. Danach der Startblock 2. Aber moment! Ich hatte ja noch eine Dose Discounter-Red Bull in der mittleren Trikottasche und als Speedplay-User die Coffee Shop Caps, die verhindern sollten, dass ich beim Gehen die Schuhplatten unnötig verschleiße. Irgendwie sah ich auch nirgends meine Freundin, die Anspannung wuchs. Ich wurde in den Startblock gewunken und fuhr herzklopfend ein. Immer noch nichts, kein großer schwarzer Hund, keine große braunhaarige Frau. Dame!
Ich wollte das Zeugs aber nicht mitnehmen und hinten drängten sich schon die Fahrer immer dichter. Ein Blick auf die Pulsuhr verriet meine Angespanntheit. 170!
"Na das fängt ja gut an" dachte ich laut und ließ Fahrer um Fahrer nach vorne.
Endlich sah ich sie, nur sie mich nicht!
Ich schrie, ich gestikulierte wild, es half alles nichts... der Moderator schrie verzückt "Ane Minute nu bis zum Stort des zwoaten Eddy Merckx Glasik!"
Ich war fertig, schon vor dem Rennen und da erblickte sie mich! GOTT SEI DANK, schrie ich und gab ihr den Red Bull Abklatsch und meine Schuhplattenschoner.
"Viel Glück und zeig´s denen" flötete sie, worauf ich rockyartig "Ich versuch´s" entgegnete.
Die Schützen schossen zum Start, aber leider nicht mit einer kleinen Sportpistole sondern mit diesen ultralauten Teilen, die einem das Trommelfell platzen ließen. Aber das war nicht das Problem, vielmehr unser Hund, der mit 11 Monaten mit sowas noch nie konfrontiert wurde. Er hatte RICHTIG PANIK, sprang aus dem Stand einen Meter in die Luft, meine Freundin hatte Müh und Not ihn halten zu können, aber alles vor mir setzte sich in Bewegung. Blödes Gefühl beide so zurücklassen zu müssen, aber ich wusste, dass meine Freundin im Alltag als Tierärztin mit ganz anderen Sachen fertig wurde und konzentrierte mich auf das was vor mir lag.
Exakt 63 Sekunden nach Startschuss klickte ich in die Pedale ein und fuhr los. Puh, ganz schon flott dachte ich nur, als ich eine 4 vorne am Tacho sah. Das Tempo wurde gehalten, die ersten fingen an zu überholen, ich hatte keinerlei Rennerfahrung und wusste nicht, was ich machen sollte, aber ich machte einfach mit.
Die ersten Pannen kamen schon nach wenigen Kilometern, "Leichtbauteile gehören in die Vitrine" dachte ich mir "und nicht in ein Rennen" und auch verhältnismäßig wenige Satteltaschen bekam ich zu Gesicht. Meine auf 534 Gramm vollgestopfte Satteltasche war aber dabei und so war ich für Pannen jeder Art gerüstet. Ich hatte ja keinen Materialwagen wie die Jungs in der Tour, also musste ich Fahrer und Mechaniker zugleich sein im Falle eines Falles.
Das Tempo fiel auf 35 zurück und das erste Drittel der Strecke lag mit einem 37er Schnitt hinter mir.
Jetzt sah ich die erste Steigung und beschloss auf 50-21 runterzuschalten und aufzustehen. Überholen war aber in der engen Straße unmöglich, manche machten es trotzdem und drängelten auf´s Übelste, was ich nicht nachahmenswert fand.
An der zweiten Steigung sah die Sache anders aus, ich stieg auf, trat rein und zog an unzähligen Rennfahrern vorbei, auch bei dem steilsten Stück der Strecke. Ich wurde bergauf nicht müde und KEIN MENSCH konnte mir folgen. Mich überkamen schon Zweifel, dachte ob ich was falsch mache, dürfe man hier nicht so schnell bergauf fahren, taktieren die anderen nur oder was war los?
Jedenfalls kam ich oben alleine an und musste das Loch zwischen mir und einer Gruppe, in deren Windschatten ich mich ausruhen konnte schließen.
