Liebe Rennradl-Aficionados,
so, jetzt aber endlich ein paar Zeilen

. Wird nach und nach fortgesetzt.
In einem Satz vorweg: Die Tour war grandios!
Viel aufregender, intensiver, schöner als ich es mir zuvor vorgestellt habe. In den wenigen Momenten davor, als ich mich fragte, wie es wohl laufen wird, werde ich gesund bleiben, werde ich die geplante knackige Route mit doch einigen km und hm packen, wird das Radl und Equipment halten, wie viel Spaß werde ich haben, hätte ich den Grad an Begeisterung, Erlebniswert, ja Euphorie, die das alles entfachen wird, nicht für möglich gehalten.
Das mag sich jetzt etliche Wochen nach der Rückkehr verklärt anhören - ist es allerdings nicht. Es sind die gleichen Emotionen wie bei der Ankunft in Nizza, so frisch und intensiv.
Was ist es nun konkret gewesen, was so grandios war?
Jeden Tag seinem liebsten Hobby nachgehen. Der ganze Tag besteht nur aus Ganztagestour und dem drumherum, essen, schlafen. Die Landschaften, die Berge, die Pässe, insbesondere in den südlichen französischen Alpen, sind wunderschön, manchmal wirklich regelrecht ergreifend, das man denkt, das gibt`s doch gar nicht. Warum bin ich hier erst jetzt das erste Mal? Und wann werde ich wieder hier sein?
Jeden Tag so viele Eindrücke und Erlebnisse.
Am schönsten waren die Momente, die ich mit anderen teilen konnte. Der Vorteil des Alleinradelns ist, das man sehr leicht in Kontakt mit Gleichgesinnten kommt. Und ich sage Euch, z.B. auf der supersteilen Südauffahrt zum Gaviapass mit einem englischen Radreisenguide und seinem ambitionierten Gast aus Singapur die letzten paar hundert HM hochzukurbeln, ist echt ein Spaß hoch 10. Oben am Pass auf Fernradler treffen, auf Radclubs aus Norwegen, Belgien, England, Niederlande etc., das ist einfach fantastisch, so das man Mühe hat, sich loszueisen und weiterzufahren.
Die Kirsche auf der Sahnehaube, wenn es ums gemeinsame radeln ging, war der Tag mit Peter (Ventouxblog). Zum einen ist Peter megasympathisch und hat ein Füllhorn an Sporterlebnissen aller Art auf Lager (Ex-Triathlet, Ex-Rallyefahrer etc). Zum anderen ist er ein unfassbar fitter Bursche und genialer Guide, der tolle Schleichweg auf die Große Scheidegg oberhalb von Grindelwald und danach die Route Richtung Wallis waren absolut fantastisch.
Ich kann Euch nur dringend empfehlen: lasst euch ein Erlebnis dieser oder ähnlicher Art nicht entgehen.
Das bleibt für immer im Kopf, kann Euch niemand mehr nehmen. Es macht auch einen mega Spaß, das vorzubereiten, zu planen, darauf hinzutrainieren.
Zum Equipment:
mein CAAD9 aus 2007 hat alles klaglos überstanden, die Citec 3000s Laufräder auch.
Beides hatte vor der Tour grob geschätzt ca. 10.000km auf dem Buckel. Ich bin nach den sehr intensiven Jahren 2007-2009 mit dem CAAD9 anschließend fast nur MTB gefahren, deshalb hat das RR recht wenige km.
Ich hatte überlegt, für die Tour neue Laufräder zu kaufen, mit 27mm
Reifen, die gerade so in den Rahmen gepasst hätten. Auch aus Komfortgründen. Aber ich habe es gelassen, die Citecs checken lassen und mit 23mm Conti GP 5000 waren sie bestens bestückt und auch nicht zu unbequem. Ich kannte es ja auch nicht anders

