Extra für dich rausgesucht

(quelle nachbarforum)
Der Thread ist hoffnungslos versaut, daher ist es aus meiner Sicht auch unkritisch, wenn hier Themen diskutiert werden, die komplett am Threadtitel vorbei gehen.
Ich hab mir mal die Mühe gemacht, die von
juz71 hier herein kopierten Argumente, die auf den ersten Blick eine erdrückende Fülle von Vorteilen für die neumodischen 29-er ausweisen, näher zu betrachten.
Zunächst einmal möchte ich mich mit der Eingangsbetrachtung einverstanden erklären. Das könnte ich so unterschreiben.
Die Vor- und Nachteile von 29ern und 26ern wirken sich unterschiedlich stark aus durch folgnde Einflussgrößen:
1. Einsatzzweck (Race, Tour, Downhill usw.).
2. Typische gefahrende Strecken (Waldwege, Feldwege, Steigungen, extremes Gelände, Singletrails).
3. Fahrergröße und Gewicht.
4. Persönliche Bewertung von Radkomponenten (Geometrie und Radgröße vs. Qualität und Gewicht der Ausstattung).
Dies sollte bei der Bewertung der Vor- und Nachteile berücksichtigt werden.
Jetzt kommen wir zu den einzeln vorgebrachten Argumenten für jede der beiden Radgrößen.
Vorteile von 29ern
1. Besseres Abrollverhalten durch
a) geringeren Angreifwinkel von Bodenunebenheiten und
b) geringere Verformung der Radmäntel.
Damit in fast allen Fahrsituationen höhere Geschwindigkeit.
2. Höhere Flexibilität der Laufräder und damit besserer Komfort.
3. Durch besseres Rollverhalten über Hindernisse und höhere Flexibilität der Räder geringere Federungen notwendig.
4. Größter Gang größer durch größere Räder bei ansonsten identischen Ritzeln und damit höhere Endgeschwindigkeit.
5. Bessere Traktion durch größere Auflagefläche des Reifenprofils auf dem Boden, damit auch schnellere Kurvenfahrten.
6. Stabileres Kippverhalten durch gyroskopischen Effekt der größeren Räder und niedrigerem Schwerpunkt über der Radachse.
7. Geringere Überschlagsgefahr durch größere Räder (s.o.) und längere Masse nach vorne und hinten (Kettenstrebe, Oberrohr), denn ansonsten passen 29er Räder nicht in den Rahmen.
8. Geringere Abnutzung von Lagern und Reifen (je ca. 10%).
9. Optisch ansprechenderes Design von großen Radgrößen, d.h. für größere Fahrer.
Zu 1a: Der günstigere Angreifwinkel wirkt nur an Stufen und Fahrbahnwellen, deren Radius kleiner ist als der Radradius. Auf feingeschotterten Wegen, hat der günstigere Angreifwinkel keine Auswirkungen
Zu 1b: Das gilt nur für identischen Luftdruck. Es unterscheidet sich die Form der Aufstandsellipse, nicht die Fläche. Je nach Reifenkonstruktion könnte dennoch ein kleiner Rollwiderstandsvorteil erreicht werden.
Ob das zu einer höheren Geschwindigkeit führt, ist unbewiesen, kann aber möglich sein. Für 1a und 1b zusammen würde ich dennoch einen Vorteilspunkt geben.
Zu 2: Die bauart- und dimensionsbedingt geringere Stabilität von größeren Rädern als Komfortmerkmal umzudeuten nenn ich einfach mal
dreist. Zumal eine mit einem
Reifen > 2“, < 3 Bar bereifte Felge ganz sicher keinen Anteil mehr am Komfort besitzt. Kein Punkt!
Zu 3: Auch wenn ich das Unsinnsargument der Radflexibilität herausnehme, bleiben die besseren Rolleigenschaften über Hindernisse. Ich würde einen Punkt geben, wenn der nicht schon in 1a für diese Eigenschaft gegeben worden wäre. Kein Punkt!
