AW: RRN Triathleten - Trainingsgruppe(n) - - - - - - Teil 15
Hier also mein Bericht zum IM 70.3 Pescara!
Um 7 Uhr geht der Wecker, so eine späte Startzeit hat gewisse Vorteile

Ich kann also in absoluter Ruhe frühstücken, keine Experimente : ein Ei, Espresso, 1 Brötchen mit Honig und 1 Banane, das war`s. Um 10 Uhr mache ich mich mit meinem Sachen auf den Weg in die Wechselzone zum Start/Zielbereich, der ca. 1,5km von meinem Hotel entfernt ist. Quasi eine schöne Vorbelastung
Auf dem Weg dorthin an der Strandpromenade entlang muss ich feststellen daß die Brandung heute unglaublich stark ist, das baden ist für die Öffentlichkeit verboten - an den Stränden sind schwarze Flaggen aufgezogen! Au weia, das kann ja heiter werden nachher!
In der WZ angekommen bereite ich alles vor, Gels und Riegel in die Oberrortasche, Luft nachpumpen, Schuhe bereit, das übliche Gedöhns halt. Währenddessen unterhalte ich mich mit den Jungs neben mir. Mir fällt auf daß die italienischen Trias sehr entspannt und locker sind, jeder hilft jedem, das kenn ich von hier zu hause teils anders......
Um kurz vor 12 Uhr wird meine Startgruppe aufgerufen und wir stehen kurz darauf bei ca. 35° in unseren Neos in praller Sonne *schwitz*
Dann werden wir auf die schweren Bedingungen beim schwimmen aufmerksam gemacht: "The Sea is very rough today, don`t worry, we got masses of helping hands beside of you all and we`ve got an Helicopter over you wich is looking that everything will be alright during the swimming"
Schwimmen :
Start vom Land aus, bereits am Strand hat man Probleme voran zu kommen, die Brandung ist sehr stark. Auf dem Weg zur ersten Boje zeigt das Meer bereits was es drauf hat, die Wellen sind so hoch daß die großen gelben Bojen überspült werden. Teilnehmer vor einem werden von den ca. 3m hohen Wellen hoch-und zurückgeschleudert, fallen auf einen drauf, man gerät unter Wasser und man weiß nicht mehr wo oben oder unten ist. Rythmus finden? Vergiss es, ein paar Kraulzüge, dann schon wieder eine hohe Welle, überspült werden und neu orientieren und so geht das ganze den gesamten Schwimmkurs weiter

Immer wieder schwimmt man durch erbrochenes, viele sind am kotzen wie die Weltmeister
Ich schlucke verdammt viel Salzwasser und habe keine Ahnung wie ich unterwegs bin, man hat viel zu viel damit zu tun sich irgendwie zu orientieren und die Wellen abzuwarten. Noch nie hab ich ein Ende des schwimmens derart herbeigesehnt wie heute! Als ich am Strand ankomme, ziemlich benommen und wacklig nach der Waschmaschine, geht der Blick zur Uhr : knapp 35 Minuten, bei diesen katastrophalen Verhältnissen! Bin zufrieden!
Dann noch der 500m lange Weg in die WZ zum Rad und es kann weitergehen.
Rad :
Es geht zunächst ein paar km flach am Meer entlang, dann ein paar Kurven und man befindet sich sofort im ersten Anstieg. Da sich die meisten der 1200hm auf den ersten 50km des Radkurses befinden nehme ich hier schon Druck raus und sehe zu, daß der Schnitt möglichst nicht unter 27km/Std. fällt. Nach diesem Anstieg befindet man sich im hügeligen Vorland der Abruzzen die man bei diesem schönen Wetter sehr gut am Horizont sehen kann - ein fantastisches Panorama! Nun jagt eine Welle die andere, das ist so gar nicht mein Ding, ich habe Schwierigkeiten hier die Geschwindigkeit zu halten, wie gut daß ich zu hause und auch im Urlaub viel welliges gefahren bin.
Die Abfahrten sind derart kurvig, steil und verwinkelt daß die, die mit RR unterwegs sind, hier deutliche Vorteile haben weil es sich mit einem RR nunmal besser steuern lässt als mit dem TT. Auch die wenigen flachen Abschnitte, auf denen man den Auflieger nutzen könnte, haben scharfe Kurven bei denen man nicht umhin kommt die Hände nach außen zu setzen um besser steuern zu können.
Wir fahren immer mehr den Abruzzen entgegen und die Anstiege werden steiler aber nicht länger. Viele Zuschauer an den Anstiegen, man merkt daß die Italiener Radsport-verrückt sind

