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Trainingstagebuch: Dicker Mann auf dünnen Reifen

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Re: Trainingstagebuch: Dicker Mann auf dünnen Reifen
AW: Trainingstagebuch: Dicker Mann auf dünnen Reifen

Ich drück Dir auch die Daumen :)
Ich habe vor 3 Jahren auch mal in Münster teilgenommen war anstrengend, aber da war das Profil auch nicht ohne. Diesmal gehts in die gleiche Richtung, und bei den Temperaturen wird das ganz schön schlimm. Trink unterwegs genug, auch wenn Du nicht das Gefühl hast, trinken zu müssen. Sonst sind Krämpfe vorprogrammiert!

Also: Toi Toi Toi und alles Gute!
 
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Dies ist die letzte Botschaft meinerseits vor dem MG-Day:
Halt Dich wacker - und aus allem was zu eng ist raus!
Ich hoffe, wir sehn uns am Start.
 
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Schätze, er hat ein paar Fläschchen kalt gestellt und feiert mit Turbine Nadorst!
:eek: Das ist aber nix für eine gute Regeneration ... also, bei mir gibts exakt eine Flasche ...

flaschealt.jpg
 
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ist edhot nicht weinhändler?

dann reicht ja eine flasche.

ich selber werde mich heute nach dem rennen mit alkfrei pflegen.
 
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auf jeden fall hat er es erfolgreich im kreis seines teams absolviert, soviel sei verraten. GRATULATION!!! :daumen:
 
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Na dann schließe ich mich an: Glückwunsch zum gesund und erfolgreich absolvierten Rennen!
:daumen: :bier: :dope: :feier:
 
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Meinen Glückwunsch (obwohl ich Dir das ja nun gar nicht mehr zu wünschen brauche . .), Ed:)!

Du bestätigst meine These, dass man beim Radfahren auch als Novize bereits nach erstaunlich kurzer Zeit echte Erfolgserlebnisse verbuchen kann. In Sportarten wie Boxen, Fußball, Schach, Tennis oder der Formel 1 wird das eher nich´ so sein . . .

Respekt, Bonvivant:cool:, bleib im Sattel!

Gruß, Paule
 
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@all: Danke, das ist ja der Hammer hier! Ich melde mich jetzt erst, weil ich eine Weile gebraucht habe, um erstmal wieder ein bisschen runterzukommen. Okay, feiern "musste" ich auch. :D
Außerdem habe ich versucht, die Ereignisse in Worte zu fassen. Und ereignisreich war es mehr als uns lieb war! Nachlese folgt noch.


