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Wie (Technik) wichst ihr eure Kette?

Da gibt es sicherlich nicht nur einen hier im Forum. Meine Frage wäre jetzt an welcher Stelle das Öl gerade bei Ketten ab 9f. herausgeschleudert wird.
Die Kette zu fetten hält sicherlich länger, aber wenn am ab und zu mal grob nachölt wird das wohl wenig bringen. Von daher ist das Ölbad von @Km-Fresser sicherlich prinzipiell sinnvoller als Fetten, wenn auch etwas übertrieben wie ich finde.

Und die Sheldon-Brown Methode ist was für Autisten.;)

Gruß,

Das Öl wird bei jeder Querbeschleunigung, also an Schaltwerk und Ritzeln weggeschleudert.

Im Auslieferungszustand ist die Kette mit Fett geschmiert. Dieser Zustand (Fettschmierung, das im Fett gebundene Schmieröl wird gleichmäßig abgegeben und zwar an den Stellen, wo es gebraucht wird) sollte so lange wie möglich gehalten werden. Da das Öl sich aus dem Fett langsam nach draußen kämpft, wird auch ein großer Teil des Drecks (das Schwarze ist übrigens zu einem großen Teil 'verbranntes' Öl. Das ist kein Spaß, was da an Spannungen auf den Oberflächen der Lagerkragen aufgebaut wird) aus der Kette heraus gefördert. Wenn jetzt von außen mit Öl nachgeschmiert wird, spült man sich den Dreck da hin, wo er nicht hin soll. Einmal in den Gelenken drin, kriegt man den Dreck dann auch mit dem Ultraschallbad nicht mehr vollständig raus, jedenfalls nicht in einem Durchgang.

Das Motorenöl (0W- oder 5W irgendwas) ist viel zu dünn, als dass es die Drücke in den Lagern übersteht, das ist für einen völlig anderen Einsatz entwickelt worden. Hydrodynamische Gleitlager an Kurbelwelle und Pleuel, Gleitflächen mit geringer Kraft an Kolben usw.
 
Und täglich grüßt das Murmeltier...

Mit der Ultraschallkur im Ölbad schafft man es auf jeden Fall, das Fett vollständig aus der Kette zu waschen. Die nur-Öl-Schmierung ist innerhalb von Minuten vollständig weggeschleudert und die Kette läuft an den entscheidenden Stellen trocken. Damit ein wenig Schmierung in der Kette bleibt, muss Fett zwischen Rolle und Kragen. Das kriegt man aber durch bloßes draufschmieren nicht da hin. Wenn man die Kette in Fett 'kocht', oder in mit Benzin verflüssigtem Fett badet, klappt das. Aber mal ehrlich, lohnt das?

Jader

Genauso ist es. Früher: viel geölt (gut haftendes 120er Hypoidöl), viel geputzt, Ergebnis: max. 4.000km. Heute: Fett in Benzin gelöst, mit Ölkanne auf Kette, Kette wird nie geputzt, Ergebnis: 8.000km. Hab jetzt viel weniger Stress. Putzen bringt nichts, der Dreck kennt nur einen Weg: von außen nach innen und niemals zurück. Die äußere Sauberkeit ist nur Kosmetik, innen lauert der Kettentod. Ölen bringt nichts, kein tragfähiger Schmierfilm zwischen Lagerkragen und Nietbolzen.
 
Das Öl wird bei jeder Querbeschleunigung, also an Schaltwerk und Ritzeln weggeschleudert.

Soweit ist mir das schon klar, jedoch frage ich mich an welcher Stelle eine dermaßen hohe Querbeschleunigung Auftritt:confused:
Ich dachte immer das Oxidierte tritt erst durch einen vorhandenen Ölfilm aus, bzw. hat erst durch diesen eine Chance dazu. Außerdem sind die Pressungen in den Lagern m.E.n nicht so extrem hoch, dass es Öl allein durch das Treten herausdrückt.(gut, nachgerechnet habe ich das auch noch nicht.) Klar wenn ich mit einer Gliederzahl von "3" rechne dann garantiert, dann macht meinem Fahrvergnügen aber der Polygoneffekt rasch ein Ende. bei einer Höheren Gliederzahl kommt mir selbst jedenfallst das Fett nur zum einlagern sinnvoll vor.

Gruß,
 
Zieh mal die Bremse fest und gib mal Spannung auf den Kettentrieb. Du kannst ab Zahn 4 oder 5 die Kette vom Ritzel abheben, nur die letzten Zähne nehmen überhaupt Kraft auf.

Edit: vor Allem bei kleinen Gängen mit 3-fach oder Compact auf ein mittleres Ritzel ist die Spannung auf der Kette extrem hoch.
 