Man bekommt genaue Infos darüber wie lang der folgende Anstieg noch ist
Die Landschaft ist wunderschön, kleine Waldabschnitte, viele Olivenhaine, wunderschöne Hügellandschaften. In den Ortschaften gibt es auch das ein oder andere Stimmungsnest mit jubelnden Zuschauern und ein paar Trommelgruppen, hat die wenige Werbung doch den ein oder anderen hier tief im Hinterland erreicht.
Ich fühle mich gut, bin keineswegs am Limit und kurbele die Anstiege mit hoher Drehzahl hoch. Bergab aufgrund des sehr schlechten Asphalts schön mit Sicherheit runter. In der ersten Stunde verpflege ich mich nur mit flüssigem und 1 Gel, in der zweiten Stunde folgen 2 Gels und 1 Riegel, in der 3ten Stunde dann wieder 1 Gel und flüssiges. Im nachhinein betrachtet war das abolut perfekt.
Nach der zweiten Verpflegung bei km 69 sind die meisten HM geschafft und es geht ab jetzt flach bis leicht wellig nach Pescara zurück. Mein Schnitt liegt immer noch bei 27-28km / Std. und ich beschließe, die abschließenden 21km Vollgas zu fahren. Jetzt ist man mit einem TT deutlich im Vorteil, die Geschwindigkeit sinkt bei mir nun selten unter 32-35km / Std, teils fliege ich sogar mit 40km / Std. über die Straße, wie geil ist das denn
Die letzten 5km sind sehr unspektakulär, durch Vororte durch und wieder zurück zum Meer in die WZ.
Nach 3:02 hab ich den Radsplit geschafft, fast ein 30er Schnitt, sehr gut. Der zweite Wechsel trotz des eeeeeeeeeeeewig langen Wegs durch die WZ recht fix und weiter gehts zum laufen.
Laufen:
Schon nach 1km fällt mir auf daß viele anscheinend die Radstrecke unter-und ihre eigenen Leistungen überschätzt haben, denn nicht wenige, die bereits schon 1 Band am Arm haben ( 4x5km ) sind schon am "schlurfen" und manche schon am gehen!
Ich aber fühle mich immer noch fit und ausgeruht, ich freue mich total auf den folgenden Halbmarathon. Die Sonne scheint immer noch und es ist am nachmittag immer noch ca. 32° heiß
An den Verpflegungsstellen verfahre ich folgendermaßen : 2 Becher Wasser über den Körper, 1 Becher Iso mit Wasser verdünnt, 1 Becher Cola, 3 Schwämme die unter`s Trikot kommen und weiter! Das ganze im lockeren Laufschritt, erst nach der VP-Stelle nehme ich wieder Geschwindigkeit auf. Keine feste Nahrung, ich komme beim laufen viel besser mit flüssigem und Gel zurecht. Wenn es etwas salziges gäbe würde ich da allerdings zugreifen, leider gibt es das nicht, was soll`s, meine Gels die ich dabei habe, sind salzig, Squeezy Tomato
Mein Tempo liegt bei ca. 5:05 oder 5:10min / km und mir scheint, ich kann diese Tempo noch ewig so weiterlaufen. Viele andere sind langsamer unterwegs. Das einsammeln beginnt. Die erste Runde hab ich nach 27min fertig und ich beschließe, dieses Tempo weiter zu halten. An der Laufstrecke, die durch die Innenstadt und an der Strandpromenade entlang geht, ist teilweise die Hölle los, auf den Abschnitten durch die pralle Sonne ist es logischerweise etwas ruhiger, und diese Abschnitte genieße ich besonders. Ich hab`s nicht so gerne, ständig angeschrien zu werden
Tja was soll ich sagen, es läuft und läuft und läuft, es macht unheimlich viel Spaß! Als ich in die letzte Runde gehe weiß ich, daß ich knapp unter 5:30 Std. bleiben kann, und das gibt nochmal Auftrieb! Dann hab ich es geschafft und mit 5:29 Std. bin ich hochzufrieden, auf den Laufsplit von 1:42 Std. bin ich sowas von stolz
Fazit :
Es war eine gelungene Generalprobe für den IM in Frankfurt. Das schwimmen muss man differenziert betrachten, wahrscheinlich wäre bei ruhigem Wasser eine Zeit deutlich unter 35min locker möglich gewesen, beim Radfahren haben die langen Einheiten viel gebracht und beim laufen habe ich die meisten Fortschritte gemacht, was garantiert auf die langen Koppeleinheiten zurück zu führen ist. Das Tempo von der MD werde ich bestimmt nicht auf die LD umsetzen können, jedoch bin ich mittlerweile sehr "ökonomisch" unterwegs und darauf kommt es mir letzlich an.
Die Veranstaltung kann ich nur jedem an`s Herz legen. Deutsche Organisationsgründlichkeit trifft italienische Lebensfreude

Die italienische Verpflegung ( nicht die auf der Strecke! )war top und hob sich deutlich von den bisherigen Verpflegungen ab, man merkt doch daß man in Italien ist, schöne mediterrane Küche mit mehreren Sorten Pasta und Pizzen :cookie:
Rund um den WK hat alles bestens geklappt, wie man es von IM-Veranstaltungen gewohnt ist. Daß der Liveticker nicht funktionierte ( Münchner Zeitmessfirma übrigens

) ist allerdings ein ganz großes dickes minus!
Wenn es sich irgendwie einrichten lässt bin ich 2012 wieder in Pescara am Start, soviel steht fest. Pescara ist eine fantastische Stadt mit sehr netten und absolut sportverrücktem Publikum
