Interessant! Wie würdest du den Unterschied benennen. Es gibt ja Leute, die sich auf der Rolle nie richtig wohl fühlen. Aber, ich glaube das ist bei dir nicht der Fall. Was macht dann im Wesentlichen den motorischen Unterschied aus?
Gute Frage. Grob gesagt ist es eben nur Annäherung bzw. Simulation, was sich auf Trittfrequenz und Fahrgefühl auswirkt.
Zwift versucht, die Steigungswerte des Anstiegs nachzubilden. Das funktioniert so, dass
Zwift den Widerstand am Trainer beeinflussen und simulieren kann, welche virtuelle Geschwindigkeit sich bei einem bestimmten Widerstand aus der Leistung des Sportlers ergibt. Ein Faktor auf den
Zwift keinen Einfluss ist z.B. die Schwungmasse des Trainers. Selbst die heute recht weit entwickelten Smart-Trainer und Indoor-Bikes haben - allein schon aus Praktikabilitätsgründen - immer noch nur eine vergleichsweise kleine Schwungmasse und speichern daher wesentlich weniger kinetische Energie als ein Radfahrer, der auf der Straße unterwegs ist. Hinzu kommt, dass
Zwift für eine relativ breite Anwendergruppe mit sehr unterschiedlichen Leistungswerten verwendbar sein soll. Daher ist bei
Zwift standardmäßig der Trainer-Widerstand in der Anwendung nur auf 50% eingestellt. Praktisch bedeutet das, dass Anstiege in
Zwift in Standardeinstellung mit weniger Widerstand bzw. einer deutlich größeren Übersetzung gefahren werden, als wenn man einen vergleichbaren Anstieg im realen Leben fahren würde. Erreicht wird damit, dass die Schwungmasse der Trainer auf einer höheren Umdrehungszahl gehalten werden kann (die Schwungmasse hat dann also mehr kinetische Energie gespeichert) und es wird eine höhere Trittfrequenz ermöglicht. Studien haben gezeigt, dass die Schwungmasse (und damit verbundene niedrige Masseträgheit) keinen Einfluss auf die Leistungswerte von Sportlern haben, wenn eine hohe Trittfrequenz beibehalten werden kann.
Zwift macht also genau das, verringert den Nachteil der niedrigen Schwungmasse und der geringeren Leistungen der meisten Hobbysportler durch eine höhere TF.
Dreht man den Trainer-Widerstand bei
Zwift voll auf, wirkt sich das dann je mehr aus, je steiler die Passagen eines Anstiegs sind. Bei vollem Widerstand bremst
Zwift an Steilstücken die Schwungmasse des Trainers dann so stark ab, dass dabei ein im Vergleich zum Fahren auf der Straße kaum noch wahrnehmbarer Masseträgheitseffekt durch die kleinen Schwungmassen übrig bleibt und gleichzeitig eine sehr niedrige Tf erzwungen wird. Dadurch muss man bei Steilstücken in
Zwift - jedenfalls bei meiner Saris-Rolle - sehr viel gleichmäßiger Treten. Auch auf der Straße gibt es ja Anstiege, die so steil sind, dass es bei jedem Tretzyklus Mühe macht, die Kurbel noch sauber zu bewegen. Bei meinem Indoortrainer ist dieser Punkt aber - mutmaßlich durch die sehr geringe Schwungmasse - bei deutlich niedrigeren (virtuellen) Steigungsprozenten erreicht.