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Trainingsbericht: ... nach sechsjähriger Abstinenz wiedermal ..., puh ...

Anquetil

streetfighter
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So, gestern nachmittag habe ich nach sechsjähriger Abstinenz auf dem Rennrad mein erstes Training absolviert. Hatte mir dazu eine alte Trainingsstrecke von knapp 80 km ausgeguckt, wovon ich sechzig Kilometer für das eigentliche Training nutzen wollte und 20 km zum ausfahren. Die Strecke selbst ist sehr flach mit kleinen Maulwurfshügelchen und fürht von Herne über Pöppinghausen, Castrop, Datteln, Selm, Bork, Vinnum, Waltrop, Castrop und dann wieder nach Herne.

Abgesehen vom excellenten "Wetter" war ich überrascht, wie wenig Reserven man nach so einer langen Zeit der Trainingsabstinenz hat, zumal ich mich eigentlich anderweitig recht fit halte. Früher bin ich den sechzig Kilometerabschnitt in einem 35er Schnitt gefahren, je nach Jahreszeit und Windverhältnissen auch deutlich schneller.

Kurz und gut, nach 30 Kilometern mit 42 x 17 merkte ich die ersten Verhärtungserscheinungen in der Beinmuskulatur und fragte mich eh, was ich bei diesem Regen auf dem Bock mit kalten Füssen hier mache. Mit dem 31 Schnitt war ich da noch einigermaßen zufrieden. Hab mir dann noch kurz auf dem Rad eine Leberwurststulle gegönnt, kräftig mit meinem Mineraldrink nachgespült und habe dann noch mal in die Pedale gehaun um in Selm einen schicken Platten zu beheben - Zack, Schlauchwechsel Vorderrad und weiter gehts voll in einen richtigen Wolkenbruch, ihr wißt schon, nicht dieser übliche Regen, sondern die Variante mit den Eimern. :D

Bei Kilometer 48 bekam ich dann die ersten wirklich ernstzunehmenden Verhärtungen mit Krampfansätzen, die Beinmuskulatur war kalt und es wollte einfach nicht aufhören zu schütten. Was soll ich sagen, zap auf 42 X 19 umgeschaltet und dann mächtig eingebrochen, so daß ich nach 60 Kilometern noch so eben einen 28er Schnitt aufweisen konnte.

Habe mir dann erstmal ne kleine Pause, so von vielleicht 15 Minuten gegönnt, noch ne Schinkenstulle und einen Cornyriegel verdrückt, dann ordentlich nachgespült und mich wieder aufs Rad geklemmt. Obwohl ich dann (natürlich weiterhin im Regen :kotz: ) eigentlich nur noch locker auskurbeln wollte, wurde ich immer schwächer (außerdem hatte ich tolle Schmerzen am Hintern :D ) und die Krampfansätze immer doller, zuletzt sogar so heftig, dass ich auf 42 X 23 vorsichtig nach Herne eintrudeln musste. Nach Flüssigkeitsaufnahme, Dusche, Sauna und Mangare ging es dann aber wieder.

Wahrscheinlich war es Dummheit :spinner: von mir nach einer so langen Abstinenz unter diesen Bedingungen das erste Training durchzuziehen und auf Tempo zu fahren, anstatt einfach nur von Anfang locker durchzukurbeln um sich überhaupt wieder an das Rennradfahren zu gewöhnen. Wie würdet Ihr nach so einer Pause vom Rennradfahren wieder einsteigen oder auch besser gefragt: Wer hat denn noch Erfahrungen mit dem Wiedereinstieg und wie habt Ihr das bewältigt?

Ich muss dazu noch sagen, dass ich knapp 40 Jahre alt bin und schon noch mal anstrebe meine alte Form zumindest annäherungsweise zu erreichen. Haltet Ihr das für realistisch oder sollte ich mir das Ganze besser von der Backe putzen?

- Euer Jaques -
 
Aml ne Frage aber nicht böse sein, was wolltest Du mit diesem von dir bezeichneten Training erreichen?

Also selbst nach einer Winterpause in der man bicht gefahren ist und nur sich fit gehalten hat, würde ich keine 80 Km fahren und versuchen Rekorde zu fahren.

Das wird sicherlich noch be Weile weh tun, das was du mit Deinen Beinen gemacht hast.

Also ich fange die ersten Fahrten mit 30-40 km an und fahre um die Beine zu bewegen. Nach Zeit und Schnitt kann ich fahren, wenn ich mit dem trainieren in diesem Jahr fertig bin.