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Zieh mal die Bremse fest und gib mal Spannung auf den Kettentrieb. Du kannst ab Zahn 4 oder 5 die Kette vom Ritzel abheben, nur die letzten Zähne nehmen überhaupt Kraft auf.

Ja. Das ist aber ein Phänomen welches nur für das Ritzel relevant ist, für die Berechnung der Flächenpressung sind aber alle Glieder zwischen Kasette und Kurbel relevant, bei einer 100 Gliedrigen Kette dürften das so um die 30 sein.

Gruß,
 
Äh, nein.

Zugspannung hast Du im Lasttrum der Kette zwischen Ritzel und Kettenblatt. Da wird die Kraft über Aussenlasche - Niet - Innenlasche - Niet durchgeleitet, da reibt nix und die Fläche ist auch groß, gegenüber der Kontaktfläche Röllchen - Lagerkragen.

Edit: und die Spannung wird auch nicht kleiner, wenn da mehr Glieder beteiligt sind. Die Glieder sind in Reihe, nicht parallel!

Verschleiß gibt es an den Stellen, wo die Kraft aus der Kette ins Ritzel geleitet wird, da reibt das Röllchen am Lagerkragen und die Kraft wird halt nur an 3 Zähnen vorne und hinten übertragen, mit der höchsten Last am letzten Zahn.
 
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Edit: und die Spannung wird auch nicht kleiner, wenn da mehr Glieder beteiligt sind. Die Glieder sind in Reihe, nicht parallel!

Verschleiß gibt es an den Stellen, wo die Kraft aus der Kette ins Ritzel geleitet wird, da reibt das Röllchen am Lagerkragen und die Kraft wird halt nur an 3 Zähnen vorne und hinten übertragen, mit der höchsten Last am letzten Zahn.

Soweit klar. nach meiner Definition jedoch sitzen die Röllchen immer fest auf der Kette, und nicht locker wie es bei deiner Definition der Fall ist. Nach deiner definiton müsste, so wie ich das verstehe die Flächenpressung beim Überlaufen des Ritzels erst einmal kleiner werden, somit auch die auftretende Kraft.

Und wenn wie du sagst die Glieder in Reihe geschalten sind, gibt es keine "größte Kraft" auf einzelnen Gliedern. Statik und Dynamik sind nicht das Gleiche!

Gruß,
 
Wir reden aneinander vorbei.
Die Röllchen sind lose, die drehen sich auf den Lagerkragen der Innenlaschen der Kette.
Die Spannung ist im Lasttrum der Kette gleich, wird aber jeweils über drei Zähne an Kettenblatt und Ritzel abgeleitet. Den höchsten Druck auf die Lagerkragen gibt es am jeweils letzten Zahn, der im Eingriff ist, ca 70% der Spannung wird dort abgeleitet. Dahinter ist die Kette nahezu spannungsfrei, es wird keine Kraft mehr aus der Kette ins Zahnrad geleitet.
 
Tja, das ist wirklich ein klasse Thema, sonst wären nicht in so kurzer Zeit so viele Beiträge zusammengekommen. Eine schöne Einleitung zu dem Thema, der kaum etwas hinzuzufügen ist, findet man bei Wikipedalia (http://wikipedalia.com/index.php?title=Kettenpflege):
Kettenpflege ist eine der kontroversesten Aspekte im Fahrradumfeld. Die Lebensdauer der Kette ist geprägt vom Fahrstil, Gangwahl, Fahrten bei Schnee oder Regen, Bodentypen der befahrenen Gegenden, dem Typ der Schmierung, Schmiertechniken und der Größe der eingesetzten Kettenblätter und Ritzel. Da so viele Variablen mit einbezogen werden müssen, gibt es keine lebensechten kontrollierten Experimente. Daher basieren alle Ratschläge zur Kettenpflege auf anekdotischen "Beweisen" und "Erfahrungen". Experten widersprechen dieser Meinung zum Teil aufs heftigste. Das ganze Thema nimmt fast "religiöse" Formen in der Gemeinschaft der Fahrradfahrer an. Zwischen den unterschiedlichen schismatischen Kulten wurden und werden immer wieder schmähende Beschimpfungen ausgetauscht.

Wichtig erscheint mir der von mir rot hervorgehobene Satz. Auf diesen Zusammenhang weise ich immer ganz gerne hin, wenn zu irgendwelchen physikalischen Zusammenhängen aufgrund eigener (manchmal nur vermeintlicher) Beobachtungen Regeln aufgestellt werden, ohne zu erkennen, dass sie sich nicht verallgemeinern lassen. Ohne eine vernünftige Versuchsreihe unter reproduzierbaren Bedingungen kann bei so komplexen Zusammenhängen wie beim Radfahren selten irgendwelche Regeln ableiten.

