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Sowjetrennrad

Edit : Lösung selber gefunden - offenbar üblicher BSA Standard. Ein User berichtete über hakeligen Schaltkomfort mit dem orig. Schraubkranz, der sich dann dramatisch verbessert hat, als er auf einen DA Kranz wechselte.;)
Diese Aussage stimmt für alle alten Schraubkränze: Der Wechsel auf einen Uniglide- oder Hyperglide-Schraubkranz und eine moderne Kette wirkt Wunder. Es muss kein Dura-Ace sein, Sunrace genügt völlig.
 

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Re: Sowjetrennrad
Wie kam das Rad nach D? Was gibt es über seine Geschichte zu berichten? Du hast ja offenbar mit den Vorbesitzern Kontakt?!
 
Hallo Kollegen,

dann kommt jetzt wohl No. 8 (?) hier im Forum ..:D

Heute habe ich das Charkov XB3 Sport vom Vater des Kollegen abgeholt und bin durchaus positiv überrascht.
Ich hatte mich ja die Tage schon hier eingelesen und wusste, was auf mich zukommt : "russische" Landmaschinen-Technik !;)

Mein XB3 Sport bedient fast alle Klischees, die hier schon genannt wurden :

  • rustikale Konstruktion
  • Lötstellen , nein nicht zum Heulen...soo schlimm ist es nicht, aber zum Schmunzeln
  • Technik von vorvorgestern
Aber auf der Haben-Seite :

  • einen für mich unglaublichen Charme, erinnert mich fast an manche Bauer-Räder !
  • eigentlich schöne Muffen ( wenn sie nur lieblicher verarbeitet würden )
  • ein relativ geringes Gewicht !!
Nach allem, was ich hier gelesen habe hatte ich die Erwartung einen schweren Panzer vorzufinden. Wenngleich die Verarbeitung auch an Panzertechnik erinnert, so ist das Rad doch trotz Stahlkeilkurbel relativ leicht.
Ich konnte es noch nicht genau wiegen, weil es in diesem Zustand auch keinen Zweck hat, aber es dürfte im Bereich 10,x kg liegen . Ich bin mir ziemlich sicher, dass es unter 11 kg wiegt.

Was mir erst beim 3. Blick auffiel : der Rahmen hat ein abfallendes Oberrohr - aber nicht nach hinten, sondern nach vorne !

Der "standover" beträgt hinten Richtung Sattelrohr 79 cm, vorne zum Steuerrohr aber nur 77 cm . Fast wie eine Zeitfahrmaschine ! Angeblich hat der Vater das Rad auch mit einem Zeitfahrlenker gekauft, der aber relaiv zeitnah gegen einen normalen Lenker getauscht wurde.

Wenn die "Systematik" stimmt, welche ich in US- und einem russischen Forum gelesen habe, nämlich dass die untere Schlagzahl am rechten Ausfaller das Baujahr angibt, dann würde dieses Rad relativ jung sein und aus 1993 stammen !!
Oben steht 2659......schon irre, dass die Russen dieses Modell 30 Jahre und mehr nahezu unverändert gebaut haben !!

Noch ein interessantes Detail : das Schaltwerk ist mahezu eine 1:1 Kopie meines Gian Robert Competition Schaltwerkes ! Kann ich ja gut vergleichen, da ich das GR am Sperandio verbaut habe.

Noch etwas Schönes oder auch Schlimmes (??) :

das Rad ist zu 100% original ! Nichts wurde durch Fremdfabrikate ersetzt. Bremsen, Antriebseinheit, Schalthebel, Umwerfer, Schaltwerk -ja sogar Sattel/Stütze, Felgen und Schachreifen alles aus russischer Produktion !


Die Schlauchreifen waren übrigens nur platt und liessen sich problemlos aufpumpen, ich werde sie aber natürlich ersetzen.:)

Heute habe ich erst mal nur eine gaaaanz grobe Putzstunde gemacht, Das Rad war lediglich stark verstaubt und teilweise mit Schmiere/Flugrost versehen.

Auch sehr schön: Vorbau und Sattelstütze liessen sich problemlos lösen:)

Bis auf eine winzige Kleinigkeit ist auch alles vorhanden : lediglich bei der VR Bremse fehlt dieser Zugeinsteller, der hinten vorhanden ist.

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Das wird nun mein Herbst/Winterprojekt. Als nächstes erfolgt gründlicher Putz, Flugrost entfernen, Züge, Hüllen etc. erneuern.

EIGENTLICH ist ja gar nicht soviel zu tun, da alles komplett ist.....

Dennoch, auch zu meiner eigenen Sicherheit, werde ich wohl alles bis auf den nackten Rahmen abbauen und alles einzeln gründlich säubern, fetten , einstellen etc.

und natürlich neue Schlauchreifen kleben.

Ich freue mich über diesen urigen Exoten. Anbei mal allererste Bilder vom Fundzustand und nach erstem groben Putz.