Solche Sachen lagen mir, kurzzeitig mit hoher Geschwindigkeit fahren. Schnell fand ich Aufschluss nur entpuppten sich die Gruppen alle als Bummelgruppen. 29-33 war mir definitiv zu langsam. Ich überholte Gruppe um Gruppe, Fahrer um Fahrer, bis ich auf die ersten Startblock 2 Leute traf. Und siehe da, die Münchner! Sichtlich geschockt schauten sie mich ungläubig an, wir wechselten noch ein paar Worte bis zu einem Hügel, den ich mit 50-12 wie im Rausch übersprintete, während andere schon auf´s Kleine mussten. Nun waren auch die beiden abgeschlagen hinter mir. Ich fand eine Gruppe und ruhte mich aus. Wir fuhren mit 35 eine Zeitlang dahin, mein Schnitt war mittlerweile auf 35,6 gefallen und die wichtigsten Steigungen lagen noch vor mir.
Ich beschloss in Führungsarbeit zu gehen und zog die Gruppe auf 43 km/h an.
Schon ein irres Gefühl, wenn 30 Mann auf deine Befehle und deine Tempovorgabe hörten. Wir fuhren wie ein geschlossener D-Zug an vielen Fahrern vorbei, bei leichten Steigungen drückte ich wieder mit dem Standardgang 50-12 drüber, bis ich erschreckt merkte wie mir die Milchsäure in die Beine schoss. Ich blickte mich um, und hinter mir waren nur noch 3 Fahrer, von denen keiner Anstalten machte, die Führung zu übernehmen. Scheinbar verlor ich die Gruppe, bzw. die Gruppe mich, sie konnten mein Tempo nicht halten und ich hatte überdreht. Meine rechte Wadenmuskulatur versteifte sich mit jeder weiteren Kurbelumdrehung und ich schaute hilflos nach vorne, um vielleicht ein Hinterrad zu erspähen, an dem ich mich erholen konnte. Ich fand eins, ca. 700 meter als kleiner gelber Punkt. Ich gab nochmal alles, wobei ich verstärkt die Kraft über das linke Bein einleitete und schloss auf. Ich hatte Angst, dass ich aufgeben musste, aber ich streckte und massierte im Windschatten meinen Unterschenkel. Ich trank ein paar große Schlücke und legte einen kleinen Gang ein, den ich hochfrequent trat.
Fuck, warum ausgerechnet jetzt? Die Gruppe fuhr knapp 30, aber was sollte ich machen, angreifen konnte ich nicht, solange das mit der Wade nicht besser wurde. Aber es lockerte sich nach 10 km und ich konnte wieder auf Leistung fahren. Ich übernahm bis zum Schlussanstieg zur Streckenteilung nochmal die Führung und staunte nicht schlecht, wie FURCHTBAR LANGSAM die Leute hochfuhren. "Das sollen Sportler sein?" dachte ich bösartig, aber der Anstieg war in der Tat nicht ohne.
Dennoch: Ich wusste, dass es ab dem Gipfel nur noch bergab ging, mit einer kleinen Steigung, ein Schaulauf sozusagen, ab da musste alles klar sein und ich eine Gruppe gefunden haben, mit der ich ins Ziel fahren konnte.
Ich stand auf und überholte Fahrer um Fahrer, Startblock 2, sogar 1, alles war dabei. Zwei oder drei Kilometer zog sich das Biest aber ich ließ nicht locker.
Oben angekommen war ich wieder völlig alleine. Die Gruppe die ich auserkoren hatte fuhr geradeaus die lange Strecke und bei dem Himmel, der jederzeit seine Tränen auf uns fallen lassen konnte, wollte ich nichts riskieren. Außerdem hatte ich ja ohnehin die kurze Strecke genannt und bog rechts weg in die Abfahrt, die sich als "Bauernschleichweg" entpuppte und gar keine hohen Geschwindigkeiten zuließ. Aber ich hatte andere Sorgen, ich brauchte eine Gruppe und nach ein paar Kurven waren sie, MEINE Gruppe mit der ich im Ziel ankommen wollte! Vier Burschen, die Gas gaben, als sie mich von hinten kommen sahen. "Diese Schweine, na wartet nur" kam mir in den Sinn und automatisch erhöhte ich meine Trittfrequenz im dicksten Gang. Keinen halben Kilometer später hatte ich sie, nur jetzt trödelten sie, oder ruhten sich aus. Jedenfalls fuhren sie gemütlich und unbeirrt gen Ziel, aber mir fehlte die Erfahrung das Ding alleine durchzuziehen. Deswegen blieb ich dran. Einer der Fahrer konnte nicht mehr mithalten und ich übernahm seine Position. "Dös is des letzte Steigerl" tönte es von vorne, als wir die letzten HM bergwärts nahmen. Gut durchtrainiert waren die drei, mit Teamtrikot ihrer Vereine und sündhaft teuren Maschinen. Einer hatte ein traumhaftes BMC, das ich ihm am liebsten gleich abgekauft hätte, aber das ist eine andere Geschichte.
