Liebe Leser und Leserinnen,
der Eröffnungs- Beitrag von Ratfahrender beinhaltet m.E. die Fragestellung: Wie viel Talent oder Trainig es braucht, um guter/erfolgreicher Radfahrer/in / Sportler/in zu sein?
Weiterhin beschreibt Ratfahrender den Zusammenhang von Talent als eine individueller gegebene genetischer Vorraussetzungen des Einzelnen. Anhand eines Beispiels des Schulsports, möchte Ratfahrender seine These festigen. Doch hierbei ist m.E., dass gegebene Beispiel mehr schief als eben.
Talent
" Ein Talent für den Spitzensport ist eine Person, die für die Anforderungen an Spitzenleistungen in einer bestimmten Sportart
mindestens überdurchschnittliche ( jedoch noch nicht voll entwickelte) konstitutionelle, organisch – physiologische, motorische,
affektive – emotionale und intellektuelle Fähigkeiten besitzt, die unter leistungsfördernden Rahmenbedingungen aufwächst und in
der Lage ist, rechtzeitig und kontinuierlich an einer nach neuesten Erfahrungen und Erkenntnissen durchgeführten sportlichen
Ausbildung und einem sportlichen Training teilzunehmen."
K. Carl, Studienbrief 24, Trainerakademie Köln, 1988
Anhand des Zitats von K. Carl wird deutlich, dass es bestimmte Rahmenbedingungen und einer spezifischen Ausbildung bedarf, um Bestleistungen zu erzielen. Demnach ist Training unabdingbar und steht im engen Zusammenhang mit den gegebenen individuellen Ressourcen.
" Talent ist das Produkt der Wechselwirkung aus den Faktoren Erbanlage und Umwelteinflüsse.
Erblich bedingten Faktoren wird dabei zwar eine grundsätzliche Bedeutung eingeräumt, aber nur unter den Bedingungen, dass
erst von außen wirkende Entwicklungsprozesse diese Anlagen entfallen können."
D. Martin, Studienbrief 23, Trainerakademie Köln, 1988
Im zweiten Zitat wird deutlich das Talent alleine nicht für Spitzenleistung ausschlaggebend ist und schließt an den zuvor zitierten Autor an. Es muss demnach eine Wechselwirkung mit System (Mensch – Familiensystem etc.) und Umwelt vorliegen.
" Sportliches Talent bzw. sportliche Eignung ist die Gesamtheit der Voraussetzungen des Spielers für sportliche Leistungen und
Leistungsentwicklungen zu verstehen. Dabei werden das Niveau und die Entwicklungsmöglichkeiten der
Leistungsvoraussetzungen von den Anlagen und dem Prozeß der Tätigkeit bestimmt. Eignung ist somit als Ergebnis der aktiven
Auseinandersetzungen der Persönlichkeit mit der Umwelt zu verstehen."
J. Weineck, Optimales Training, 1988
Persönliche Anlagen und Prozessverlauf sind relevant.
Des Weiteren wird bis dato (Forum und in den gegebenen Zitaten) nicht auf die intrinsische Motivation Bezug genommen. Ein Blick in die Motivationspsychologie mit Konditionierungsaufbau, könnten weitere erhellende Resultate liefern. Ebenso findet bis zum jetzigen Zeitpunkt, der gesellschaftliche Stand und die Sozialisation des Einzelnen, keine Betrachtung.
Schlussendlich möchte ich darauf hinweisen, dass es neben einer bestimmten Zahl w/kg etc. viele weitere Faktoren gibt, die ausschlaggebend sein könnten. Und es erstaunt mich beim Lesen sehr, dass schnelle Verallgemeinerungen getroffen werden, die das Thema im Verlauf einseitig erscheinen lassen. Ebenso nehme ich in den ersten Zeilen des Beitrages eine determinierte Meinung von Ratfahrender wahr. Somit hatte ich mir beim lesen schon die Frage gestellt, ob meine Beobachtung überhaupt eine Rolle spielt.
Besten Gruß