.
Lustig war, wie oft ich auf das alte Equipment angesprochen wurde. Klassische Felgenbremsen und so viel Mehrgewicht, geht das denn überhaupt? Ja, es geht, natürlich hat man schon einen etwas längeren Bremsweg, und gerade bei Regen muss man sehr aufpassen. Erfahrung hilft. Klar, manchmal habe ich natürlich schon an das sehr große Sicherheitsgefühl gedacht, das die Scheibenbremsen beim MTB geben.
Viele Compactkurbelfahrer haben mich um die Bandbreite meiner dreifach-Garnitur etwas beneidet. Ist auch schon cool, mit 30-28 als kleinsten Gang halbwegs bergtauglich zu sein, aber auch bei Tempo 60 mit Kette ganz rechts noch ordentlich Druck auf die Pedalen zu bekommen. Es gab ja auch immer mal wieder Momente, in denen nicht nur herumgetourt wurde, sondern auch richtig knackiger Radsport betrieben wurde.
Am Rad gewechselt wurden vorher alle Züge, die
Bremsbeläge (gegen die blauen Swissstop), die Kassette und die Kette natürlich.
Beim Planen der Route bekam ich recht schnell Lust auf den Ansatz, mit meinem klassischen Race-Rennrad eine Bikepacking-Tour zu machen, mit Zelt, Schlafsack, Isomatte und auch Mini-Gaskocher.
Vorteil: das Rad als Ausgangsbasis ist mit 8,15kg inkl. Pedalen nicht schwer.
Nachteil: die außenliegenden Kabelhüllen haben es insbesondere vorne am Lenker echt sehr tricky gemacht. Dort musste unbedingt der Schlafsack und das Zelt in eine Rolle gestopft untergebracht werden. Durch die Kabelhüllen, die ich natürlich nicht quetschen oder dehnen wollte, war dort nur sehr wenig Platz. Die Lösung nach etlicher Recherche kam mit dem Adapter Ilcoso von Miss Grape aus Italien.
Um das zwar spartanische, aber doch überraschend viel Volumen fordernde Gepäck unterzubringen, habe ich ein Rahmen-"Täschchen" nach dem nächsten gekauft. Natürlich habe ich Taschen mehrerer guter Hersteller verglichen, insbesondere von Apidura und Ortlieb. Etwas besser und überzeugender hat mich der Apidura Kram. Nur eine Kleinzeugtasche vorne am Lenker über der Rolle ist von Ortlieb, und die ist wirklich gut.
War ich anfangs skeptisch, ob es wirklich die größte Arschrakete sein muss mit 17 Litern, war schnell klar, dass es die tatsächlich braucht.
Am Oberrohr hatte ich unten eine 4,5 Liter Tasche, ein wahres Raumwunder, wie sich herausstellte, und noch eine 2 Liter oben drauf für Kleinkram.
Ins Rahmendreieck habe ich nach viel herumprobieren und mit etlichen Flaschenhalteradaptern (Adapter sind an Adaptern befestigt...es hat gehalten) gerade so eine große Flasche (950ml) und eine ganz kleine Flasche (500ml) unterbringen können, da der Platz im Rahmendreieck durch die am Oberrohr hängende Tasche doch ziemlich begrenzt wurde. Das Trinkvolumen war demnach nicht so wahnsinnig üppig, aber es hat gereicht.
Unter dem Unterrohr befestigte ich eine kleine Werkzeugflasche, mit 2 Ersatzschläuchen, Kabelbindern, einer Miniflasche Öl, Kleinkram. Als ich sie mit Tape "versiegelte", nahm ich mir vor, diese auf der ganzen Tour nicht entsiegeln zu müssen. Das ging aber nur, weil mir Peter dankenswerterweise gutes Öl zum nachschmieren mitbrachte, und ich somit mein eigenes nicht brauchte