Wir fuhren auf die letzten Meter und kurz vorm Ziel zogen sie das Tempo nochmal an.
Da ich noch relativ frisch war, riskierte ich es und gab in Unterlenkerhaltung ALLES, und finishte 6 Hunderstel vor den drei. "Warum drei Plätze verschenken" dachte ich, "schließlich ist das hier ein Rennen und die jubelnde Menge im Ziel will sowieso Sprints sehen!"
Im Ziel schaute ich auf meine Zeit und war erstaunt. 4 Std hab ich nicht gebraucht, leider waren es auch nicht 3:30.... sondern 3:16! Das ergab einen Schnitt von 33,6, der mir mehr als reichte, wenn man noch bedenkt, dass ich das Ganze mit 154er Durchschnittspuls gefahren bin und ich über eine Minute von der Wertungszeit gestanden bin. Nächstes Jahr suche ich mir gleich eine starke Gruppe und lutsche bis zum Ziel am Hinterrad. Dann sollten, mit entsprechendem Training auch die 3 Std machbar sein. Der Sieger brauchte übrigens 2:54, was einem 37,** Schnitt entsprach.
Letztes Jahr wurde das ganze schneller gefahren, ich glaube sogar in 2:52, aber dieses Jahr war das Wetter auch nicht ansprechend. 20 Minuten nach meiner Zieleinkunft fing es an zu regnen, aber da war das CR1 schon wieder sicher verpackt und ich als frisch gebackener neuer Rennfahrer auf dem Weg meinen Nudelgutschein beim Wirt einzulösen. Es gab einen köstlichen Teller mit Kasspotzn (Käsespätzle mit Zwiebeln).
Insgesamt ein Traum für mich und es wurden all meine Erwartungen weit übertroffen. Am Berg gehörte ich zu den Besten, ich konnte alles mit dem Großen fahren, habe sogar mal eine Gruppe als völliger Gruppen-Newbie im Renntempo geleitet und unterbot meine Meldezeit um satte 14 Minuten.
Nächstes Jahr bin ich wieder fix am Start, aber dann hoffentlich im Startblock 2.
P.s.: Ach ja die Münchner. Sie fuhren wetterbedingt auch "nur" die kleine Strecke, obwohl sie die große gemeldet hatten und kamen völlig hinter ihren Erwartungen ausgelaugt weit hinter mir im Ziel an. Soviel zu 4 Std und Rennnewbie.
Hier noch das Bild des Zielsprints:
Und jetzt auf zum Arber! Bis später!
Na gut, du hast mich überzeugt.
Also wie war das doch gleich mit meinem ersten Rennen?
Ach ja...
Alles begann mit der verrückten Idee, besser "am Berg" zu werden. Ich fasste den verrückten Plan in einem Jahr 100 000 HM zu fahren, beginnend vom 20.Oktober 2007 weg bis zum 20.Oktober 2008.
Da ich mittlerweile aber ins ABSOLUTE Flachland umgezogen war und Berge á la Rusel hier nicht existierten, musste ich meine Trainingsstrecken über mehrere Hügel einplanen, die zwischen 30-150 HM bereit hielten, wobei die Mehrzahl zw. 30-60 HM hatte.
Dennoch, schon nach wenigen Monaten fuhr ich die kurze Strecke mit 40 km und 640 HM in einem 29er Schnitt, ohne mich sonderlich anstrengen zu müssen. Jeder gefahrene Höhenmeter lockerte die künftigen Steigungen auf.
