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Brevetberichte

Ich sehe dem 600er mit gespannter Vorfreude entgegen und wenn ich ehrlich bin schiele ich ganz verlegen und schüchtern auf den 1000er und evtl. auf le mille du sud. Obwohl ich das dumpfe Gefühl habe, daß das für die erste Saison etwas vermessen ist.

Vermessen nicht unbedingt, aber mit 16000Hm auf 1000km nicht ganz ohne. Da die Veranstaltung aber ob ihres Profils nicht so überlaufen sein wird wie LEL, kannst Du erstmal getrost abwarten, wie der 1000er läuft. Den bin ich in meiner ersten Saison auch gefahren, obwohl ich bei meinem ersten 400er noch eine Viertelstunde länger unterwegs war als Du und eine grauenhafte Nacht hatte.
 

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Re: Brevetberichte
Also ich kann es gar nicht leiden, wenn man mit zweierlei Mass misst.
Am Fruehstueckstisch sass ein aelterer Randonneur, der meinte dass der Geist der Brevets verloren geht. Jetzt mit den juengeren Leuten. Immer dieses Hoeher, Schneller und Weiter, die Freiburger mit den Super Randonnee. 12000HM auf 600km. Ich hab dann mal darauf aufmerksam gemacht, dass das Zeitlimit angehoben sei und man immer noch eine Touristik-Tour draus machen koennte. Also ich bin schon in Freiburg mehr als einmal gefahren und muss sagen, es ist immer schoen dort und auch dort herrscht dieser alte "Geist". Ich hab dann noch gemeint dass der 600er in Sachsen ja auch nicht ohne sei. "na ja, bei DEM weiss man es ja". (zweierlei Mass?)
Auf meine Frage, was denn der "Geist" seiner Meinung nach sei, meinte er: "Man muesse selber mit Papier navigieren wie die Pfadfinder." soweit fuer mich verstaendlich.
Es kann aber nicht sein, dass der gleiche mit GPS faehrt. Muss er nicht diesem neuen "Geist" entgegenwirken?
Also ich selber fahre nach den Grundprinzip: Fordere dich, fordere andere. Nachzulesen auf der www.randonneure.de Seite.
Zum 400er Brevet in Berlin gibt es nicht allzuviel zu Berichten. Nach ca. 60km fing es an zu troepfeln. Das wurde mehr und mehr. Wir fuhren in einer groesseren Gruppe bis wir mit der Faehre ueber die Elbe mussten. Das Feld wurde kleiner bis auf 5 Fahrer. Dann wurden wir noch unterwegs an einer Tankstelle zum selbstgebackenen Kuchen eingeladen, von einem Randonneur aus der Gegend, der leider nicht mitfahren konnte. (War das jetzt unerlaubte Hilfe von aussen?)
Zu viert ging es weiter auf der Reise. Andreas, Jens und Joerg. Sie hatten noch nicht Erfahrungen auf Strecken ueber 300km gesammelt. Die Gruppe hamonierte prima, jeder hat seinen Teil dazu beigetragen, dass wir vorankamen. Wir machten Pausen, wenn es von noeten war und wir nahmen raus, wenn einer den Anschluss aus diversen Gruenden verloren hatte. (Aber wir haben ja keinen "Geist"?) Man muss sagen, durch diese Teamleistung ist der Regen kaum aufgefallen. Aber man merkte das die voranschreitenden KM ihrer Koerner kosteten. Ich selber habe nur eine Windjacke, die innerhalb kuerzester Zeit durchnaesst war. Andreas erging es kaum anders. Gegenseitig haben wir uns geholfen die Handschuhe anzuziehen. Wie kleine Kinder.
Andreas wollte so 130km vor dem Ziel nicht mehr. "Das ziehen wir jetzt gemeinsam durch" Durch eine riesen Kraftleistung von Ihm meisterte er in meinen Augen die Pruefung. (Die Brevetkarte war so durchnaesst, dass er an der Kontrolle bei Km 330 gar nicht mehr stempelte) Beim durchbrechen der 300km-Marke meinte Joerg:"Soviel bin ich no nie gefahren." "Und, merkst du einen Unterschied?" "Nein!" Kurz vor der Kontrolle in Neuruppin habe ich mir noch einen Schleicher eingefangen. Vorsorglich habe ich an der Tanke den Schlauch getauscht. Das Aufpumpen waermte doch ein bischen. Die Bockwurst war in kuerzester Zeit verschlungen und weiter ging es. Komplett durch Berlin fahren war dann am Ende der Pruefung doch etwas zaeh, ein gewaltiger Unterschied zu Osterdorf.
Um 22:30Uhr haben wir das Amstel House erreicht. Wahrlich, das war eine Pruefung. Der kalte Regen kostete viele Koerner. Nur relativ flach fahren ist auch anstrengend.
Das sollte es aber nicht gewesen sein.
Jens und Joerg hatten dieselbe Regenjacke, Jens zeigte sein Trikot es war total trocken. Darauf war ich neidisch. Nicht das ich es ihm nicht goennte, eine so tolle Jacke zu haben. Ich waere auch lieber trocken geblieben.
Nachdem ich geduscht und wieder warm war, ging meine Reise um halb 1 weiter. Zum Mittagessen wollte ich in Chemnitz sein. 240km hies das Vorhaben. In Berlin hat das ganze soweit noch Spass gemacht, aber auf dem Land mit Gegenwind, 6 Grad und Dauerregen ging auch die letzte Motivation in die falsche Richtung, Ich nehme an der Wind hat sie Fortgetragen. In Trebbin reifte der Beschluss, der deutschen Bahn ein Teil meines Geldes zur Befoerderung meines Kadavers und meines Rades zu geben.
In Luckenwalde machte ich einen EC-Karten Hotel ausfindig und nach austauschen der Klamotten gegen trockene, habe ich noch ne Runde geschlafen. An dieser Stelle ein Dankeschoen an die Bank fuer die Gastfreundschaft.
Was haben wir gelernt. Es heisst immer: "es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung" Eine gute Regenjacke ist ihr Geld wert, sie steht auf der Anschaffungsliste ganz oben. So wie sich die Knie und die Archillessehnen gestern anfuehlten, war es eine gute Entscheidung in den Zug zu steigen.
Eine Anmerkung noch am Rande: Obwohl wir als schnellste Truppe wieder zurueck in Berlin waren, waren wir einstimmig der Meinung, dass wir riesen Respekt vor denen haben, die noch weitere Stunden im Regen verbringen muessen. Es gibt ja das Lied, in dem es heist: We are the Champions, no time for losers. Ich behaupte mal fuer unsere Gruppe, das wir an diesen einen Samstag in Berlin nicht so dachten.
 
