Smolik und Etzel "Das grosse Fahrradlexikon"
NACHLAUF
Abstand auf der Fahrbahn , mit dem der Aufstandspunkt des Vorderrades der
verlängerten Mittelachse des > Steuerrohres "nachläuft".
Der Nachlauf beeinflußt entscheidend das > Fahrverhalten von Zweirädern, da er
für die > Kreiselkräfte des Vorderrades einen Hebelarm darstellt, mit dem diese
das einspurige Zweirad während der Fahrt fast automatisch stabilisieren (s.a. >
Geradeauslauf, > Gleichgewicht). Einfluß unterschiedlicher Nachläufe aufs
Fahrverhalten (neben > Radstand und > Fahrerschwerpunkt):
langer Nachlauf
Je länger der Nachlauf, desto richtungsstabiler ist das Fahrverhalten bei hohen
Geschwindigkeiten - umso höher freilich fallen auch die erforderlichen
Lenkkräfte bei Richtungskorrekturen aus und umso schwieriger läßt sich bei
langsamen Geschwindigkeiten ein einspuriges Zweirad steuern (Lenkung "wackelt")
und freihändig Fahren.
kurzer Nachlauf
Je kürzer der Nachlauf ist, umso wendiger wird das Fahrzeug und umso leichter
läßt es sich bei niedrigen Geschwindigkeiten steuern - bei hohen
Geschwindigkeiten allerdings nehmen Flatterver-halten und
Geradeauslaufschwierigkeiten zu.
unterschiedliche Realisierungen des Nachlaufs
Der Nachlauf wird konstruktiv durch das Zusammenspiel von > Steuerwinkel und >
Gabelbiegung bestimmt, wobei zunehmende Werte den Nachlauf jeweils verringern,
abnehmende vergrößern ihn.
BEISPIELE:
Ein Nachlauf von 6 cm läßt sich z.B. mit einem Steuerwinkel von 740 und einer
Gabelvorbiegung von 4 cm erreichen - ebenso aber auch mit einem flacheren
Steuerwinkel von 710 (vergrößert Nachlauf) und einer stärkeren Gabelvorbiegung
von ca. 6,5 cm (verkleinert ihn).
Miteinander verglichen ist der Nachlauf mit dem steileren Steuerwinkel und der
kürzeren Gabelvorbiegung leichter zu handhaben (Vorderrad dreht mehr auf dem
Punkt), während die flachere Ausführung das Vorderrad mehr seitlich schwenkt, so
daß es z.B. schwieriger ist, durch eine Spurrille zu zirkeln (Vorteil dagegen
ist der bessere Federkomfort der weiter gebogenen Gabel).