"Sehr gut", dachte ich, aber das war ausbaufähig. Ich fuhr die Gegend ab und fand zwei sehr kurze (113 HM 980 m und 126 HM 1,2 km) aber knackige Steigungen, die ich bei Bedarf einfließen lassen konnte und fasste einen Plan. Wenn ich diese lange Strecke mit 92 km und 1139 HM in einem 30er Schnitt schaffe, dann fahre ich ein Rennen.
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Ich schaffte auf Anhieb und mit der Motivation des mittlerweilen auf knapp unter 7 Kilo abgemagerten und mit Record bestückten CR1 nen 32,8er Schnitt.
Aber nun konnte ich nicht mehr aus, ich MUSSTE das Rennen fahren, von dem ich noch nichteinmal den Namen, geschweige denn den Startort wusste. Das Internet gab nichts her, die Gegend ist renntechnisch tot, da man hier lieber einer Lederkugel hinterherläuft, als Kurbeln zu treten.
Verdammt, wo soll ich denn nur starten und dann an einem Montag Abend wurde ich fündig... Eddy Merckx Marathon in Salzburg! Es war wie eine Eingabe! Das ist DEIN Rennen, zumal auch nur 79 km entfernt! Perfekt!
Die Planung begann, das Training wurde intensiviert, der Starttermin am 7. September 2008 rückte immer näher. Pro Monat fuhr ich mittlerweile knapp über oder knapp unter 1000 km und um 13000 - 15000 HM.
Knapp 6000 km mit 79000 HM in den Beinen mussten reichen und ich entschied mich kurzerhand am Samstag anzureisen und dann gemütlich und stressfrei am Sonntag morgen zu starten.
Das Objekt meiner Begierde wurde die kurze Strecke mit 110 km und 1250 HM. Grob geplant und auf den letzten Drücker noch ein Zimmer organisiert, wartete ich ungeduldig auf meine Freundin, deren Aufgabe neben dem Fahren in ihrem Kombi (in mein Auto passt weder Hund noch Rad) auch noch darin bestand mich anzufeuern bzw. vorher aufzubauen. Nein, nicht was ihr denkt , Sex jeglicher Art und hartes Training war eine Woche vorher NATÜRLICH gestrichen!
Zu allem übel hatte sie auch noch ihren Leonberger-Doggen-Mischling dabei, ein schwarzes Bild von einem Hund, riesig mit 80 cm Schultermaß und seiner Kronjuwelen beraubt, da der Arme wenige Tage vorher kastriert wurde.
Als angehende Tierärztin musste sie ihn auch überwachen, da er irgendein Wundsekret in seinem Hodensack hatte und er diese nicht abschlecken durfte, hatte er eine Halskrause in Taucherglockengröße um und eine modifizierte Windel, aus der sein schwarzer Schweif ragte. Ein Bild für Götter!
Das dachten sich in Braunau auch die Autofahrer, als wir am Mäci hielten und (weil ich mein CR1 nicht unbeaufsichtigt im Auto lassen wollte) draussen speisten. Manche hatten einen solchen Kulturschock, dass sie fast von der Hauptstrasse in den Drive-IN gefahren wären, dessen Name damit auch seine volle Berechtigung gehabt hätte!
Unverzagt fuhren wir mit einem breiten Grinsen im Gesicht weiter gen Eugendorf, dem Startort und dem Ort unserer Unterkunft.
Auf Anhieb fanden wir hin und fuhren zur Startnummerausgabe, bei der ich Siegessicher mit meinen 3 Std und 30 Min Meldezeit auf Startblock 1 oder 2 wartete. Aber was sollte das? Auf meiner Startnummer hatte irgendjemand eine 3 (in Worten DREI ! ) gedruckt! Spinnen die? Wie soll ich von ganz hinten was zerreissen? Die guten Gruppen waren doch da längst schon weg!
Es half nichts, es war wie es war und ich musste sichtlich enttäuscht das Beste draus machen.
Der nächste Schock kam an der Pension, auf deren Weg wir uns nur EINMAL ( ! ) verfahren hatten!