Schöner Bericht., gefällt mir.
Ich durchforste immer noch das Netz nach den kleinsten Brevetberichten und Bilder, Videos und und .....
Ist ja wie bereits geschrieben meine erste Saison.
Bist du zum 600er in Osterdorf?
Über den Geist der Brevets habe ich mir ehrlicherweise noch keinen großen Kopf gemacht. Bin noch zu frisch dabei und muß mich im ersten Jahr erstmal auf die für mich sehr großen Kilometerumfänge einstellen. Der 400er vor 2 Wochen ging relativ glatt durch, aber ich brauche für meinen Geschmack zu lange. Diese Aussage entspricht vermutlich nicht dem Geist der Brevets:confused:.
Karl aus Osterdorf sagte nach dem 400er, daß er auf dem Tacho nur die Uhrzeit laufen lässt und den Rest abklebt.
Also nix mit Puls, Trittfrequenz und dem ganzen anderen Elektrozeugs...
So fast "nackt" zu fahren wäre wohl nichts für mich. Ein paar Körperdaten bzw. Fahrinfos (km, hm, Durschnittgesch., Distanz bis nächste Kontrolle) vom Navi möchte ich schon haben.
 
So die 200-200-300-400-600 sind gefahren. Heute melde ich mich für den 1000er in Osterdorf an nachdem ich 1 Woche rumgeeiert habe. Wenn´s denn nur einen 800er gäbe so das man sich langsam an die 1000 km ranarbeiten könnte. Ist schon ne große Zahl.
Der 600er ist bei mir persönlich sehr unharmonisch gelaufen.
Ich wollte ursprünglich am Vorabend anreisen was aber aus mehreren Gründen nicht geklappt hat. Dann folgte das übliche Spiel, denn ich konnte die Nacht wieder nicht richtig schlafen von wegen Zug verpassen usw. Bin dann also etwas angeknockt früh um 8 Uhr den Brevet angegangen. Gedanken hatte ich mir nicht viele gemacht was Schlafpausen angeht. Mal schauen wie´s mir wann und wo wie geht und dann mal schauen. Ich hatte keinen Schlafsack und keine Rettungsdecke dabei. Im Hinterkopf hatte ich, daß es schön wäre wenn ich in 24 Stunden 400 km der Strecke geschafft hätte.
Die ersten 100 km liefen recht zäh an und ich musste an der ersten Kontrolle erstmal so ein Energydrink reinlassen. Das half etwas und es lief dann besser und runder.
Etliche km vor der Kontrolle Wörth standen 2 Mitfahrer mit denen ich beim 300er und 400er schon viel km zusammengefahren bin am Straßenrand und einer vin ihnen hatte eine Reifenpanne. Also der Mantel hatte ein Loch und keiner hatte ein Reifen dabei. Kurz vorher hatte mich eine Gruppe RR´ler überholt die für 24h in Kelheim trainierten und sie sagten, daß es hier in der Gegend um diese Uhrzeit schlecht aussieht einen neuen Reifen zu bekommen. Das war´s dann wohl dachte wir alle und dann kam zufälligerweise ein Randonneur vorbei und der hatte doch tatsächlich einen Ersatzreifen dabei. 30 € wurden bezahlt und dann ab in den Schatten und Reifen und Schlauch wechseln .Wir halfen ihm vor allem beim hochpumpen auf 8 bar und als Dank hat er uns in den nächsten Biergarten eingeladen.
Ist ja eine schöne Geste, aber ich war erst dagegen, da wir ja schon Zeit beim Wechsel verloren haben und dann noch ne halbe Stunde in den Biergarten...? Habe mich dann aber doch überreden lassen.
Vor der Kontrolle Wörth haben wir dann einen Mitfahrer überholt der offensichtlich jetzt schon am Limit war. Ich hab ihn ab Wörth nicht mehr gesehen.
