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Wie (Technik) wichst ihr eure Kette?

Tja, das ist wirklich ein klasse Thema, sonst wären nicht in so kurzer Zeit so viele Beiträge zusammengekommen. Eine schöne Einleitung zu dem Thema, der kaum etwas hinzuzufügen ist, findet man bei Wikipedalia (http://wikipedalia.com/index.php?title=Kettenpflege):


Wichtig erscheint mir der von mir rot hervorgehobene Satz. Auf diesen Zusammenhang weise ich immer ganz gerne hin, wenn zu irgendwelchen physikalischen Zusammenhängen aufgrund eigener (manchmal nur vermeintlicher) Beobachtungen Regeln aufgestellt werden, ohne zu erkennen, dass sie sich nicht verallgemeinern lassen. Ohne eine vernünftige Versuchsreihe unter reproduzierbaren Bedingungen kann bei so komplexen Zusammenhängen wie beim Radfahren selten irgendwelche Regeln ableiten.

Da in diesem Thread ja auch schon wieder einige unumstößliche Wahrheiten z.B. zum Thema Öl vs. Fett aufgestellt wurden, mache ich folgenden Vorschlag: Lasst uns doch einfach mal in ein nicht durchs Hobby, sondern durch Professionalität geprägtes Umfeld schauen. Ketten werden auch im industriellen Umfeld eingesetzt und da geht es etwas weniger emotional vor sich. Dort zählen am Ende die Kosten und man wird sich für den Ansatz entscheiden, bei dem die geringsten Instandhaltungskosten herauskommen. Nach folgender Darstellung der Fa. Wippermann für Industrieketten
http://www.hohmann-iv.de/docs/Schmiermittel.pdf
ist die optimale Schmierung für Ketten die Ölschmierung. Fahre ich mit 90er Trittfrequenz, so läuft die Kette mit ungefähr 1m/s und ich komme mit einer "leichten Tropfschmierung" alle 8 Stunden aus (Diagramm rechts auf Seite 92). Und wenn man es nicht alle 8 Stunden macht, geht die Welt auch nicht unter. Wie das Öl bei den Umlaufgeschwindigkeiten der Kette durch die Fliehkräfte aus dem Inneren der Kette herausgerissen werden soll (die Vorstellung wurde hier im Thread eingebracht), ist mir schleierhaft. Die Untersuchungen von Wippermann belegen, dass diese Gefahr nicht besteht.

Fett geht natürlich auch, ist nur wenig schlechter, ist aber hinsichtlich der Schmierwirkung nicht ganz so optimal (Tabelle unten auf Seite 93). Dass die Ketten für den Auslieferungszustand mit Fett behandelt werden, liegt sicher zum einen daran, dass es natürlich länger an der Kette haften bleibt und man längere Zeit Ruhe hat. Zum anderen gibt es aber sicher auch den ganz praktischen Grund, dass eine geölte Kette im Vertrieb eine ganz schöne Sauerei sein kann, wenn die Kette zum Verpacken eingeschweißt wird, die Plastiktüte aber einen Riß bekommt.

Dass sowohl Öl- als auch Fettschmierung funktionieren, ist der Grund dafür, warum hier im Forum sowohl das eine als auch das andere mit großer Leidenschaft vertreten wird: Das eigene Baby gefällt immer am besten...

Dass das Fett oder Öl sich schwarz färbt, weil es aufgrund der Flächenpressung "verbrennt" bzw verkokt halte ich persönlich für absolut nicht realistisch. Da gibt es über den Metallabrieb und den Dreck und Staub von außen genug andere Gründe, schwarz zu werden. Da kann sich innerhalb so kurzer Zeit bei einer auf Umgebungstemperatur befindlicher Kette keine so hohe Temperaturspitze ergeben. Auch wenn ich die Flächenpressung in der Fahradkette nicht kleinreden will: In einer Motoradkette wird sie (trotz der größeren Dimension der Motoradkette) deutlich größer sein.

Ich selbst bin kein Sauberkeitsfetischist, kann aber dem Ansatz von @Km-Fresser durchaus etwas abgewinnen. Auf die Idee, die Nietstifte häufig raus und wieder rein zu drücken, würde ich zwar nicht kommen (das halte ich für gar keine gute Idee!!), aber wenn man so ein Ultraschallgerät hat, warum nicht die Kette mit Missing-Link ausstatten, einfach dort reinlegen, das überschüssige Öl abreiben und danach eine optimal gesäuberte und geschmierte Kette haben? Vom Zeitaufwand wird das kaum mehr sein, als die Kette zunächst mit einem Lappen vom Schmutz zu befreien und danach wieder zu schmieren (Zeitspanne im Ultraschallbad natürlich nicht mitgerechnet).