Der Hund wurde natürlich von Taucherglocke und Windel befreit, damit die Besitzer des Hauses nicht gleich in Ohnmacht fielen, aber die Größe des Prachtburschen reichte der alten Frau schon aus immer wieder "Na der is fü´z groß! Der muass im Auto schlofa!" von sich zu geben... Da dies aber wegen seinem Hoden-Ding nicht ging, bestach ich sie mit 10 Euro. Ansatzweise erfreut und etwas mehr verängstigt holte die Frau, die sichtlich noch im Schockzustand war eine ganze Batterie von Flickerl-Teppichen, mit denen sie unser Zimmer pflasterte....
Abends kam noch ein Pärchen aus München an, die beide fest entschlossen "auf Zeit" fahren wollten und mir gutgemeinte Ratschläge gaben.
"Beim ersten Radmarathon würde ich es ruhig angehen lassen. Da du keine Gruppenerfahrung hast und das Fahren Reifen an Reifen aber geübt sein will, würde ich an deiner Stelle eher 4 Std für die 110 km anpeilen, was für einen Renn-Newbie ja bei dem Profil auch nicht schlecht ist"!
Ich bedankte mich und musste drüber nachdenken. War das wirklich so hart? Drängeln die tatsächlich auf ihre gewünschten Positionen? Soll ich lieber auf Sicherheit fahren? Naja egal, ich würde es morgen schon sehen.
Die Nacht war die Hölle! Durch die Halskrause konnte der Hund nicht gescheid atmen und röchelte wie ein alter Mann... völlig entnervt presste ich mich in das Kopfkissen und versuchte mich an die Lärmquelle zu gewöhnen. Jeder kennt das Gefühl, wenn man in einem alten VW Bus als Passagier drinsitzt und der Motor fast ungedämpft kreischt, kommt doch der Zeitpunkt, wo man sich an das Geräusch gewöhnt und man einfach schlafen kann. Genauso ging´s mir mit dem Röchel-Hund und als ich gerade eingeschlafen war... *PATSCH* ging das Licht an. "Ja ich muss ja nachschaun, dass ihm ja nichts fehlt" bekam ich dann zu hören. Ich tolerierte die Tierliebe meiner Freundin und versuchte verzweifelt wieder einzuschlafen. Leider ergab sich nun eine zweite, noch nervtötendere Lärmquelle, gar nicht so weit weg von mir... Genau, meine bessere Hälfte, sofern man sie in der Situation überhaupt noch so nennen kann, war sagen wir mal "amused" und lachte nun, da sie wusste, dass der Hund nur wegen des Trichters um seinen Kopf diese Stoßatmung hatte und mich das nervte, schubweise...
das brachte mich um den Verstand und ich erklärte ihr in ungeschönter und direkter Art, dass ich morgen ein wichtiges Rennen habe und endlich mal schlafen wolle. Doch weder Hund noch Freundin gaben auf, wenn der eine die Klappe hielt, röchelte bzw. lachte der andere. Irgendwie verausgabten mich meine folgenden cholerischen Anfälle aber dann doch dermaßen, dass ich tief und fest ins Land der Träume entschlief und morgens frisch und munter (wie weiß ich nach DER Nacht bis heute nicht) aufwachte und mich über das Frühstück hermachte.
Da ich aus kulinarischer und nicht religiöser Überzeugung seit Jahren kein Schweinefleisch mehr esse, fiel für mich das Wurstbrot aus. Hausgemachte, österreichischer Marmalade auf locker leichten Brötchen und einem phantastischem Kaffee später zog ich mich um. Von Angst oder dergleichen keine Spur. Ich war auf irgendeine komische Weise absolut abgeklärt und wusste was heute vor mir lag. "Die Strecke liegt dir, sowas bist du schon zig Mal in dem Jahr gefahren, nur die gemeldeten 3:30 machten mir Sorgen, nach dem Gespräch gestern. Ich fuhr runter Richtung Start.
Unten traf ich die beiden Münchner, Startblock 2... naja toll, die wirst du nie mehr wiedersehen. Aber ich dachte mir, deine Zeit wird doch eh erst ab Überrollen der Startlinie gewertet, da hast du von hinten, 900 Fahrer vor dir, auch ne Chance. Wie falsch das doch war. Es war ein "Gun-Start". Das heißt, ab dem Startschuss läuft die Zeit und wenn du ne Minute stehst, hast du diese Minute eben verloren.