Da in diesem Thread ja auch schon wieder einige unumstößliche Wahrheiten z.B. zum Thema Öl vs. Fett aufgestellt wurden, mache ich folgenden Vorschlag: Lasst uns doch einfach mal in ein nicht durchs Hobby, sondern durch Professionalität geprägtes Umfeld schauen. Ketten werden auch im industriellen Umfeld eingesetzt und da geht es etwas weniger emotional vor sich. Dort zählen am Ende die Kosten und man wird sich für den Ansatz entscheiden, bei dem die geringsten Instandhaltungskosten herauskommen. Nach folgender Darstellung der Fa. Wippermann für Industrieketten
http://www.hohmann-iv.de/docs/Schmiermittel.pdf
ist die optimale Schmierung für Ketten die Ölschmierung. Fahre ich mit 90er Trittfrequenz, so läuft die Kette mit ungefähr 1m/s und ich komme mit einer "leichten Tropfschmierung" alle 8 Stunden aus (Diagramm rechts auf Seite 92). Und wenn man es nicht alle 8 Stunden macht, geht die Welt auch nicht unter. Wie das Öl bei den Umlaufgeschwindigkeiten der Kette durch die Fliehkräfte aus dem Inneren der Kette herausgerissen werden soll (die Vorstellung wurde hier im Thread eingebracht), ist mir schleierhaft. Die Untersuchungen von Wippermann belegen, dass diese Gefahr nicht besteht.

Fett geht natürlich auch, ist nur wenig schlechter, ist aber hinsichtlich der Schmierwirkung nicht ganz so optimal (Tabelle unten auf Seite 93). Dass die Ketten für den Auslieferungszustand mit Fett behandelt werden, liegt sicher zum einen daran, dass es natürlich länger an der Kette haften bleibt und man längere Zeit Ruhe hat. Zum anderen gibt es aber sicher auch den ganz praktischen Grund, dass eine geölte Kette im Vertrieb eine ganz schöne Sauerei sein kann, wenn die Kette zum Verpacken eingeschweißt wird, die Plastiktüte aber einen Riß bekommt.

Dass sowohl Öl- als auch Fettschmierung funktionieren, ist der Grund dafür, warum hier im Forum sowohl das eine als auch das andere mit großer Leidenschaft vertreten wird: Das eigene Baby gefällt immer am besten...

Dass das Fett oder Öl sich schwarz färbt, weil es aufgrund der Flächenpressung "verbrennt" bzw verkokt halte ich persönlich für absolut nicht realistisch. Da gibt es über den Metallabrieb und den Dreck und Staub von außen genug andere Gründe, schwarz zu werden. Da kann sich innerhalb so kurzer Zeit bei einer auf Umgebungstemperatur befindlicher Kette keine so hohe Temperaturspitze ergeben. Auch wenn ich die Flächenpressung in der Fahradkette nicht kleinreden will: In einer Motoradkette wird sie (trotz der größeren Dimension der Motoradkette) deutlich größer sein.

Ich selbst bin kein Sauberkeitsfetischist, kann aber dem Ansatz von @Km-Fresser durchaus etwas abgewinnen. Auf die Idee, die Nietstifte häufig raus und wieder rein zu drücken, würde ich zwar nicht kommen (das halte ich für gar keine gute Idee!!), aber wenn man so ein Ultraschallgerät hat, warum nicht die Kette mit Missing-Link ausstatten, einfach dort reinlegen, das überschüssige Öl abreiben und danach eine optimal gesäuberte und geschmierte Kette haben? Vom Zeitaufwand wird das kaum mehr sein, als die Kette zunächst mit einem Lappen vom Schmutz zu befreien und danach wieder zu schmieren (Zeitspanne im Ultraschallbad natürlich nicht mitgerechnet).

Wie wichtig eine vernünftig geschmierte Kette ist, zeigt das Wirkungsgraddiagramm in der Veröffentlichung von Wippermann unten links auf Seite 92: Da kann man schon einiges an Leistung zwischen Kurbel und Hinterrad liegen lassen, was eigentlich auf die Straße gehört! Für 2% bis 3% mehr Leistung muss man an anderen Stellen des Fahrrades deutlich mehr Aufwand bzw. Geld investieren...
 
