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"Angst" vorm Liegenbleiben

@Clarissa

Dein unerfreuliches Erlebnis trifft so ziemlich die Ausgangsfrage dieses Threads (80 km von zu Hause weg, niemand über Handy erreichbar, ganze 10 € dabei).
Ich kann mich gut erinnern, mehr als 150 km allein von zu Hause mit dem Tourenrad weg gewesen zu sein und nur ein paar wenige DM (war lange vor 2002) in der Tasche gehabt zu haben. Es hätte auf jeden Fall auch für die Bahnfahrt nicht gereicht. Handies gab es damals noch lange nicht. Es war ein mulmiges Gefühl und ich war froh, als ich wieder näher an meine Heimatstadt herankam.

Und wieso mulmig? Weil dahinter Ängste standen. (Was ist, wenn mir niemand Geld leiht, was ist, wenn ich die Nacht draußen verbringen muss, usw.?)
Ich finde solche Ängste in entsprechenden Situationen völlig normal.

Heute geht es nicht mehr um einen Reifenplatten (fahre bei weiteren Touren stets mit mindestens 50 Euro Bargeld, EC-Karte und Handy). Heute erlebe ich ganz ähnliche Ängste in außergewöhnlichen Situationen wie ich sie in meinem vorherigen Beitrag beschrieben habe.

Wenn du Tausende von Kilometern von zu Hause weg bist, im Umkreis von mehreren Tausend Kilometern kein Mensch da ist, der dich persönlich kennt, und du in eine kritische Situation gerätst - dann weißt du es sehr zu schätzen, mit den auftauchenden, wohlbekannten Ängsten einigermaßen umgehen zu können. Ängste zu haben, ist nicht wirklich schlimm, damit umgehen zu können (egal ob in 100 km Entfernung oder in 10.000 km Entfernung) ist eine Kunst, ihr Vorhandensein generell zu verneinen eine
Dummheit.
 
also vor 2 Wochen war ich "alleine" in Spanien, das sind 2000km von meinem Wohnort entfernt, ich spreche weder Spanisch noch Französisch, dort unten bin 5 oder 6 Tage geradelt so ca. 700km, da war ich oft weit weg vom Ort des Wohnens weg, auch das anrufen meiner Bekannten und Verwandten hätte nix gebracht, genausowenig war mir die Nummer des notrufes eines Taxis oder sonstwas bekannt, zumal ich hätte niemand erklären können wo ich eigentlich bin, zumal ich es oft selbst nicht wusste, was ich dabei hatte, waren so ca. 20-40€ eine Flasche Sealant einen 5er und 6er Inbus, mehr nicht, auch ich hatte dort einige Ängste auszustehen....
 
Catkiller schrieb:
also vor 2 Wochen war ich "alleine" in Spanien, das sind 2000km von meinem Wohnort entfernt, ich spreche weder Spanisch noch Französisch, dort unten bin 5 oder 6 Tage geradelt so ca. 700km, da war ich oft weit weg vom Ort des Wohnens weg, auch das anrufen meiner Bekannten und Verwandten hätte nix gebracht, genausowenig war mir die Nummer des notrufes eines Taxis oder sonstwas bekannt, zumal ich hätte niemand erklären können wo ich eigentlich bin, zumal ich es oft selbst nicht wusste, was ich dabei hatte, waren so ca. 20-40€ eine Flasche Sealant einen 5er und 6er Inbus, mehr nicht, auch ich hatte dort einige Ängste auszustehen....

Zunächst meine Gratulation zu deiner Ehrlichkeit. Zum anderen meine Gratulation zu deinem Mut, dich überhaupt in eine solche Situation zu bringen (fremdes Land, fremde Leute, keine Sicherheitsreserven). Das beweist, dass du zwar um deine Ängste weißt, aber auch bereit bist, sich ihnen zu stellen.
Gerade in Spanien ist es auf dem Land mit der Verständigung nicht einfach, da dort nur sehr wenige Leute Englisch oder Deutsch sprechen. Wenn man dort nicht selbst Spanisch-Kenntnisse hat, kann es schwierig werden.

In Gesellschaft zu reisen, mag recht unterhaltsam sein, aber sich mutterseelenallein im Ausland aufzuhalten, bietet die fantastische Möglichkeit, sich den eigenen Ängsten auszusetzen, damit klarzukommen und das Vertrauen ins Leben selbst zu vertiefen. "Das Leben will, dass es mir gut geht und wird schon für mich sorgen" ist eine Lebenseinstellung, die nur nach und nach wachsen, aber auch sehr erleichternd sein kann. Ein klares Plus an Lebensqualität - noch viel mehr als irgendein ADAC-Schutzbrief oder ähnliches.
 
Hilfe. Aufhören. :lol:

Wenn ich gewusst hätte, dass so viele Reiter der Apokalypse auf unseren Strassen unterwegs sind, ich hätte mir niemals ein RR zugelegt.

Bald fürchtet ihr euch auch noch vor explodierenden Minibomben in Müsliriegeln und Jumbo- Jets die sich aus 10 Km Höhe auf RR-Gruppen stürzen.:eek:
Politik und Medien bereiten euch ja schon seit einiger Zeit darauf vor.