Der Kollege mit dem Reifenschaden hatte auch nicht seinen besten Tag, denn zwischen Kontrolle Wörth und Wald-Kraiburg ließ er mehrfach abreißen und konnte nicht mehr folgen. Wir beschlossen ihn zur Unterstützung ins Schlepptau zu nehmen. Doch irgendwie half das nicht. Den Berg/Hügel hoch-er fiel zurück-oben warten-weiter fahren-Hügel hoch-er fiel zurück-warten-weiter-er fiel zurück.......über etliche km. Also wenn das so weiter geht fallen wir schon bei Kontrolle 3 zeitlich hinten runter dachte ich mir. Einmal haben wir nicht oben gewartet und sind einfach weitergefahren und da klingelte das Telefon meines Mitfahrers und der Zurückfaller wollte wissen warum wir am Abzweig nicht gewartet haben:confused:. Ich dachte mir, daß es nun Zeit wird mal ehrlich zu reden wie´s denn nun mit uns drei weitergeht. So auf jeden Fall nicht. Wir haben uns dann darauf verständigt es noch bis zur Kontrolle 3, was noch ca. 30 km waren, zu versuchen, aber es hatte kein Sinn und der Kollege hat dann 20 km vor Kontrolle 3 abgebrochen. Kurzer Abschied und weiter. Zeit gutmachen, jetzt aber zackig, weiter , weiter , weiter. Ich wollte ums Verrecken nicht schon bei K3 aus dem Zeitfenster fallen.
Haben´s dann zu zweit geschafft uns wieder einigermaßen ein Zeitpolster aufzubauen.
In Prien haben wir uns zu dumm angestellt und mit einer kleinen Pause ca. 1 Stunde gebraucht um einen Stempel zu bekommen. Ist einfach saudumm gelaufen.
Dann weiter Richtung Bad Tölz über den höchsten Punkt des Brevets nach Wörnsmühl. Am Hundhammer Berg mußte ich 2 mal absetzen um den Puls runterzukühlen. Aber nur kurz und dann gleich weiter. Zur Kontrolle Bad Tölz bin ich dann schon mit guten Pudding-Beinen eingerollt. Der fehlende Schlaf der letzten Nacht und die 374 km machten sich bemerkbar. 2 Leberkäsbrötchen und ne Flasche Cola und dann eine halbe Stunde auf der Bierbank gedöst. Beim Losfahren habe ich dann meinen Helm vergesen. Ist mir auch noch nie passiert. Also wieder einen km zurück. Mann o mann. Rüber nach Landsberg lief´s dann erst recht gut. Was doch eine kleine Schlafpause ausmacht. Doch streckenmäßig fand ich es ziemlich unharmonisch. Rauf und runter und rauf und rauf und ab und zu mal runter. Kaugummistrecke.
In Landsberg hatte ich einen richtigen Tiefpunkt mit gelegentlichen Gedanken ans Abbrechen. Das hat sich alles irgendwie aufgestaut. Die Aktion vor Kontolle 3, Prien, das Nichtdurchfahren des Hundhammer Berges, wenig Schlaf, Kaugummistrecke. Habe mir aber dann gedacht, daß es zum Brevet/Randonneur gehört auch solche Tiefs zu durchleben und auszuhalten (habe ich so mal irgendwo gelesen), sonst hast du 2015 in Paris nichts verloren. Klingt pathetisch, aber war so.
Auf geht´s die Straße nach Paris geht nach Norden, sprich Osterdorf. Schön war auch, daß die Strecke nach Landsberg bis Wertingen tendenziell flach war und man gut Geschwindkeit machen konnte. Mein Mitfahrer konnte aufgrund von leichten Knieschmerzen nicht mehr mithalten und wir trennten uns nach kurzer Absprache.
Nach Wertingen fuhr ich zusammen mit einem anderen Kollegen. Stempel holen, weiter zur Kontrollfrage und dann die letzten Steigungen nach Osterdorf. Noch einen kleinen Regenduscher mitgenommen. Völlig wurscht.
Ich weiß nicht mehr ganz genau wann ich in Osterdorf angekommen bin. War wohl so um 22.30 Uhr. Gewünscht hätte ich mir eine Dauer von 35 Std. Wäre auch möglich gewesen ohne das ganze krumme Zeugs.
Der Zug war weg, also noch viel Zeit zur Nachbearbeitung, Erzählen und Verpflegung. Ein Hefeweizen kann einen ganz schön abschießen:D. Habe dann auf der Bierbank bis ca. 5 Uhr geschlafen und es hat mich gewundert, daß ich da nicht runtergefallen bin und dann im strömenden Regen nach Treuchtlingen zum Bahnhof.
Was bleibt: Konditionell ist noch Luft, auch wenn ich 2 mal am Berg abkühlen musste. Nach 619,2 km Rücken ok, Knie ok, Finger etwas taub, Nacken ok, rechter Fuß nicht ok-andere Schuhe bestellt. Breiter Fuß, evtl. Schuh zu eng. Muß ich rumprobieren. Keinen Brevet mehr ohne Ersatzreifen.
Was macht Ihr mit Mitfahrern die schwächeln? Ich weiß nicht so recht wie weit die Solidarität gehen soll oder kann. Schlechtes Gewissen......usw. Ich könnte ja auch mal Hilfe brauchen.