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@jader Gut, dann habe ich Statisch gedacht und du Dynamisch, das erklärt das Problem -> gelöst;)

Wie das Öl bei den Umlaufgeschwindigkeiten der Kette durch die Fliehkräfte aus dem Inneren der Kette herausgerissen werden soll (die Vorstellung wurde hier im Thread eingebracht), ist mir schleierhaft.
+1
Dass das Fett oder Öl sich schwarz färbt, weil es aufgrund der Flächenpressung "verbrennt" bzw verkokt halte ich persönlich für absolut nicht realistisch. Da gibt es über den Metallabrieb und den Dreck und Staub von außen genug andere Gründe, schwarz zu werden. Da kann sich innerhalb so kurzer Zeit bei einer auf Umgebungstemperatur befindlicher Kette keine so hohe Temperaturspitze ergeben. Auch wenn ich die Flächenpressung in der Fahradkette nicht kleinreden will: In einer Motoradkette wird sie (trotz der größeren Dimension der Motoradkette) deutlich größer sein.
ebenfalls +1
Gruß,
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass sowohl Öl- als auch Fettschmierung funktionieren, ist der Grund dafür, warum hier im Forum sowohl das eine als auch das andere mit großer Leidenschaft vertreten wird: Das eigene Baby gefällt immer am besten...

Wenn man beides ausgiebig getestet hat und Öl einfach nur auf der ganzen Linie versagt hat, steht der Sieger fest: Fett :D

Das Problem am Fahrrad ist einfach die fehlende Kapselung und die permanente Nachölung mittels Frischölschmierung.
 
Thema wegschleudern des Öls: Nimm eine neue Kette, setz dein Rad auf die Rolle und häng ein Blatt Papier hinter die Kassette. Dicker Gang und los.
Jetzt nimmst Du eine nachgeölte Kette (gründlich trocken wischen!) und machst das Gleiche... Na, wo sind die Ölspritzer denn her, die ja gar nicht da sein sollen?

Das eingangs erwähnte Motorenöl 0W 40 ist völlig ungeeignet für Handschmierung, in der Tabelle von Wippermann sind ISO-VG Öle aufgeführt, das sind Einbereichsöle!
Das 0W 40 Motorenöl ist bei Kälte so dünn wie ein 0W Einbereichsöl und bei 120°C so wie ein 40W.
 
Jetzt nimmst Du eine nachgeölte Kette (gründlich trocken wischen!) und machst das Gleiche... Na, wo sind die Ölspritzer denn her, die ja gar nicht da sein sollen?

...von der immernoch ölversifften Kasette. Manchmal denkt man einfach zu Komplex;).

Das eingangs erwähnte Motorenöl 0W 40 ist völlig ungeeignet für Handschmierung, in der Tabelle von Wippermann sind ISO-VG Öle aufgeführt, das sind Einbereichsöle!
Das 0W 40 Motorenöl ist bei Kälte so dünn wie ein 0W Einbereichsöl und bei 120°C so wie ein 40W.

+1 mit immernoch Ablehnung der Fettschmierung:D

Gruß,
 
double-facepalm.jpg
 
Thema wegschleudern des Öls: Nimm eine neue Kette, setz dein Rad auf die Rolle und häng ein Blatt Papier hinter die Kassette. Dicker Gang und los.
Jetzt nimmst Du eine nachgeölte Kette (gründlich trocken wischen!) und machst das Gleiche... Na, wo sind die Ölspritzer denn her, die ja gar nicht da sein sollen?
Wie das Öl bei den Umlaufgeschwindigkeiten der Kette durch die Fliehkräfte aus dem Inneren der Kette herausgerissen werden soll (die Vorstellung wurde hier im Thread eingebracht), ist mir schleierhaft.
@jader Nicht aus dem Inneren der Kette. Dass man mit Spritzern des überschüssigen Öls leben muss, ist unstrittig und ein Nachteil des Ölens. Mein Rad ist schwarz. Wäre es weiß, würde es mich vielleicht stören.

Das eingangs erwähnte Motorenöl 0W 40 ist völlig ungeeignet für Handschmierung, in der Tabelle von Wippermann sind ISO-VG Öle aufgeführt, das sind Einbereichsöle!
Das 0W 40 Motorenöl ist bei Kälte so dünn wie ein 0W Einbereichsöl und bei 120°C so wie ein 40W.
0W40 ist sicher ein bißchen sehr dünn, da sollte man dickeres nehmen, da hast Du recht. Damit wird es dann auch preiswerter :)
 
Aus welchem Grund sollte denn an der Kette, die auf dem Ritzel aufliegt, eine andere Fliehkraft wirken, als am Ritzel selbst? Das Innere der Kette ist doch nicht frei von Fliehkraft, die ganze Kette beschreibt eine Kreisbahn und das Öl folgt dem Kraftvektor. Was soll das Öl denn in der Kette halten?
 
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