Wie wichtig eine vernünftig geschmierte Kette ist, zeigt das Wirkungsgraddiagramm in der Veröffentlichung von Wippermann unten links auf Seite 92: Da kann man schon einiges an Leistung zwischen Kurbel und Hinterrad liegen lassen, was eigentlich auf die Straße gehört! Für 2% bis 3% mehr Leistung muss man an anderen Stellen des Fahrrades deutlich mehr Aufwand bzw. Geld investieren...

......Oh mein Gott ....was hat das Ding für eine "Fahrt "aufgenommen ....!!!!!!

...Nur um etwas Niveau reinzubringen nicht lachen ab 5.40 Min....Grundschmierung der Kette .
Also alles kann ich da nicht aufdröseln aber das mit den Fliehkräften ....ab wieviel "G" soll denn der Schmierfilm verloren gehen und das Öl austreten ,andersherum gefragt wieviel "G" entstehen denn beim umlauf der Kette durch den Umwerfer...??Wundert mich gerade das i.d. Praxis sogar Steuerketten von Automotoren mit und in Motoröl geschmiert werden ....Sorry deine Theorien sind völlig neben der Spur.
Und die Flächenpressung ist so hoch das,dass Öl verbrennt ......und ich wundere mich die ganze Zeit warum ich beim Fahren immer brennende Stücke Ölkohle hinter mir herziehe wenn ich meine 120 Kg beschleunige !
Bist du schon am Karneval feiern ????

Zum anderen das Öl das ich mühsam Tropfen für Tropfen auf die Kette träufle also eben der "übliche " Weg das fliegt nicht weg und das Verbrennt dann nicht !!!??

...nochmal zum Reinigen mit Ölgetränktem Lappen ....OK ist natürlich machbar aber der Dreck der zwischen den Gliedern ist was ist mit dem ??? der bleibt doch und reibt weiter ...oder ???
Aussen dann Hui ,innen Pfui ...!

Das mit der empirische Studie ähmm wie schon geschrieben habe die Kette 3000 Km drauf und mit Heute 3x die Kette gereinigt ...und von Gesternabend nach Heute einen empirischen Langzeitest hier zu zeigen geht wohl nicht .....also Logik ist nicht deine Stärke ...ja klar du fährst ja auch viel Fahrrad und brauchst es nicht zu Pflegen ....hat was ....!!

Übrigens das Ultraschallgerät hat bei ALDI 15 € gekostet von 19 € runtergesetzt und verbraucht 50 Watt ..



....nochwas für eine 11 fach Kette gibt es keine Schlösser ..muss also mit Stiften gehen ...!
 
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Dann mal der Reihe nach:
Fliehkräfte: Die Kette beschreibt eine Kreisbahn um die Ritzel und um die Kettenräder, dabei treten Fliehkräfte auf, die sowohl die Kette als auch Alles was an der Kette dran hängt (Öl, Dreck) von der Kreisbahn in eine tangentiale Bewegung bringen wollen. Die Fliehkraft wirkt radial nach aussen. Die Fliehkraft wirkt auch auf das Öl, das sich im Inneren der Kette befindet und da es flüssig ist, folgt es der Fliehkraft bei jeder Runde um die Ritzel.

An welcher Stelle wurde denn behauptet, dass das von aussen aufgetropfte Öl nicht weggeschleudert wird? Von mir jedenfalls nicht.

Dass das Öl unter dem Druck (Kraft pro Fläche, hier sind die Kräfte nicht so hoch, aber die Fläche klein) 'mechanisch gecrackt' und im Molekularen Bereich in seine Bestandteile zerlegt wird, habe ich mir nicht ausgedacht. --> Vorlesung Maschinenelemente RWTH

Ich habe nicht behauptet, dass der Schmierfilm unter der Fliehkraft reißt, das Öl ist einfach nicht mehr da.