Ich empfehle den klappbaren Camping ABC Überlebensbunker für die Sattelltasche. Die beiliegende Notration macht ein mehrtägiges Überleben auch Tausende Km entfernt vom heimatlichen Kirchturm möglich.
Am sichersten ist es aber, den selbigen nie aus den Augen zu verlieren.;)

Ihr meint das nicht wirklich ernst, oder?:confused:

grüßle 1a Satire
 
Guck mal Capri..noch so´n HARTER lol

Seht alle mal hin...das Angst im Threadtitel ist in Gänsefüsschen geschrieben..es ist also nicht von einer Angst, die einem die Erpelpelle auf den Pelz jagt, und einen weglaufen machen möchte die Rede, sondern vor der m.M. nach begründeten "Sorge", was tue ich weit weg von zuhause im ärgeren Pannenfall..was rege ich mich überhaupt auf..meine Psychotherapeutin hat ja gesagt ich brauche keine Angst vor einem "Platten" zu haben, eher vor einem "Aufgepusteten"...

l8rz
Radmän
 
Radmän schrieb:
Seht alle mal hin...das Angst im Threadtitel ist in Gänsefüsschen geschrieben..es ist also nicht von einer Angst, die einem die Erpelpelle auf den Pelz jagt, und einen weglaufen machen möchte die Rede, sondern vor der m.M. nach begründeten "Sorge", was tue ich weit weg von zuhause im ärgeren Pannenfall..was rege ich mich überhaupt auf..meine Psychotherapeutin hat ja gesagt ich brauche keine Angst vor einem "Platten" zu haben, eher vor einem "Aufgepusteten"...

l8rz
Radmän

Kann man das Trennen?

Ist die Angst liegenzubleiben, nicht die unumgängliche Vorstufe dessen, was anschliessend niemand zu hoffen wagt.

Mumien, Monstren, Mutationen im dunklen Fichtenforst!

....und nur weil man spät noch schnell auf ne Feierabendrunde aufbrach, aufgrund einbrechender Dunkelheit den vermeintlich asphaltierten Forstweg als vermeintliche Abkürzung nutzten wollte und dann mit Plattfuss im menschenleeren aber mittlerweile finstren Forst -na klar ohne Licht- zum Absteigen genötigt wird.
 
Mir gefällt es sehr, dass das Thema "Angst" überhaupt mal zur Sprache kommt. Darauf hatte ich auch -ehrlich gesagt- hingewirkt.

Mich kotzt es an, dass hier stets der Eindruck erweckt wird, "richtige" Rennradler würden keine Angst kennen - vor nichts und niemandem. Man hat vielleicht "Respekt" vor irgend etwas - aber doch keine Angst. Welch ein Schwachsinn! Das meiste Imponiergehabe resultiert aus massiven Ängsten.

Vor einigen Jahren lautete die Losung eines Kirchentages "Mit Ängsten leben". Nicht ohne Grund. Bin weder konfessionell gebunden noch sonstwie religiös. Aber ich liebe Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. In allen Menschen stecken Ängste - am meisten vermutlich in denjenigen, die dies nicht gelten lassen wollen. Dass meine Positiv-Aussage "Durch Vertrauen Ängste überwinden" unbeachtet bleibt, ist bezeichnend.
 
@b-r-m

Ich habe deine "Handy"-Geschichte voll genossen. War schon hart, auf Teil 2 einen ganzen Tag warten zu müssen. ;)

Nun - wäre schon ne große Sache, uns mehr über deine Lebens-er-fahr-ungen mitzuteilen. Beim Lesen kann man voll eintauchen in deine Sätze, man merkt, wie authentisch jedes deiner Worte ist. :)

Mit dem Durchbeißen und dem Ängste-Verdrängen gebe ich dir Recht. Bin froh, diese Zeit überstanden zu haben. Ist viel angenehmer, dass Leben zu lieben und nicht als Überlebens-Kampf ansehen zu müssen.
 
capricorn schrieb:
. Dass meine Positiv-Aussage "Durch Vertrauen Ängste überwinden" unbeachtet bleibt, ist bezeichnend.

Bleibt nicht unbeachtet - deckt sich mit meiner Einstellung. Auf vielen tausend km im In- und Ausland (auch in dünn besiedelten Gebieten) hat es nur zwei Situation gegeben, wo ich nicht mehr weiterfahren konnte (einmal eine durchgebremste Felge am MTB und einmal ein Bruch der Onyx-HR-Nabe am RR). Mit gerissenen Speichen kann man in der Regel noch lange fahren (Systemlaufräder ausgenommen), wenn man die Bremsen öffnet. Mini-Werkzeug mit Kettennieter, SRAM-Kettenschloss, 2 Schläuche und Speichenschlüssel hab ich immer dabei.