Das Rad möchte ich in diesem original Zustand belassen und "nur" restaurieren/auffrischen, da alle Komponenten nach erstem Augenschein funktionsfähig sind.

Auf den Bildern habe ich die Sattelstellung auch erst mal so belassen, wie ich sie in dieser offenbar typisch "russischen" Art vorgefunden habe.

Da fällt mir ein : gerade in der jetzigen Zeit muss ich ja wohl auf "political correctness" achten:oops:
Wenn das XB3 Sport wirklich Baujahr 1993 ist, dann wäre es schon ein rein ukrainisches Rad und kein Sowjet-Rad mehr, denn 1993 war die Ukraine schon aus der UdSSR ausgetreten.

Falls Interesse besteht, kann ich hier gelegentlich von den Fortschritten berichten.
Am Lack werde ich noch viel zu tun haben....er ist zu 99,9% intakt und ohne Abplatzer, aber recht stumpf.

So jetzt aber Bilder.....

Fundzustand :

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nach erstem Grobputz, die alten, harten Schlauchreifen habe ich hier nur mit 5bar aufgepumpt.

Ich lieebe dieses Ur-Viech jetzt schon !!:D😍🥰

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LG Michael
No. 8 von was?
 
Heute Arbeiten erledigt, von denen man im Endeffekt nichts sieht.
  • Schaltzüge erneuert
  • Bremszüge erneuert
  • Flugrost entfernt
  • Schaltung eingestellt
@718ccm hatte schon Recht - es ist eigentlich nicht wirklich viel zu tun, aber ein paar Dinge bleiben schon noch .

Ich hatte zunächst gedacht, ich könnte die original weissen Hüllen weiterverwenden, musste aber feststellen, dass sie qualitativ nicht so dolle sind und auch vom Durchmesser zu keiner üblichen Endhülse passen. Die weisse Ummantelung ist einfach zu gross im Durchmesser und auch sehr weich und schwabbelig.

Zudem lässt sie sich einfach so von der inneren Metallspirale abziehen und es sind doch einige Knicke drin, so dass der Innenzug zu viel Reibung bekommt.

Interessant waren die originalen Köpfe der Schaltzüge - hier sieht es aus, als wäre als Kopf einfach eine Art Hülse aufgelötet worden...urig !

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Von den Bremsen, Schaltwerk, Sattelstütze den Flugrost entfernt...sieht schon etwas sauberer aus.
Da hat schon mal jemand versucht, die Muffenfenster golden auszumalen....naja.

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Die Reifen halten zwar Luft, haben es aber defintiv hinter sich. Die Karkassen sind sehr hart und spröde, die Laufflächen haben vereinzelt Querrisse.

Beide Laufräder haben Achsspiel - ich hoffe, dass ich das noch etwas besser einstellen kann.

Die Bremsgummis sind steinhart und müssen vorne und hinten erneuert werden.

Was mir noch aufgefallen ist : der 5fach Hero Schraubkranz ist heftig am Taumeln. Woran kann das liegen ? Weiss nicht, wie ich das beschreiben soll, aber wenn man das Hinterrad schnell drehen lässt, fällt schon deutlich auf, dass der Kranz stark eiert. Eventuell schmeisse ich ihn ganz raus und ersetze ihn.

Ebenso eiert auch die Kurbel bzw. die Blätter leicht - wie ich mittlerweile in russischen Foren gelesen habe, scheint das aber fast "Standard" bei diesen Kurbeln gewesen zu sein. Es gibt dort lustige Beschreibungen, wie sich die Besitzer die Blätter "gerade" gehämmert oder gepresst haben ;)

Naja, soweit meine kleinen Wasserstandsmeldungen - euch noch einen schönen Abend !

Michael

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Über diese Sattelposition muss ich mich kaputt lachen. 🤣
 
Das ist bei einem Russenrad vor jeder Fahrt zu tun
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Ebenso eiert auch die Kurbel bzw. die Blätter leicht - wie ich mittlerweile in russischen Foren gelesen habe, scheint das aber fast "Standard" bei diesen Kurbeln gewesen zu sein. Es gibt dort lustige Beschreibungen, wie sich die Besitzer die Blätter "gerade" gehämmert oder gepresst haben ;)
Das ist normal. Zahnkränze eiern eigentlich immer, Kettenblätter kann man richten, bei stählernen aus dem Osten muss man das sogar, da hab ich noch nie gerade gesehen.
 
Nicht verschwiegen werden soll die überaus "rustikale" Fertigungs-Qualität vieler russisch/ukrainischer Räder. Was von weitem eigentlich noch recht hübsch aussieht, lässt einen beim Anblick einiger Details fast erschauern !
So etwas, in Deutschland als Gesellenstück vorgestellt, würde wohl dazu führen, dass man in der Prüfung durchfällt !

Sieht natürlich sehr schlimm aus, hält aber doch ! Nur ein "Finish" im eigentlichen Sinn scheint es kaum zu geben.

