Dann nenn mir doch mal Argumente, warum man Polystyrol als Fassadendämmung zulassen muß, obwohl das mit bromhaltigen Flammhemmern ähnlich problematisch ist wie chlorierte Kohlenwasserstoffe?
Bromhaltige Flammhemmer wie HBCD sind meiner Kenntnis nach seit Mitte 2015 nicht mehr zulässig - d.h. es gibt entsprechende Instanzen, die sich genau mit der Problematik beschäftigen und ein Verbot bestimmter Stoffe herbeiführen. Dass dies erst so spät geschah, ist vermutlich auch der Dämmstofflobby zuzuschreiben. Zuvor verwendete Dämmstoffe sind selbstredend als problematisch in der Entsorgung einzustufen, aber das kennen wir ja auch schon von Asbest, KMF (auch hier: lungengängige Fasern) usw.. Bei einer ausgerägten Fokussierung auf die positiven Eigenschaften der Baustoffe wurden Umwelt- und Gesundheitsaspekte oftmals zu spät beleuchtet. Das setzt sich ja ebenso bei den Algiziden in Fertigputzen fort.
Nicht mitgekriegt, daß vor kurzem solche Dämmstoffe als Sondermüll eingestuft wurden, der bei Renovierungen teuer entsorgt werden muß? Nicht mitgekriegt, daß Isolierungen aus Wärmedämmverbundsystemen nicht selten vorzeitig abgerissen werden müssen, weil es im Bau Feuchteschäden durch Taupunktverschiebung gibt?
Taupunktverschiebung klingt immer so böse, ist aber aufgrund jahreszeitlich unterschiedlicher Temperaturen mit einhergehenden Extremtemperaturen eine ganz normale Sache. Feuchteschäden sind nicht das Resultat von zuviel Dämmung (um den Dämmungsgegnern die Stirn zu bieten), sondern in der Regel von punktuell zu wenig (Wärmebrücken) und/oder nicht geeigneter Dämmung (Diffusionsfähigkeit). Und das fehlerhafte Ausführungen zum Schutz der im Gebäude lebenden Menschen beseitigt werden, ist doch eher positiv zu sehen.
Und sag mir, warum es Fassadendämmungen geben muß, die nicht "nicht-entflammbar" sind sondern nur "schwer entflammbar"?
Weil es billig ist. Niemand zwingt den Bauherren eines Ein- oder Mehrfamilienhauses, statt EPS eine etwas teurere, nicht brennbare Mineralwolle zu verwenden. Es ist jedoch nicht gesagt, dass in Zukunft nicht auch dieses Material als problematisch eingestuft wird.
Sag mir doch mal, wie Du an einem Hochhaus massenhaft tropfendes brennendes Material löschen willst.
Das sollte (hoffentlich) zumindest mit unseren baurechtlichen Vorgaben kein Problem darstellen, weil wir bei Hochhäusern ausschließlich nicht brennbares Dämmmaterial einsetzen dürfen.
Brände sind immer ein Extremfall, egal mit welchen Materialien gearbeitet wird. Es käme auch niemand auf den Gedanken, plötzlich Kunststoff- oder beschichtete Holzfenster zu verbieten, weil deren Rahmen- bzw. Oberfläche im Brandfall als problematisch gelten. Man kann auch nicht überall Brandschutztüren einsetzen, Panik- oder Notausgangstüren einbauen.