Steuerketten bei Motoren und ähnliche Anwendungen: Hast Du eine Ahnung, wieviel gefiltertes Öl da mit Druck auf die Innenseite der Kette gespritzt wird? Das sind übrigens etwas andere Ketten, wie am Fahrrad, die laufen 100%ig gerade und immer schön warm und staubfrei (hatte zuerst trocken geschrieben, war blödsinn, aber Wasser gibts da nicht)!

Mir ist es allerdings jetzt auch langsam zu mühsam.
 
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Wenn ich nur darauf kommen würde wie nochmal die Kraft im Spalt heisst, die das Lötzinn beim Löten nach innen zieht... Die ist garantiert Größer als die "Fliehkraft". (Die es Technisch nicht gibt aber das ist Erbsenzählerei)

Die Kraft auf einer Fahrradkette jedenfalls reicht m.E.n nicht um Kohlenstoffketten zu spalten... Auch wenn die Fläche klein ist, sie ist vorgeblich Rund, im Staupunkt des Öls kann so etwas vielleicht passieren, aber dieses Argument hat keinen Rüssel. (Habe aber leider auch keine Zeit zum rechnen, von daher ist auch meine Aussage nur eine Vermutung)

edit: dieser Beitrag wurde nach dem letzten Beitrag jaders bearbeitet und bezieht u.a. sich auf einen sinnlos-Beitrag vorher und jenen Beitrag. Da man als Maschinenbauer anscheinend noch nicht verstanden hat, was "Staupunkt" heisst.

Gruß,
 
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Dann mal der Reihe nach:
Fliehkräfte: Die Kette beschreibt eine Kreisbahn um die Ritzel und um die Kettenräder, dabei treten Fliehkräfte auf, die sowohl die Kette als auch Alles was an der Kette dran hängt (Öl, Dreck) von der Kreisbahn in eine tangentiale Bewegung bringen wollen. Die Fliehkraft wirkt radial nach aussen. Die Fliehkraft wirkt auch auf das Öl, das sich im Inneren der Kette befindet und da es flüssig ist, folgt es der Fliehkraft bei jeder Runde um die Ritzel.

Dass das Öl unter dem Druck (Kraft pro Fläche, hier sind die Kräfte nicht so hoch, aber die Fläche klein) 'mechanisch gecrackt' und im Molekularen Bereich in seine Bestandteile zerlegt wird, habe ich mir nicht ausgedacht. --> Vorlesung Maschinenelemente RWTH

Ich habe nicht behauptet, dass der Schmierfilm unter der Fliehkraft reißt, das Öl ist einfach nicht mehr da.

Mir ist es allerdings jetzt auch langsam zu mühsam.
....also Sorry ab einer gewissen Umfangsgeschwindigkeit die die Fliehkräfte des Öles grösser sein lässt als die Adhäsion des Öles am Material der Kette sowie die Kohäsion des Öles in seiner eigendlichen Eigenschaft als Öl .
tritt das irgendwann ein das es wegfliegt ....aber jetzt mal allen ernstes glaubst du die Fähigkeit zu besitzen das im normalem Fahrbetrieb zu erreichen ????? Wenn dann hättest du wohl alle Rekorde gebrochen.
Und auch von der entstehenden Flächenpressung die entstehen könnte um den Ölfilm zwischen den Kettengliedern auszuhebeln bzw. zunichte zu machen ...denkst du die zu erreichen ????
Was denkst du eigendlich welche Flächenpressungen im Motorlager sind ,oder in / auf den Zahnflächen eines Getriebes ...nur mal ganz Praktisch gedacht ...! ohne das es da brennt .
Und nur mal so die Flächenpressung in den Gliedern ,ist auf allen Gliedern der Zugseite der Kette .

Also Sorry Hebel nicht hier nicht alle Gesetzesmässigkeiten aus die unsere armselige Fahradkette betreffen.
....und jetzt sollten wir das lieber lassen habe mir mit der Speichengeschichte schon die Finger wund geschrieben.

Habe mich eh gewundert was das für Ausmasse hier angenommen hat ...obwohl ich weiterhin so meine Kette Pflegen werde...!!
 