. Einen Platten hatte ich nicht.
Ich wollte unbedingt vermeiden, auf der Tour Probleme mit dem Taschen-Setup oder sonstigem Equipment zu bekommen. Das etwas scheuert, knarzt, nicht hält, umständlich ist, nervt.
Deshalb habe ich sehr früh angefangen, das ganze Zeug zu besorgen und alles ausgiebig auf langen Ausfahrten zu testen. Viele Projekte für sich, da ich nichts hatte an Bikepacking Sachen.
Dennoch wurde buchstäblich bis zur letzten Minute am Abend vor Abfahrt Feinabstimmung betrieben - wie es sich für echte Hobbyradler gehört ;-).
Als "Cockpit" hatte ich einen
Garmin 1030 und daneben mein Handy. Empfehlen kann ich die "Feschd"-Halterung fürs Smartphone mit einem sehr starken Magneten und Sicherungsbügel. So konnte ich problemlos viele Fotos machen, das Handling war sehr einfach.
Den
Garmin hatte ich mir erst kurz davor gekauft, seine vielen Funktionen und Spezialitäten habe ich erst nach und nach auf der Tour einigermaßen gerafft.
An Klamotten hatte ich dabei:
je zwei Radhosen, Trikots, Radsocken, Unterhemden.
Winddichte lange Gore Handschuhe, die auch ca. 20 Minuten halbstarken Regen abhalten.
Leichte Überschuhe gegen Regen.
Gore Helmüberzug, falls es mal stundenlang gießt. Habe ich nicht gebraucht.
Weste (meine 20 Jahre alte...habe mehrere neue angeschaut, fand ich alle superunangenehm vom Material)
Gore Rennradjacke und kurze Hose (beides so alt wie das Rad

). Beides frisch imprägniert, habe ich öfters mal gebraucht, bei Regen und auch als Kälteschutz bei Abfahrten.
Armlinge, Knielinge, Buff, winddichte Mütze unter
Helm für Abfahrten.
Leichte, abzippbare Trekkinghose für off-bike Zeit.
Faltbare ultraleicht-Schuhe von Meindl. Danach hatte ich sehr lange gesucht. Hätte ich im Nachhinein auch weglassen können, viel gelaufen bin ich nicht. Eigentlich erst bei der Heimreise, aber sie waren abends schon ganz angenehm. Wobei ich häufig so spät ankam, dass nicht mehr viel mit laufen war.
Langarmiges Funktionsshirt.
Dünnen Fleece Pulli.
Zwei Unterhosen (eine verschwand, und tauchte ein paar Tage später wieder auf...)
Ein leichtes Baumwoll-T-shirt für abends.
Ein Funktions T-Shirt für Pausen am Pass (hätte ich weglassen können).
Eine atmungsaktive leichte Fleecejacke für abends, mit der ich theoretisch auch bei Kälte hätte fahren können. Hatte ich kaum an, sie war etwas redundant mit dem Fleece Pulli. Da dachte ich oft, auch weil sie relativ voluminös ist, hätte ich weglassen können. Aber wehe, ich hätte insgesamt kältere Temperaturen gehabt, wie sie ein paar Tage zuvor herrschten. Dann hätte sie gefehlt. Und der Ansatz war, für fast alle Wetterunbilden gewappnet zu sein. Und ich wollte ja auch möglichst häufig draußen sein und zelten.
Das Übernachtungssetup mit sehr leichtem Einpersonenzelt (Slingfin Portal 1), leichter Isomatte, leichtem Daunenschlafsack (Komfortbereich bis 2 Grad), und aufblasbarem Outdoorkissen hat sehr gut geklappt. Einige Male habe ich auch ohne Zelt draußen geschlafen, dazu an anderer Stelle mehr.
Dazu kam natürlich noch weiterer Kram, u.a.:
2 Powerbanks (hätte fast eine zuhause gelassen aus Gewichtsgründen, hätte gefehlt)
Ladekabel etc.
Mini-Taschenmesser
Ultraleicht Gaskocher und Kochtopf (1l)
faltbarer Göffel
faltbare Flasche (1l)
Supplemente (etwas Proteinpulver, Vitamin- und Mineraltabletten)
Sonnencreme, Sitzcreme (dreimal soviel dabei wie letztlich benötigt)
Reiseapotheke für alle möglichen potentiellen Beschwerden, zum Glück nichts gebraucht, kein einziges Pflaster o.a.
Sonnenbrand auch nicht geholt dank LSF 50.
Als schönen Gewichtstreiber hatte ich mit an Bord das kleinste Bügelschloss, dass ich auftreiben konnte, das aber immer noch ca 500 Gramm wiegt...aber ich war froh es dabei zu haben, es gab ein viel besseres Gefühl beim durch den Supermarkt flitzen, und draussen das Rad stehen zu wissen, mit fast allem Hab und Gut dran. Alle anderen Schlösser waren mir zu windig. Zwei Ziplok Kabel"schlösser" hatte ich noch, die ich leider irgendwann verlor.
To be continued

.
Fotos kommen natürlich auch nach und nach.