Viele Grüße und wir sehen uns beim 1000er:confused:

Carsten
 
Was macht Ihr mit Mitfahrern die schwächeln? Ich weiß nicht so recht wie weit die Solidarität gehen soll oder kann. Schlechtes Gewissen......usw. Ich könnte ja auch mal Hilfe brauchen.

Die Frage hab ich mir auch schon öfter gestellt. Ich praktiziere es so:
Hilfe leisten, klar. Mal langsamer fahren, um jemand bis zur nächsten Kontrolle im Windschatten mitzunehmen, klar. Aber permanent (an der Grenze zum Zeitlimit) warten wegen offensichtlicher Leistungsunterschiede so wie von Dir beschrieben? Nein. So ein Stop-and-go-Betrieb zermürbt einen ja auch selbst irgendwann. Ich finde, die Solidarität hört da auf, wo die ernsthafte Behinderung der Mitfahrer anfängt. Und es muss auch erlaubt sein, dass so zu sagen. unter randonneure.de steht ja der schöne Spruch "Jeder Randonneur verpflegt sich selbst und muß zur Not in der Lage sein, einen Teil oder die Gesamtstrecke alleine zurückzulegen.". Euer Mitfahrer war's wohl an dem Tag nicht.

P.S.: viel Spaß beim 1000er, der ist echt schön. (aber der zweite Teil dauert fast so lang wie der Erste wegen der Höhenmeter am Schluss, also nicht überascht sein.)

 
Was macht Ihr mit Mitfahrern die schwächeln? Ich weiß nicht so recht wie weit die Solidarität gehen soll oder kann. Schlechtes Gewissen......usw. Ich könnte ja auch mal Hilfe brauchen.
Ich bin ja eher ein langsamer Fahrer und deshalb ist es für mich klar, dass man rechtzeitig den Mitfahrern (notfalls offensiv) ein "Go" gibt.
Wenns nicht passt, dann passt es halt nicht!
Denn auch einen langsamen Fahrer kann es eher blockieren, wenn andauernd jemand auf Dich warten muss.
Zur Not muss Du dann halt alleine die Reise fortsetzen, aber da ein Randonneur sowieso gelernt haben sollte, eigenständig zu navigieren, ist dies ja gar kein Problem;) .
 
Hallo Carsten, erstmal Gratulation zum ersten Super-Randonneur!