Trotzdem viel Erfolg weiterhin und laß es einfach langsam angehen.
Hört sich nach echter quälerei an und nicht nach Spaß am Radfahren.

Gruß

Cever
 
clever_smart schrieb:
Aml ne Frage aber nicht böse sein, was wolltest Du mit diesem von dir bezeichneten Training erreichen?

Also selbst nach einer Winterpause in der man bicht gefahren ist und nur sich fit gehalten hat, würde ich keine 80 Km fahren und versuchen Rekorde zu fahren.

Das wird sicherlich noch be Weile weh tun, das was du mit Deinen Beinen gemacht hast.

...

Kein Thema, bin nicht böse, war ja auch ein wenig zu blauäugig von mir, das Thema "Wiedereinstieg" so anzugehen. Aber ich habe mich stark genug gefühlt und dachte das sechzig Kilometer pus zwanzig zum Ausfahren kein Thema sind, da habe ich mich einfach klar überschätzt.

Zum Zweiten habe ich natürlich nicht versucht auf Rekorde zu fahren, schließlich habe ich ja nichts "Dickes" aufgelegt, sondern 42 X 17, was wohl an und für sich ganz okay gewesen sein dürfte. Und, dass ich mich mühte einen, aus meiner Sicht ganz ordentlichen Schnitt zu fahren, dürfte auch normal sein, wenn es bei einem Einstiegstraining auch nicht das Primärziel sein sollte. Allerdings weiß ich nun ziemlich gut wo ich stehe und kann das Training entsprechend effektiv planen und steuern.

Und überraschenderweise geht es meinen Beinen sehr gut, womit ich absolut nicht gerechnet hatte. Die Sauna mit ihren kalten Bädern direkt nach dem "Training" hat anscheinend wunder gewirkt, die Regeneration war also erstklassig. Werde daher auch heute ein ausgiebiges Ausgleichstraining mit einer Stunde koordinativer Gymnastikübungen und entsprechende Dehnungseinheiten durchziehen, sowie dann noch ein wenig Kraftraining für den unteren Kreuzbereich machen, denn da offenbarten sich gestern auch ganz klar Schwächen, wie ich überhaupt anscheinend mehr für meine Rückenmukulatur tun muss.

Danke übrigens noch für Deine Beschreibung, wie Du nach einer Pause wieder einsteigst.

- Euer Jaques -
 
Anquetil schrieb:
So, gestern nachmittag habe ich nach sechsjähriger Abstinenz auf dem Rennrad mein erstes Training absolviert.

... Bolztour ...

Anquetil schrieb:
Wer hat denn noch Erfahrungen mit dem Wiedereinstieg und wie habt Ihr das bewältigt?

Ich muss dazu noch sagen, dass ich knapp 40 Jahre alt bin und schon noch mal anstrebe meine alte Form zumindest annäherungsweise zu erreichen. Haltet Ihr das für realistisch oder sollte ich mir das Ganze besser von der Backe putzen?

Ich bin zu Jugendzeiten viel gefahren (aber sicher nicht so ambitioniert wie Du) und habe dann fast 10 Jahre keine nennenswerte sportliche Betätigung gehabt. So hat es dann mehr als 10.000 Fahrkilometer gebraucht, bis wieder eine Grundlage da war, auf Basis derer an reproduzierbare Durchschnittsgeschwindigkeiten oberhalb 25 km/h überhaupt zu denken war.

Irgendwann kam dann der Punkt, wo genug Grundlage da war, um auch auf längeren Strecken mal das Tempo hochzuhalten. Heute kann ich gelegentlich auch mal über 30 km/h Schnitt fahren, ohne mich dabei völlig zu verausgaben oder Muskelprobleme zu bekommen. Allerdings gehe ich nur selten ans Geschwindigkeitslimit - habe andere Ziele (Langstrecke).

Zwischenzeitlich habe ich auch an mir selbst gezweifelt - ich bin nie besonders "sportlich" gewesen, aber der Mangel an Trainingserfolg schien erstmal frustrierend. Aber irgendwann kommt ein Punkt, ab dem wieder genug Substanz da ist, daß man darauf was aufbauen kann.

Geh' es ruhig an, fahr' dieses und nächste Jahr viel Grundlage ein und denke dann 2007 nochmal über schnelles Fahren nach. Wenn Du damals ein guter Fahrer warst wird ja wohl ein wenig Veranlagung dafür da sein. Mit Ende 30 solltest Du biologisch gesehen zumindest noch so einigermaßen in die Nähe Deiner früheren Leistungen kommen können...
 
clever_smart schrieb:
...