Zu 4: Bei identischen Getrieben und verschieden großen Rädern ergeben sich Differenzen in der Entfaltung. Das ist ein einfaches Rechenergebnis. Vor- oder Nachteile ergeben sich daraus nur durch die individuelle Betrachtung des Fahrers und können durch Getriebeanpassung in jede Richtung verändert werden. Kein Punkt!
Zu 5: Die Traktion eines Reifens ergibt sich durch Auflagefläche mal Flächenpressung (Auflastendes Gewicht). In 1b haben wir schon festgestellt, dass Aufstandsflächen und Flächenpressungen sich nur nach der Form, nicht aber nach der Größe unterscheiden. Ob die länglichere Form der Aufstandsfläche Vor- oder Nachteile bezüglich der Traktion bietet, ist nicht nachgewiesen. Kein Punkt!
Zu 6: Ich kann den Gegenbeweis nicht antreten, 1 Punkt!
Zu 7: Die hier angeführte geringere Überschlagsgefahr könnte genauso gut erreicht werden, wenn 26“ Räder in einen unhandlich langen Rahmen eingebaut würden. Diese Eigenschaft ist der Rahmengeometrie geschuldet, nicht den Rädern. Kein Punkt!
Zu 8: Der geringeren Abnutzung von
Reifen steht ein höherer Materialeinsatz in exakt gleicher Größe entgegen. Die Lager müssen zwar weniger Umdrehungen/km machen, dem stehen durch die längeren Hebel der größeren Räder aber auch höhere Belastungen entgegen. Kein Punkt!
Zu 9: Dieser Vorteil der größeren Räder kehrt sich bei kleineren Fahrern zu einem Nachteil um. Weil es sich hier um eine Geschmacksfrage handelt un ich nicht auf argumentationsbefreiten Streit aus bin, gebe ich 1 Punkt.
Zusammenfassung: 29“ Räder haben gegenüber 26“ Rädern am MTB 3 Vorteilspunkte.
Vorteile von 26ern
1. Geringeres Gewicht (ca. 300g bis 1000g je nach Ausstattungs- und Rahmenqualität).
2. Höhere Beschleunigung.
3. Besseres Handling und Wendigkeit in extrem engen Passagen.
4. Größere Robustheit der Felgen und höhere Steifigkeit.
5. Lange Federwege für Downhill besser konstruierbar.
6. Bessere Ersatzteilversorgung für die Federung, da 26er weiter verbreitet, sofern Hardtail oder Fully eingesetzt wird. Bei Laufrädern und Reifen können im Notfall klassische 28er Komponenten verwendet werden, alle anderen Komponenten sind identisch.
7. Geringere Kosten bei vergleichbarer Ausstattung durch höhere Verbreitung von 26ern.
Zu 1 – 5: Akzeptiert 5 Punkte!
Zu 6 und 7: Die diesbezüglichen Nachteile der 29-er sollten nicht mehr bestehen. Kein Punkt.
Punkt 8: Durch günstigere Hebelverhältnisse ist die Bremsleistung baugleicher Scheibenbremsen an den kleinen Rädern besser. 1 Punkt
Punkt 9: Optisch und funktionell ansprechenderes Design von kleinen Radgrößen für kleinere Fahrer. Mit größeren Rädern ist es kaum möglich, kleineren Fahrern eine funktionierende Rahmengeometrie zu konstruieren.
Zusammenfassung: 26“ Räder haben gegenüber 29“ Rädern am MTB 7 Vorteilspunkte.
Danach steht es 7 : 3 für die altmodischen 26“ Räder, wobei ein 29“ Punkt sogar nur ein geschenkter Geschmackspunkt ist.
Für mich stellen 29-er eine Marktbereicherung dar, die nur ganz wenigen Fahrern wirklich Vorteile gegenüber 26“ MTB-Rädern bietet.
Ich bitte um enthemmten aber sachgerechten Argumentationsaustausch.