Was macht Ihr mit Mitfahrern die schwächeln? Ich weiß nicht so recht wie weit die Solidarität gehen soll oder kann. Schlechtes Gewissen......usw. Ich könnte ja auch mal Hilfe brauchen.

Das ist wirklich eine spannende Frage. Ich finde den Grundsatz immer gut, dass man sich immer so verhalten sollte, wie man es selbst von den anderen erwarten würde. Ich würde es tagsüber nicht von anderen erwarten auf mich zu warten, wenn ich nicht hinterherkommen sollte. Nachts finde ich es aber sehr angebracht, dass die schnelleren vorher noch nachfragen, ob der langsame alleine klarkommt. Aber erlebt habe ich hier schon alles mögliche...

Bei mir war der 600er in Osterdorf recht "interessant" ;) Der Anfang war sehr flott - wir kamen mit dem letzten Tageslicht noch vor 22:00 Uhr in Bad Tölz an. Dann ist mir Mitten in der Nacht der Schaltzug gerissen und ich bin ab 4:00 Uhr bei KM 500 den Rest dann im Single- bzw. Dual-Speed Modus zu Ende gefahren. Witzigerweise habe ich auf diesen 120KM nur 30 Minuten auf meine 5 Mitfahrer mit Gangschaltung verloren. Ich glaub ich sollte mir mal einen Singlespeeder aufbauen :D

Hier ein paar Bilder von unterwegs:









 
(...) Was macht Ihr mit Mitfahrern die schwächeln? Ich weiß nicht so recht wie weit die Solidarität gehen soll oder kann. Schlechtes Gewissen (...)
brauchst Du auf keinen Fall haben. Grundsaetzlich ist jeder fuer sich selbst verantwortlich.
Fahr einfach Dein Tempo und wenn einer am naechsten Berg 'wegplatzt', dann ist es ja auch fuer denjenigen Stress wieder ranzufahren, und das dann jedes mal wieder ...

Irgendwo hab ich mal sinngemaess gelesen: Es gehoert sich nicht, zu attackieren, ist ja schliesslich kein Rennen, aber wenn einer zurueckfaellt ... naja, dann faellt er halt zurueck.

Beim 600er brauchst Du vll mal ein Stuendchen Schlaf. Was nun, wenn Du dafuer keine Reserve hast, weil Du staendig auf irgendwen gewartet hast? Das kann keiner von Dir verlangen.

Ich erinnere mich noch gut an den 600er von 2008, da hab ich die Gruppe auch irgendwann gegen Abend bewusst ziehen lassen, und morgens um fuenf hatte ich sie dann wieder eingeholt weil sie so lang in einer Pizzeria gehockt waren :D

LG ... Wolfi ;)
 
So, mein erster Brevet ist im Kasten: http://twentsebrevetten.nl/tracks/400km2013.html

Nach meinen beschriebenen Erfahrungen mit jeweils einem hochsommerlichen 150km-RTF und einem knallheißen 200km-Marathon nun 400er Nägel mit Köpfen um relativ zeitnah meine innerliche Spreu vom Weizen zu trennen.

Fazit: Aua! ;)

Der Weg zum Aua: Anstrengende Woche, total beschissen und max. 3h geschlafen, anschließend 3h nächtliche Anfahrt in die Niederlande... Autofahrt im Regen, Ankunft im Regen, Kaffeetrinken drinnen trocken - draußen regen, Losfahren im Regen...

Die Schuhe sind mir auf den ersten 5km abgesoffen, der Tacho ging das erste Drittel der Gesamtdistanz nicht. Wenigstens waren die Temperaturen mild!
Ab Meppen (das war der nördliche Wendepunkt der Strecke) wurde die Luft trockener, dafür kam, aufgrund der gedrehten Fahrtrichtung, für den Rest der Fahrt der Wind von vorne.
In Recke (km 130) habe ich den Anschluss zur Spitzengruppe verloren, nachdem die Beine schwerer wurden und ich minutenlang an einer stark befahrenen Straße warten musste waren die beiden Jungs weg - incl. ihrem Navi.
Da war ich also nun, mit einem Roadbook in niederländischer Sprache, ohne Navi, ohne Helmlampe, ohne Breveterfahrung...
Ich hab mich die nächsten 200km bei den Einheimischen durchgefragt, zumindest bis ich verstanden habe wie das Roadbook funktioniert. Seither weiß ich auch das "doodlopende weg" kein Straßenname ist, sondern "Sackgasse (Dood lopende = tot laufender)" heißt (2 Tecklenburger Frauen wussten das nicht). Ich bin die Strecke zwischen Lengerich und Dingden also eher wie ein Auto gefahren und habe so insgesamt ca. 30km Umweg gemacht (wieviel genau weiß ich nicht, der Tacho ging ja nicht).