Trotzdem viel Erfolg weiterhin und laß es einfach langsam angehen.
Hört sich nach echter quälerei an und nicht nach Spaß am Radfahren.

Gruß

Cever

Du hast Recht, es war eine verdammte Quälerei! Aber genau darauf stehe ich auch und mir macht so eine Schinderei einen Riesenspaß :D , auch wenn ich, so ich mal gerade mitten in der Bredoullie bin, mich manchmal frage, ob ich einen unterm Pony habe.

Aber wie bereits gesagt, mich im Training zu quälen und mir das Letzte abzuverlangen, ist eine Sache, die meine Hormonausschüttung so richtig in Wallung kommen lässt, dass ich mich hinterher richtig gut fühle und motiviert bin die Grenzen meiner Belastbarkeit beim nächsten Training wieder ein bißchen weiter rauszuschieben.

Jetzt muß sich aber erstmal mein Hintern wieder beruhigen und nächstes Wochenende werden dann zwei kleinere Einheiten gefahren. Und in vierzehn Tagen bin ich dann soweit den Trainingsumfang zu erweitern und nach drei weiteren Wochen kann ich dann ernsthaft an Intensitätssteigerungen arbeiten.

- Euer Jaques -
 
bergschleicher schrieb:
...

Zwischenzeitlich habe ich auch an mir selbst gezweifelt - ich bin nie besonders "sportlich" gewesen, aber der Mangel an Trainingserfolg schien erstmal frustrierend. Aber irgendwann kommt ein Punkt, ab dem wieder genug Substanz da ist, daß man darauf was aufbauen kann.

Geh' es ruhig an, fahr' dieses und nächste Jahr viel Grundlage ein und denke dann 2007 nochmal über schnelles Fahren nach. Wenn Du damals ein guter Fahrer warst wird ja wohl ein wenig Veranlagung dafür da sein. Mit Ende 30 solltest Du biologisch gesehen zumindest noch so einigermaßen in die Nähe Deiner früheren Leistungen kommen können...


@bergschleicher,

danke für Deine Reaktion. Ich denke, dass Du mit "ruhig angehen" und "Grundlagen fahren" schon ganz richtig liegst, was ich mir auch schon selber gesagt habe.

Mein Zeitplan sieht aber so aus, dass ich jetzt den Winter (der Herbst ist ja schon quasi da ;) ) komplett durchtrainieren will, um bis März 2006 vielleicht wieder in Nähe meiner alten Verfassung zu sein. Ich glaube, dass ist zu schaffen, bin mal gespannt.

(Nur so am Rande: Ich merke wie ich heißlaufe und das Rad mich in seiner Faszination wieder gepackt hat, glücklicherweise toleriert meine Frau diese "neue alte Liebe", auch wenn ich auf Ihr Betreiben mit Helm fahren muß, worüber ich allerdings jetzt, wo ich einen habe, auch sehr froh drüber bin. Ohne würde ich mich nicht mehr aufs Rad setzen, was ich auch jedem anderen Fahrer nur wärmstens ans Herz legen kann.)

- Euer Jaques -
 
Lustige Geschichte! Besonders die Stelle mit dem Schlauchwechsel im Regen hat mir gut gefallen...

Ich bin 2003 nach mindestens fünfzehnjähriger Abstinenz wieder aufgestiegen und für wellige 42 km (Marathondistanz!) brauchte ich etwas über 2 Stunden. Danach war ich ziemlich fertig. Muskelzittern, japsende Atmung, all das...

Bis ich das erste Mal 80 km gefahren bin, ist ein gutes Jahr vergangen. Und ich bin auch in 2004 nie besonders schnell gewesen. In 2005 bin ich so langsam mit mir zufrieden, aber das ist völlig subjektiv. Und nächstes Jahr versuche ich mal, ob ich auch noch sprinten lernen kann.

Lass es langsam angehen, sagt
Jörg.
 
Anquetil schrieb:
Mein Zeitplan sieht aber so aus, dass ich jetzt den Winter (der Herbst ist ja schon quasi da ;) ) komplett durchtrainieren will, um bis März 2006 vielleicht wieder in Nähe meiner alten Verfassung zu sein. Ich glaube, dass ist zu schaffen, bin mal gespannt.

Du kennst Dich selbst wahrscheinlich am besten - probier's einfach aus.

