AW: Gemeinsame Touren im Raum München - Teil 3
Ein kleiner Bericht vom Alpenbrevet,
grundsätzlich war ich ob der Wetterprognosen eher unentschlossen, bis "das tue mir nicht an", eingestellt. In einem Anflug von, nennen wir es: an Unvernunft grenzende Dummheit, habe ich mich zum festhalten an meiner Teilnahme entschlossen. Nach einer, dank analoger Navigation, verlängerten Anfahrtsroute, erreichte ich Infolge der Querung des Susten via PKW um 20:30 Uhr die Startnummernausgabe in Meiringen. Schon die Langwierigkeit der Passüberfahrt mit dem Auto und der ungemütliche Regen bei 7 C° machten mir deutlich, welche Aufgabenstellung der kommenden Tag für mich und "NamibDigger" bereit hielt. Mit dem Startpaket in der Hand ab in die Ferienwohnung. Dort angekommen, ausladen, Startnummern am Rad und am Trikot montieren, mit "NamibDigger" telefonisch den Treffpunkt in der Startaufstellung vereinbart, ein Monsterteller Nudeln, Zähneputzen und ab ins Bett.
5:00 Uhr: der Wecker macht Alarm, mein erster Blick geht aus dem Fenster, super es regnet nicht und die Strassen sind trocken. Die maximal mögliche Aufnahmemenge an Müsli futtern, einen Kaffe, Zähneputzen, rein in die Klamotten, Vollständigkeitsprüfung des Tascheninhalts und die 1,7 km zur Startaufstellung gerollt. Es ist ungewohnt beschaulich, kein Gedränge, keine Hektik, die übliche Beschallung, Smalltalk mit dem ein oder anderen Teilnehmer, der Ansager meldet die verbleibende Zeit bis zum Start, Regen wird ab Mittag erwartet, da kommt "NamibDigger", der trotz Vorjahreserfahrung mindestens so aufgeregt wie ich ist.
6:45 Uhr: Startschuss los geht die wilde Fahrt, die ersten 6 km sind gesperrte Straße danach teilen sich die Teilnehmer die Fahrbahn mit dem normalen Verkehr. Der Beginn des ersten "Anstieg" auf den Susten mit 1650 hm ist vom Tempo wie erwartet ambitioniert, mein Puls liegt bereit oberhalb aller selbst gesetzten Limits. Seit dem Start sind ca. 30 Minuten vergangen, die Wetterprognose des Startansagers war leider nicht viel Wert, Regen. Weitere 30 Minuten, ein kurzes Gespräch, wir ziehen die Regenklamotten an. Passhöhe Verpflegung und ein meinerseits sehnlichst erwarteter Zwischenstopp in den Sanitären Anlagen des Passrestaurant. Wenigsten war die Strasse auf der Abfahrt trocken, das lief ganz gut.
Nächste Aufgabe: St. Gotthard, hier mussten wir uns mit allen motorisierten Verkehrsteilnehmer die für den Tunnel zu sparsam sind die Strasse teilen und das waren viele. Nach dem Abzweig auf die alte Strasse war der Verkehr zum Glück deutlich weniger, dafür lag nun ein erstklassiger Gegenwind an, der auf den letzten knapp 2 km des Anstiegs noch durch Kopfsteinpflaster ergänzt wurde, es rollte bei mir nicht wirklich gut auf diesem Belag. Endlich das Schild 1000m bis zur Verpflegung, diese wie auch alle andern Verpflegungsstellen wurden von herzlichen Helfern betreut, was ich mit fortschreitender Fahrzeit immer mehr zu schätzen lernte. in der Abfahrt wurden wir von weiteren Kopfsteinpflaster-Abschnitten erwartet. In Airolo ab durch die Zeitnahme und auf den letzten Drücker in Richtung Biasca auf die Platinrunde.
Auf dem Streckenprofil sieht es zwischen Airolo und Biasca wie eine gemütliche Abfahrt aus, bei Tempo 40 und Gegenwind ist es harte Arbeit. Hier habe ich von den tollen Zeitfahrqualitäten meines Begleiters profitieren können, der den Löwenanteil der Führungsarbeit geleistet hat. In Biasca nochmals Verpflegung und raus aus den Regenklamotten. Ab jetzt befinden wir uns auf dem Rückweg "nur noch" 3900 hm auf 3 Pässe verteilt.
Mit dem Lukmanier wartet nun der längste Anstieg mit ca 40 km auf uns. Nach ca. einem Drittel trafen wir auf einen alten Bekannten, Regen der uns bis in Ziel begleiten sollte. In der Tat die Passhöhe lies sehr lange auf sich warten, dann endlich Verpflegung, ein zwei Becher heiße Suppe, Gel und die erste Regenabfahrt mit Carbonfelgen, macht zwar nicht richtig Spass war aber auch keine unlösbare Aufgabe. Problematisch war es trotz des Zitterns eine gut Linie zu fahren, denn der Fahrtwind der durch die nassen Klamotten pfeift und der Regen bei 60 km/h im Gesicht, führten doch zu einer starken Auskühlung.
Weiter geht es Richtung Oberalppass. Und aufwärts bitte, zuerst lief es noch ganz anständig aber im letzen Viertel des Anstiegs wurde es mir so "blümerant", ja verdammt, die Birne war schon so leergefegt das ich es versäumt hatte zu essen, schnell rein mit dem Futter und hoffen das der Hungerast nicht zur vollständigen Ausprägung kommt. Der Rest des Anstiegs lief für mich nach dem Anfängerfehler, ziemlich harzig, oben angekommen kamen mir 5 C° ziemlich kühl vor und die Aussicht auf die Abfahrt lies auch keine Freude aufkommen. Der Besenwagen wurde gerade von zwei Leidensgenossen in Anspruch genommen und übte auch auf mich kurzfristig eine große Anziehungskraft aus. Gott sei Dank wurde ich von NamibDigger darauf hingewiesen, dass es nur noch ein Pass ist und so beschloss ich erst nach der Abfahrt zu entscheiden. Dank reichlich Nahrungsaufnahme vor der Abfahrt war ich am Fuße des Oberalppass wieder zurück im Geschäft.
Nocheinmal galt es echte Arbeit zu leisten: über den Susten nach Meiringen. Das war nochmal richtig hart, meine Beine spürte ich so gut wie garnicht mehr, alles lief wie automatisiert in einer Art Rausch. Auf dem Pass zwei Becher Suppe und rein in die letzte Abfahrt, die Kombination aus Regen, einsetzender Dunkelheit und Erschöpfung, kreierten einen spannenden Schlussakkord für eine Symphonie aus Schmerz, Kälte und jeder Menge Endorphine.
Die letzten 100 hm hoch aus der Aaresschlucht liefen erstaunlich flüssig, dann durch die dunklen Strassen Meiringens zum Ziel. Der Ansager (der mit der unzuverlässigen Wetterprognose) begrüßte uns namentlich als Helden, ein warmer Aplaus der immer noch Anwesenden und die Aussicht auf eine heiße Dusche zauberten ein zufriedenes Lächeln auf unsere Gesichter.
Trotz aller widrigen Wetterumstände und der Murenabgang bedingten Streckenänderung,war es ein tolle Veranstaltung die organisatorisch jedem Vergleich standhält. Die Helfer auf den Motorrädern, die Helfer an den Verpflegungsstellen, alle Unterstützer haben eine großartige Leistung erbracht und waren von Morgens bis Abends stets herzlich, motivierend und hilfsbereit.
Mein besonderer Dank gilt NamibDigger der mir durch so manches Tief geholfen hat.