Ich bin gerade mittendrin, meine ersten Tubeless-Erfahrungen zu sammel. Hier mal Tag 1:
Bei mir läuft gerade das Selbstbau-Projekt n+1 und die Teile davon sind gerade im Zulauf. Gesetzt war unter anderem Tubeless und Disc.
Die Laufräder habe ich mir mit je 32 DT-Swiss-Competition-Speichen zusammengeflochen mit den neuen
Shimano-Naben HB-R7070 und FH-R7070,
Mavic OpenPro UST Disc-
Felgen und 12mm Prolock-Nippeln. Die
Felgen lassen sich hervorragend zentrieren und sind absolut gutmütig: ich habe noch nie eine Felge eingespeicht, bei der die Speichenspannung so gleichmäßig gehalten werden konnte wie bei dieser. Für die Akten: richtige Speichenlänge wäre sowohl vorne als auch hinten 290mm und 292mm.
Da ich die gewünschten Tubeless-
Reifen nach dem Aufbau noch nicht im Hause hatte, habe ich zum Schutz der
Felgen erstmal ein paar normale GP4000S2 mit
Schlauch aufgezogen und dabei schon gemerkt, dass die auf dieser Felge deutlich straffer sitzen als ich es gewohnt bin. Montage mit Hand war aber noch möglich, wobei ich meine Reifenaufziehskills mal bescheiden als "ganz gut" bezeichnen würde...
Gestern kamen dann die gewünschten
Reifen: zwei GP5000 tubeless in 28mm sollten es werden. Also eine doppelte Lage
Mavic-UST-
Felgenband verklebt, das zur Felge passende
Mavic-Ventil eingeschraubt und mich dann an die Reifenmontage gemacht.
Der
Reifen sitzt _sehr_ stramm; auch nur eine Reifenseite in die Felge zu bekommen bedarf gefühlt schon mehr Kraft, als ich es von der Endmontage eines normalen
Reifen mit
Schlauch gewohnt bin! Und bereits mit nur einer Seite in der Felge sitzt der
Reifen so stramm in der Vertiefung der Felgenmitte, dass er sich nicht mehr auf der Felge drehen oder ausrichten lässt. Das lässt nichts Gutes hoffen und so ist es auch: trotz allem Dehens, Ziehens und Wulste-in-dieMitte-drücken: dieser
Reifen ist neu mit der Hand nicht über diese
Felgen zu bringen. Erfolg brachte letztendlich der Einsatz zwei stabiler
Reifenheber, die ich jeweils links und rechts vom letzten Stück Flanke positionierte, die gegenüberliegende Seite des Rades sitzend mit der Leiste fixierte und mich dann mit je einem
Reifenheber in kleinen (weniger als 1cm) Schritten dem anderen annäherte und den Wulst nach und nach über den Felgenrand hebelte. Ich bin gespannt, wie weit sich das entschärft, wenn der
Reifen mal ein paar Tage aufgepumpt gedehnt wurde -- momentan kann ich bei der Vorstellung unterwegs bei einer Panne mal eben einen
Schlauch einzuziehen nur hysterisch laut lachen, aber ich hoffe, dass das mit gedehnten
Reifen in ein paar Tagen anders aussieht...
Allerdings muss ich auch sagen, dass der GP5000 tubeless einen äußerst wertigen und robusten Eindruck auf mich macht. Selbst ein GP 4seasons wirkt dagegen wie aus Papier. Eine so deutlich erhöhte Pannensicherheit, dass man praktisch auf die Option "Ersatzschlauch mitnehmen" verzichten kann würde ich dem durchaus zutrauen -- und das sage ich als von Reifenpannen traumatisierter Fahrer, der normalerweise ohne Ersatzschlauch und
Flickzeug noch nichtmal zur Eisdiele radelt
Vor der Panne muss man aber erstmal Luft in den
Reifen kriegen: ich wollte es mal ganz optimistisch mit meiner
Standpumpe (
SKS Rennkompressor) versuchen: geht nicht! Kein Stück! Auch mit entferntem Ventileinsatz und Spüliwasser an den Reifenflanken, die Luft blubbert überall raus, egal wie schnell und energisch ich
pumpe. Die Reifenwulste mit dem
Reifenheber aus der Mitte zum Felgenhorn zu bewegen habe ich nicht geschafft. Momentan halte ich die Erstmontage dieser
Reifen-Felgenkombination ohne Einsatz eines Kompressors oder Boosters für nicht möglich!
Und das ist momentan auch Stand der Dinge: der
Reifen ist aufgezogen, aber platt. Heute Abend werde ich ich mir mal einen Kompressor suchen und versuchen, ob ich den
Reifen damit gesetzt bekomme und werde berichten...
Vorläufiges Fazit: ich bin verhalten optimistisch: dass das Aufpumpen nur mit dem Rennkompressor nichts wird, hatte ich schon befürchtet. Dass die Montage des Reifens aber _so_ störrisch ist habe ich nicht erwartet; ist aber im Werkstattumfeld durchaus noch machbar. Im schlimmsten Fall würde ich den
Reifen noch einen Tag auf einer normalen Felge mit
Schlauch vordehnen. Trotzdem: aufziehtechnisch sind alle mir bisher bekannten Drahtreifen gegenüber dem GP5000tl zwei vollkommen unterschiedliche Welten! Deswegen muss ich noch ein Konzept finden, mit dem ich unterwegs im Pannenfall mir helfen kann. Ersatzschlauch scheidet -- wenn die Reifendehnung keine Wunder bewirkt -- aus. Ich werde mir wohl so Reparatur-Kits wie
Maxalami genauer ansehen. Als Folgekosten kommt außerdem noch die Anschaffung eines Boosters mit dazu. Es wird ja immer wieder mal vorkommen, dass man einen neuen
Reifen montieren will.