Ich beschloss mich im Hinterland noch warmzufahren und fasste gleich ein paar Hügel ins Auge, die ich anfangs locker, später dann kraftvoll hochfuhr.
Noch eins habe ich mir vorgenommen: Alles auf dem 50er Kettenblatt zu fahren, egal wie steil es wurde, egal wie lang die Steigung war. Schließlich habe ich dicke Gänge bergauf im Wiegetritt fast bis zur Perfektion trainiert. Was im Februar noch meine Schwäche war, wandelte ich bis September zu meiner Stärke um.
Nach der erfolgreichen Kletterei fuhr ich an den Start. Es wurde eingeteilt und die "Pros" fuhren auf ihren Startblock eins. Danach der Startblock 2. Aber moment! Ich hatte ja noch eine Dose Discounter-Red Bull in der mittleren Trikottasche und als Speedplay-User die Coffee Shop Caps, die verhindern sollten, dass ich beim Gehen die Schuhplatten unnötig verschleiße. Irgendwie sah ich auch nirgends meine Freundin, die Anspannung wuchs. Ich wurde in den Startblock gewunken und fuhr herzklopfend ein. Immer noch nichts, kein großer schwarzer Hund, keine große braunhaarige Frau. Dame!
Ich wollte das Zeugs aber nicht mitnehmen und hinten drängten sich schon die Fahrer immer dichter. Ein Blick auf die Pulsuhr verriet meine Angespanntheit. 170!
"Na das fängt ja gut an" dachte ich laut und ließ Fahrer um Fahrer nach vorne.
Endlich sah ich sie, nur sie mich nicht!
Ich schrie, ich gestikulierte wild, es half alles nichts... der Moderator schrie verzückt "Ane Minute nu bis zum Stort des zwoaten Eddy Merckx Glasik!"
Ich war fertig, schon vor dem Rennen und da erblickte sie mich! GOTT SEI DANK, schrie ich und gab ihr den Red Bull Abklatsch und meine Schuhplattenschoner.
"Viel Glück und zeig´s denen" flötete sie, worauf ich rockyartig "Ich versuch´s" entgegnete.
Die Schützen schossen zum Start, aber leider nicht mit einer kleinen Sportpistole sondern mit diesen ultralauten Teilen, die einem das Trommelfell platzen ließen. Aber das war nicht das Problem, vielmehr unser Hund, der mit 11 Monaten mit sowas noch nie konfrontiert wurde. Er hatte RICHTIG PANIK, sprang aus dem Stand einen Meter in die Luft, meine Freundin hatte Müh und Not ihn halten zu können, aber alles vor mir setzte sich in Bewegung. Blödes Gefühl beide so zurücklassen zu müssen, aber ich wusste, dass meine Freundin im Alltag als Tierärztin mit ganz anderen Sachen fertig wurde und konzentrierte mich auf das was vor mir lag.
Exakt 63 Sekunden nach Startschuss klickte ich in die Pedale ein und fuhr los. Puh, ganz schon flott dachte ich nur, als ich eine 4 vorne am Tacho sah. Das Tempo wurde gehalten, die ersten fingen an zu überholen, ich hatte keinerlei Rennerfahrung und wusste nicht, was ich machen sollte, aber ich machte einfach mit.
Die ersten Pannen kamen schon nach wenigen Kilometern, "Leichtbauteile gehören in die Vitrine" dachte ich mir "und nicht in ein Rennen" und auch verhältnismäßig wenige Satteltaschen bekam ich zu Gesicht. Meine auf 534 Gramm vollgestopfte Satteltasche war aber dabei und so war ich für Pannen jeder Art gerüstet. Ich hatte ja keinen Materialwagen wie die Jungs in der Tour, also musste ich Fahrer und Mechaniker zugleich sein im Falle eines Falles.
Das Tempo fiel auf 35 zurück und das erste Drittel der Strecke lag mit einem 37er Schnitt hinter mir.
