hier Teil 2 meiner Tour:
Um ca. 18:00h entschied ich mich, in meiner angepeilten Unterkunft anzurufen und siehe da, es gab kein Problem, ein Zimmer ist für mich noch da. Ich sollte mich nur melden, wenn es viel später als 22:00h werden würde.
Ab jetzt hatte ich keine große Lust mehr auf Radweg und bin wo es sinnvoll erschien auf der parallel verlaufenden Landstraße gefahren. War das ein Genuß gegenüber dem Gehoppel mit den Radwegen! Ich machte so gut es ging Dampf, um einigermaßen rechtzeitig anzukommen. Um 22:45h war ich dann schließlich im Lamm in Untergröningen.
Ein großes Hallo empfing mich aus der Ecke des Stammtisches, wo man anscheinend auf mich gewartet hatte…. Was, 340 km? alles heute?.Was, morgen weiter?..usw. Ihr kennt das ja…. Aber ein lustiger Haufen war das. Nachdem ich mein Zimmer bezogen hatte (das Rad durfte ich inoffiziell mit rein nehmen!) mußte ich nochmal bei ihnen auf ein Bier (ein anderes Getränk hätten sie mir übel genommen, zumal das Gasthaus eine eigene Brauerei hat, oder umgekehrt und der Braumeister neben mir am Tisch saß!) vorbeischauen und ein bisschen erzählen. Eine kleine Vesper gab es dann auch noch, aber dann husch husch in die Heia.
Geschlafen habe ich von ca. 0:00h bis 4:00h. Danach alles wieder einpacken, Rad runtertragen und um 4:45h saß ich wieder im
Sattel.
Helmlampe an und wusch… alles was ich sah, war eine weiße Wand. Dunst und Nebel im Kochertal.
Aufgrund der schlechten Sicht waren die nächsten Stunden bis zum Sonnenaufgang ein Stochern im Nebel und Aufpassen, nicht an einer Abzweigung vorbeizufahen.
Endlich wurde es heller, aber der Dunst blieb mir noch eine Weile erhalten. Unterwegs kam ich auch in Braunsbach vorbei, wo letztes Jahr eine Schlammlawine durch den Ort ist. Da ist alles noch Baustelle….
Kurzer Stopp in Schwäbisch Hall und langsam näherte sich die Temperatur wieder von unten dem zweistelligen Bereich.
Was mir anfangs gar nicht aufgefallen war, aber jetzt immer deutlicher wurde, irgenwie lief es richtig zäh heute. Okay, 4:00h ist nicht so meine Zeit, und dann noch als Frühstück ein trockenes Brötchen während der Fahrt mit Isoplörre, ist jetzt auch nicht das, was ich jeden Tag wollte. Aber wahrscheinlicher war, daß ich einfach der Anstrengung von gestern Tribut zollen mußte. Der Puls blieb gut 25 Schläge unter dem, was er sonst macht. Ich verfluchte jede Schippe Sand. Erst als die Temperatur noch höher stieg und mir auch auf einmal klar wurde: ich muß essen, viel essen, ging es mir wieder besser. Der Puls blieb aber wo er war für den Rest des Tages.
Irgendwie war es ein erhebendes Gefühl, dann wieder durch Bad Friedrichshall zu rollen und aus dem eher engen Kochertal in die relative Weite des Neckartales zu fahren.
Irgendwie hatte ich aber den Streckenzustand des Neckarradweges nicht mehr so richtig in Erinnerung und aus dem erhofften gemütlichen neckarabwärts rollen wurde stellenweise ein ziemliches Gewürge auf schlechter Schotterpiste. Und flach war es auch nicht. Wobei doch einige Passagen dabei sind, die wirklich wunderschön sind von der Landschaft her. Man fährt manchmal direkt am Wasser und darf keinen zu heftigen Schlenker machen sonst fällt man in das selbige. Das Wetter wurde auch immer besser und ich freute mich auf eine Einladung von einem Forumskollegen aus Heidelberg (
@oldie49), bei dem ich vorbeischauen wollte. In Vorfreude darauf und vollkommen gesättigt von Radwegen entschloß ich mich, ab Neckarsteinach die Bundesstraße zu benutzen, was sehr viele Rennradfahrer auch taten an diesem Tag. Danach noch eine gute Stunde in der Heidelberger Altstadt bei Kaffee und Kuchen verquatscht und schon war ich unterwegs auf meiner letzten Etappe, die unspektakulär großteils auf meiner Hausrunde verlief. Um ca. 19:15 war ich wieder zuhause.
Und jetzt?
Ich habe die 600 km geschafft, alle sagen „boah ey“, ich war gut im Zeitfenster trotz geselliger Runde am Abend und Kaffee in Heidelberg. Das hatte ich wirklich nicht so deutlich erwartet. Sitzprobleme hatte ich natürlich, aber die waren nicht so, daß ich hätte aufhören müssen. Mein linkes Knie hat wehgetan, aber es war auch noch zu händeln.
Irgendwie habe ich etwas aber nicht gefunden, was ich mir insgeheim erhofft hatte: Das „einfach fahren“, quasi befreit von Raum und Zeit, ohne auf die Uhr zu schauen und sich treiben lassen. Vielleicht liegt das daran, daß ich relativ unentspannt die Tour angetreten habe, weil die Woche zuvor und danach stressig war bzw. ist. Oder aber, daß ich mir in den Kopf gesetzt hatte, am ersten Tag eben diese Unterkunft zu erreichen, weil ich Angst vorm zweiten Tag hatte und mir einen Puffer aufbauen wollte. Und am zweiten Tag wollte ich irgendwann einfach nur noch nach hause. Vielleicht muß ich noch länger fahren und das, ohne daß jemand auf mich wartet?!?
Womit wir bei der abschließenden Frage wären: geht es noch länger?
Am Morgen danach hätten mich keine zehn Pferde auf ein Fahrrad gebracht. Von daher wurde ich da etwas eingebremst. Ob mein Knie eine deutlich größere Distanz noch mitmachen würde ist auch die Frage. Andererseits hatte ich zumindest auf diesen 600 noch einen Puffer. Will sagen, wenn ich mich noch mehr einbremse und z.B. an Steigungen einfach zurückschalte, anstatt sie hochzudrücken, wäre das vielleicht ein Ansatz, noch etwas schonender mit den Ressourcen umzugehen.
Man wird sehen, ich glaube nicht, daß es mein letzter 600er war!