Der Staat kann seine Bürger zwingen sich zu schützen, denn es trifft in der Regel nicht den einzelben Unfallfahrer, sondern der volkswirtschaftliche Schaden bezüglich Rente, Krankenkosten, etc. ist der Allgemeinheit nicht zuzumuten.
Ich bin für eine Helmpflicht.
Ich frage mich manchmal, ob hier einige Zeitgenossen in der gleichen Realität leben wie ich….
Und wenn ich solche „Argumente“ wie „volkswirtschaftlicher Schaden“ etc. höre bzw. lese, dreht sich mir der Magen um.
Ob die gleichen Typen, die mit solchen Argumenten kommen, auch ein Verkaufsverbot für Zigaretten fordern?
Der jährliche volkswirtschaftliche Schaden durch Rauchen geht in die Milliarden.
Behandlungskosten, Arbeitsausfall etc. pp.
Gleiches gilt für Alkohol, Drogen, Übergewicht, falsche Ernährung, Bewegungsmangel usw.usf.
Der „volkswirtschaftliche Schaden“ durch verunfallte Radfahrer ohne
Helm möchte doch bitte einmal jemand beziffern.
Und ein verunfallter Radfahrer, der zahlreiche Knochenbrüche davongetragen hat, aber durch einen
Helm überlebte, wird ungleich teurer als einer, dem das Fehlen des Helmes das Lebenslicht ausblies….
„PepOne“ hat es schon dargelegt, und auch der ADFC nennt die gleichen Gründe gegen eine Helmpflicht:
http://www.adfc.de/helme/seite-2-argumente-gegen-die-helmpflicht
Ein Hauptargument gegen eine Helmpflicht ist der damit verbundene Rückgang der Fahrradnutzung insgesamt. So wurde beispielsweise 1991 in Australien eine landesweite Helmpflicht für Radfahrer gesetzlich verordnet. Dies führte zu einem dramatischen Einbruch des seit Jahren anhaltenden australischen Fahrradbooms.
So belegt eine Studie von Dorothy L. Robinson an der University of New England in Armindale (New South Wales), dass im Bundesstaat New South Wales zwar nach Einführung der Helmpflicht der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter 16 Jahren, die einen
Helm trugen, von 31 Prozent auf 76 Prozent anstieg.
Im selben Zeitraum
nahm die Zahl der Rad fahrenden Kinder jedoch massiv ab: Gegenüber 1991 waren im Jahr 1992
36 Prozent weniger Kinder mit dem Fahrrad unterwegs, im Jahr 1993 betrug der Rückgang im Vergleich zu 1991 sogar schon
44 Prozent.
Die Zahl der Kopfverletzungen sank zwar in absoluten Zahlen, zur Zahl der Radfahrer ins Verhältnis gesetzt nahm sie hingegen zu.
Radfahren wurde offenbar für die verbliebene Zahl Rad fahrender Kinder gefährlicher.
(Dorothy L. Robinson, AGBU, University of New England, Armidale, NSW 2351, Australia: Head Injuries and Bicycle Helmet Laws, Accident Analysis and Prevention, volume 28, number 4, pages 463 - 75 (1996) in: ADFC Forschungsdienst Fahrrad Nr. 282.)
Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass bei zunehmendem Radverkehr das individuelle Verletzungs- und Todesrisiko abnimmt. Umgekehrt kann man vermuten, dass bei sinkendem Radverkehr das individuelle Risiko steigt.
Robinson folgert, dass das Bewusstsein um die Radfahrer, einschließlich der Anzahl der Radfahrer auf der Straße, und das allgemeine Verkehrsklima einen größeren Einfluss auf die Sicherheit von Radfahrern haben als das Tragen von Helmen.
Auch bei den zwischen 1992 und 1994 in New South Wales getöteten oder schwer verletzten Radfahrern lässt sich kein höherer Schutz der Helmträger ableiten: 80 Prozent der Getöteten trugen Helme, was ziemlich genau dem Anteil der
Helm tragenden Radfahrer entspricht.
Hat sich einmal jemand gefragt, was bei den verunfallten und auch getöteten Radfahrern – ob mit oder ohne
Helm – die Ursache des Unfalls war?
Der Radfahrer wird nur zu gerne auf Radwege verdammt – und verschwindet damit aus dem Blickfeld und der Aufmerksamkeit der Autofahrer.
Überall dort aber, wo der Radfahrer den Radweg verlassen muß (Kreuzungen, Einmündungen etc.), steht er plötzlich wieder im Verkehrsraum des Autofahrers.
Und wird umgenietet!
Allein die völlige Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht könnte vielleicht schon mehr Leben von Radfahrern erhalten.
Es ist ein typisch deutsches Phänomen, die Symptome zu behandeln, statt die Ursachen zu beseitigen.
Wie gezeigt, bringt die Einführung einer Helmpflicht für Radfahrer keine Verbesserung der Situation, sondern führt eher zum gegenteiligen Effekt.
Weit sinnvoller wäre eine Veränderung der gesamten Infrastruktur.
Etwas weit hergeholt vielleicht, aber nur mal als Beispiel:
Radfahrer dürfen auf Autobahnen nicht fahren.
Wie wäre es mit „Rad-Bahnen“, auf denen Autofahrer nicht fahren dürfen?
Ein Straßennetz nur für Radfahrer (und vlt. Fußgänger; also nichtmotorisiertem Verkehr).
Viele (Fern)Radwege verlaufen zu einem sehr großen Teil dort, wo Autofahrer nicht fahren dürfen. Das wäre doch schon mal ein Anfang.
Die Schutzfunktion eines Helmes möchte ich nicht in Abrede stellen, noch weniger zur Diskussion.
Aber eine Helmpflicht würde selbst diejenigen treffen, die fernab des KFZ-Verkehrs fahren. Auf Wirtschaftswegen, Waldwegen, durch „Wald und Wiese“.
In Sachen Rücksichtnahme gegenüber Radfahrern sind uns z.B. die Niederländer weit voraus. Das erlebe ich, da ich unmittelbar an der Grenze wohne, unentwegt.
Und sollte es wirklich zu einer Helmpflicht kommen, wird BeNeLux mein Trainingsgebiet sein. Auf deutschen Straßen wäre für mich das Radfahren gestorben.