Hast du schonmal überlegt, die nächsten Wochen auf kurze Radeinheiten zugunsten von Athletiktraining zu verzichten? Vielleicht bin ich ja ein schlechtes Beispiel, aber ich mach das jetzt grad mal 2 Wochen so, und hab bei der Ausfahrt gestern schon gestaunt, welche Auswirkungen das hat.
Viele Leute denken immer noch, Krafttraining wäre im Radsport nicht angebracht, macht schwere, unnütze Muskeln, die man den Berg rauftransportieren muss, aber das ist Quatsch, wenn man es richtig macht. Wenn man statt auf grossen Volumen- auf Kraftzuwachs trainiert, tritt eine wesentliche Leistungsverbesserung durch die Kräftigung der Rumpf- und Skelettmuskulatur ein, die daraus entsteht, das der Sportler in der Lage ist, die Kraft wesentlich besser in die Kurbel hineinzubekommen.
Angesagt ist das Training von Kontraktionsketten, nicht das Aufpumpen isolierter Muskeln. Also sind es "die grossen Drei": (Front)Kniebeugen, Kreuzheben, Bankdrücken. Alle drei sind, richtig ausgeführt, Superübungen, die universelle, funktionale Kraft in Kontraktionsketten ergeben. Wer nicht ins Studio will/kann, kann das auch zuhause erledigen, die ersten beiden z.B. mit Kurzhanteln, Gewicht auf der Brust (o.ä.) und (
korrekte) Liegestütze, dazu noch Situps oder Crunches. Für den Oberkörper wären zum Ausgleich auch noch Zugübungen angebracht, sprich Klimmzüge. Zuhause ist dann eher HIT (High Intensity Training) oder Tabata als Trainingsmethode angesagt, sprich Körpergewicht oder wenig Zusatzgewicht, aber dafür in einem hohen Intensitätsbereich. Tabata ist quasi die Königsklasse, nur sieben 20s Intervalle mit 10s Pause dazwischen, dafür jedesmal soviele Wiederholungen, wie du schaffst. Tabata ist auch ein prima Fettverbrennungsprogramm um den Winter und Weihnachten gewichtsmäßig zu überstehen.
Die Kniebeugen kann man super auch als
bulgarian split squats ausführen, das ist eine ausgesprochene Radfahrerübung. Vor allem bringt es mehr als Beinpresse, weil der für den Spannungsbogen wichtige untere Rücken mit trainiert wird, während bei der Beinpresse das Gesäß fixiert ist.
Wenn du also, nachdem du einmal die alte, traditionelle Trainingslehre ausprobiert hast, offen für etwas Neues bist, und deine Radfahreinheiten auf ein völlig neues Fundament stellen willst, probier das ruhig mal für ein paar Wochen aus. Jemand mit Kraftsporterfahrung weiß, das man manchmal etwas ganz anderes trainieren muss, um in einer bestimmten Übung weiterzukommen, z.B. gezielt den Latissimus fürs Bankdrücken, obwohl der da nur stabilisierend wirkt, aber alleine dabei nicht genügend mitrainiert wird und ein Weiterkommen verhindert. So ist es meiner Ansicht auch im Radfahren. Wer ausschließlich Rad fährt, vernachlässigt wichtige Grundlagen in der Skelett- und Rumpfmuskulatur und hat keinen Ausgleich und die muskulären Dysbalancen sind eigentlich schon vorprogrammiert.
Man braucht je nach Stand 6-12 Wochen für eine radsportlichen Aufbau, also könntest du noch einige Zeit so trainieren, ohne Radeinheiten zu vermissen.
Uff, ist ein langer Beitrag geworden, aber das
Buch, dass ich dazu gelesen habe erreicht er noch nicht. Super interessante Lektüre übrigens, da dort wirklich mal alte Zöpfe abgeschnitten werden und aktuelle Sportwissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt werden.