Sehr viele Pannen habe ich unterwegs noch nicht gehabt, bin aber bisher fast immer auf eine Welle der Hilfsbereitschaft gestossen. In Deutschland, Ungarn, Marokko und der Türkei wurde im Radgeschäft alles liegen und stehen gelassen um mir zu helfen (alles Speichenrisse), in der Ostslowakei hat sogar der von einem Passanten über Handy alamierte Inhaber eines Radgeschäftes seine Radtour abgebrochen, das schon geschlossene Geschäft aufgesperrt und mir Samstag Nachmittag eine gerissene Speiche gratis ersetzt...).

Mit Handy und Bankomat-Karte fährt und reist es sich doch eh ziemlich entspannt - wenn wir ein paar km weg schon Ängste und Stress haben, wie muss es dann erst den Flüchtlingen aus Nordafrika Richtung Spanien gehen (die können niemanden anrufen oder Geld für ein Bahnticket aus dem Bankomaten ziehen...)

Je öfter und länger ich mit dem Rad unterwegs bin, desto sicherer werde ich eigentlich in der Annahme, dass sich ein Pannenproblem schon irgendwie lösen wird. Gute und pannenfreie Fahrt euch allen wünscht Gerold
 
gerold schrieb:
Mit Handy und Bankomat-Karte fährt und reist es sich doch eh ziemlich entspannt - wenn wir ein paar km weg schon Ängste und Stress haben, wie muss es dann erst den Flüchtlingen aus Nordafrika Richtung Spanien gehen (die können niemanden anrufen oder Geld für ein Bahnticket aus dem Bankomaten ziehen...)

Je öfter und länger ich mit dem Rad unterwegs bin, desto sicherer werde ich eigentlich in der Annahme, dass sich ein Pannenproblem schon irgendwie lösen wird. Gute und pannenfreie Fahrt euch allen wünscht Gerold

Wirklich guter Kommentar. :daumen:

Eigentlich wollte ich genau darauf hinaus. Wir haben uns alle ein komfortables Leben eingerichtet, nehmen alles für selbstverständlich. Und sobald unsere scheinbaren Sicherheiten versagen, fangen wir an rumzuflippen. Ist halt manchmal so. Die wahre Sicherheit finde ich nur in mir drin - und das bezeichne ich als ein echtes Plus an Lebensqualität.
 
capricorn schrieb:
Mich kotzt es an, dass hier stets der Eindruck erweckt wird, "richtige" Rennradler würden keine Angst kennen - vor nichts und niemandem.

Ich kann hier nichts finden, was diesen Eindruck erwecken würde?:confused:

Die Angst vorm Liegenbleiben sehe ich ähnlich wie die Mumie:D . Allerdings, das wäre dann auch schon wieder egal.
Ich habe mir mal beim RR Training den Oberschenkel gebrochen. Bewegungsunfähig auf der Strasse liegend habe ich schon daran gedacht (auf den Notarzt wartend), wie es wohl wäre, jetzt allein und vielleicht in der Dämmerung ohne Handy für Autofahrer schwer erkennbar mitten in der Pampa auf der Strasse zu liegen:eek: .
Mir würde trotzdem nicht in den Sinn kommen, mir bei Trainingsfahrten Singnalraketen oder gelbe Rundumleuchten in die Trikotaschen zu stopfen.
Und das hat nichts damit zu tun das ich ein ganz "Harter" bin (wie sehr richtig erkannt wurde:D ), sondern das es einfach nichts bringt sich in übertriebene Ängste hinein zusteigern.
Mein Gott, für 100 Km RRfahren Vorbereitungen wie für eine Atlantiküberquerung im Wikingerboot?:rolleyes:

grüßle
 
Scheibe schrieb:
Jetzt macht Ihr mir aber Angst und nein, ich will nix von dem Stoff, den ihr Euch da reingepfiffen habt!:dope:

;)

Ganz meinerseits. Wer will schon Angst? Gesundes Selbstvertrauen, inneres Sicherheitsgefühl, Geborgenheit, Lebensfreude - DAS ist der Stoff, aus dem das Leben -und nicht nur die Träume- sind. :bier:
 
Scheibe schrieb:
Jetzt macht Ihr mir aber Angst und nein, ich will nix von dem Stoff, den ihr Euch da reingepfiffen habt!:dope:

;)

Mit rauchen allein wirst Du da nicht auskommen.;)

capricorn schrieb:
..........
Wenn du Tausende von Kilometern von zu Hause weg bist, im Umkreis von mehreren Tausend Kilometern kein Mensch da ist, der dich persönlich kennt, und du in eine kritische Situation gerätst - .... "die Dönerbutze hat schon geschlossen"........:eek: :D dann weißt du es sehr zu schätzen, mit den auftauchenden, wohlbekannten Ängsten einigermaßen umgehen zu können.

Selbst in der Wüste Gobi dürfte diese Situation schwierig darstellbar sein.

grüßle
 
Scheibe schrieb:
Falls sich mal jemand nach Darmstadt verirrt und den Weg nach Hause nicht mehr findet!

Na, nach Hause hilft mir das ja auch nicht mehr. Ist ja eine Anleitung zum Einleben. Sehr gut, jetzt kenn ich die markanten Punkt in Damrstadt. Und Spezialitäten aus meiner Heimat finde ich bei Minimal im Luisencenter, falls ich Heimweh krieg. :bier:
 
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