Nach einem Rumpsteak in Capelle (km 251) und anschließendem neuen Regen ist dann irgendwo bei Dingden (km 336) wieder jemand mit Navi zu mir aufgeschlossen. Meine Rettung!

Nicht erst seit Isselburg (letzte Stempelstelle) habe ich definitiv mit einem EC-Hotel geliebäugelt, aber mein langstreckenerfahrener GPS-Eigentümer hat mich irgendwie an sich gebunden und durch die Nacht getrieben.
Ohne GPS währe ich auch am Folgetag komplett aufgeschmissen gewesen, denn der Rest der Strecke ging ausschließlich über Wege die ich als "Auto-Radfahrer" so NIE gefunden hätte. Wir haben die letzten 60km also dann also gemeinsam abgerissen, incl. aller nur erdenklichen Formen von Knieschmerzen meinerseits.

Quintessenz: Ich bin die gesamten 412km, zzgl. aller Umwege, in 20h und 55min durchgefahren, mit einem eigenen Navi müsste ich also einen Schnitt haben der über 21km/h liegt.
Neben der Tatsache das ich den 400er überhaupt geschafft habe UND ihn ohne Schlafen gefahren bin macht mich das gerade sehr selbstsicher in Bezug auf PBP.
Die beiden Ersten hatten einen Schnitt von 23km/h, ich weiß, das ist bei einem Brevet sekundär und man fährt nicht gegen die Uhr sondern gegen sich selbst - aber ich glaube bei einem Schnitt von 21km/h hat man mehr Reserven als bei 17km/h... und das Wissen um diese Reserven ist gut für den Kopf.

Ein eigenes Navi steht seit gestern neben einer Nabendynamo/Lampen-Kombination, Schutzblechen, diversen Taschen, einer atmungsaktive Regenjacke, wasserfesten Radschuhen/-stiefeln und einer Tachobasis mit Kabelanschluss also ganz oben auf der Liste.


Sachen die ich außerdem gelernt habe:
  1. Die Niederlande sind ein großes Gewerbegebiet mit vielen Radwegen,
  2. große rote Häuser in Niedersachsen stinken,
  3. weiße Häuser in Niedersachsen sind samstags geschlossen,
  4. in niedersächsischen Fachwerkhäusern gibt es etwas warmes zu Essen,
  5. im ländlichen Nordrhein-Westfalen ist das ähnlich,
  6. Deutschland, mindestens aber Hessen, ist, was den Umgang von Auto- mit Radfahrern angeht, ein Entwicklungsland,
  7. wenn Westfalen einen nach dem Ziel fragen und man sagt "Enschede" - dann ist der Gesichtsausdruck UNBEZAHLBAR,
  8. das nächste mal mehr Ibuprofen mitnehmen,
  9. mehr zu Essen mitnehmen.

Ganz herzlichen Dank nochmal an Arvid für die Planung und an die beiden Herren mit den Navis, ganz besonders an den zweiten der mich durch die Nacht gebracht hat!
 
Nun ja, Glückwunsch auf jeden Fall.

Aber ich melde mal wieder Vorsicht bei folgenden Themen an:

- bis PBP sind es noch so einige Monate
- Ibuprofen für ein Brevet? ein stinknormales kurzes Brevet? :eek:
 
Wir haben die letzten 60km also dann also gemeinsam abgerissen, incl. aller nur erdenklichen Formen von Knieschmerzen meinerseits.
Nun ja, Glückwunsch auf jeden Fall.
Aber ich melde mal wieder Vorsicht bei folgenden Themen an:
- bis PBP sind es noch so einige Monate
- Ibuprofen für ein Brevet? ein stinknormales kurzes Brevet?

Bis PBP'15 ist es gerade noch lange genug um meine Knie aufzutrainieren als das sie die 1.200km vielleicht OHNE Ibuprofen durchhalten. Unabhängig davon hat das linke bereits vor der Abfahrt geschmerzt - und tut es jetzt noch umso mehr.

Danke für die Glückwünsche.
 
rajas
Auch von mir meinen Glückwunsch - auf Grund der Wetterprognosen und steigender Saisonschluss-Unlust hatte ich gekniffen.

Kann Coco bzgl. der Schmerzmittel nur zustimmen!
Normalerweise sollte man ein Brevet schon grundlegend schmerzfrei durchstehen können -
nur für das Hinterteil gibts bei mir schon prophylaktisch Creme.