[FONT=Verdana, sans-serif]Do, 2.10.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Ingo und ich treffen gegen halb 8 am Schloss ein und unsere Sportskameraden an. Die Startunterlagen- und Goodiesverteilung erfolgt problemlos und in freudig gespannter Atmosphäre. Der Inhalt der totschicken Turnbeutel muss natürlich sofort inspiziert werden: Transponder, Startnummern aus unzerstörbarem Weltraummaterial, Müsliriegel dito, Massageöl, ditt & datt, und endlich habe ich auch eine Giro-Trinkflasche![/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Anschließend Teambesprechung im La Torre, Teilnehmer sind Ingo, Norbert, Tom und Ulf, die morgen an den Start gehen, Hartmut, der eigentlich auch mitfahren wollte, sich aber morgens erst aus dem Krankenhaus entlassen hat und nun das Fotografieren übernimmt, und Udo, der auch knipst und uns mit Rat, Tat und Getränken unterstützt und anlässlich seines von allen vergessenen Geburtstags erstmal einen ausgibt. Sorry und Danke! Am Nebentisch ist eine weitere Radsportgruppe. Langsam verwandelt sich der letzte Rest nervöser Anspannung des Tages in Vorfreude. Statt verweichlichter Apfelschorle- und Pastadiät gibt es Männernahrung: Bier (aber nur eins pro Nase!) und unglaublich fettige Pizza (auch nur eine).[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Wir gehen anhand von Streckenplan und Marschtabelle das Rennen durch und besprechen die Taktik: Langsam angehen lassen, vom Pulk mitziehen lassen bis die engen Ortsdurchfahrten und die Gegenwindstrecke der ersten 50 km überstanden sind, also Kräfte sparen, Gefahren vermeiden und die gesparten Körner in der zweiten Rennhälfte investieren, um möglichst am Ende einen 35/36er Schnitt zu fahren und im guten Mittelfeld anzukommen. Wir sind uns einig, dass Teamsolidarität Vorrang hat, bei behebbaren Defekten oder kleineren Leistungseinbrüchen alle warten und helfen, auch um dem Trikotsponsor ein schönes Zielfoto präsentieren zu können.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Mit Ingo zusammen zurück nach Hause, flugs die Fahrräder mit Startnummern versehen und ins Auto geladen, noch kurz mit den Frauen zusammengesessen, ein Bier für die nötige Bettschwere und ab in die Heia.[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Fr, 3.10.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Überraschend gut geschlafen, aber um halb 6 dann doch hellwach. Kurzer Temperaturcheck: Saukalt! Duschen, kostümieren, Sachen packen, Frühstück – appetitlos und zweckmäßig statt genussvoll -, Flaschen füllen, ca. 8mal checken, ob auch alles eingepackt ist – der frühe Morgen vergeht blitzschnell.[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Nach dem Abschied von Frauen und Kindern, die uns in Ahaus anfeuern werden, auf die Autobahn und nach Münster zu Hartmut, wo sich dessen gepflegte Wohnung in eine Mischung aus Jugendherberge und Werkstatt verwandelt hat und ein Rennrad lässig am Designermöbel lehnt, während ein anderes umgedreht im Flur steht und einem Schaltungs- und Reifencheck unterzogen wird. Der eine Teamkollege geht zum dritten Mal an diesem Morgen aufs Klo, während ein anderer seine Beine mit leistungssteigernden Wundermitteln einreibt. Schokobrötchen werden verspeist, Nasenspray verabreicht, dumme Scherze mit nervösem Kichern quittiert. Wenn ich meine Brille noch ein einziges Mal putze, ist von den Gläsern nichts mehr übrig. Hält meine Rückennummer noch? Ja. Sicher? JA![/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Oooops, fast den Transponder vergessen. Fehlt noch was? Ausrüstungscheck, die zehnte: zwei Flaschen, Pulsmesser, Tacho am Rad, vier Riegel, Tempos, Flickzeug, Multitool und diese komische kleine Plastiktube am Mann. Alles da. Nein, doch nicht: Da liegt ja noch der Ersatzschlauch. Jetzt kann's losgehen![/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Auf dem kurzen Weg zur Strecke jede Menge Radfahrer, die Startblöcke schon gut gefüllt, obwohl noch über 20 Minuten Zeit sind – so richtig cool ist hier keiner mehr. Die Leetzenritter stehen in Block C. Kurzer Plausch mit Rob, der prophezeit, dass wir uns auf der Strecke wiedersehen. Wenn Du gewusst hättest, was uns bald passieren sollte![/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Norbert und ich fahren noch ein paar Meter die Steinfurter auf und ab und gesellen uns dann zu unseren Mitstreitern hinten in Block D. Thermojacke ausziehen, Beinlinge nochmal zurechtzupfen, Tacho nullen. Für ein paar Fotos posieren, Transpondersitz prüfen, Tacho nullen. Beinlinge zurechtzupfen. Ausrüstungscheck die soundsovielte.