Mir ist halt nur aufgefallen, daß es rein gar nix bringt, irgendwelche Brutalo-Intervalle zu fahren, wenn die passende Grundlage dafür nicht da ist. Nachdem mich durch diese Erkenntnis ordentlich Zeit gekostet hat habe ich mich seinerzeit erstmal entschieden, die (GA-)Distanzen hochzuschrauben. Als ich dann wieder mehrere Tage hintereinander streßfrei > 100 km fahren konnte habe ich ein paar Wochen brachiales "Bergprogramm" gestartet, da ist der Schnitt dann innerhalb weniger Wochen um einige km/h nach oben gegangen. Und das schöne: ich habe das Gefühl, daß man auf diese Art und bei kurzen Trainingsdistanzen erworbene Mehrkraft/-geschwindigkeit auch auf längeren Strecken gut anwenden kann. Umgekehrt leistet der Körper aber keine längeren Zeitdauern/Distanzen, als man ihm mühsam beigebracht hat.

Für nächstes Jahr habe ich mir vorgenommen, mal 'ne 400-km-Distanz quasi am Stück fahren zu können. Zeit erstmal "egal", die kann man dann später immer noch optimieren...

Anquetil schrieb:
(Nur so am Rande: Ich merke wie ich heißlaufe und das Rad mich in seiner Faszination wieder gepackt hat

Prima - dann zieh' das im Winter eisern durch, jeden Monat 1000 km GA mit ab und zu 'ner ganzen Woche Pause dazwischen zur Regeneration. Dann kannst Du Dich im Frühjahr am Berg verausgaben und im Sommer die anderen auf der Landstraße scheuchen... :)
 
Ja, lustige wie auch unglaubliche Geschichte.
@Anquetil - bei dem Namen, darfst Du Dir doch gar keine solche Fehlleistungen erlauben :D
Unglaublich, dass Du von einem Training sprichst und von Ausfahren. Da planst Du besser eine gemütliche Ausfahrt. Auch die dürfte am Ende auch nicht gemütlich sein, weil alles weh tut.
Ich weiss was es heisst und was es braucht, nach längerer Abstinenz wieder auf Touren zu kommen. Ich wurde an jedem Hügel von Kollegen abgehängt. Zu meinem Wohnort (ca. 1,5 Km Steigung) habe ich gewöhnlich einen Umweg gemacht, zum ersten weil er weniger steil war und zum zweiten, dass mich möglichst niemand sieht, wie kaputt ich war.
Erst mal sachte, wie ein Sonntagsfahrer und das für die nächsten Wochen. Alles andere kommt nach und nach und dann merkst Du automatisch, wenn Du Dir mehr erlauben kannst. So dreinschlagen ist Raubbau am Körper.
Gümmeler
 
Gümmeler hat's benannt: Raubbau am Körper. Das, was Du gemacht hast, war ganz klar unvernünftig, weil ungesund.
Aber verständlich ist es allemal, sich beweisen, dass es noch geht, dass der Lack auch mit knapp 40 noch nicht ab ist. Tja, und nun haste den Salat.
Muskeln, Beine, Rücken, Hintern - alles tut weh.
Konsequenz (auch wenn's schwer fällt): Ruhig angehen lassen, mittlere Strecken in moderater Geschwindigkeit fahren, Pulsuhr benutzen und immer schön in den Körper hineinhören, was der sagt.
Ich denke, Du solltest vergessen, dass Du mal 35 km/h schnell warst. Das ist Ballast, das war gestern.
Ungeduld ist ein schlechter Ratgeber.
 
@gümmeler und Hannes,

prinzipiell habt ihr recht, sowas sollte man nicht zu oft machen, das geht zu sehr auf die Knochen. Ich werde mir, wie bereits oben angedeutet, für die nächsten Wochen einen realistischen Trainingsplan ausarbeiten, den ich ja je nach Leistungsentwicklung modifizieren werde.

Der alte Jaques wird sich schon nicht zuviele Fehlleistungen ;) erlauben und außerdem muß man doch mal feststellen, daß Training mit dem Ziel Hochleistungssport zu betreiben sowieso nicht immer spaßig ist, geschweige denn rein in die Kategorie Gesundheitssport fällt. Ich muß aber dazu sagen, dass neben dem Spaß am Rennradfahren gesundheitliche Erwägungen eine sehr wichtige Rolle spielen.

Und wenn der Ehrgeiz einen dann packt, dann quetscht man auch das Letzte aus sich raus und dann ist es auch halb so schlimm, wenn man mal über gewisse Grenzen hinaus geht. Ich möchte das mal als mentalitätsfördernd bezeichnen. :D :aetsch:

- Euer Jaques -
 
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