Könnte vieleicht sein, dass der Rahmen nicht passt bzw. die Sitzposition nicht stimmt.
Falls bei Dir nicht geschehen - ich bin immer bemüht, bei solchen Temperaturen die Knie warm zu halten (Knielinge oder 3/4-Hose).

Und glaub Coco (und mir) - PBP ist schon eine andere Hausnummer als ein 400er.

Aber man sieht schon, dass Du lernfähig bist und bzgl. der Ausstattung Dir Einiges abschaust!
Mit steigender Erfahrung werden Dir dann vermutlich auch die kommenden Brevets leichter fallen.
 
Ich hege die Hoffnung, das Knieprobleme in den Griff zu bekommen sind. Eine Sitzpositionsanalyse und Einlagen könnten helfen. Komischerweise hatte ich vor 2 Wochen in Berlin auch welche. Kurzer Stop von nicht einmal einer Minute und dann waren sie verschwunden. Jetzt am Wochenende auf der Belchen Satt Tour das gleiche Spiel.
 
Hansebrevet 2013 – 1000km, 1000Erinnerungen, 1000 Eindrücke, mal gute, mal weniger gute Straßen. Und solche Momente machen es einzigartig.
Momente der Zufriedenheit, wenn man dann alles überstanden hat. Aber nun zu den Fakten:
ca. 2,2kg Maltodextrin 8800kcal
500g schokolierte Nüsse 2500kcal
4 x Schokopudding 800kcal
2 x Vanillepudding 340kcal
1 Döner 600kcal
1 Packung Erfrischungsstäbchen 600kcal
ca. 1,5l Cola 600kcal
1,3l Energydrink 600kcal
1,5l Kakao/Bananenshake 600kcal
1 Apfeltasche bei Mc 245kcal
1 Reihe Softcake 600kcal
Sahnesbrezel beim Bäcker
Berliner/Pfannkuchen
Blaubeerkuchen
macht in der Summe mehr als 17000kcal. Verbraucht bestimmt mehr, da ich ständig Hunger schiebe.
An mehreren Stellen wird man gefragt, wie ist es denn, wenn man so „schnell“ die Strecke bewältigt. Letztendlich ist es wohl der Schlüssel, die Pausen kurz zu halten.
Die reine Fahrzeit waren 43h 20min, ein anderer Randonneur brauchte kaum mehr als 1h netto, benötigte allerdings mehr als 8h brutto zusätzlich, bei anderen waren es nur 2h netto und 18h brutto mehr. Letztendlich ist das ziemlich egal. Hauptsache geschafft, zufrieden, kaputt und ohne größeren Schäden. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass es einen Vorteil hatte, die erste Fähre zu umfahren. Das Kap Arkona war nicht überflutet von Touristen.
Immer wieder hört man doch Stimmen, die sagen: „In deinem Alter war ich auch noch fit.“ „In deinem Alter habe ich auch noch Bäume ausgerissen“ oder „Komm mal in mein Alter“.
Um das mal klarzustellen, für mich war es zu stressig, dem Hermann (67) und dem Klaus (70) auf der Insel Usedom zu folgen. So sind sie gemeinsam gefahren und ich alleine. Ganz alleine konnte ich die Landschaft genießen.
Am Abend beging ich dann meine erste Sünde. Eine Apfeltasche beim Mäces und eine kleine Cola.
Nach der Tanke in Grimmen umfuhr ich dann auf dem selbstgebastelten Track die Stahlbroder Fähre. Auf Rügen kam dann kurz nach Putbus der für mich schlimmste Teil an Pflastersteinen. Mitten im Dunkeln durch das Pave. In Juliusruh hab ich dann für wenigen Minuten ein Bushäuschen auserkoren. Stimmen weckten mich. So machte ich mich auf zum Highlight der Strecke, dem Kap Arkona. Dort traf ich dann auf Klaus und Hermann. Gemeinsam fuhren wir die Wittower Fähre an.
So kurz hintereinander die Highlights. Danke an Ralf für die Strecke.
Gemeinsam fuhren wir dann bis Nachmittags. Nachmittags trennten sich dann unsere Wege, da ich nicht müde war und nicht schlafen wollte. An der Tanke in Sereetz haben wir uns dann getroffen. Da meine Pause kurz vorher schon am Supermarkt war, wollte ich weiterfahren.
Ein Bushäuschen und ein Nickerchen am Wegesrand (Dieser kurze Schlaf dauerte keine 5min, da ein Vorbeifahrender sich erkundigte, ob alles OK sei – sehr nett und trotzdem störte er meine Nachtruhe) In Rampe dachte ich mir, dass ich den Rest der Nacht gemeinsam mit Klaus und Herrmann verbringe.
