Ist es möglich, dass die Fettstoffwechselrate zu sehr außer Acht gelassen wird bei dieser Diskussion? Dazu ein paar Gedanken im Folgenden.
Wie damals jene Leistungen möglich waren?
Vermutlich eine Kombination aus Eigenblut- und EPO-Doping sowie einer genetisch erhöhten Fettoxidation sowie einer extrem niedrigen VLamax. Jene Körpertypen, die bei der aeroben Glukoseverwertung im Verhältnis mehr KH benötigen und eine eher niedrige Fettoxidation aufweisen, konnten damals aufgrund der geringeren KH-Versorgung gar nicht vorne reinfahren. Dies mussten Athleten sein, die genetisch bedingt mehr und kraftvollere Mitochondrien aufwiesen und dadurch eine extrem gute Fettstoffoxidation hatten. Da spielen außerdem weitere enzymatische und hormonelle Prozesse mit ein (z.B. eine niedrigere Insulinreaktion), die diesen Faktor begünstigen können und ebenso genetisch bedingt sind. Das Doping erhöhte dann noch on top indirekt die Nutzung von Fettsäuren als Energiequelle, da die Muskeln durch die erhöhte Sauerstoffversorgung länger aerob arbeiten konnten. Und selbstverständlich wurden auch damals Kohlenhydrate aufgenommen, jedoch nicht in den Mengen, in dem optimalen Verhältnis und in der Kontinuität wie heute. Es gibt ja genügend Anekdoten über Hungeräste und Nüchterntraining von damals. Dazu kommt das von Cede angesprochene KH-Training, welches in der Form damals nicht durchgeführt wurde, auch dafür gibt es genügend Zeitzeugen, auch jene, die nicht des Dopings überführt wurden. Auch transparente Athleten, die in der Öffentlichkeit stehen und sich aktiv für einen sauberen Sport einsetzen, wie z.B. Fred Funk oder Max Walscheid, haben in der Vergangenheit bereits bestätigt, dass auch sie das KH-Training und die KH-Zufuhr in den letzten Jahren optimiert haben und dadurch bessere Leistungen erbringen.
Das KH-Training/Zufuhr ist also nicht nur eine Sau, die durchs Dorf getrieben wird, sondern zusammen mit dem Höhentraining einer von zwei treibenden Faktoren für die flächendeckende Leistungssteigerung im gesamten Peloton und definitiv nicht mit Rote-Beete-Saft oder Aero-Überschuhen vergleichbar. Das kann nicht einfach über einen Kamm geschert werden.
Möglicherweise überbewerte ich den Faktor Fettoxidation jedoch auch, ggfs. gibt es hier eine medizinisch ausgebildete Person, die noch ergänzen kann?
Meine Ausführungen bedeuten wiederum nicht, dass nicht auch zusätzlich eine illegale medizinische Versorgung mit der Verwendung von PEDs existiert, sei es vereinzelt oder systematisch.