Feinschmecker wegschauen, es folgen verstörende Inhalte !

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In den dortigen Foren gibt es daher eine Vielzahl von Berichten, wo handwerklich geschickte Besitzer solcher Räder diese selbst nachbearbeitet haben.

Also teilweise komplett entlackt, gestrahlt, Muffen befeilt bzw. mit Hartlot "aufgefüllt" und neu lackiert haben . In Deutschland würde man so etwas als Kunde nicht akzeptieren, anderswo ist man froh, so ein Rad überhaupt besitzen zu können.

Tatsächlich hatte ich selber schon die Idee, den Rahmen entlacken/strahlen zu lassen und alle Löt-/Muffenverbindungen nachzuarbeiten, aber das wäre wirklich Liebhaberei und wirtschaftlich bei so einem Rad nicht erklärbar.

Man kann sich natürlich auch einiges schön reden, dennoch übt ferade diese Urigkeit einen gewissen "Charme" aus.
Ich weiß ja nicht was Du erwartet hast aber ich finde das gehört zu so einem Russenrad. Das ist einfach "schrottig" verarbeitet.
Hatte zwei Russen Motorräder und würde so ein Rad nicht mitnehmen, wenn es bei mir am Zaun lehnen würde...
Du wolltest ein Russenrad und jetzt hast Du eins 😅, Glückwunsch!
 
Diese Räder, oder auch Motorräder, Autos (Lada-Niva) sind mit den zur Verfügung stehenden Mitteln, auf keinen Fall mit westlichen Standards zu vergleichen, produziert worden. Da kam es nicht auf Optik an, sondern auf Robustheit, Alltagstauglichkeit, Reparturfreudig, einfachster Aufbau, ohne Firlefanz. Ja interessant diese Räder, nix für mich, weil null Beziehung zu den Rädern, aber Respekt Micha vor deiner akribischen Recherche 👍😎.
 
HWZ Turist /Trabi/
 

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Wie ich aus den dortigen Foren erfuhr hat man vorwiegend mit Silberlot gearbeitet, das dort ( zumindest zu der Zeit ) wohl auch recht günstig war. Aber solche Aussagen möchte ich auch nur mit Vorsicht wiedergeben, denn es ist ja nur das, was ukrainische/russische Foristen berichten und wie zuverlässig diese Informationen sind, kann ich oft wenig beurteilen. Zumindest habe ich herausgelesen, dass dort einige Menschen posten, die einmal im Charkower Werk gearbeitet haben, also noch Informationen aus erster Hand liefern können.
Du sprichst russisch?
 
Heute erledigte ich das, was man leider vor 32 Jahren in der Charkover Fahrradfabrik nicht gemacht hat - Muffennachbearbeitung.

Unentbehrliches Hilfsmittel dabei mal wieder der japanische Hochleistungs-Polimat mit verschiedenen Aufsätzen...

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Die Muffen sahen ab Werk aus, wie grobe Hackklötze : voll mit übergekleckertem Lot und mit eingelöteten Feststoffpartikeln.

Muffe lins vorher
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Muffe während der Bearbeitung
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Muffe nach Bearbeitung und Neulack - der Lack ist hier noch nass
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Rechts sah die Muffe/Strebe noch grottiger aus, Zustand ab Werk :

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Während der Bearbeitung...
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Nach Bearbeitung..auch hier ist der Neulack noch nass..

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Nun kann man aus Kieselsteinen kein Gold machen, aber es sieht schon deutlich besser aus.

Bei solchen Arbeiten muss man natürlich darauf achten, dass man wirklich nur überschüssiges Lot entfernt, welches nichts zur Verbindung beiträgt. Keinesfalls darf man in's "Fleisch" gehen, sonst würde man die Verbindung schwächen. Bei diesen Arbeiten kam mir natürlch meine ursprüngliche Ausbildung als Metallograph etwas zugute;)

Mit dem kleinsten Schleifaufsatz konnte dann auch der werkseitige Fauxpas am unteren Muffenfenster vorn etwas abgemildert werden.

Muffenfenster vorher.....

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und nach der Bearbeitung....

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Heute also nur kleine Schönheits-Reparaturen;)
Eigentlich genügt das Ergebnis noch nicht ganz meinen eigenen Ansprüchen, aber es war erst einmal ein Test und die Arbeit eines kurzen Nachmittags. Da geht noch was....

Immerhin ist der Rahmen ein gutes Lehr- und Experimentalstück, wo man mal das eine oder andere üben kann, ohne große Werte aufs Spiel zu setzen.
Schönen Abend noch !
Du betreibst ja einen großartigen Aufwand zu diesem sowjetischen Relikt. Respekt!
Wie sehen die Lackreparaturen nach dem Abtrocknen aus? Gut geworden?
 
wenn man in KA sucht kommen viele Kinderfahrräder mit "XB3" offenbar werden die oder werden kürzlich noch gebaut...?
 
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