Ich muss dich enttäuschen, ich weiß es nicht. Meine Erfahrung ist lediglich: Es bricht gegenüber. Anderes kann sicher auch passieren, ist auch leicht erklärbar, mir aber noch nicht passiert. Ich müsste meinen Schrauber mal fragen, warum die Gegenseite eine hohe Brechwahrscheinlichkeit hat, aber ich seh den nur selten (schraube zuviel selbst...)
Ich versuch's aber mal: Die Speichen sind mit einer bestimmten Spannung auf eine Last x eingestellt, die jetzt aber zu einer Last x+ wird, für die sich nicht gespannt sind. Ich habe nach einem Speichenbruch sofort die Nachbarspeichen nachbearbeitet. Gegenseite lockern, allein schon, um das Schleifen an der Bremse weg zu kriegen. Allerdings tritt das Schleifen nicht automatisch auf. Ist die Speichenspannung hoch, führt der Bruch einer Speiche nicht unbedingt dazu, dass die Felge weit in die andere Richtung "wandert". Senkt man dann die trotzdem hohe Spannung, kann sie immer noch reichlich hoch sein, so dass die kritische Belastung der Nachbarspeichen ausbleibt.
Das alles - vermutlich ist das nicht ganz unerheblich - für einen Speichenbruch am Nippel, der gemeinhin als Bruch wegen tendenziell zu hoher Spannung gilt. Bei einem Bruch am Speichenkopf, der gemeinhin als Bruch wegen zu geringer Spannung gilt, sieht das ggf. ganz anders aus. Ist mir noch nicht passiert. Da dürfte die Mehrbelastung der Nachbarspeichen viel schneller eintreten. Wenn alle schmalbrüstig gespannt sind und dann noch eine ausfällt...
Als Erklärung könnte ich mir immerhin noch vorstellen: Speiche A und Speiche G (auf der gegenüberliegenden Seite) halten die Nabe an ihrem Sitz. Ziehst du A an, ziehst du die Nabe in Richtung Felgenloch A. Damit wird auch auf die Gegenseite Spannung ausgeübt. Du ziehst die Felge ja quasi zusammen. Die Speichen A und G sind für diese Gesamtspannung verantwortlich. Ist die Spannung zu hoch, bekommen dann auch beide Speichen "auf die Fresse". Die eine geht zuerst über die Wupper, aber die andere hat bis dahin auch zu viel Spannung abgekriegt. Bricht A, entlastest du auch G, bringst gleichzeitig aber Bewegung auf die schon geschädigte Speiche G. Wenn man die Speichen um A herum gleich bearbeitet, um weiterfahren zu können, bringst du auch wieder Spannung auf G und wieder Bewegung rein (Spannung, Entspannung, Anspannung). Hat G bereits auf die Fresse gekriegt, kann's dann mal zuviel werden, wenn die Spannung ja wieder in den Grenzbereich gebracht wird.
So könnte ich es mir erklären. Ist ein Versuch, meine Erfahrung zu erklären. Vielleicht hilft's...