Jetzt sah ich die erste Steigung und beschloss auf 50-21 runterzuschalten und aufzustehen. Überholen war aber in der engen Straße unmöglich, manche machten es trotzdem und drängelten auf´s Übelste, was ich nicht nachahmenswert fand.
An der zweiten Steigung sah die Sache anders aus, ich stieg auf, trat rein und zog an unzähligen Rennfahrern vorbei, auch bei dem steilsten Stück der Strecke. Ich wurde bergauf nicht müde und KEIN MENSCH konnte mir folgen. Mich überkamen schon Zweifel, dachte ob ich was falsch mache, dürfe man hier nicht so schnell bergauf fahren, taktieren die anderen nur oder was war los?
Jedenfalls kam ich oben alleine an und musste das Loch zwischen mir und einer Gruppe, in deren Windschatten ich mich ausruhen konnte schließen.
Solche Sachen lagen mir, kurzzeitig mit hoher Geschwindigkeit fahren. Schnell fand ich Aufschluss nur entpuppten sich die Gruppen alle als Bummelgruppen. 29-33 war mir definitiv zu langsam. Ich überholte Gruppe um Gruppe, Fahrer um Fahrer, bis ich auf die ersten Startblock 2 Leute traf. Und siehe da, die Münchner! Sichtlich geschockt schauten sie mich ungläubig an, wir wechselten noch ein paar Worte bis zu einem Hügel, den ich mit 50-12 wie im Rausch übersprintete, während andere schon auf´s Kleine mussten. Nun waren auch die beiden abgeschlagen hinter mir. Ich fand eine Gruppe und ruhte mich aus. Wir fuhren mit 35 eine Zeitlang dahin, mein Schnitt war mittlerweile auf 35,6 gefallen und die wichtigsten Steigungen lagen noch vor mir.
Ich beschloss in Führungsarbeit zu gehen und zog die Gruppe auf 43 km/h an.
Schon ein irres Gefühl, wenn 30 Mann auf deine Befehle und deine Tempovorgabe hörten. Wir fuhren wie ein geschlossener D-Zug an vielen Fahrern vorbei, bei leichten Steigungen drückte ich wieder mit dem Standardgang 50-12 drüber, bis ich erschreckt merkte wie mir die Milchsäure in die Beine schoss. Ich blickte mich um, und hinter mir waren nur noch 3 Fahrer, von denen keiner Anstalten machte, die Führung zu übernehmen. Scheinbar verlor ich die Gruppe, bzw. die Gruppe mich, sie konnten mein Tempo nicht halten und ich hatte überdreht. Meine rechte Wadenmuskulatur versteifte sich mit jeder weiteren Kurbelumdrehung und ich schaute hilflos nach vorne, um vielleicht ein Hinterrad zu erspähen, an dem ich mich erholen konnte. Ich fand eins, ca. 700 meter als kleiner gelber Punkt. Ich gab nochmal alles, wobei ich verstärkt die Kraft über das linke Bein einleitete und schloss auf. Ich hatte Angst, dass ich aufgeben musste, aber ich streckte und massierte im Windschatten meinen Unterschenkel. Ich trank ein paar große Schlücke und legte einen kleinen Gang ein, den ich hochfrequent trat.
Fuck, warum ausgerechnet jetzt? Die Gruppe fuhr knapp 30, aber was sollte ich machen, angreifen konnte ich nicht, solange das mit der Wade nicht besser wurde. Aber es lockerte sich nach 10 km und ich konnte wieder auf Leistung fahren. Ich übernahm bis zum Schlussanstieg zur Streckenteilung nochmal die Führung und staunte nicht schlecht, wie FURCHTBAR LANGSAM die Leute hochfuhren. "Das sollen Sportler sein?" dachte ich bösartig, aber der Anstieg war in der Tat nicht ohne.
Dennoch: Ich wusste, dass es ab dem Gipfel nur noch bergab ging, mit einer kleinen Steigung, ein Schaulauf sozusagen, ab da musste alles klar sein und ich eine Gruppe gefunden haben, mit der ich ins Ziel fahren konnte.
Ich stand auf und überholte Fahrer um Fahrer, Startblock 2, sogar 1, alles war dabei. Zwei oder drei Kilometer zog sich das Biest aber ich ließ nicht locker.