10km vor Lübz dann ein kurzer Aufreger. Ich sagte, dass ich nur noch die 10km bis nach Lübz fahre, um dort eine Pause zu machen, da mein rechtes Knie sich meldete. Klaus bot mir eine Creme an. Als ich verneinte, lag der gute Klaus schon auf dem Boden. Er klagte über einen gebrochenen Finger und wie er es denn seiner Frau beibringen solle. Das Tape an seinem Rücken konnte genutzt werden, um zwei Finger zusammenzubinden.
Diese kurze unfreiwillige Stopp ließen auch meine Schmerzen im Knie wieder verschwinden. In Lübz war dann endlich eine Bank ausfindig gemacht, die wir die ganze Nacht vergeblich gesucht haben. Vermutlich lagern die Leute ihr Geld in Sparstrümpfen oder unter dem Kopfkissen.
Zwei Leute holten während unseren Stops Geld, für die muss es ein Bild abgegeben haben.
In Röbel beging ich dann einen folgenschweren Fehler. Mein Kohlenhydratpulver war zu Ende. Im Supermarkt neben der Kontrolle habe ich nur für jetzt eingekauft. Sprich eine Packung SoftCake und 2 Puddings. An die Wasserflaschen habe ich dann nicht mehr gedacht. Gut gestärkt ging es dann vom Bäcker wieder weiter. Allerdings war ich nach 1h so im Hungerast, dass ich hab abreißen lassen müssen. Jetzt war ich auf mich allein gestellt. Für 40km gab es keine Möglichkeit zum Aufladen meiner Speicher. Ich hatte noch von der Nacht eine halbe kleine Cola, die teilte ich mir ein. Nun denn, die zwei Superrentner schenkten mir bis Neuruppin 30min ein.
Dort im Supermarkt habe ich mich gerüstet für die Aufholjagd, die vorab gesagt nicht von Erfolg gekrönt war.
Die Energydrinks wanderten direkt in die Flaschen und der Milchshake in den Rachen. Schnell weiter, vielleicht. kriege ich die noch. Die 5-6km Pflastersteine vor Berlin habe ich bewusst mitgenommen, von denen lass ich mich nicht mehr unterkriegen. Am Amstelhouse habe ich dann 9min auf Klaus und Herrmann „verloren“. Nichtsdestotrotz trinkt man gemeinsam noch ein Bier zusammen und lässt die vergangen Tage Revue passieren.
Wir haben geplant, bis zum Zeitlimit in Berlin zu bleiben, um doch zu hören, wie es den anderen ergangen ist. Auch dort ist jeder ein Einzelkämpfer.
Als Fazit bleibt zu sagen:
In Slowenien beim 1000er habe ich auf die schnellsten 15min verloren. Diesmal waren es nur 9min.
Alter spielt wirklich keine Rolle.
1000 vermeintlich flache km können trotzdem ganz schön fordern, da man ständig am Treten ist.
Das Material hat sich prima geschlagen, trotz der vielen schlechten km. Das Hinterrad hat keinen Achter, obwohl ich vor dem Brevet keinen einzigen Meter damit zurückgelegt habe. (Danke an Velocini für den hervorragenden Laufradbau)
Die Versorgung mit 100g Maltodextrin und 2-3gr Salz auf 2h funktioniert prima.
1,5l Wasserflasche in der Trikottasche als Versorgung für die Nacht war super.
Die Fahrradhupe werde ich öfters benutzen.
Danke nochmal an Ralf, für das Zusammenstellen und Organisieren der Strecke. Danke auch für die reichhaltige Verpflegung am Ziel.
 
DINF
Besten Dank für den Bericht!
Solche Touren liegen für mich noch in der Ferne, aber ich arbeite daran. :)
Maltrodextrin: Habe mal danach gesucht und allerlei Infos gesehen.
Kaufst Du das einfach in der Apotheke? Wäre mir sympatischer als die Bodybuilder-Shops.
Wie rührst Du das an?
Danke und Grüße
Christian
 
Den Track findet man auf Gpsies.
Das Pulver kaufe ich bei Myprotein.com
100g in einer Tüte und 2Prisen Luisenhaller Salz dazu.
 
Ich nehme Glucofast von Peak mit einer kleinen Prise Salz. Geschmacksfrei u. lässt mein Hungergefühl nicht so schnell anklopfen, wobei ich wg. Ersterem gerne einen Schuss Apfelsaft zu setzte. Konzentration muss man ausprobieren. Magenverträglichkeit problemlos!!
Bezugsquellen.....Tante Google fragen!
 
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