Wenn ich nur darauf kommen würde wie nochmal die Kraft im Spalt heisst, die das Lötzinn beim Löten nach innen zieht... Die ist garantiert Größer als die "Fliehkraft". (Die es Technisch nicht gibt aber das ist Erbsenzählerei)

Die Kraft auf einer Fahrradkette jedenfalls reicht m.E.n nicht um Kohlenstoffketten zu spalten... Auch wenn die Fläche klein ist, sie ist vorgeblich Rund, im Staupunkt des Öls kann so etwas vielleicht passieren, aber dieses Argument hat keinen Rüssel. (Habe aber leider auch keine Zeit zum rechnen, von daher ist auch meine Aussage nur eine Vermutung)

Gruß,
......Fräulein ich kenn Sie ,aber ich komm nicht auf Sie drauf......!!


Kappilarkraft (Kappilareffekt )heisst die Kraft....!!
 
Frage: Wenn das 'Öl' nicht aus der Kette kann, warum muss man dann nachschmieren? Warum kann man dann überhaupt nachschmieren, wenn doch da, wo das frische Öl hin soll schon das alte Öl ist?

Zu den Lagern in einem Motor: Du weißt aber schon, wie ein hydrodynamisches Gleitlager funktioniert und welche Energie (Wärme) aus diesen Lagern über das Öl abgeführt werden muss, oder?
Kennst Du die Vokabel 'Pleuellagerschaden'? Entsteht üblicherweise bei vergessenem Ölwechsel, weil das Öl fertig ist.
Oder welcher Aufwand betrieben wird, um die Schmierung bei Getrieben zu gewährleisten und was für Öle dort zum Einsatz kommen?

Ach ja, umgangssprachlich 'Fliehkraft' entspricht der Zentrifugalkraft als physikalischer Ausdruck.
 
Man kann auch 'ne Wissenschaft draus machen :rolleyes: Soll doch jeder wichsen, wie er es mag :D

Ich habe zuletzt eine Campa Veloce (10F) nach etwa 8Tkm ausgewechselt. Sie lief noch problemlos aber die Kettenlehre sackte bereits ein und ich wollte nicht riskieren, dass dadurch eventuell Ritzel und KBs Schaden nehmen. Sauber gemacht wurde regelmäßig mit einem Lappen. dabei bleibt der meiste Schmodder natürlich innen weiterhin sitzen. Bei der Haltbarkeit verzichte ich aber gerne auf eine aufwändigere Reinigung. Irgendwann muss der Kram ja auch mal kaputt gehen :p
 
Frage: Wenn das 'Öl' nicht aus der Kette kann, warum muss man dann nachschmieren? Warum kann man dann überhaupt nachschmieren, wenn doch da, wo das frische Öl hin soll schon das alte Öl ist?

Zu den Lagern in einem Motor: Du weißt aber schon, wie ein hydrodynamisches Gleitlager funktioniert und welche Energie (Wärme) aus diesen Lagern über das Öl abgeführt werden muss, oder?
Kennst Du die Vokabel 'Pleuellagerschaden'? Entsteht üblicherweise bei vergessenem Ölwechsel, weil das Öl fertig ist.
Oder welcher Aufwand betrieben wird, um die Schmierung bei Getrieben zu gewährleisten und was für Öle dort zum Einsatz kommen?

Ach ja, umgangssprachlich 'Fliehkraft' entspricht der Zentrifugalkraft als physikalischer Ausdruck.
.....Sorry ich habe es im guten Versucht ...aber eigendlich habe ich nur noch einen Spitznamen für dich ......Du heisst ab jetzt für mich " ÖLI "
...das nimmt Neurotische Züge an ...und da mache ich nicht mit ...CU !!
 
Ganz ehrlich, ich kümmer mich um meine Ketten auch nicht großartig. Abwischen und gut. Wenn das Verschleissmaß erreicht ist, kommt ne Neue drauf und die Alte in die Tonne. Jede 3. Kette muss ich das 16er und 17er Ritzel tauschen und irgendwann ist die Kassette auch fällig. Aber macht Spaß, hier gegen das Halbwissen zu argumentieren, die regen sich so schön auf hier ;-)

Interessant ist auch, dass es immer, wenn die Argumente ausgehen, persönlich wird.
 
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...Dabei gings mir doch gar nicht um die ART der Wichse! Ich wollte wissen WIE "(Technik") ihr die Wichse (Öl, Fett, Graphit, Goldstaub) auf die Kette bringt?
Trotzdem riesen Erkenntnisgewinn. DANKE

So und jetzt weiter...
 
Okay, nicht nachschmieren, geht ja nicht, da die Erstschmierung ja nicht aus der Kette kann, wie wir gerade gelernt haben...