Oben angekommen war ich wieder völlig alleine. Die Gruppe die ich auserkoren hatte fuhr geradeaus die lange Strecke und bei dem Himmel, der jederzeit seine Tränen auf uns fallen lassen konnte, wollte ich nichts riskieren. Außerdem hatte ich ja ohnehin die kurze Strecke genannt und bog rechts weg in die Abfahrt, die sich als "Bauernschleichweg" entpuppte und gar keine hohen Geschwindigkeiten zuließ. Aber ich hatte andere Sorgen, ich brauchte eine Gruppe und nach ein paar Kurven waren sie, MEINE Gruppe mit der ich im Ziel ankommen wollte! Vier Burschen, die Gas gaben, als sie mich von hinten kommen sahen. "Diese Schweine, na wartet nur" kam mir in den Sinn und automatisch erhöhte ich meine Trittfrequenz im dicksten Gang. Keinen halben Kilometer später hatte ich sie, nur jetzt trödelten sie, oder ruhten sich aus. Jedenfalls fuhren sie gemütlich und unbeirrt gen Ziel, aber mir fehlte die Erfahrung das Ding alleine durchzuziehen. Deswegen blieb ich dran. Einer der Fahrer konnte nicht mehr mithalten und ich übernahm seine Position. "Dös is des letzte Steigerl" tönte es von vorne, als wir die letzten HM bergwärts nahmen. Gut durchtrainiert waren die drei, mit Teamtrikot ihrer Vereine und sündhaft teuren Maschinen. Einer hatte ein traumhaftes BMC, das ich ihm am liebsten gleich abgekauft hätte, aber das ist eine andere Geschichte.
Wir fuhren auf die letzten Meter und kurz vorm Ziel zogen sie das Tempo nochmal an.
Da ich noch relativ frisch war, riskierte ich es und gab in Unterlenkerhaltung ALLES, und finishte 6 Hunderstel vor den drei. "Warum drei Plätze verschenken" dachte ich, "schließlich ist das hier ein Rennen und die jubelnde Menge im Ziel will sowieso Sprints sehen!"
Im Ziel schaute ich auf meine Zeit und war erstaunt. 4 Std hab ich nicht gebraucht, leider waren es auch nicht 3:30.... sondern 3:16! Das ergab einen Schnitt von 33,6, der mir mehr als reichte, wenn man noch bedenkt, dass ich das Ganze mit 154er Durchschnittspuls gefahren bin und ich über eine Minute von der Wertungszeit gestanden bin. Nächstes Jahr suche ich mir gleich eine starke Gruppe und lutsche bis zum Ziel am Hinterrad. Dann sollten, mit entsprechendem Training auch die 3 Std machbar sein. Der Sieger brauchte übrigens 2:54, was einem 37,** Schnitt entsprach.
Letztes Jahr wurde das ganze schneller gefahren, ich glaube sogar in 2:52, aber dieses Jahr war das Wetter auch nicht ansprechend. 20 Minuten nach meiner Zieleinkunft fing es an zu regnen, aber da war das CR1 schon wieder sicher verpackt und ich als frisch gebackener neuer Rennfahrer auf dem Weg meinen Nudelgutschein beim Wirt einzulösen. Es gab einen köstlichen Teller mit Kasspotzn (Käsespätzle mit Zwiebeln).
Insgesamt ein Traum für mich und es wurden all meine Erwartungen weit übertroffen. Am Berg gehörte ich zu den Besten, ich konnte alles mit dem Großen fahren, habe sogar mal eine Gruppe als völliger Gruppen-Newbie im Renntempo geleitet und unterbot meine Meldezeit um satte 14 Minuten.
Nächstes Jahr bin ich wieder fix am Start, aber dann hoffentlich im Startblock 2.
P.s.: Ach ja die Münchner. Sie fuhren wetterbedingt auch "nur" die kleine Strecke, obwohl sie die große gemeldet hatten und kamen völlig hinter ihren Erwartungen ausgelaugt weit hinter mir im Ziel an. Soviel zu 4 Std und Rennnewbie.
Hier noch das Bild des Zielsprints:
Und jetzt auf zum Arber! Bis später!