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Vorne wird Block A auf die Reise geschickt. Noch sechs Minuten, dann sind wir dran. Ogottogott. Lieber nochmal den Tacho nullen.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Block B fährt los. Beinlinge zurechtzupfen. Habe ich auch wirklich alles? Nochmal die Trikottaschen abtasten. Alles da.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Block C ist unterwegs. Der DJ beweist Geschmack und legt Europe auf: The Final Countdown. Muss dringend den Tacho nullen. Und die Beinlinge zurechtzupfen.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Klacklacklacklack. Block D übt sich im Simultan-Einklicken, rollt ein Stückchen vor, stoppt kurz, und dann sind wir unterwegs.[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Auf den ersten paar hundert Metern versuche ich vor allem, mich zu orientieren. Sind in nullkommanix auf 34 km/h, muss richtig treten um dranzubleiben, viel Bewegung, während jeder versucht, seine Position und sein Tempo für die ersten Kilometer zu finden. Wir bleiben erstmal ziemlich weit hinten, so wie vorgesehen. Nach ca. 1500 Metern habe ich zum ersten Mal das Gefühl, dass der Sog des Feldes mich zieht. Geil! Nach ca. 2000 Metern habe ich das Gefühl, dass was nicht stimmt. Ungeil.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Rechts vor mir ist Toms Hinterrad und macht „Flappflappflappflappflapp“. Nach weiteren 300 Metern gehen meine Mitstreiter und ich rechts raus: Der Hinterreifen ist platt. Nach gerade einmal fünf Minuten.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Wir machen uns mit vereinten Kräften an die Reparatur, das Rad ist in Sekunden draußen, der Ersatzschlauch parat, der Mantel ab. Allerdings gelingt vor lauter Nervosität nicht jeder Handgriff. Und weit größeres Unheil naht aus Richtung Münster in Form des Besenwagens, der auf der schnurgeraden Straße weithin sichtbar unerbittlich näher kommt. Dass er von einem Polizeiauto begleitet wird, macht den Anblick eher noch bedrohlicher. Egal wie flott wir den Schaden beheben, es vor dem Eintreffen des Besenwagens zu schaffen, ist völlig illusorisch![/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Während ich den Ersatzschlauch anpumpe und noch versuche, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass mein erstes Rennen, auf dass ich zwei Monate lang hingearbeitet habe, nach nicht einmal zweieinhalb Kilometern beendet ist, stoppen Besenwagen und Polizei neben uns.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Wie im Nebel nehme ich wahr, dass Norbert die Verhandlungen übernimmt und beteuert, dass wir so gut wie fast fertig sind. Nach einer kurzen Unterredung hören wir erleichtert: „Na gut, dann fahrt mal weiter!“ Puh![/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Ein paar Minuten später ist die Reparatur erledigt und wir schwingen uns wieder auf die Räder. Aber obwohl es recht schnell ging, ist uns klar, dass unsere Taktik zum Teufel ist. Wir haben sieben Minuten auf das Ende des Feldes verloren. Mangels realer Rennerfahrung bemühe ich meine Erinnerung an die TdF-Berichterstattung. Da hieß es immer, um eine Minute aufzuholen, braucht ein gut organisiertes Verfolgerfeld zehn Kilometer. Demzufolge hätten wir ca. 70 km Fahrt ohne den Schutz des Pelotons vor uns, davon 50 mit Gegenwind, der heute doch etwas schärfer weht als angesagt. Aber zuerst heißt es, den Bus, der die Gescheiterten einsammelt, und den Besenwagen wieder einzuholen. Wir machen uns auf die Jagd.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Weitere zweieinhalb Kilometer nach unserem Restart habe ich meine Gedanken wieder einigermaßen sortiert, und mir fällt siedendheiß ein, dass ich etwas vergessen habe: Nämlich den Tacho auf der Startlinie zu nullen. Unsinnigerweise hole ich das sofort nach. Glücklicherweise sitzen die Beinlinge perfekt, und ab jetzt gibt es nur noch einen Gedanken: Gas, aber nicht überreißen.