Bin unterwegs...
 
Ich fahre drei Ketten im Wechsel. Diese wasche ich je nach Verschmutzung aus und lege sie dann in ein Gemisch aus Sägeketten- und Motoröl welches ich in einem alten Kochtopf erwärme.
Das warme Öl läuft anschließend außen schön ab und ich muß kaum wischen.
Die Ketten halten eine gefühlte Ewigkeit.
 
Dann mal der Reihe nach:
Fliehkräfte: Die Kette beschreibt eine Kreisbahn um die Ritzel und um die Kettenräder, dabei treten Fliehkräfte auf, die sowohl die Kette als auch Alles was an der Kette dran hängt (Öl, Dreck) von der Kreisbahn in eine tangentiale Bewegung bringen wollen. Die Fliehkraft wirkt radial nach aussen. Die Fliehkraft wirkt auch auf das Öl, das sich im Inneren der Kette befindet und da es flüssig ist, folgt es der Fliehkraft bei jeder Runde um die Ritzel.
Ohne Abschätzung des Zahlenwertes bringt einen diese natürlich grundsätzlich richtige Darstellung zu den Fliehkräften nicht weiter. Bei 90er Trittfrequenz auf dem großen Blatt bewegt sich die Kette mit ziemlich genau mit 1m/s (90/(60s)*52Zähne*(2.54/2)cm/Zahn=0.9906m/s). Für das große Blatt (Umfang = 66cm, r = 10.5cm) bedeutet das mit a = omega^2*r = v^2/r, dass wir eine Kreisbeschleunigung von 9.3m/s^2 haben, also in etwa noch einmal die Erdbeschleunigung. Beim 11er Ritzel hinten (Umfang = 14cm, r= 2.2cm) beträgt die Beschleunigung 44m/s^2, also etwa das 4.5-fache der Erdbeschleunigung. Natürlich werden dadurch überschüssige Öltropfen, die nicht durch die normale Schwerkraft heruntertropfen, weggeschleudert. Dass das aber nicht zum vollständigen Entfetten der Kette reicht -- nicht an der äußeren Oberfläche und erst recht nicht in den Ritzen, in denen die Kapilarkräfte das Öl festhalten -- brauchen wir wohl nicht zu diskutieren. Das was wegfliegt, ist vornehmlich das überschüssige Öl, das auf der Innenseite der Laschen gelandet ist und dementsprechend nicht mit einem Lappen entfernt werden konnte.
Dass das Öl unter dem Druck (Kraft pro Fläche, hier sind die Kräfte nicht so hoch, aber die Fläche klein) 'mechanisch gecrackt' und im Molekularen Bereich in seine Bestandteile zerlegt wird, habe ich mir nicht ausgedacht. --> Vorlesung Maschinenelemente RWTH
Der Druck alleine macht dem Öl überhaupt nichts aus. Öl altert mechanisch vor allem durch Scherbelastung. Diese kann sich durchaus als Folge des Drucks bzw. als Folge von Druckdifferenzen ergeben, wenn aufgrund von plötzlich auftretenden Druckdifferenzen das Öl mit einer entsprechenden Scherbelastung durch einen Spalt schließt. Die Schwerbelastung bewirkt, dass vor allem längere Moleküle auseinandergerissen werden. Das sind aber im wesentlichen Additive, die bei höheren Öltemperaturen für eine Viskositätserhöhung sorgen ("Mehrbereichsöl"), und weniger das eigentliche Öl. Und es entsteht dabei auch kein Ruß, sondern einfach kürzere Moleküle (die immer noch recht lang sind).

Ernsthaft: Erwartest Du diese Belastung bei einer Fahrradkette? Z.B. im Vergleich zu einem Motorenöl, dass zwischen Zylinder und Kolben geschert wird? Oder im Vergleich zu einem PKW-Getriebe, bei dem sich das Öl zwischen Zahnradflanken bewegt, die von Motoren mit 400Nm angetrieben werden.

Man braucht sich nur mal eine gekapselte Kette, z.B. bei einem Hollandrad oder mit einem Hebie Chainglider anschauen. Die bleiben unglaublich lange sauber. Irgendwann wird das Fett/Öl natürlich auch dunkel, das liegt dann aber an dem Metallabrieb.
 
