AW: Holzrennrad
Vielleicht gibt es außer emotionalen Gründen auch noch rationale Gründe sowas zu bauen. Prototypen aus Holz gibt es ja schon lange und Holzfelgen kann man ja sogar im Laden kaufen, aber durchgesetzt hat sich dieser Werkstoff irgendwie nicht wirklich.
Holz ist genau wie CFK ein anisotroper Werkstoff, die mechanischen Eigenschaften variieren also entsprechend der Faserausrichtung. Bei CFK kann man die Ausrichtung der Fasern gerade in den kritischen Bereichen (Lenkkopf, Innenlageraufnahme usw) beim Laminieren gezielt einsetzen, damit sich am Ende die gewünschten Eigenschaften des Rahmens ergeben.
Bei Holz kann man durch Biegen mit Dampf (wahrscheinlich auch nur bei bestimmten Holzsorten) oder Formverleimen von dünnen Furnierschichten erreichen, dass sich die Kraftlinien und die Faserausrichtung angleichen. Die Möglichkeiten, eine "optimalen Konstruktion" im Bereich des Innenlagers oder Lenkopfes anzustreben, sind aber im Vergleich zu CFK äußerst begrenzt.
Um zwei Punkte mechanisch besonders steif und besonders knickstabil miteinander zu verbinden, hat ein Rohr eine recht optimale Form, da die Querschnittsfläche im Mittel den maximalen Abstand von der Mittelachse hat (Stichwort Flächenträgheitsmoment). Mit CFK kann man beliebig Konstruieren, auch Rohre mit veränderlichem Querschnitt und Wandstärken sind möglich.
Eine Vollholz-Konstruktion wäre da immer deutlich schwerer. Deshalb ist eine Konstruktion mit Bambus-Rohren hinsichtlich des Gewichtes sicher die bessere Wahl. Sowas gibt es auch bereits seit langer Zeit und kann man auch heutzutage noch kaufen:
http://www.bikebamboo.com/where_to_buy.php
Auch die mechanischen Eigenschaften von Holz sind schlechter als von CFK (alles nur grobe Hausnummern, da gibt es große Unterschiede!):
E-Modul/Dirchte bei CFK in Faserrichtung ca. 75000N/mm^2 /(g/cm^3)
Zugfestigkeit/Dichte bei CFK in Faserrichtung ca. 400N/mm^2 /(g/cm^3)
E-Modul/Dirchte bei Holz in Faserrichtung ca. 20000 N/mm^2 /(g/cm^3)
Zugfestigkeit/Dichte bei Holz in Faserrichtung ca. 160 N/mm^2 /(g/cm^3)
Aus Kontrukteurssicht kann ein Holzrahmen in der Summe hinsichtlich Steifigkeit und Leichtbau (=Sportlichkeit?) eigentlich nicht die Eigenschaften eines Alu- oder CFK-Rahmen erreichen. Vermutlich fühlt sich so ein Rahmen völlig anders an, nicht auszuschließen, dass genau dieses Fahrgefühl aber einige besonders anspricht. Nett siehts auch aus und es gibt offensichtlich ein paar Leute, die dafür ordentlich was springen lassen. Der Bambus-Renner oben kostet mal locker über 2000 britische Pfund und für Folgendes muss man 12900Euro hinlegen:
http://www.waldmeister-bikes.de/de/
Der Name "Waldmeister" ist natürlich klasse...