AW: Ultegra 10-fach Kette nach 1.000 KM platt?
Hallo,
Mein Kumpel hat folgendes Problem. Fährt er auf seinem Rennrad vorne auf dem großen Blatt und hinten auf dem kleinen Ritzel hört er ein leicht "surrendes" Geräusch, so als ob die Kette springen wolle. Ich selbst höre das Geräusch nicht, wenn ich neben ihm fahre, aber er hört es. Die Kette läuft aber absolut ruhig und gleichmäßig. Laut seiner Aussage tritt das Geräusch auch nur bei einer bestimmten Trittfrequenz auf. Naja, heute ging er dann zum Fachhändler und der hatte ihm dann folgendes gesagt: Die Kette ist geweitet (ohne Lehre hat er das erkannt) und müsste getauscht werden und ggf auch der Zahnkranz. In meinen Augen liegt das Problem entweder bei meinem Kumpel, weil er "Geister" hört die es nicht gibt, oder an einer einfachen "Einstellungssache" am Umwerfer oder am Schaltwerk, wo er sich aber nicht ran traut. Das die 10-fach Ultegra Kette nach 1.000 KM bei pflegsamer Behandlung schon platt ist, glaube ich nicht. Ich fahre meine auch schon 1.500 KM, ohne irgendwelche Probleme. Was haltet ihr von dem Sachverhalt? Einbildung meines Kumpels, Einstellungssache oder Kette platt.
Eine kette kann durchaus nach 1000 km schon platt sein. An seiner Stelle würde ich vorerst mal folgendes machen: a) Kette reinigen und schmieren b) schauen ob vielleicht Schaltwerk neu eingestellt gehört. Bei meiner 10 fach Kette is es so: wenn ich sie nicht oft genug schmiere, dann wird sie auch laut.
Hat dein Freund eine Schiebelehre oder genauen Zollstab, dann kann er ja mal folgendes nachmessen (ich zitiere aus:
http://arnowelzel.de/sheldonbrown/chains.html):
==
Messen des Kettenverschleiss
[Anm. d. Übers.: Im Original wird hier die Länge von 1 Fuss für 12 Kettenglieder erwähnt - da aber hierzulande metrische Masse üblich sind, habe ich die Beschreibung etwas geändert.]
Der übliche Weg zur Messung des Kettenverschleiss ist die Verwendung eines Lineals, Stahlmassbands oder einer Schieblehre. Dies kann durchgeführt werden, ohne die Kette vom Fahrrad abzunehmen. Dazu misst man den Abstand zwischen zehn Rollen, indem man jeweils vom Mittelpunkt eines Nietstiftes aus bis Mittelpunkt des zehnten Stifts misst. Bei einer neuen, unverbrauchten Kette, beträgt dieser Abstand genau 127 mm. Bei einer verbrauchten Kette vergrössert sich der Abstand.
Dies bietet ein direktes Mass des Kettenverschleiss und ein indirektes Mass für den Verschleiss des Ritzels:
Wenn der Abstand bis zu 128 mm beträgt (etwa 1% Längung), ist alles in Ordnung.
Beträgt der Abstand maximal 129 mm (etwa 1,5% Längung), sollte die Kette ausgetauscht werden, aber die Ritzel sind vermutlich noch unbeschädigt.
Ist der Abstand zwischen 129 und 130 mm (etwa 2% Längung), wurde die Kette zu lange verwendet und die Ritzel (mindestens die am häufigsten gefahrenen) sind wahrscheinlich ebenfalls zu stark abgenutzt. Wenn die Kette ausgetauscht wird, läuft die neue Kette möglicherweise ohne Probleme, aber die verschlissenen Ritzel nutzen die Kette sehr schnell ab, bis die Teilung dem Verschleiss der Ritzel entspricht.
Bei einem Abstand 130 mm und mehr (mehr als 2% Längung), wird eine neue Kette auf den verschlissenen Ritzeln wahrscheinlich springen, speziell bei den Kleineren.
==
Einfach Meßstab auf Bolzen-Mitte anlegen und schauen, wie groß die Länge Mitte-Bolzen am 10ten Bolzen ist. Ist sie 127 mm , dann ist noch alles in Ordnung (also eine neue Kette). Bei 128 mm sollte man die Kette tauschen:
o-o-o-o-o-o-o-o-o-o
I --127 -128 mm --I
PS: Zum Schaltwerk einstellen macht dein Freund das folgende (er braucht davor keine Angst haben, den Dreh hat man bald heraus):
http://www.vcvolketswil.ch/downloads/schaltwerkeinstellen.pdf
1. Schwenkbereich zum größten hinteren Ritzel einstellen: vorne aufs kleinst Blatt schalten und hinten aufs größte und dann mit einem Schraubendreher die Schraube "L" (low gear, also kleine Geschwindigkeit) entweder nach links oder rechts drehen: Schaltwerksröllchen sollten genau unterhalb des größten Ritzels verlaufen
2. Das gleich nur fürs kleinste Ritzel: vorne aus größte Blatt und hinten aufs kleinste Ritzel und mit der Schraube "H" (hohe Geschwindigkeit) so einstellen, daß Schaltwerksröllchen genau unter dem kleinsten hinteren Ritzel verlaufen.
3. Auf das drittkleinste Ritzel (vom kleinsten) hochschalten und mit der Zugschraube (das macht man mit der Hand) so lange entweder nach links oder rechts drehen, bis die Kette nicht mehr am vierten Ritzel schleift.
4. Gänge durchtesten. Sollte zum Beispiel ein Gang schwer von einem Ritzel zum nächsten springen, dann einfach mit der Zugschraube (entweder links oder rechts) drehen und nachjustieren.
In dem geposteten Link sind das die Punkte: 1, 3 und 5. Punkt 4 tritt eher selten auf, und wird wohl nur gebraucht, wenn man neuen Schaltzug klemmt.
Noch was: den Zug (wenn mal die Kette nicht so recht von einem zum anderen Ritzel springen will) kann man auch während des Fahren justieren (man dreht dann einfach an den Enden an den Anschlagsockeln am Unterrohr; das ist an der Stelle, wo früher in den 80ern die Schalthebel saßen). Auf der rechten Seite dreht man für das Schaltwerk und auf der linken Seite für den Umwerfer.