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Ernsthaft: Erwartest Du diese Belastung bei einer Fahrradkette? Z.B. im Vergleich zu einem Motorenöl, dass zwischen Zylinder und Kolbe geschert wird? Oder im Vergleich zu einem PKW-Getriebe, bei dem sich das Öl zwischen Zahnradflanken bewegt, die von Motoren mit 400Nm angetrieben werden.

Man braucht sich nur mal eine gekapselte Kette, z.B. bei einem Hollandrad oder mit einem Hebie Chainglider anschauen. Die bleiben unglaublich lange sauber. Irgendwann wird das Fett/Öl natürlich auch dunkel, das liegt dann aber an dem Metallabrieb.

Die gestanzten Gleitflächen, die eine Oberfläche ähnlich einer Kraterlandschaft haben, in einer Rennradkette möchte ich jetzt nicht mit den gehonten Oberflächen eines Zylinders oder den geschliffenen Zahnflanken eines Getriebes vergleichen. Dort gibt es definierte Rauhtiefen. Ausserdem wird dort eine, im Vergleich zur Rennradkette, irrsinnige Menge Öl in die Lager und auf die Gleitflächen gepresst. Die Oberflächen werden dort absolut sicher durch den Schmierfilm voneinander getrennt. Wenn nicht, gibt es sofort kapitale Schäden.

Auf den ersten Kilometern werden die Gleitflächen zwar etwas geglättet, aber richtig angenehm wird das für die Schmierung dann immer noch nicht. Es wird im günstigsten Fall eine Mischreibung, eine Trennung der Flächen durch das Öl kann man nicht erreichen, dafür müsste das Öl mit Druck vor die Schmierstelle gespritzt werden, die Relativbewegung müsste das Öl in die Lagerstelle fördern, so dass ein Schmierkeil entsteht. Dafür ist die Bewegung aber viel zu langsam, die Fläche viel zu klein, nicht genug Öl, Spalte viel zu groß usw...

Bei einer Rennradkette hat man auch noch den Einfluss des Schräglaufs, so dass die Gleitflächen nochmals reduziert werden. Eine Hollandradkette hat doch dagegen einen paradiesischen Lebensraum, läuft schön gerade, wenig Dreck und Wasser, geringe Kräfte. Erholung pur ;-)

Es ist erstaunlich, dass eine Rennradkette überhaupt so lange hält.
 
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Ernsthaft: Erwartest Du diese Belastung bei einer Fahrradkette? Z.B. im Vergleich zu einem Motorenöl, dass zwischen Zylinder und Kolben geschert wird? Oder im Vergleich zu einem PKW-Getriebe, bei dem sich das Öl zwischen Zahnradflanken bewegt, die von Motoren mit 400Nm angetrieben werden.
Die gestanzten Gleitflächen, die eine Oberfläche ähnlich einer Kraterlandschaft haben, in einer Rennradkette möchte ich jetzt nicht mit den gehonten Oberflächen eines Zylinders oder den geschliffenen Zahnflanken eines Getriebes vergleichen. Dort gibt es definierte Rauhtiefen. Ausserdem wird dort eine, im Vergleich zur Rennradkette, irrsinnige Menge Öl in die Lager und auf die Gleitflächen gepresst. Die Oberflächen werden dort absolut sicher durch den Schmierfilm voneinander getrennt. Wenn nicht, gibt es sofort kapitale Schäden.
[...]
Dass eine Kette ein durchaus stark belastetes Bauteil ist, ist klar, hatte ich auch schon geschrieben. Ich nehme Deine Antwort mal als "Ja" als auf meine Frage, ob Du die Belastung des Schmierstoffs bei einer Fahradkette als höher einstufst als beim Auto zwischen Kolben und Zylinder bzw. im Getriebe. Naja, jedem seine Meinung...

Noch eine nicht ganz unwichtige Klarstellung zur Klassifizierung des Motoröls (da war ich auch mit den beiden Zahlen durcheinander gekommen): Ein Öl SAE0W40 hat bei der Normtemperatur 100°C nicht eine Viskositätsklasse von SAE0, sondern von SAE40. Der Teil "0W" drückt aus, bis zu welcher tiefen Temperatur das Öl noch pumpfähig ist. SAE0W40 ist ein Öl, das bis -40°C noch pumpfähig ist. Das klassische 15W40 ist nur bis -25°C pumpfähig. Mit dem SAE0W40 liegt @Km-Fresser also recht gut in der von Wippermann in http://www.hohmann-iv.de/docs/Schmiermittel.pdf aufgezeigten Spannbreite zwischen SAE30 und SAE50. Bei 40°C hat das SAE0W40 ziemlich genau die gleiche Viskosität wie ein SAE30.