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Ich gelobe feierlich: Der Blitz soll mich beim Sch***en treffen, wenn ich jemals vergesse, wie gut mein Team das gemeistert hat! Eine die ganze Straßenbreite nutzende Gruppenfahrt mit Führungswechseln wie aus dem Lehrbuch, die dazu führt, dass wir nach 18 km Besen- und Polizeiwagen hinter einer Kurve erblicken und eine Minute später zum Überholen ansetzen, angefeuert von den Rufen der Fahrzeugbesatzungen. Das hat schon was, wenn die uniformierten Freunde und Helfer die Fäuste aus dem Streifenwagen recken und einem zujohlen: „Haut rein, Jungs!“[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Das erste Zwischenziel ist erreicht, und jetzt, da wir „offiziell“ wieder im Rennen sind, rauschen wir an jenen vorbei, die dem Wind oder schlechter Tagesform Tribut zollen müssen, durchqueren Darfeld, Asbeck und Legden und genießen immerhin den Vorteil, den Applaus nur für uns zu haben. Die Führungswechsel klappen wie im Training, und mehrere Versuche, sich mit Fahrern oder Grüppchen, die wir einholen, zusammenzuschließen, sind nur von kurzer Dauer – wir sind zu schnell.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Kurz hinter Legden führt die Strecke nach Norden und wir haben endlich Rückenwind. Allerdings hat Norbert nicht den allerbesten Tag erwischt und er muss eine Weile hinten bleiben. Zum Glück sind wir stark genug, das auszugleichen, und bald sehen wir die ersten größeren Gruppen des Hauptfelds.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]In Ahaus haben wir es dann schließlich wirklich geschafft: Den 140ern, die wie ein ICE an uns vorbeirauschen, können wir zwar nicht folgen, aber fortan fahren wir nicht mehr alleine. Doch bevor wir uns ein bisschen ausruhen können, müssen wir erst noch die Innenstadt von Ahaus durchqueren, genießen den Jubel der zahlreichen Zuschauer, unter denen sich auch unsere Familien befinden, bestaunen die Lautstärke der aufgebauten Beschallungsanlage und beklagen den Verlust meiner neuen – selbstverständlich noch randvollen - Giro-Trinkflasche, die sich auf einem kurzen Kopfsteinpflaster-Abschnitt verabschiedet. Hoffentlich ist niemand der uns Folgenden zu Schaden gekommen![/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Kurz nach dem Ortsausgang, zu Beginn dieses elendig langweiligen Stücks in Richtung Schöppingen, gelingt es uns endlich, uns einer großen Gruppe anzuschließen und mal zehn Minuten auszuruhen. Höchste Zeit![/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Auf dem Weg nach Schöppingen springen wir noch zwei oder drei Gruppen weiter nach vorne. Der Schöppinger Berg ringt uns nach der erlittenen Mühsal nur noch ein nachsichtiges Lächeln ab, wobei ich nicht unerwähnt lassen kann, dass ich die teaminterne Bergwertung als Zweiter hinter dem Tominator abschließe. Auf diesen unerwarteten Erfolg hin gönne ich mir erstmal eine Pinkelpause auf dem Gipfel. Um dem gefürchteten Höhenkoller zu entgehen, stürzen wir uns danach rasant zu Tal. Die Ortsdurchfahrten von Horstmar, Laer und Altenberge sind unproblematisch, und auch sonst ist der aufregende Teil des Rennens vorbei, was uns ganz recht ist.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Auf den langen Geraden konzentrieren wir uns wieder aufs Gruppenfahren und versuchen, noch ein paar Plätze gutzumachen, was uns ganz gut gelingt, aber auch milden Spott der Überholten einträgt: „Kuck ma', die wollen noch gewinnen!“ höre ich im Vorbeifahren – zu diesem Zeitpunkt befinden wir uns nach unserer Schätzung irgendwo in der Region um Rang 800 im Einzelklassement. Die meisten auf der Strecke haben wenig Ehrgeiz, jetzt noch was zu reißen, aber wir geben bis kurz vor dem Ziel Gas: Schließlich möchten wir noch ein bisschen fürs Foto posen. Das misslingt dann etwas – alles kann halt nicht klappen, aber auf dem Hindenburgplatz überwiegt die Zufriedenheit. Immerhin haben wir nach dem Rückschlag zu Beginn eine blitzsaubere, entschlossene Teamleistung hingelegt. Dass wir uns Alles vorher ganz anders vorgestellt hatten, macht uns eher noch zufriedener – wir haben das Beste draus gemacht![/FONT]

Münsterland-Giro, 03.10.2008
Dauer 03:26:30 h
Distanz 109,40 km
km/h (Mittel) 31.79 km/h
km/h (Maximum) 51.7 km/h
Höhenmeter 450 hm
Puls (Mittel) 147 min-1
Puls (Maximum) 170 min-1
Wetter wechselhaft (4-14°, 4 bft. SW)

Platzierung
774 (Männer gesamt)
280 (AK Master 1 M)
63 (Teamwertung)
 
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