Festhalten kann man damit folgendes: Ein ganz normales Motoröl, also irgendetwas zwischen SAE0W40 und SAE15W40 entspricht sehr genau dem, was der professionelle Kettenhersteller Wippermann empfiehlt, um Ketten damit per Pinsel einzuschmieren oder zu beträufeln, so dass Sie im industriellen Einsatz möglichst lange halten.
 
also recht gut in der von Wippermann in http://www.hohmann-iv.de/docs/Schmiermittel.pdf aufgezeigten Spannbreite zwischen SAE30 und SAE50.

Dort steht auch, wann man Öl und wann man Fett nimmt:
Wippermann schrieb:
• Öl- oder Fettschmierung
Öle sind für kontinuierliche Nachschmierung üblich. Fette
werden bevorzugt, wenn die Umgebungsluft Staub
enthält.

Genau meine Auswahlkriterien. Öl würde ich fahren bei Kapselung und mit LUBMATIC von Rohloff
Fett bei den Reallife Bedingungen einer Kette am Trainingsrennrad ;)
 
Hi,

ich benutze folgendes Fett:

OKS451.PNG


dringt durch Lösemittel schnell in Spalten ein.
Stabiler Schmierfilm und sammelt wenig Dreck.

Ich finde meistens in der Industrie die besten und preiswertesten Lösungen.

LG
Martin
 
Dass eine Kette ein durchaus stark belastetes Bauteil ist, ist klar, hatte ich auch schon geschrieben. Ich nehme Deine Antwort mal als "Ja" als auf meine Frage, ob Du die Belastung des Schmierstoffs bei einer Fahradkette als höher einstufst als beim Auto zwischen Kolben und Zylinder bzw. im Getriebe. Naja, jedem seine Meinung...

Noch eine nicht ganz unwichtige Klarstellung zur Klassifizierung des Motoröls (da war ich auch mit den beiden Zahlen durcheinander gekommen): Ein Öl SAE0W40 hat bei der Normtemperatur 100°C nicht eine Viskositätsklasse von SAE0, sondern von SAE40. Der Teil "0W" drückt aus, bis zu welcher tiefen Temperatur das Öl noch pumpfähig ist. SAE0W40 ist ein Öl, das bis -40°C noch pumpfähig ist. Das klassische 15W40 ist nur bis -25°C pumpfähig. Mit dem SAE0W40 liegt @Km-Fresser also recht gut in der von Wippermann in http://www.hohmann-iv.de/docs/Schmiermittel.pdf aufgezeigten Spannbreite zwischen SAE30 und SAE50. Bei 40°C hat das SAE0W40 ziemlich genau die gleiche Viskosität wie ein SAE30.

Festhalten kann man damit folgendes: Ein ganz normales Motoröl, also irgendetwas zwischen SAE0W40 und SAE15W40 entspricht sehr genau dem, was der professionelle Kettenhersteller Wippermann empfiehlt, um Ketten damit per Pinsel einzuschmieren oder zu beträufeln, so dass Sie im industriellen Einsatz möglichst lange halten.
...ich bin ergriffen welche Mühe du dir damit machst ....!!!:daumen::daumen::daumen:
 
Mit Lappen abreiben - billiges Maschinenöl (0,5 L = 2 €) drauf und gut ist.
Meine Campa Ketten halten ca. 7000 -8000 km. Und ich fahre im Regen, mal kurz ungeteert auch kein Problem....

Kassette hält genau so lange. Tausche ich immer beides zusammen aus.
 
Kassette hält genau so lange. Tausche ich immer beides zusammen aus.

Und da haben wir schon ein Problem entdeckt. 8.000km sind nicht 8.000km. Bei mir hält die Shimano-Kette so lange und Kassetten habe ich noch nicht eine gewechselt. Der Kassettenverschleiß geht gegen Null. Das heißt, ich wechsele die Kette wirklich lange, bevor den Ritzeln etwas passiert und die MoS2-Fettung muss wohl auch den Ritzelverschleiß senken ;)
 
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